Rosie Lake | Yukon-Frühling mit Muskelkater

Kaum war Oliver aus den Winterferien im Yukon zurück und berichtete viel Gutes vom Rosie Lake, war klar, dass wir uns sofort an die Planung für die nächsten Ferien machen mussten. Wir klärten einige Details für die Reise ab – vor allem, was die Locals zur Eisschmelze auf den Seen in der Umgebung meinten. Sie waren sich einig, dass die Chancen für eine Wasserlandung Ende Mai gut stehen würden. Gesagt, getan. Unser Countdown startete bei rund 100 Tagen für den 23. Mai 2023. 100 Tage, die Claire kaum erwarten konnte.

Vorfreude ist die schönste Freude

Die Liste mit To do’s und auch die Einkaufslisten wuchsen in die Länge. Zuerst war gar im Gespräch, ein altes Auto zu kaufen, um mobiler unterwegs zu sein. Diese Idee verwarfen wir jedoch, planten aber trotzdem Flüge nach Calgary, um die dortigen Einkaufsmöglichkeiten nutzen zu können. Oliver erstellte einen minutiösen Ablauf mit den Öffnungszeiten und entsprechender Reihenfolge der Geschäfte, die wir anfahren wollten und Claire vertiefte sich in ihre Planungs-Excel-Listen.

So vergingen die Tage, aus Tagen wurden ziemlich rasch Wochen und schon bald Monate. Die Zeit im Büro verflog fast zu schnell angesichts der vielen Arbeit, die noch zu erledigen war, bevor wir uns für drei Wochen auf ein neues Abenteuer machten. Zwei Tage vor der Reise holten wir unsere grossen Taschen aus dem Keller und begannen das altbekannte Tetris. Ausser unseren Kleidern mussten auch die Schlafsäcke, Bergschuhe, Olivers Angelausrüstung, eine neue Tischdecke, sechs grosse Überzüge fürs neue Sofa, Wildkameras und sogar diverse Teile für den Bau einer Trockentrenntoilette Platz finden. Der Berg an Material wurde beim Packen rasch immer kleiner und wir schafften es, alles in zwei Dry-Bags und Handgepäck unterzubringen. Ein Erfolg – und so brachten wir die Taschen am nächsten Tag zum Vorabend-Check-in.

Am 23. Mai war es dann endlich soweit und wir konnten mit unserem Routing loslegen. Gewiefte Leser wissen, dass der Yukon ab Europa eigentlich am schnellsten über eine westliche Route zu erreichen ist. Trotzdem starteten wir ab Zürich nach Osten – zuerst via Wien nach Budapest (zu diesem Zeitpunkt mit Abstand die günstigsten Business-Angebote ab Europa), um am nächsten Morgen früh von dort mit dem eigentlichen Routing zu beginnen: BUD – MUC – YYZ – YYC.

In München trafen wir wie geplant Willi und Maria, Olivers Verwandte, die zu ihrem Grundstück südlich von Calgary fuhren und wir reisten zusammen via Toronto nach Calgary. Die Immigration in Kanada ist immer eine Überraschung. Wir haben schon ewige Warteschlangen erlebt, dieses Mal mussten wir uns aber nicht lange gedulden. Nach einigen Warteminuten waren wir schon an der Reihe und konnten unsere Angaben (die wir daheim in der ArriveCan App erfasst haben) am Einreiseautomaten bestätigen, zwei Fragen des Officers beantworten und schon waren wir offiziell wieder in Kanada!

Welcome back in Canada

Nach einem kurzen Besuch in der Lounge war es auch schon Zeit für den Weiterflug nach Calgary. Dieser vergleichsweise kurze Hüpfer zog sich dann doch noch in die Länge, aber die Ankunft erfolgte pünktlich, das Gepäck wurde prompt geliefert und wir machten uns nach der Verabschiedung von Willi und Maria auf den Weg zur Mietautostation. Ursprünglich hatten wir uns ein kleines Mietauto reserviert, entschieden uns aber einige Wochen vor den Ferien nochmals um und buchten ein grösseres Auto – nachdem wir die Einkaufslisten für Ikea, Canadian Tire und Super Store komplettiert hatten 🙂 Die Dame am Schalter bot uns ein Upgrade an und so wir suchten uns das Auto mit dem meisten Stauraum aus – ein GMC Yukon, ein wahrlich riesiges Auto für unsere Verhältnisse, ein ganz normales Auto für Kanadische Verhältnisse. Claire konnte kaum über die Kühlerhaube schauen 🙂

An diesem Abend gab es nicht mehr viel zu tun, ausser mit dem Auto ins nahe gelegene Hotel zu fahren und sich für die kommenden Tage auszuruhen.

Der Plan war fixfertig in unseren Unterlagen bereit für die Umsetzung und der Tag startete früh mit einem canadian style Frühstück. Kaffee aus Pappbecher und ein Berg von Plastikabfall nach zwei Stück Brot mit Butter und Marmelade. So gestärkt war unser erster Stopp um kurz nach 7 Uhr der Super Store. Dort kauften wir alle Lebensmittel (ausser den Frischwaren) ein. Es war nicht viel los im Laden und nach einer Stunde waren wir mit vollen Taschen wieder beim Auto.

Super Store – super Auswahl (alles Frühstücksflocken!)

