Rosie Lake | Teil 1: Die Entscheidung

Wer etwas in unseren Beiträgen auf der Homepage stöbert, erkennt unschwer, dass wir einen kleinen “Yukon-Tick” haben. In den letzten zehn Jahren sind wir oft in der Yukon-Wildnis unterwegs gewesen und haben jeden Moment genossen. Temperaturen von unter – 40° C, mückenverseuchte Sommerabende oder anstrengenden Paddeltage im Kanu – es macht uns trotzdem immer sehr glücklich und zufrieden, da draussen zu sein.

Was liegt also näher, als zu versuchen, unser eigenes kleines Glück dort zu erschaffen? So schauen wir schon seit Jahren immer wieder nach Grundstücken in Kanada, was aber bisher immer ziemlich frustrierend war. Zu teuer. Zu remote. Oder doch zu nah an der Strasse. Zu viele Nachbarn. Zu spät gesehen und schon wieder verkauft. Von Europa aus eine Perle zu finden, ist wahrlich nicht einfach.

“Hey”, rief Oliver mir an einem langweiligen Wochenende daheim in der Schweiz zu, “ich schicke Dir einen Link!”. Er surfte (wie immer wieder) durch diverse Immobilienportale und blieb an einer Anzeige für ein Grundstück mit Cabin in der “Nähe” von Watson Lake im südöstlichen Yukon hängen: Kleines Blockhaus am See, weit weg von der Zivilisation, preislich absolut im Rahmen. Ha, wenn das keine Gelegenheit ist?!



Sofort nahmen wir Kontakt mit den Besitzern auf, machten einen Preisvorschlag und fragten, ob das Cabin überhaupt noch auf dem Markt ist. Wir rechneten nicht mit viel Erfolg und waren umso erstaunter, als wir am nächsten Morgen schon die positive Antwort im Maileingang lasen. Ja, das Grundstück ist noch zu haben und ja, der Preisvorschlag wird akzeptiert. Hui, das ging ja fast ein bisschen zu einfach! Naja, irgendwo wird der Haken schon sein, haben wir uns gedacht…



Erst mal hatten wir aber ungefähr 100 Fragen. Wir bündelten sie in einer nächsten E-Mail an Rhonda und Tom Rosie, den Besitzern vom Grundstück am Rosie Lake. Die Antwort darauf kam prompt und war sehr umfassend. Rhonda und Tom verbrachten die letzten 40 Jahre am und in der Nähe vom Frances Lake. Nun sind sie 75 und 79 Jahre alt, Tom ist gesundheitlich sehr angeschlagen und sie schaffen das Leben so weit weg von der Zivilisation nicht mehr. Vor dem letzten Winter sind sie in die nächste Ortschaft, Watson Lake, gezogen und verkaufen nun ihr kleines Paradies.

Aus den E-Mails, die in den kommenden Wochen fast täglich hin- und hergingen, erfuhren wir mehr Details und schon bald war klar, dass dies die Gelegenheit sein könnte, auf die wir schon so lange warten. Also vereinbarten wir mit Rosie’s, dass wir das Property anschauen kommen und baten sie um eine Art Vorkaufsrecht, wenn wir die internationalen Flüge buchen.

Eine lange Reise nimmt ihren Lauf…

Einen kleinen Haken gibt es aber bekanntlich doch immer: in diesem Fall war es die zeitliche Komponente, da wir für unsere bevorstehenden Ferien im September bereits Flüge nach Bangkok gebucht hatten. Nun waren wir etwas im Clinch: sollen wir die Flüge umbuchen für nächstes Jahr? Falls wir Rosie Lake wirklich kaufen sollten, würden wir nächstes Jahr keine Zeit für Thailand aufwenden wollen. Nach vielen Diskussionen, Abwägen, Abklärungen mit Oman Air und Flüge suchen, entschieden wir uns, zusätzlich zu Bikini und Badehose auch die Daunenjacke einzupacken und den “kleinen Abstecher” von Bangkok nach Whitehorse zu planen.

