Es stand wieder ein kleiner AusFLUG auf dem Programm: die Piper Arrow HB-PIX war von Donnerstag Nachmittag bis Samstag Abend für uns reserviert und so sausten wir am Donnerstag gleich nach der Arbeit ins Birrfeld. Wir nahmen das übliche Equipment wie Unterlagen und Schlüssel am Schalter entgegen, dieses Mal aber zusätzlich auch noch Schwimmwesten. Die Reise sollte nach Korsika gehen und für die Strecke übers Meer sind Schwimmwesten vorgeschrieben.
Donnerstag: Birrfeld – Cannes
Das Wetter spielte mehrheitlich mit. Wir erwarteten in der Schweiz noch einige Regenschauer, es sollte aber zunehmend besser werden. So starteten wir mit vollen Fuel-Tanks in Richtung Westen, erst etwas holprig im Wind, bald aber schön ruhig kurvten wir um die Regenwolken und mieden die Gewitterzellen, die sich noch an die Berge schmiegten. Anstatt direkt vom VOR WIL via Thun und Bex nach Frankreich zu fliegen, setzten wir Kurs auf Neuenburg, um dann nach Süden abzudrehen und etwas westlich von Vevey über den Genfersee zu fliegen.
Auch in Frankreich mussten wir erst etwas dem Wetter ausweichen (nördlich der CTR Annecy unter der TMA Genf statt südlich Annecy), ab Grenoble konnten wir aber einfach dem geplanten Strich auf unserem iPad nachfliegen.
Einen kurzen Moment der Unsicherheit hatten wir, als der Funkkontakt zur Informationsfrequenz abgebrochen war. Wir wollten eine Positionsangabe absetzen, erreichten aber niemanden mehr. Es war nicht ganz klar, ob unser Funk defekt ist, oder ob wir ausserhalb der Abdeckung sind. Da man ohne Funkkontakt nicht in Cannes landen darf, versuchten wir unser Glück für eine Funkkontrolle beim nächstbesten Flugplatz: Gap. Wir riefen aufs Geratewohl die Frequenz auf und tatsächlich war da ein sehr kooperativer Mann, der uns versicherte, dass 1. unser Funk funktioniert und 2. wir wohl nicht mehr in der Frequenzabdeckung seien, aber wir 3. in ca. 20 Meilen doch einfach mal „Nizza Information“ anfunken sollen. Gesagt, getan, mit der neuen Frequenz hat’s geklappt. Puh!… 🙂
Schon bald entdeckten wir in der Ferne hinter den Bergen das Mittelmeer und kurz hinter dem letzten Hügel sanken wir steil nach Cannes runter. Nach knapp zweieinhalb Stunden Flugzeit setzte die Piper das Fahrwerk auf Französischen Boden und wir rollten zum Grasparkplatz. Mit dem Taxi fuhren wir ins nahe gelegene Mercure Hotel, machten uns kurz frisch und spazierten dann zur Strandpromenade, wo wir mit einem Bier auf den tollen Flug angestossen und einen Happen zum z’Nacht gegessen haben.
Im Hotel haben wir noch etwas Flugplanung für den nächsten Tag gemacht und fielen gegen Mitternacht erschöpft ins Bett.
Freitag: Cannes – Corte – Calvi
Cannes – Corte
Wir erwachten bei Sonnenschein und wenig Wind. Gute Bedingungen für ein Flügli übers Meer. So tankten wir selber erst mal einen Kaffee im Hotel und später dann beide Tanks der PIX voll, gingen nochmals die Planung zusammen durch und starteten morgens um 9 Uhr in Richtung Süden.
Die Anweisungen in den Flugunterlagen vom Airport Cannes sind klar: VFR-Flüge nach Korsika steigen bis max. 1’000 Fuss, fliegen bis zum Punkt „SW“ und drehen dann direkt nach LERMA. Im Funkkontakt mit dem Tower und später mit Nice Information flogen wir also die Route ab und konnten bald auf 6’000 Fuss steigen. Dort oben war die Luft ruhig und wir konnten den Ausblick über 1001 Blauschattierung geniessen.