In kurzer Autodistanz fanden wir einen Home Depot, wo wir eine volle Propan-Gasflasche kauften. Vor dem nächsten Fixpunkt versuchten wir noch, einen offenen Liquorstore zu finden. Da das aber nicht geklappt hat, verschoben wir dies auf später – wichtiger war jetzt: IKEA, der seine Pforten um 10 Uhr öffnet. Seit Tagen trackten wir die Anzahl der vorhandenen Sofakissen, für welche wir die passenden Hüllen aus der Schweiz mitgebracht haben. Offensichtlich wollen alle Leute in Calgary den Sommer auf IKEA Frösön Loungekissen verbringen. Am Vorabend gab es noch knapp über zehn Stück und wir hielten bei Ladenöffnung gezielt auf den Selbstbedienungsbereich zu und ergatterten unsere sechs benötigten Kissen – yeah!

Danach konnten wir uns in aller Ruhe um die restlichen Dinge kümmern: vor allem um zwei gerollte Matratzen (einmal King- und einmal Queen-Size), Kerzen, Teppiche und allerlei Kleinkram. Alles kam zu den anderen Einkäufen, das Auto füllte sich langsam, aber sicher.

Nun kam der zweite Versuch Liquor-Store – dieses Mal mit Erfolg. Etwas Wein, Bier und eine Flasche Gin fanden den Weg in unser Einkaufskörbli. Jetzt fehlte nur noch ein Laden, der aber auch eine lange Liste, die es abzuarbeiten galt, hatte: Canadian Tire. Immer wieder ein Spass 🙂

Wir wählten eine Filiale, die bereits in Richtung Norden liegt. Motiviert starteten wir in die Gänge und der Einkaufswagen füllte sich: Gummistiefel, Paddel, Bärenspray, Bearbangers, Werkzeug, Hitzeschutzhandschuhe, Firestarter, Schwimmwesten, eine Axt, Benzinkanister (den es noch zu füllen galt), Moskitokringel und, und, und. Alles in allem verbrachten wir fast zwei Stunden im Laden und rollten anschliessend mit den Einkäufen zum Auto. Wir verstauten die neuen Errungenschaften so, dass wir in den nächsten zwei Tagen sicher unterwegs sein konnten.

Jetzt blieb uns nur noch ein Task übrig, bevor wir die knapp 1’000 Kilometer in Angriff nahmen: ein Coffee to go bei Tim Horton’s 🙂 Um 13:15 Uhr starteten wir den Motor und los ging die Fahrt auf dem Highway 2 nach Norden.

1’810 Kilometer ins Glück

Tja, und was soll man sagen? Eine lange gerade Strasse wäre untertrieben. Es reihte sich lange gerade Strasse an lange gerade Strasse, flaches Farmland zu beiden Seiten, der Verkehr wurde langsam weniger und wir hangelten uns Kilometer für Kilometer in Richtung Nordwesten. An Red Deer, westlich von Edmonton und Grande Prairie vorbei erreichten wir Dawson Creek, den Beginn vom berühmten Alaska Highway. Mit dem Übertritt von Alberta nach British Columbia mussten wir die Uhr eine Stunde zurückstellen und so erreichten wir unser Hotel für die Nacht in Fort St. John gegen 22 Uhr abends Ortszeit.

Nach diesem Einkaufsmarathon und der langen Fahrt fiel uns das Einschlafen nicht schwer – und wir träumten sicher schon von den weiteren Kilometern am nächsten Tag…

Am zweiten Tag waren keine 900 Kilometer mehr zu absolvieren. Aber 894 reichen auch. Wir starteten nach einem weiteren Healthy breakfast (nicht) gegen 8 Uhr früh. Rund um die Ortschaften hat es jeweils noch etwas mehr Verkehr, dieser dünnt sich aber sukzessive aus und bald gibt es viele Kilometer, in welchen man weit und breit kein anderes Auto sieht. Dafür sieht man je länger je öfter Tiere!

Wir haben Bären, Elche, Stachelschweine und sogar ein Dickhornschaf (bighorn sheep) gesehen! Über weite Strecken sieht man immer wieder grosse Herden mit eindrücklichen Bisons, die direkt an der Strasse weiden und der Regierung so die Mäharbeiten ersparen. Auch die Landschaft wurde in der zweiten Hälfte des zweiten Tages immer toller. Die Weiten füllten sich mit Bäumen und Tannen und erhielten langsam, aber sicher das Kanada-typische Aussehen. Immer wieder passierten wir Zonen mit grossen burn areas. Auf der Hinreise haben wir zwar nur einmal einen leichten Rauchgeschmack wahrgenommen, aber die verbrannten Waldflächen waren riesig.

Die Stunden vergingen und der Mile-Count alle fünf Meilen zeigte uns an, dass wir gut Strecke machen. Wir wechselten uns mit fahren ab und irgendwann passierten wir endlich das offizielle Yukon-Boarder-Schild. Claire wollte aber unbedingt Tourist sein und ein Foto mit dem bekannten „Yukon – Lager Than Life“-Schild machen. Sie dachte schon, sie hätte es verpasst, als es kurz vor Watson Lake doch noch auftauchte. Gesagt, getan. Angehalten, ein paar Fotos gemacht. Been there, done that 🙂

Nun waren es wirklich nur noch ein paar Meter bis wir gegen 18 Uhr in Watson Lake ankamen und bei einem der Hotels mitten im Ort anfragten, ob sie noch ein Zimmer haben. Wir werden uns wohl nie so richtig mit dem herben Charme der Yukon-Hotels anfreunden, aber für eine Nacht passte das – die Vorfreude auf Rosie Lake war schon riesig! So besuchten wir noch den Sign Post Forest mit seinen 1’000enden von Auto- und Ortsschildern aus der ganzen Welt und staunten über die Dimensionen der Attraktion. Ein kurzes Abendessen und leckeres Yukon Gold später lagen wir in unseren Betten, bereit für den nächsten Tag: wir würden endlich, endlich am Rosie Lake ankommen!