Unser neues Routing war ein ziemliches Unterfangen für 12 Tage: Zürich – Paris – Muscat – Bangkok – Tokio – Vancouver – Whitehorse – Vancouver – Tokio – Bangkok – Muscat – Zürich  

So hatten wir – nebst einer grossen Portion Jetlag – trotzdem fünf Nächte in Bangkok und drei ganze Tage (vier Nächte) in Whitehorse.

Jetzt ging es an die Detailplanung. Und wow, da gab es wahrlich viel zu tun. Das Mietauto und Hotel in Whitehorse (Town & Mountain mitten im Ort – wie immer) waren schnell erledigt. Tom (der Besitzer von Otter Island), den wir schon seit vielen Jahren kennen, hat im Vorfeld Erkundungen beim Land Titles Office (Grundbuchamt) für uns eingeholt (danke, Tom!), die Finanzierung musste geklärt werden (danke, Mami & Daddy!) und wir mussten uns mit den Abläufen eines Kaufvertrags in Kanada befassen.

Normalerweise müssten Käufer und Verkäufer zusammen zum Notar gehen, um das Agreement for Purchase & Sale zu unterschreiben und den Title Transfer (eine Art Grundbucheintrag) beglaubigen zu lassen. Da Rhonda Tom in seinem gesundheitlichen Zustand nicht längere Zeit allein lassen wollte, konnte sie nicht mit nach Watson Lake (oder gar Whitehorse) kommen. Also mussten wir uns um einen Zeugen für unsere Unterschriften kümmern. Dies übernahm der Pilot von Alpine Aviation, der uns zur Besichtigung flog (danke, Sauli!). Die Suche nach einem Anwalt gestaltete sich nicht so einfach. Wir schrieben einige Anwaltskanzleien in Whitehorse an, erhielten aber nur Absagen, da die Zeit bis zum Closing Date (Verkaufsdatum) zu knapp war (oder das Geschäft zu klein – dies behaupten aber nur böse Zungen). Schlussendlich beauftragten wir die gleiche Kanzlei wie Rhonda und Tom, da wir den Anwalt ja nur für die bürokratischen Abläufe benötigen würden.

Ich durfte mich wieder mit Listen schreiben vergnügen und so hatten wir bei der Abreise von der Schweiz umfangreiche Planungs-, Pack- und Kontaktlisten. Bezüglich Covid war diese Reise nicht mehr kompliziert. In Thailand gibt es als geimpfte Personen keinerlei Einschränkungen mehr und nach einer kurzen Schrecksekunde, in der wir meinten, wir bräuchten allenfalls auch für den Transfer in Tokio ein Japan-Visum, blieb nur noch die ArriveCAN App für Kanada auszufüllen, was keine Hexerei ist.

Startschuss – Ab nach Bangkok!

Bis zu unserem Abflug von Zürich stressten wir ungefähr zwei Wochen beim Anwalt für einen Entwurf des Kaufvertrags. Wir erhielten – wenn überhaupt – nur vertröstende Antworten. Natürlich kam der Entwurf dann ungefähr 24 Stunden, nachdem wir die Schweiz verlassen hatten. So druckten wir den Vertrag später im Hotel in Bangkok in zweifacher Ausführung aus und hofften, dass wir nun alle Dokumente beisammen haben.

Nach einigen Stunden Aufenthalt in Paris folgten die Flüge nach Muscat und weiter nach Bangkok. Omar Air ist nach wie vor eine tolle Airline. Wir wurden auf den Flügen kulinarisch verwöhnt und auch an Getränken wurde nicht gespart. Da wir nur mit Handgepäck reisten, waren wir auch nach der Ankunft in Thailand speditiv unterwegs, schnappten uns ein Taxi und liessen uns ins Hotel (Hilton DoubleTree Ploenchit) bringen. Dieses liegt ideal für etwas Nightlife und so zogen wir abends trotz des Jetlags noch etwas um die Häuser.