Schon bald kam in der Ferne bereits wieder Land in Sicht – Korsika, die wilde, oft bergige Insel lag im glitzernden Wasser vor uns. Punkt für Punkt flogen wir unser Routing ab, immer im Kontakt mit den Lotsen von Nizza und später Bastia. Erst in den Bergen von Korsika brach der Kontakt erwartungsgemäss ab und wir kurvten zwischen den Bergen und den Hügeln entlang in Richtung Corte.
Corte, ein kleines Städtchen mit Flugplatz, liegt mitten auf der Insel. Im Vorfeld haben wir gelesen, dass nicht viel los ist dort und so setzten wir mal eine Blindmeldung am Funk ab, die aber nicht erwidert wurde. So flogen wir weiter das Standartprozedere für solche Fälle: Einmal quer über den Platz, um anhand des Windsacks die Landerichtung zu definieren und zu prüfen, ob keine Schafe auf der Piste sind. Alles i.O. Weiter flogen wir den Downwind für Runway 13 und rollten nach der Landung auf den Parkplatz. Zufällig waren zwei Männer dort und wir fragten, wo wir die Landetaxen bezahlen können. Sie schüttelten den Kopf, hier sei niemand, es wäre alles ok, auch ohne zu zahlen.
So fragten wir noch nach dem Campingplatz mit Restaurant in der Nähe und der eine Mann zeigte uns den Weg. Leider war der Campingplatz infolge Corona geschlossen und so kehrten wir unverrichteter Dinge zum Flieger zurück. Gerade wollten wir die Planung für die nächste Etappe im Schatten der Bäume machen, als der Mann, der uns vorhin den Weg zum Campingplatz beschrieben hat, fragte, ob das Restaurant dort noch geschlossen sei. Ja, antworteten wir, aber es wäre eh nur auf einen Kaffee gewesen und so bot er gleich an, bei ihm im „Fliegerstübli“ der Flugschule einen Kaffee zu trinken.
Super, gerne nahmen wir sein Angebot an und sprachen mit ihm über die Fliegerei, Corona und den Tourismus auf Korsika. Obwohl er nicht mal was für den Kaffee wollte, legten wir ein Nötli in die Kaffeekasse, es war wirklich eine schöne, spontane Begegnung, die total zum Eindruck von Korsika passte!
So machten wir die Planung dann doch im Schatten der Bäume und stiegen so knapp wie möglich in den Flieger, da es dort drin brütend heiss war. Wir machten die nötigen Checks und rollten ganz zum Anfang der Piste 13.
Corte – Calvi
Der Flug von Corte nach Calvi war kurz. Und holprig. Die Hitze löste viel Thermik über den Hügeln aus und da wir schon bald wieder landen mussten, lohnte sich viel Steigflug nicht. Also hüpften und schüttelten wir in Richtung Norden an die Küste und meldeten uns wie vorgesehen beim Calvi Tower an. Erst erhielten wir die Clearance, um den Anflug fortzusetzen, wurden dann aber angewiesen, „East of Echo“ ins Holding zu gehen. Es musste noch ein Air France Airbus abfliegen, bevor wir anfliegen durften. Also drehten wir über der wirklich wunderschönen, türkisen Küste Korsikas unsere Runden. Als wir den Airbus „in sight“ meldeten, erhielten wir die Erlaubnis, den Anflug fortzusetzen und zwar mit einem „direct in“ auf Piste 18. Der Wind war ziemlich stark und nicht direkt in der Pistenachse – Oliver stellte den Flieger also etwas quer zur Piste und flog konzentriert den Final. Die 25 Knoten Wind aus ca. 50 Grad zum Flieger fühlten sich für Claire nicht wirklich komfortabel an, aber Oliver setzten den Flieger beim ersten Mal souverän auf die Piste und wir rollten zum Parkplatz.
Beim Aussteigen zerrte der Wind an unserer Frisur und zumindest Claire war froh, dass sie vorher nicht genau nachgefragt hat, wie die Windsituation sein würde – so war alles viel entspannter. Und gelandet ist gelandet. Nun ging es wieder mit dem Taxi zum Hotel, das wir am Morgen online von Cannes aus gebucht hatten.
Das Personal war echt herzlich, das Zimmer (wir haben ein frisch renoviertes bekommen) war stilvoll eingerichtet, der Ausblick aufs Meer super und die Nähe zu Strand und Altstadt ideal. Somit waren wir mit unserer Wahl vom Hotel L’Onda sehr zufrieden.