Ankunft im Träumli

Der Plan sah vor, dass wir am nächsten Tag gegen Mittag mit der Beaver von Northern Rockies Air ab Watson Lake Seabase fliegen sollten. Also wieder früh aus den Federn, die Taschen sortieren, so dass wir das bei Ankunft zuerst benötigte Material (Akkuschrauber für die Fenster- und Türpaneele und Moskitospray!) gleich zur Hand haben, die letzten Frischwaren im Grocery Store einkaufen und noch etwas im Home Depot stöbern (natürlich findet man dort noch ein, zwei Kleinigkeiten, die man UNBEDINGT braucht :-)). Ein kurzer Stopp im Visitor Center lag auf dem Weg und bei dieser Gelegenheit lernten wir auch gleich unsere nächste Nachbarin am Rosie Lake persönlich kennen: Nadyne (und Joe) arbeiten im Sommer in Watson Lake und Whitehorse und haben am Südende vom Francis Lake ein Cabin, in welchem sie die restliche Zeit des Jahres leben. Wir hatten schon einige Male Mailkontakt – in solch abgelegenen Regionen sind Kontakte das A und O.

Nun fehlte noch ein Besuch: Rhonda und Tom Rosie, die Vorbesitzer und Namensgeber von Rosie Lake wohnen nun ebenfalls ins Watson Lake und wir fuhren auf einen Kaffee vorbei. Es sieht so aus, dass Tom sich gut eingelebt hat im neuen Zuhause, Rhonda wäre wohl aber schon sehr gerne gleich wieder raus in die Wildnis… Während des Kaffees schrieb uns der Pilot Sébastien (ein junger Franzose, der sich seit einigen Jahren seinen Traum vom Fliegen im Yukon erfüllt), dass der Wind zu stark ist, um gegen Mittag zu starten (Schaumkronen auf dem See sind schlecht für Wasserflugzeuge). Der Wind sollte aber abflauen und der neue Treffpunkt war um ca. 16 Uhr. Wir warteten bei der Seabase in der Sonne, lernten einen anderen einheimischen Piloten (René) kennen und holten und so noch ein paar Tipps und machten Bekanntschaft mit einem Hund, der sich von Oliver gefühlt 100 Mal das Stöckchen werfen liess.

Endlich, gegen 16:15 Uhr traf Sébastien ein und wir konnten das ganze Material in die Beaver laden. Unglaublich, was in so ein kleines Flugzeug alles reinpasst. Auch die gerollten Matratzen waren kein Problem – wir hatten sogar noch Platz übrig! Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung und der Vergabe von Schwimmwesten tuckerten wir weg vom Steg und Sébastien liess den Motor warm laufen. Das brauchte nicht lange und schon gab er Gas, das Flugi ratterte und dröhnte immer schneller, bis es sich schliesslich langsam vom Wasser erhob. Kaum, dass kein Wasserwiderstand mehr da war, beschleunigte es und wir stiegen höher und höher. Auf ca. 5’500 Fuss schlugen wir Kurs Nord ein, so lange, bis wir den kleinen See mit den zwei Inseln erreichten. Sébastien flog ein „Overhead“, um die Situation für die Landung von oben abzuschätzen (und uns einen tollen Blick auf unser Property zu bescheren) und setzte dann zu einer Landung Richtung Süden in einer der nördlichen Seezungen an. Er verschenkte keinen Meter und wir mussten nur wenige Meter übers Wasser an unseren Steg fahren. So, da waren wir. Nach vier Tagen Reise hatten wir es geschafft.

Im Vorfeld haben wir uns schon alle möglichen Szenarien überlegt, falls etwas mit den Cabins nicht in Ordnung wäre. Sie sind bei Wind und Wetter alleine da draussen, es hat wilde (und vor allem hungrige und neugierige) Tiere und man kann nie wissen, was einen erwartet, wenn man über drei Monate nicht dort war. Aber Spoiler-Alert: alles gut! Es gab keine Schäden, es haben keine grossen Tiere versucht, sich Einlass zu verschaffen und alles war genau so, wie Oliver und René es im Winter verlassen hatten (ok, es hat auch niemand die Arbeit gemacht…).

Gleich bei Ankunft begrüsste uns ein grosser Haufen Abfall. Hier lagerten vor allem viele alte Autobatterien, die für die Solaranlage gebraucht wurden. Nur leider verfuhren die Rosie’s nicht nach dem Motto „one in, one out“ – sondern eher: „a dozen in, nothing out“. Sébastien und Oliver haben fast alle der echt schweren Auto-Batterien in die nun wieder leer Beaver geladen und Sébastien ist damit zurück nach Watson Lake geflogen, um diese zu entsorgen. Das war aber abfalltechnisch nur die Spitze des Eisbergs. Das was der Schnee im Winter gnädigerweise verborgen hat, kam nun zum Vorschein…

Aber eins nach dem andern. Nachdem wir zugeschaut haben, wie die Beaver sich langsam wieder in südlicher Richtung in die Luft erhob, schauten wir uns an, lachten und freuten uns einfach nur riesig, dass bis hierhin alles so reibungslos geklappt hat. Es fühlte sich einfach nur gut an, hier zu sein!