Lounge-Apero im Hilton Millennium, BKK

Um möglichst viele Stays in Hilton Hotels zu generieren, wechselten wir jeweils das Hotel und verbrachten je noch eine Nacht im Hilton Sukhumvit und im Millennium (mit Freiluft-Apero in der Lounge im 31. Stock!). Bangkok zeigt sich wieder wie vor der Pandemie mit viel Trubel, irrem Verkehr, leckerem Thai-Food, Massagen, Kultur und Nightlife… Wir genossen die drei Nächte und machten uns am Sonntag früh morgens wieder auf den Weg zum Flughafen. Flüge mit ANA (All Nippon Airways) nach Tokio und mit Air Canada weiter nach Vancouver und Whitehorse standen auf dem Programm.



Immer Weiter Ostwärts…

Kaum hatten wir das Flugzeug der ANA betreten, war das Covid-Regime wieder strenger. ANA und auch Air Canada nehmen die Maskenpflicht sehr ernst. In Air Canada servieren die Flight Attendants in Schutzanzügen inklusive Full-Cover-Face-Shield und Maske. Sie sehen aus, als würden sie sich für einen ABC-Krieg rüsten. Mitten im Flug, als ich es endlich schaffte, tief zu schlafen, schüttelte mich eine Flight Attendant heftig an der Schulter und wies mich harsch an, meine Maske, die während des Schlafs unbemerkt unter die Nase gerutscht war, wieder korrekt anzuziehen.

Vor dem Abflug mit Air Canada von Tokio nach Vancouver freute uns der Blick in die Getränkekarte: Sie haben unseren Lieblings-Champagner, Laurent-Perrier! Ach, da hätten wir doch gerne ein Gläschen davon 🙂 Aber nein, wie schade – er entpuppte sich als einfacher Prosecco. Erst auf Nachfrage wegen des ungewöhnlichen Geschmacks meinte die Flight Attendant lapidar, Laurent-Perrier sei halt momentan nicht lieferbar. Auch der restliche Service war mehr «Dienst nach Vorschrift», willkommen fühlten wir uns nicht. Nach unserer Erfahrung besteht im Vergleich zu Middle- und Far-East Airlines durchaus viel «room for improvement». Sorry, Air Canada, aber von Customer Service war auf dem Hin- und Rückweg über den Pazifik nicht viel zu spüren…



Trotz eines knappen Anschlusses in Tokio und Taifun Nanmadol, der genau zu dieser Zeit in Richtung Japan zog, erreichten wir Whitehorse fünf Minuten vor der Zeit. Wieder Dank Handgepäck waren wir die ersten an der Schlange fürs Mietauto. Am Abend trafen wir Tom zum Bier und er gab uns die letzten Ratschläge für die Besichtigung am nächsten Tag.

Schon wieder in Whitehorse 🙂

Im Vorfeld waren wir ziemlich nervös wegen des Wetters während unseres Aufenthalts in Whitehorse. Sollte es wirklich drei Tage so schlechtes Wetter sein, dass wir nicht mit dem Floatplane würden fliegen können, würde es aufgrund der abgelegenen Lage schwierig werden, Rosie Lake zu besichtigen. Der Land- und Wasserweg nach Rosie Lake ist ziemlich umständlich: Ca. 600km mit dem Auto via Alaska- und Campbell Highway, dann mit dem Motorboot via Frances Lake und Frances River und zum Schluss noch 5 km zu Fuss durch den Wald (den ehemaligen Trail gibt es nicht mehr, es wäre also ziemlich anstrengend).