Calvi-Programm: Flugplanung, Mittagessen, Apéro, Strand, Bädli, Abendessen. Entspannen. Perfekt.
Am Abend erwischten wir gerade noch den Sonnenuntergang von der Zitadelle aus. Der Mond war auf der anderen Seite schon am Himmel zu sehen und so suchten wir ein Restaurant fürs Abendessen. Im Nachhinein haben wir (wieder mal) gelernt: nein, man bestellt in Frankreich kein Entrecote! Ansonsten war es lecker, wie immer zu viel, aber wir waren nach einem langen Tag mit viel Sonne so müde, dass wir trotz vollem Magen schnell einschliefen.
Samstag: Calvi – Locarno – Birrfeld
Calvi – Locarno
Der Plan für Samstag sah vor, dass wir das Frühstück wieder ausliessen und dafür am Morgen nach einem Bad im Meer einen Kaffee am Strand trinken würden und gegen 12 Uhr aus dem Zimmer auschecken. So konnten wir uns wieder frisch machen und entspannt zum Flughafen fahren, den Flieger noch volltanken und die Administration erledigen – die zu Corona-Zeiten mit zusätzlicher Polizeikontrolle noch etwas umfangreicher ist.
Alles klappte wie am Schnürchen. Gut im Zeitplan rollten wir mit Erlaubnis des Towers auf die Piste und gaben Gas für den Takeoff Richtung Norden (der Wind hat gedreht und kam schön und mit ca. 10 Knoten in der Pistenachse von Norden). Wir stiegen bis auf die erlaubten 1’200 Fuss und fragten dann am Funk, ob wir weiter steigen dürfen. Wir erhielten die Erlaubnis, erst auf 2’000, später auf 3’000 Fuss zu steigen. So cruisten wir gemütlich übers Meer. Der Funkkontakt mit Frankreich und Italien war mehr oder weniger spannend bis abenteuerlich. Es klappte aber alles und nach einer Stunde hatten wir auf der Höhe von Savona wieder Land unter uns.
Südlich von Milano Malpensa mussten wir mit dem Sinkflug beginnen, da die VFR-Fliegerei in Italien grundsätzlich bis 1’000 Fuss über Grund stattfindet und wir schon froh sein konnten, so lange auf 3’000 Fuss bleiben zu dürfen. So hielt Oliver die Nase des Flugis nach unten und so nah über Grund war die Thermik wieder ein Thema. Wir hüpften munter Richtung Schweiz, es war viel los auf der Frequenz und die Traffic Information wurde durch ein „aufpassen, es halt viele Flieger, Paraglieder und Parajumper unterwegs“ ersetzt. Ok, doppelt gut rausschauen, die anderen Flieger und das Gelände im Blick behalten und auf die Landung in Locarno vorbereiten. Wichtig, denn dort war ein Pizzastop geplant und der Zoll vorgemerkt, falls sie eine Kontrolle machen wollten.
Locarno – Birrfeld
Nach 1h55′ setzten wir weich in Locarno auf, die Pizza war sehr lecker und frisch gestärkt nahmen wir den letzten Teil der Reise in Angriff: Die Schweizer Alpen von Locarno via Maggiatal, Gotthard, Vierwaldstättersee nach Birrfeld. So stiegen wir auf FL 100, um gut über die Berge zu kommen – um dann gleich wieder auf der anderen Seite zu sinken, um unter den diversen Mindestgrenzen zu bleiben. Der Flug übers Flachland ging schnell vorbei und sicher und zufrieden landeten wir im Birrfeld.
A prestu, Corsica!
Wir sind ganz begeistert von der Freundlichkeit der Leute in Cannes und auf Korsika. Wir haben Frankreich oft als eher unfreundlich erlebt. Wer weiss, vielleicht ist es der Corona-Effekt und man freut sich, dass das Leben wieder losgeht – oder es war einfach Glück. So oder so, der AusFLUG war ein Traum und wenn alles klappt, werden wir im Sommer mit Berti nach Korsika reisen. Wir haben da von oben ein paar Trails und Buchten gesehen… 🙂