Mittlerweile war es schon spät geworden (Ankunft war um ca. 18:15 Uhr), das Ausladen, Batterien einladen, Gepäck ins Cabin bringen (kurz vor einem kleinen Regenguss erledigt, Glück muss man haben!) und die wichtigsten Fenster- und Türpaneele abschrauben, hatten doch schon einige Zeit in Anspruch genommen. Also war der Entschluss schnell gefasst, dass wir nur mal das Bett beziehen (resp. die grosse Matratze auspacken), das Moskitonetz aufhängen, ein paar Nudeln mit Fertigsauce zum zNacht machen und uns dann noch eine schnelle Dusche gönnen, bevor wir uns schlafen legen. Gesagt, getan, mit Blick auf den „beleuchteten Wald“ (so nannte Claire die Ostseite vom Rosie Lake, wenn die Abendsonne auf den bewaldeten Hang schien) assen wir unsere Pasta und machten uns nicht viel später auf in den Schlafsack… Sweet dreams!

The million dollar view

Um es kurz zu machen: es schläft und erwacht sich wunderbar am Rosie Lake! Obwohl es die ganze Nacht nicht dunkel wird, war die Schlafqualität sehr gut. Kein Lärm, keine Termine und die Freude, endlich da zu sein, haben uns tief schlummern lassen. Und wenn die Nacht schon gut war, dann ist das Erwachen der Hammer. Die Aussicht vom Bett auf den ruhigen See und die Sonne, die schon früh über die Berge glitzert… das ist wahrlich der oft zitierte „Million Dollar View“. Wir konnten uns daran nicht satt sehen – auch bei schlechtem Wetter (wir hatten durchaus einige Tage mit tiefen, dunklen Wolken und Regen) war der Blick vom Bett mystisch und zog uns magisch an.

So hält einen nix in den Federn, so sind wir meistens früh aufgestanden. Das Tagesprogramm war immer voll, aber die Zeit für einen Kaffee muss man sich nehmen. Manchmal haben wir ihn in der Hütte getrunken und dabei den Ofen angefeuert, manchmal haben wir den Kaffee am Steg genossen, wir haben ihn sogar im To go-Becher auf frühe Paddelrunden mitgenommen.

Life @ Rosie Lake

Ein typischer Tag am Rosie Lake hat in diesen Ferien ungefähr so ausgesehen:
Nach dem Aufstehen, haben wir alle Utensilien wie Notfallsender (inReach), Parapic, Bärenspray und Stirnlampe wieder vom Schlafzimmer nach unten getragen und eine erste Entscheidung für den Tag getroffen: wo sollen wir den Kaffee trinken. Beim Kaffee haben wir besprochen, welche Arbeiten heute anstehen. An Arbeit mangelt es am Rosie Lake definitiv nicht… Es hat sich oft ergeben, dass wir das Frühstück erst so spät gegessen haben, dass es schon fast als Mittagessen durchgegangen wäre. So haben wir aber schon vor dem Frühstück viel Arbeit erledigt und konnten mit gutem Hunger eine Pause geniessen.

Nach dem Frühstück musste Wasser fürs Abwaschen heiss gemacht werden (Gasherd oder auch mit dem Holzofen, falls wir eingeheizt haben) und danach ging’s schon an Teil zwei der Arbeit. Oft haben wir bis abends um 19 Uhr gewerkelt, aber manchmal haben wir uns tagsüber oder nach einem frühen Feierabend ein Paddelründeli gegönnt (Oliver hat immer die Angel dabei gehabt und einige Erfolge (Hechte) erzielt. Yammi!) oder ein paar Runden gewattet (die Österreichische Version vom jassen).

Irgendwann am Nachmittag hat einer von uns immer daran gedacht, dass wir das Apéröli noch kaltstellen sollten. Dafür eignete sich der Rosie Lake bestens. So konnten wir uns nach getaner Arbeit ein Molson Canadian gönnen und schon mal den schmerzenden Rücken und die Arme und Beine entlasten. In der Zwischenzeit konnte auch das Wasser für die Dusche erhitzt werden, damit wir noch vor dem Abendessen alle Tasks erledigt hatten, um danach nur noch relaxen zu können. Alle zwei Tage kam noch Haare waschen dazu, was noch mehr heisses Wasser bedeutet – aber danach fühlt man sich wie neu geboren! So, ab in die Küche und dann noch ein bisschen Netflix auf dem iPad, bevor wir regelmässig während des Films eingeschlafen sind. Wenigstens sind es kurze Wege am Rosie Lake und das bequeme Bett ist nicht weit weg. Also wieder alles für die Nacht zusammensuchen (Notfallsender (inReach), Parapic, Bärenspray und Stirnlampe :-)) – sweet dreams!

Hard work @ Rosie Lake

Ja, für manche Leute müssen Ferien relaxed sein, sich bedienen lassen, nix tun, nix denken, keine Anstrengungen… Dann ist so ein Projekt wie unseres definitiv nix für einen. Wir haben uns im Vorfeld einen ungefähren Plan gemacht, was wir in den zwei Wochen alles erledigen wollen und waren uns einig, dass wir immer wieder auch Ausflüge in die umliegenden Wälder machen möchten.