Tag X – wir fliegen nach Rosie Lake

So waren wir umso glücklicher, dass die Prognosen für den geplanten Tag (Montag, 19. September) gutes Wetter vorhersagten. Und wir wurden nicht enttäuscht! Der Morgen war mit ca. plus 1 Grad knackig frisch, der Nebel stieg vom Yukon River auf und auf dem Weg zur Floatbase am Schwatka Lake zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen. Da wir noch etwas früh dran waren, fuhren wir wenige Kilometer weiter zum Miles Canyon, um ein paar Fotos zu machen.



Pünktlich um 8 Uhr waren wir am Steg von Alpine Aviation. Gerd, der Chef und sein Pilot Sauli (ein Finne, der schon lange in Kanada lebt), erwarteten uns bereits mit der getankten Cessna 206. Alles lief wie am Schnürchen. Ein letzter WC-Besuch, Schwimmwesten anziehen, Platz nehmen in der Cessna und schon ging es langsam los über den See. Als der Motor warm war, gab Sauli Gas und wir preschten über den Schwatka Lake und hoben in Richtung Südosten ab. Bereits einige Meter über dem Wasser blendete die Sonne und der Tag versprach, einfach nur herrlich zu werden. Es war ein Flug der Sonne entgegen – Heading 080°!



Wir überflogen dichte Wälder, schier unendliche Bergketten und glitzernde Seen. Der Himmel zeigte sich knallblau und die Laubbäume unter uns glänzten in den goldenen Farben des Indian Summer. Beim Näherkommen sahen wir, dass der Morgennebel über dem Frances Lake und River noch dicht war. Im Gegensatz dazu war der Rosie Lake dahinter schon nebelfrei. Wir flogen einen Orbit um den See, um dann von Süden her auf dem spiegelglatten Rosie Lake zu landen. Die Landung war unglaublich weich, das Aufsetzen auf dem Wasser war nicht spürbar.



Das Grundstück liegt ganz im Norden von Rosie Lake und Rhonda und Tom erwarteten uns schon am Steg. Sie nahmen uns herzlich in Empfang und starteten gleich mit der Tour übers Property.

Es gab wahrlich viel zu sehen! Das grosse Blockhaus bildet den Mittelpunkt des Grundstücks. Zusätzlich gibt es ein authentisches Canadian-Trapper-Cabin, welches sie zuerst gebaut und so lange bewohnt haben, bis das grosse Blockhaus fertig war (es ist aber noch komplett ausgestattet und bewohnbar), ein Shed für allerlei Werkzeuge, ein Feuerholz-Shed, ein angefangenes, aber nie fertig gebautes Cabin und ein (eher primitives) Outhouse (WC).



Was auch gleich ins Auge sticht: rund ums Haus herrscht ein wenig Chaos… Für unser Europäisches Verständnis ist es kaum nachvollziehbar, dass man sich so wohlfühlen kann, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass es im Yukon rund um die Häuser meist so aussieht. Ausserdem haben sie sehr viel (bis fast alles) aufbewahrt, da es dort draussen schwierig ist, an Ersatzteile zu kommen. Sie haben viele Dinge, die sie aufbewahrt haben halt einfach nie richtig versorgt…

Wir werfen einen Blick in den Shed. Beim Öffnen der Türe sehen wir aber bis zur Decke nur Motorsägen, Kübel, Rohre, Schläuche, Kanister, Farbtöpfe, Werkzeuge… Tom hat dort drin wirklich alles, was man sich vorstellen kann für den Unterhalt ums Haus. Es verbergen sich sicherlich einige Schätze dort drin – aber da müssen wir uns erst mal durchkämpfen. Zum Gesamtpaket gehören nebst den Gebäuden auch zwei kleine Ruderboote und ein Alu-Kanu, ein Skidoo (Schneemobil), diverse Schlitten und, und, und…

Die Vegetation rund ums Haus besteht aus Tannen, Laubbäumen, Büschen (aktuell in den prächtigsten Herbstfarben des Indian Summer – die wohl schönste Zeit im Yukon fürs Auge) und Gräsern! Wir sehen allerdings auch viel Arbeit, denn es gehört nächsten Sommer einiges an Bäumen und Sträuchern zurückgeschnitten und auch die verwilderten Gemüsebeete müssen aufgeräumt werden.


