Kurzferien tönen immer gut, nicht wahr? Den Alltag für kurze Zeit hinter sich lassen und die angenehme Seite des Lebens geniessen. Bädelen, Apéro, relaxen. Ungefähr in dieser Reihenfolge.
Genau das haben wir uns für unseren nächsten AusFLUG vorgenommen. Im Juli wäre ein langes Wochenende auf Usedom oder Sylt bei uns zwar auch hoch im Kurs gestanden, offensichtlich haben aber viele andere Leute die gleiche Idee gehabt und wir konnten keine passende (heisst in Distanz zum Flugplatz „bezahlbare“) Unterkunft finden. Also haben wir uns für einen Badetag in Istrien (Kroatien) entschieden.
In Abstimmung mit dem Wetterbericht verkürzten wir den Ausflug von drei auf zwei Nächte, um den Flieger (und natürlich uns 🙂 ) nicht unnötig einem Hagelrisiko auszusetzen.
Die Route war ursprünglich vom Birrfeld via Samedan und den Bernina Bergen direkt nach Vrsar geplant – bis uns das Flugbüro im Birrfeld darauf aufmerksam machte, dass wir aus zolltechnischen Gründen nicht direkt nach Vrsar fliegen dürfen. Wir brauchten also einen Zwischenstopp und da waren zum Beispiel Zürich, St. Gallen, Lugano, Samedan oder auch ein EU-Flugplatz im Rennen. Das Wetter half uns bei der Entscheidung und schloss die Route über Samedan kurzfristig aus. Die endgültige Strecke führte uns dann vom Birrfeld via Locarno – Milano – übers Meer nach Portoroz in Slowenien.
Der Start nach der Arbeit mit dem Auto vom Flughafen in den Kanton Aargau war etwas harzig. Wir checkten die Strassenverhältnisse ins Birrfeld nicht und gerieten prompt in einen grossen Stau, weil der Gubristtunnel geschlossen war. Also fuhren wir so bald wie möglich von der Autobahn ab und kurvten via Seebach – Dielsdorf und Baden durch die Pampa. So brauchten wir statt 30 Minuten etwas mehr als eine Stunde. So viel zum Thema „einen Plan haben“ und „einen Plan umsetzen“…
Trotz der Ankunftsverspätung im Birrfeld konnten wir unsere Abflugzeit ungefähr halten, da die HB-PIX bereits vor dem Hangar auf uns wartete und wir sie nicht mehr rausrangieren mussten.
Der Flug verlief ruhig und bis auf die Gotthard-Region, wo wir etwas um die Wolken und Berghänge zirkeln mussten, konnten wir alles dem „geplanten Strich“ nach fliegen und mehrheitlich zurücklehnen. Wie immer in Italien mussten wir sehr nah am Boden fliegen, was erstens holprig und zweitens heiss ist. Ungefähr nach der Hälfte der Strecke Italiens durften wir dann doch noch auf 5000 Fuss steigen, was die Hitze und das Schütteln erträglich machte und zudem noch eine schönere Perspektive auf die adriatische Küste bot.
In Portoroz machten wir eine „technical landing“ für den Zoll und um zu tanken. Der Stopp war allererste Klasse, was den Service und die Geschwindigkeit betrifft: 28 Minuten Bodenzeit vom Stillstand der Räder bis zum Losrollen vom Parkplatz für Zoll, volltanken, WC-Pause und Online-Buchung der Unterkunft in Vrsar! Das ist einsame Spitze. Und ein kostenloses Wasser für durstige Piloten gab’s obendrauf 🙂 Nach diesen 28 Minuten starteten wir für den kurzen Hüpfer der Küste entlang nach Vrsar.
Vrsar ist ein Feld-Wald-Wiesen-Flugplatz an der Istrischen Küste etwas nördlich vom Limski Kanal. Im Vorfeld haben wir mehrere Male versucht, mit dem Flugplatz in Kontakt zu treten, um die Parkmöglichkeiten abzuklären und uns anzumelden – ohne Erfolg. Also waren wir gespannt, was uns erwarten würde…
Die 14 Minuten Flug waren zu kurz, um die herrliche kroatische Küstenlandschaft zu geniessen – schon mussten wir uns auf die Landung konzentrieren. Auf unsere Anmeldung am Funk bekamen wir tatsächlich eine Antwort mit einer Landing-Clearance für Piste 18 und eine Info, wo wir die HB-PIX für zwei Nächte parkieren können. Die Formalitäten sollten wir erst bei Abflug am Samstag erledigen und so bot sich gleich neben dem Flugplatzgebäude eine kleine „Beiz“ für eine Erfrischung an, während wir auf das Taxi zum Campingplatz warteten. Perfekt!