Tja, unter dem Strich war es dann eine einzige Wanderung – die restlichen Tage waren mit Arbeit gefüllt 🙂 An den ersten Tagen hat Claire viel im Haus erledigt. Es mussten Säckeweise Abfall entsorgt und viel geputzt werden. Es ist unglaublich, wie viel Staub, Dreck, Hundehaare und Unrat sich in den letzten knapp 40 Jahren angesammelt hat! Bewaffnet mit Arbeitshandschuhen, Schwämmen, Putzlappen, Eimer und Abfallsäcken rückte sie den Problemen zu Leibe – mit mässigem Erfolg. Irgendwann gingen die Abfallsäcke zur Neige und wir entschieden uns, erst Mal nicht alle Schränke auszuräumen, sondern nur die, die wir auch wirklich nutzen wollten. Drei Hochschränke in der Küche, einer im Bad, ein paar Schubladen im Wohnzimmer und zwei grosse Fächer im Kleiderschrank. Dafür wurden alle Ecken ausgeräumt, Möbel entsorgt und viel Kabelsalat abgeschnitten (die Stromversorgung muss eh neu gemacht werden 🙂 ). Diese Arbeiten haben bereits zwei Tage in Anspruch genommen. In dieser Zeit hat Oliver draussen geschuftet. Der Eingang auf der Nordseite war ein heilloses Durcheinander. Obwohl Oliver und René im Winter bereits viel Arbeit mit dem Rückbau des Porch erledigt haben, kamen nun ohne Schnee noch weitere Aufräumarbeit auf uns zu. Oliver betätigte sich als Landschaftsgärtner und hat in mühsamer Kleinarbeit einen gepflegten Stein-Pfad für den Eingang gemacht. Es gab tausend Dinge auf und neben dem Porch, für welche entweder ein neues Plätzchen gefunden oder welche entsorgt werden mussten. Wir sortierten den Abfall nach Plastik, Grünabfall, Metall etc. und nach zwei Tagen konnte man durchaus gute Erfolge sehen.

Projekt „neue Veranda“

Was uns zwar nicht bei der Besichtigung im letzten Herbst aufgefallen war, nun aber schnell offensichtlich wurde, war der desolate Zustand der Veranda auf der Südostseite des Hauses. Diese gab bei jedem Schritt etwas nach, wurde schon mehrfach notfallmässig repariert und schien aber schon bald zum Sicherheitsrisiko zu werden, weil man mit dem Fuss einbrechen konnte. Oliver machte sich also Überlegungen, ob wir sie mit den vorhandenen Materialen ersetzten konnten. Wir inspizierten die Balken, welche wir vom Porch gerettet und sorgfältig abgedeckt lagerten, die Balken, welche die Gartenbeete einfassten und die vielen Bretter, die unter dem Haus verstaut sind. Ausserdem prüften wir den Bestand an Nägeln und Schrauben – und kamen zum Schluss, dass es eigentlich reichen sollte und wir das Projekt Veranda“ noch vor das „Projekt Gästebett“ schieben.

Zu Beginn musste natürlich die alte Veranda abgerissen werden. Das war nicht so schwer, sie fiel ja schon fast von alleine zusammen. Die morschen Bretter mit den rostigen Nägeln hauten wir erst Mal auf einen Haufen und fingen mit der richtigen Arbeit an. Der Bau der Veranda selbst nahm eineinhalb Tage in Anspruch. Wir schleppten die schweren Balken, hantierten mit Motorsäge, Wasserwaage, Schleifmaschine, mit der Stichsäge, mit Durchschlägen (ja, ich habe allerlei gelernt in diesen Ferien!) und mit unterschiedlichen Hammern. Leider ist unser Honda-Generator eine kleine Zicke und hat nicht immer Teamarbeit geleistet. Wir mussten sogar einige Balken von Hand schleifen, weil der Generator einfach streikte. Zwei Stunden später probierten wir die selben Tricks – und siehe da, er schnurrte wie ein Kätzchen und half dann doch noch mit.

Der Generator, die Zicke

Als die Balken mit einer minimalen Schieflage nach vorne gesetzt waren (damit der Regen besser abfliesst), konnten wir damit beginnen, die Bretter auszusuchen. Es sollten 16 oder 17 ungefähr gleiche Bretter sein, die wir an drei Stellen mit je drei Nägeln auf den Balken befestigen wollten. Die Nägel dazu haben wir in Tom’s Werkstatt gefunden, einem richtigen Paradies für Bastler. Dort findet man alles – man muss einfach gut suchen und nicht erwarten, dass Gleiches neben Gleichem zu finden ist.

Baustellenpuff

Als Abschluss nagelten wir noch ein seitliches Brett an die Veranda für einen schönen Abschluss und nun fehlte nur noch die Treppe. Oliver hatte eine Variante im Kopf, für die wir uns aber als etwas zu dumm angestellt haben. Wir haben uns das mit den Winkeln auf unebenem Grund einfacher vorgestellt und bevor wir zu viel Holz verschnitten, haben wir uns für die „Anfänger-Variante“ von Claire entschieden – aber schaut selbst – ist die Veranda nicht toll geworden? 🙂

Nachdem wir uns so viel Mühe gegeben haben mit der Veranda, wollte Oliver sie auch etwas vom Wettereinfluss geschützt wissen. Auf der Südseite fehlt jedoch die Dachrinne, so dass bei Regen immer das ganze Wasser vom Dach auf die Veranda rinnt. Er hat im Garten ein passendes Stück Dachrinne entdeckt und es repariert. Jetzt war nur noch die Frage, wie es am Dachrand angebracht werden kann, weil die Leiter zu kurz war.