Eindrücke von Rosie Lake (mit Ton)

An zwei Stellen entdeckten wir je eine weiss gestrichene Holzkonstruktion. Ein grosser Holzkasten thront auf gut eineinhalb Metern Höhe auf Holzbeinen. Die Kästen haben Lamellenwände und beim Öffnen erklärte Tom uns, dass er über viele Jahrzehnte täglich die Wetterdaten von Rosie Lake an die Kanadische Wetteranstalt gesandt hat. Die Messinstrumente sind immer noch intakt und verraten die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck und sicherlich noch vieles mehr von Rosie Lake.



Grosses Blockhaus

Im Blockhaus geht die interessante Tour weiter. Und auch das Chaos. Auf der hinteren Seite des Blockhauses war bis zum letzten Winter eine Art Windfang angebaut, den eine Schneelawine vom Dach herunter zerstört hat (das wussten wir schon vor der Besichtigung). Diesen Windfang können wir entweder wieder aufbauen oder das gute Holz stapeln, abdecken und für neue Projekte nutzen – oder Feuerholz draus machen.

Beim ehemaligen Windfang befindet sich die Eingangstüre in den Hausflur. Rechts vom Flur gibt es ein kleines Bad mit Duschkabine. Das Wasser dazu heizt man separat auf und leert es mit einem Duschbeutel oder Schöpfer über den Körper. Hier ist Verbesserungspotenzial vorhanden – eine einfache Druckwasserpumpe könnte das Bad ins neue Jahrtausend führen! Ausserdem gibt es ein Lavabo und sogar eine Waschmaschine!



Von der Eingangstüre rechts gelangt man nach hinten in den Workshop. Das ist Tom’s Ecke – und eine kleine Oase für Bastler! Dort findet man einfach alles, um einfach alles zu reparieren. Die Bilder sprechen für sich (ich weiss nicht einmal, für was jedes Werkzeug gebraucht werden kann!)…


Tom’s Workshop

Vor dem Workshop geht es die Treppe hoch. Im oberen Stock befinden sich zwei Zimmer. Eines wird aktuell als Schlafzimmer, das andere als Büro genutzt. Und wow, Büro ist untertrieben! Bestimmt hunderte von Büchern sind dort untergebracht und wir sind jetzt schon gespannt, was wir dort alles finden werden…



Der Ausblick von den Fenstern im Schlafzimmer und Büro ist perfekt! Man sieht direkt auf den See. Wir können uns schon jetzt vorstellen, nach einer erholsamen Nacht mit diesem Blick zu erwachen!



Vom Hauseingang geradeaus kommt man in den Wohnbereich: rechts befindet sich die Küche mit Kochofen, Zweiflammen-Gasherd und einer Wasserpumpe für Trinkwasser, links ist das Wohnzimmer. Ein massiver Holzofen sorgt für kuschelige Wärme. Auch für uns haben sie eingeheizt und wir genossen die Wärme und den Kaffee nach dem kühlen Morgen. Da die Küche eher überdimensioniert ist, bleibt für einen Esstisch nicht mehr so viel Platz. Wir werden sehen, ob und wie wir das ändern werden.



Das Property ist technisch sehr gut erschlossen, da Rhonda und Tom lange Zeit auch von Rosie Lake aus gearbeitet haben. Sie nutzen Internet, TV, Videorecorder (ja, VHS!), 110 V Strom für Waschmaschine und Mikrowelle mit Strom aus Solarzellen und Generatoren. Wir werden sicherlich nicht so viel Technik benötigen und noch entscheiden, was wir davon wirklich weiter betreiben möchten.



Vom Wohnzimmer aus gelangt man direkt in eine Art Wintergarten. Dieser ist momentan zum Gewächshaus umfunktioniert und es stehen viele Kisten mit Tomatenstauden herum. Wir werden diesen Raum aber eher als Wintergarten nutzen und die Seesicht geniessen.