Am Camping angekommen bezogen wir unsere spontan gebuchte Unterkunft: ein gut ausgerüstetes, grosses Zelt und so konnten wir nahtlos zum nächsten Programmpunkt übergehen: Apéro und eine sehr willkommene Erfrischung in Form eines Bads im Meer! Nachdem wir also seit 11 Uhr unterwegs waren (und Claire seit 3 Uhr morgens für den Frühdienst), genossen wir das umso mehr 🙂
Abkühlung im türkisen Wasser Istriens, Goldbrasse mit Pommes, Bier und beste Aussicht auf den Sonnenuntergang waren das Abendprogramm, bevor wir ziemlich erledigt den Weg ins Bett fanden. Herrlich, nach so einem langen Tag einzuschlafen…
Die Flugnach- und Vorbereitung erledigten wir am nächsten Morgen beim ersten Kaffee auf der Terrasse vorm Zelt. Einige Bäder im Meer, ein langer Spaziergang über den riesigen Campingplatz und relaxen am Zelt – der Freitag war höchst entspannt. Am Abend checkten wir nochmals die Wetterberichte für Österreich und die Schweiz. Der Heimweg war über Jesenice – Villach – am Grossglockner vorbei nach St. Johann (Zoll) und von dort an der Grenze Österreich – Deutschland entlang geplant. So hofften wir, die prognostizierten Gewitter in den Alpen, die von Westen her kommen sollten, von Nordosten her zu umfliegen und früh genug daheim zu sein, um auch dem Nachmittagswetter zu entkommen.
Der erste Blick am Morgen früh um 6:30 Uhr galt auch wieder dem Wetterbericht. Im GAFOR (General Aviation Forecast fürs Flugwetter) waren die Gotthard-Route sowie die Route via Samedan wie erwartet nicht oder nur sehr schwierig fliegbar, der Arlberg auch nicht viel besser, der Korridor über Slowenien, Österreich und Süddeutschland sollte aber möglich sein. Wunderbar, weiter nach Plan!
Dieser war ein frühes, letztes Bad im Meer bei erfrischenden Temperaturen, duschen und ab an den Flugplatz. Der Abflug sollte ab 9 Uhr möglich sein, bei Ankunft mit dem Taxi um 08:45 Uhr war der Platzwart schon bereit. So zahlten wir unsere Park- und Landegebühren und konnten sogar noch zwei Touch and Go verhandeln, um die herrliche Küstenlandschaft und das Städtchen Vrsar von oben zu geniessen. Und natürlich um die Langschläfer auf dem Campingplatz zu wecken 🙂
Kurz nach dem zweiten Touch and Go sagten wir Vrsar Flugplatz tschüss und riefen Pula Radar auf. Von dort liessen wir uns unserer Route entlang von Frequenz zu Frequenz weiterreichen. Es hat Spass gemacht, neue Landschaften von oben zu sehen; nachdem wir das Mittelmeer links liegen gelassen haben, passierten wir das Triglav Gebirge, den Grossglockner und das Kitzbüheler Horn bis wir den Anflug auf St. Johann in Tirol begannen.
Dort war ein bisschen was los, vor allem die Wahnsinnigen, die sich aus Flugzeugen in grosser Höhe stürzen, bevölkerten den Himmel und wir wurden am Funk mehrfach gewarnt, ein Auge auf diese „Flugobjekte“ zu haben. Gesagt, getan, alles gut gegangen.
Das eigentliche Ziel von St. Johann, den Zoll, konnten wir dort zwar erledigen, das zweite Ziel – ein spätes Frühstück oder eben Mittagessen in Form eines leckeren Schnitzels in der Flieger-Beiz – verfehlten wir aber infolge Zeitmangel. Zwischen 12 Uhr bis 13:30 Uhr erlaubt der Flugplatz keine Starts und wegen des Wetters wollten wir nicht bis 13:30 Uhr warten. Somit reichte es gerade mal für ein Würstli und ein Getränk, bevor wir um 11:54 Uhr abhoben.
Etwas gestärkt nahmen wir die letzte Etappe in Angriff: St. Johann über Kössen – Tegernsee – Lindau – Schaffhausen – Birrfeld. Und das nicht ohne eine Tiefflug-Runde bei Willi und Maria (Olivers Onkel und seine Frau) in Niederndorf 🙂 Der Blick links aus dem Flieger liess vermuten, dass wir auch die Arlberg-Route hätten fliegen können. Süddeutschland mit Blick auf Schloss Neuschwanstein und den Bodenseeüberflug war aber die Nummer Sicher und ebenfalls schön.
Die dunklen Gewitterwolken sahen wir erst in der Schweiz in Richtung Schaffhausen nach Nordost wegziehen. Dort machten wir noch einen kurzen „Wasch-Abstecher“, um im Regen noch ein paar Mücken und etwas Dreck von Flieger zu putzen und zugleich den Rheinfall zu sehen, bevor wir links Richtung Süden abdrehten und Birrfeld ansteuerten.
Kurzes Overhead in Birrfeld, in die Platzrunde einfädeln und nach total 780 Meilen und 6 Stunden 22 Minuten Flugzeit die HB-PIX sauber gelandet.
Fazit: Kurzferien in Istrien lohnen sich immer 🙂