Nach einigen Versuche, die wir der SUVA lieber nicht zeigen, haben wir einen Besen mit verlängertem Stiel gefunden. Mit diesem hat Claire die Rinne hochgedrückt, so dass Oliver vom Dach des Wintergartens aus die eine Seite schon mal mit einer Schraube fixieren konnte. Danach kletterte er wieder runter und verlegte die Leiter auf die andere Seite der Rinne. So konnte er im „Blindflug über Kopf“ die zweite Seite der Rinne am Dachbalken festschrauben. Beim zweiten Versuch hat die Konstruktion auch den Praxistest mit der Wasserflasche bestanden. Alles in allem eine ziemlich coole Aktion – gut, ist es nochmals gut gegangen 🙂

Projekt „neuer Thron“

Könnt ihr euch vorstellen, im Winter bei minus 40 Grad Celsius vom kuschelig-warmen Schlafsack raus in die Dunkelheit gehen zu müssen, nur falls „die Natur mitten in der Nacht ruft“? Bis vor kurzem hat diese Wendung noch zu Rosie Lake gepasst, da das Outhouse, das WC, ca. 50 Meter hinter dem Haus war. Eine schlichte Holzbank mit Loch, das ab und zu ausgeschaufelt werden musste und komplett ohne Komfort wie Heizung oder Mückenschutz ausgekommen ist.

Tja, Leute, diese Zeiten sind vorbei. Wir haben das „Projekt Trockentrenntoilette“ erfolgreich umgesetzt und sitzen nun komfortabel im Bad auf dem Thron! Claire hat sich schon im Vorfeld mit dieser Variante auseinandergesetzt, da sie von Otter Island noch ein gebranntes Kind war bezüglich Mücken im Sommer. Die Theorie ist denkbar einfach: Trenne das grosse vom kleinen Geschäft, schütte Sägemehl oder Erde in den grossen Kübel und so soll es nicht riechen. Auch die Entsorgung ist simpel: in den Wald schütten resp. ein Loch graben und den kompostierbaren Sack verbuddeln. Ok, ein Versuch ist es Wert.

So hat sie eine Firma in Deutschland gefunden, die die Bauteile einzeln verkauft und man sich so das eigene WC bauen kann. Wir haben uns also den Plastik-Trenn-Einsatz, die beiden Eimer und den WC-Sitz mit Deckel aus der Schweiz mitgebracht. Schon am zweiten Tag hat Oliver irgendwo im Chaos des Wintergartens (ehemals Gewächshaus) eine Kiste gefunden, welche wunderbarerweise genau für unser WC-Vorhaben gepasst hat – was für ein Glück! Mit dieser Kiste sparten wir uns die Konstruktion des Sitzes und mussten nur ein passgenaues Loch für den Plastikeinsatz und WC-Sitz raussägen. Jetzt durfte uns bei den Überlegungen kein Fehler passieren – wir hatten nur diese eine Kiste!

Oliver, der Oberkonstrukteur des neuen WC’s, hat ganze Arbeit geleistet und unser neues Klo thront nun im Bad (für diesen Platz mussten wir die Waschmaschine entsorgen 🙂 ). Claire hat gleich den Selbstversuch gestartet und nach einem ersten kleinen Malheur (ja, die Sitzposition ist match-entscheidend für den Erfolg! 🙂 ) bietet es für Wildnis-Verhältnisse WC-Komfort auf höchstem Niveau.

Und für die, die sich noch die Frage stellen: wir nutzen zum Abdecken Erde und die Theorie funktioniert tadellos – man riecht tatsächlich wirklich gar nichts!

Holz hinter der Hütte

Wer es gerne kuschelig warm in der Stube hat, kommt an einem Ort wie Rosie Lake nicht herum, das nötige Holz dazu auch selber zu organisieren. Das Material steht ja quasi vor der Türe – es muss nur ziemlich mühsam verarbeitet werden:
Mit der Motorsäge in den Wald stapfen („hey Bear, hey Bear!“), einen (oder mehrere) Bäume fällen, auf Scheit-Länge kürzen, auf dem Wägeli festzurren und über Stock und Stein zum Holz-Shed bugsieren, Scheite hacken und diese dann in richtig zu verbrauchender Reihenfolge stapeln. Wir haben Stunden mit diesen Arbeiten verbracht und sind nun für den Herbst gerüstet – einen ganzen Winter würden wir so aber nicht in der geheizten Stube sitzen.

Ab ins Beet!

Die Vorbesitzer waren Selbstversorger. Sie haben einen grossen Garten gepflegt, Gewächshäuser (inkl. Ofen für die kalte Übergangszeit) gehabt und den Wintergarten als weiteres Gewächshaus genutzt. Als sie das letzte Rüebli aus der Erde gezogen haben, haben sie aber alles Plastik, morsche Balken, Metall und sonstige Abfälle einfach im Garten liegen gelassen. Im Wintergarten standen zig riesige Plastikkübel, voll mit bester Erde. Wir haben uns einen Tag Zeit genommen, um diese beiden Baustellen aufzuräumen. Die Erde aus dem Gewächshaus ist nun auf den Gartenbeeten, das ganze Plastik verbrannt, Holz, das noch verfeuert werden kann, ordentlich gestapelt und das Metall, das herumlag, „entsorgt“ (heisst erst Mal „zusammengetragen und abgedeckt“).