Kleines Cabin

Auch im kleinen Cabin mangelt es an nichts. Es wurde im Laufe der Jahre nach Osten hin etwas vergrössert. Nun befindet sich im vorderen, alten Teil die kleine Küche mit zwei Spülbecken, Kochofen, Kamin und Tisch, hinten im neuen Teil ist das Schlafzimmer – mit perfektem Blick auf den See.



Es ist nicht ganz einfach, alles zu erfassen. Es stehen unglaublich viele Dinge herum und man muss etwas Vorstellungsvermögen mitbringen, wie es später aussehen könnte. Dieses Vorstellungsvermögen haben wir – beide Hütten sind Perlen!

Outhouse (WC)

Das Outhouse ist aktuell nur eine einfache Holzkonstruktion mit Blachen als Dach. In der Mitte thront ein Holzplumpsklo (gemäss Tom’s Aussage die Hälfte eines Original Doppelsitz-WC der Hudson Bay Company vom Südlichen Frances Lake – historisch also!), das nicht unbedingt für längere Geschäfte einlädt. Tom hat hier aber seinen echt tollen Humor bewiesen und aus dem Ort ein kleines Kunstwerk geschaffen: An der Innenseite der Türe hängt ein Telefon, das als Bären-Not-Telefon dient (falls die Verbindung nicht zustande kommen sollte – was durchaus möglich ist! -, ist daneben noch ein Bärenspray angebracht), ein alter Mixer dient als WC-Papier-Halter und viele Comic-Strips verkürzen die Zeit auf dem stillen Örtchen! Ein echter Typ, dieser Tom! 😊



Zusammen erkunden wir das Gelände, schauen uns alle Ecken an und suchen (und finden!) die Grenzpfeiler des Grundstücks. Nach der Tour über das Property und detaillierten Erklärungen im Haus nehmen Oliver und ich uns Zeit, alles nochmals zu zweit und in Ruhe anzuschauen. Nach dem Rundgang setzen wir uns in der Sonne auf ein Boot, lassen den Blick über den spiegelglatten See in die Ferne schweifen und die Eindrücke auf uns wirken. Können wir uns vorstellen, viele finanzielle Opfer und die meiste Ferien-Zeit in Zukunft hier zu verbringen? Ist es das, was wir uns wirklich wünschen? Wir versuchen auch, uns vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn wir es nicht kaufen. Wie fühlen wir uns mit diesem Gedanken?

Die Entscheidung

Long story short: Wir MÜSSEN es wagen! Wir würden es auf Ewig bereuen, wenn wir diese einmalige Chance nicht nutzen würden! Es ist ein Ort, an dem wir uns vorstellen können, glücklich, entspannt und zufrieden zu sein.



Kurz geht mir durch den Kopf, dass es wieder ein Ort ist, an dem wir von Hand abwaschen, uns am Morgen mit kaltem Wasser waschen (oder es erst aufheizen müssen) und alles ein wenig länger und umständlicher ist – aber hey, genau so haben wir einen grossen Teil unserer Ferien der letzten zehn Jahre verbracht und genau das gefällt uns!

So machten wir uns auf den Weg zurück in die Stube, wo Rhonda, Tom und Sauli auf uns warteten. Yeah, we decided to buy the property! Ich glaube, Rhonda und Tom waren ziemlich erleichtert, da die ungewisse Situation mit Toms Krankheit und ihrem Wegzug nach Watson Lake für sie schon etwas stressig scheint. Und ja, wir beide konnten (und können?) das Ganze irgendwie noch gar nicht richtig einordnen oder fassen.

Irgendwie haben wir immer gedacht, dass irgendwann irgendjemand vernünftig sein und «Stopp!» sagen würde. Das war aber nicht der Fall und so gab es nur noch ein paar Kleinigkeiten zu klären, dann konnte das Agreement for Purchase and Sale unterschrieben werden! Wow, we bought a property in the Yukon! What a great day!

Wir blieben noch ein wenig vor Ort, sogen noch so viel Rosie Lake wie möglich in uns auf und versuchten, uns alles so gut wie möglich einzuprägen, bevor es wieder Richtung Whitehorse ging.



Zurück in die Zivilisation

Am Steg machten wir noch ein paar Abschiedsfotos bevor wir in die Cessna stiegen und Sauli uns zurück nach Whitehorse flog. Der Flug war mit Gegenwind und einem kurzen Abstecher über den Frances Lake, unserer neuen Neighbourhood, etwas länger (hin ca. 1h35’, zurück ca. 1h45’), aber genauso entspannt. Um kurz vor 17 Uhr kamen wir am Schwatka Lake an und lernten zufällig Christoph, einen weiteren Schweizer im Yukon, der ein eigenes Flugi dort besitzt, kennen. Ihm gehörte lange Zeit die Frances Lake Lodge (aktuell jedoch geschlossen) und er kennt Rhonda und Tom gut. So klein kann der Yukon sein!

Am Abend feierten wir mit einem kleinen Yukon Gold unseren grossen Schritt und genossen auf einem Abendspaziergang dem Yukon River entlang die frische Luft.



Ein bisschen Bürokratie muss sein

Die Bürokratie liess natürlich nicht lange auf sich warten und am nächsten Tag durften wir «endlich» auch unseren Anwalt, Mr. Mauro, persönlich kennenlernen. Ich rief ihn am Morgen an und wir vereinbarten einen Termin um 13 Uhr. Dort mussten wir noch einige Dokumente unterschreiben und wir konnten einige Fragen klären. Die Frage aber, wie genau er die knapp 5’000.- Kanadischen Dollar, die er uns und den Rosie’s als Anwaltsgebühren in Rechnung stellt, wirklich verdient, blieb unbeantwortet…

Da bisher alles wie am Schnürchen funktioniert hatte, blieb uns noch ein freier Tag. Nach einem herrlich gesunden Frühstück bei Starbucks (Tim Horton mit Egg and Steak Sandwich hatten wir diese Woche schon!) stöberten wir erst mal eine gute Stunde durch den Canadian Tire, den Heimwerker Markt von Whitehorse und machten uns im Kopf schon Notizen, was wir sicher alles brauchen würden. Die Liste scheint unendlich…

Touristen-Programm im Yukon Wildlife Preserve


Indian Summer at Yukon Wildlife Preserve (mit Ton)

Entgegen den Wetterprognosen für Mittwoch war es draussen immer noch trocken und so fuhren wir die knappe halbe Stunde nach Norden zum Yukon Wildlife Preserve hinaus, um dort die Tiere und die herbstliche Landschaft zu geniessen. Elks, Moose, Caribous, Sheep, Bisons… sie haben ein schönes Leben draussen in der weiten Natur dieses Parks und wir genossen den herbstlichen Nachmittag mit ihnen.



Weil wir am Vorabend mal was anderes als Burger essen wollten, besuchten wir mit Tom das Dirty Northern in Whitehorse und assen dort Pizza. Yammi, die war so gut, dass wir am letzten Abend nochmals dorthin gingen und die gleiche Pizza bestellten. Satt und glücklich machten wir uns auf dem Weg zur letzten Nacht ins Town & Mountain, bevor wir am nächsten Morgen wieder zurück nach Bangkok flogen.

Und wieder zurück nach Westen…

Um es kurz zu machen: unser Bedarf an Langstreckenflügen ist erst mal wieder gedeckt. Die Reise via Vancouver und Tokio zog sich in die Länge und nach gut 30 Stunden kamen wir im Hotel in Bangkok an. Ein bisschen Nightlife liessen wir uns nach einer kurzen Erfrischung dennoch nicht entgehen (dieses Mal bei strömendem Regen – hier regnet es aber wenigstens warm!) und als wir um 2.30 Uhr Lokalzeit endlich ins Bett fielen, waren wir doch ziemlich erschöpft.