Wohin mit dem ganzen Zeugs?!

Wenn man sich übrigens fragt, was wir denn sonst mit „entsorgen“ meinen, dann gibt es am Rosie Lake nicht so viele Varianten:
Grabe ein tiefes, grosses Loch. Versenke es im See. Verbrenne es. Flieg es nach Watson Lake aus. Decke es ab und schau nicht mehr hin. Verstau es in der kleinen Hütte und denke nicht mehr dran.
Wir haben drei grosse Verbrenn-Aktionen gemacht (das Feuer haben wir vorher noch fürs Abendessen genutzt und einmal auch, um Brot mangels Ofen in einem alten Dampfkochtopf zu backen!) und jeweils an windstillen Abenden Stück für Stück brennbaren Abfall ins Feuer geworfen. Das ist wahrlich kein Spass.

Die alte Waschmaschine und zwei grosse Gefriertruhen haben wir mühsam zur kleinen Hütte geschleppt. Im Gegenzug haben wir in der Hütte 31 Rollen WC-Papier gefunden, das wir nächstes Mal nutzen können 🙂

Ausserdem haben wir (wie schon erwähnt) einiges ausgeflogen mit der Beaver. Und wir haben gewisse Abfälle wie Metall und Blech an einem Ort gesammelt und mit Blachen abgedeckt. Ist ja nicht so, dass wir ungefähr 50 alte Olivenöl-Kanister von 2007 – 2020 nochmals brauchen würden…

Wandern ist des Gärbers Lust

Im Internet-Inserat für Rosie Lake stand damals: „A walking or ATV trail to the Frances River (app. 5 km hike from the lake) could be made, which would allow for keeping a boat at the river to access Frances Lake and the Campbell Highway.“ Für diesen walking trail hatte uns Rhonda im Vorfeld die GPS-Daten geschickt, welche wir aufs inReach geladen haben. Nun wollten wir uns einen arbeitsfreien Tag gönnen und diesen Trail erkunden. Rhonda hat uns empfohlen, dass Gummistiefel keine schlechte Idee wären, weil es ein bisschen sumpfig sein könnte.

Den Plan, früh morgens loszukommen, haben wir verfehlt – und 10:30 Uhr setzten wir uns ins Kanu, um an die Westseite des Sees zu paddeln, wo der Trail beginnt. Das Kanu zogen wir an Land, montierten unsere Bärenglöckchen am Rucksack und stapften los. Die ersten paar Meter waren schon sumpfig, aber alles easy, es wurde schnell besser. Wir fingen mit einem wunderbaren Pfad im Wald an. Die Sonnenstrahlen schafften es zwischen durch die Tannenzweige hindurch und es wanderte sich ungefähr 500% besser als gedacht.

Aber ja, zu früh gefreut. Es folgten ziemlich bald mühsame Abschnitte mit viel Sumpf, strategische Hüpfer von einer kleinen Grashalde zur nächsten waren nötig, um einigermassen trockenen Fusses durchzukommen. Später kamen wieder Wald-Abschnitte. Immer wieder verglich Oliver die Route mit dem GPS, denn der Pfad war längst überwuchert und nicht überall erkennbar. Über Baumstämme, um Baumstämme herum, zwischen und durch Gebüsch. Man darf im Kanadischen Wald nicht zimperlich sein. So können auch 5 km lang sein…

Nach knapp drei Stunden hatten wir das Ziel erreicht: den Frances River. Das wäre also die „einfachste Art“, Rosie Lake ohne Flugzeug zu erreichen 🙂 Wir machten eine kleine Pause, assen ein Stück von Oliver selbst gebackenes Brot, tranken unser Wasser und machten uns danach wieder auf den Weg zurück.

Auf dem Heimweg hat es uns dann beide erwischt: je einmal einen Gummistiefel voll mit eiskaltem Wasser! Naja, nass waren die Füsse durchs Schwitzen sowieso. Kurz vor Erreichen des Kanus sind wir per Zufall auf eine Tafel gestossen, die uns ganz klar den Weg nach links gewiesen hat – die Tafel hat Tom vor langer Zeit aufgestellt. Sie weist aber den Landweg zum Grundstück und wir wollten zum Kanu zurück. Kurz danach bemerkten wir unseren Irrtum, drehten um und fanden das letzte Stück bis zum Kanu.

Und nein, das war noch nicht genug für einen Tag: Oliver wollte auf dem Heimweg noch fischen. Tatsächlich hat er einen Hecht gefangen – aber ihn dann nicht aus dem See gezogen. Das Filettieren und Feuer machen draussen zum braten wären dann doch zu viel des Guten gewesen. Also heizten wir den Ofen ein, machten Duschwasser warm und gönnten uns ein einfaches, aber sehr leckeres Abendessen.