BKK Nightlife im Regen…


Die Massage am nächsten Tag haben wir uns also wirklich verdient. Oliver besuchte noch einen Barber Shop und etwas shoppen war auch noch drin, bevor wir uns im Hotel für den Abend umzogen. Natürlich liessen wir uns ein letztes Thai Curry nicht entgehen und schwitzten nicht nur wegen der tropischen Hitze in Bangkok.



Ab nach Hause!

Am Sonntag früh um 5:30 Uhr klingelte schon der Wecker, das Taxi für die Fahrt an den Flughafen war für 6:30 Uhr bestellt. Die letzten zwei Legs der Reise führten uns via Muscat nach Zürich und pünktlich um 19:25 Uhr setzten wir nach knapp 30’000 Flugmeilen auf der Piste 14 auf. Die SBB brachte uns nach Dübendorf und bereits am Montag Morgen sassen wir wieder im Büro – voller Vorfreude auf die nächste Reise nach Rosie Lake!

Und jetzt? Wie geht’s weiter?

Wir sind weiterhin in fleissigem Kontakt mit Rhonda und Tom und natürlich füllt sich die To-Do-Liste laufend. Es gibt viel zu planen, zu organisieren und zu lernen (wer weiss wie man ein Blockhaus baut??) für nächsten Frühling und Sommer. Der Plan ist, Ende Mai, wenn der See wieder eisfrei ist, für ca. eine Woche für eine Bestandesaufnahme hinzufliegen. Im August werden wir dann mit allem, was wir uns im Mai notiert und geplant haben, wieder für einige Wochen nach Rosie Lake fliegen und das Property Stück für Stück in unser Paradies verwandeln.

Hier ein paar Stichworte, was im nächsten Sommer auf uns zukommt: Grossräumiges Aufräumen im und ums Haus, Sauna-Blockhaus bauen (tatkräftige Unterstützung sehr willkommen 😊!), neues WC und ein neues Bett inkl. Matratze.

Lest im Sommer 2023 weiter, ob wirklich alles in einer Beaver Platz hat 😊

Fortsetzung folgt…


Hier noch ein paar Impressionen – einfach weil es so schön ist…


4 Gedanken zu „Rosie Lake | Teil 1: Die Entscheidung“

  1. Hey, sooooooo geiillll. Gratuliere euch zum Haus und eurem Müt für diesen Schritt. Leider bin ich sehr schlecgt im Blockhaus bauen, hätte gerne mitgeholfen… Vielleicht gibts ja dann mal ein B&B bei euch… hahaha.
    Wir hoffen, dass alles klappr mit eurem kleinen grossen Paradies. Sind gespannt auf das weitere vorgehen. Liebi Grüess Walti u. rita

    1. Liabi Rita, liaba Walti
      Danke für euren lieben Kommentar! Wir brauchen kein B&B, ihr seid auch so jederzeit herzlich willkommen am Rosie Lake, solltet ihr mal in der „Nähe“ sein. Vielleicht können wir sogar CB’s organisieren, wenn wir es früh genug wissen 🙂
      Lieber Gruss, Claire & Oliver

  2. Hi Claire (und Oliver)

    Congratulations zu euem Paradies

    Heieiei, was für a Lektüre am MO morga…

    The story sounds like a Dream. Getting sooo excited
    To read part 2 after work can‘t wait for!!!

    Big hug

    Sonja & Family

    1. Dear Sonja & Family
      It’s a dream come true 🙂

      Viel Spass bir Lektüre und hoffentlich nit z’viel Fernweh… (i han immer Fernweg, wenn i dia Fötali ahluaga)

      Ganz liabi Grüassli Diar und Dinara Family :-*

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