Tierische Freunde

„Gibt es da nicht viele Bären?“ Ganz oft kommt die Frage nach den Bären, wenn man von Kanada spricht. Und ja, es gibt sie. Am Highway haben wir viele gesehen. Aber sie sind scheu – wir versuchen, immer viel Lärm zu machen, wenn wir in den Wald gehen, um keinen Bären zu erschrecken. Das könnte nämlich wirklich unschön ausgehen.

Rund um das Grundstück haben wir viele Elch-Spuren gesehen. Einen Elch haben wir beim paddeln in der Abendsonne grasen gesehen. Die Szene war so friedlich, dass wir nicht zu nah ran gefahren sind, um ihn nicht zu stören. Auch auf der einen Wildkamera haben wir einen Elch drauf, ausserdem einen Wolf. Für Freunde der Vögel ist es am Rosie Lake ein Paradies. Es zwitschert, gurrt, kräht und summt in allen Tonlagen fast rund um die Uhr. Es gibt viele verschiedene Vogel- und Gänsearten, die sich den See mit den Bibern teilen.

Ein Elch auf der Wildkamera!

Einen ganz speziellen Hausgast hatten wir eines Morgens: auf einmal flog eine Fledermaus durch die Küche! Neue Erkenntnis: Gar nicht so einfach, so eine Fledermaus einzufangen resp. aus dem Haus zu bringen! Oliver hat sich danach die Leiter geschnappt und ein paar Zugänge zum Dach von innen und aussen zugemacht. Mal schauen, ob das „Problem“ nun gelöst ist. Ausserdem haben wir Mäuse gehabt und einige mit Fallen zur Strecke gebracht. Das ist naturnahes Leben… 🙂

Schon vorbei? 🙁

Die Tage am Rosie Lake vergingen wie im Flug. Am Donnerstag der zweiten Woche nahmen wir mit Sébastien Kontakt auf (einfache SMS via Satellit), um zu fragen, ob Samstag noch ok ist für den Flug nach Watson Lake. Leider sagte der Wetterbericht viel Wind für Samstag voraus und er wollte uns schon am Freitag abholen. Ui nei, das ist ja schon morgen! Das hiess, dass wir somit schon bei den finalen Arbeiten angekommen waren. Und beim finalen Geniessen. Das Wetter zeigte sich am Donnerstag nochmals von seiner schönsten Seite. Wir lagen am Steg, Claire liess die Füsse ins Wasser baumeln und wir genossen die Sonne, das Vogelgezwitscher und das gute Gefühl, richtig viel geschafft zu haben.

Natürlich wird es am Schluss doch immer stressig. Am Freitag räumten wir alles zusammen, packten die Taschen und Oliver begann damit, die Fensterpaneele wieder anzuschrauben. So wurde es Stück für Stück finsterer in der Hütte. Draussen knallte die Sonne aber weil es schon viele Moskitos hatte, trugen wir lange Ärmel und Hosenbeine. Wir schwitzten richtig bei den Arbeiten und gönnten uns zum Schluss nochmals eine Dusche, bevor es in Richtung Zivilisation ging.

Abgemacht war „abholen um 15 Uhr rum“. In Kanada hat das dann geheissen „um kurz vor 17 Uhr“. Aber wir hatten ja keinen Stress, wir waren eh einen Tag zu früh. Schlussendlich tauchte der kleine Punkt am Himmel aber doch auf und Sébastien landete die Beaver sanft auf dem See. Wir luden das Gepäck und die ganzen Abfallsäcke ein, schlossen die Tür ab und schraubten das letzte Paneel an. Sogar an die drei Wildkameras haben wir gedacht und sind gespannt, was sie uns nächstes Mal zeigen.

Und schon hiess es „Abschied nehmen“. Aber es war definitiv ein „auf Wiedersehen“ – im August!

Die Heimreise lief nach dem Motto „same, same, but different“. Obwohl es schon nach 19 Uhr war, als wir von Watson Lake losfuhren, wollten wir noch Strecke machen und bis nach Fort Nelson (etwas mehr als 500km) kommen. Ok, zwischendrin gibt es auch so gut wie nichts. Wir haben also noch per Telefon nachgefragt, ob das Hotel Zimmer hat und konnten uns nach dem OK auf den Weg machen.

Spät abends wurde es dann dunkler und die Tiere am Strassenrand immer schwieriger auszumachen. Wieder sahen wir Elche und Bären und beim Eindunkeln standen so viele Caribous rum, dass es schon richtig mühsam wurde. Oliver konnte die letzten 150km nur noch ungefähr 60km/h schnell fahren. Was das für die Ankunftszeit im Hotel und unseren Schlaf bedeutet, wird ja klar sein… :-/ Auf diesem Abschnitt hat uns auch beissender Rauch in der Luft begleitet. Es müssen grosse Wildfires gewesen sein, denn gesehen haben wir nichts, aber viel gerochen.

Nach einer eher kurzen Nacht haben wir uns am nächsten Tag auf einen weiteren Spass von knapp 1’000km gemacht. Claire wollte nicht wieder die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg fahren, sondern die Gelegenheit nutzen und die Nationalparks rund um Jasper sehen. Also haben wir einen kleinen Umweg gemacht und kamen abends um 20 Uhr im sehr touristischen Jasper an (erkennbar an den absurd hohen Zimmerpreisen). Den Abend haben wir mit einem Bier und einem feinen Salat verbracht. Wir konnten sogar draussen sitzen – der Sommer ist in Kanada angekommen.

Der kleine Umweg hat sich sehr gelohnt. Die Fahrt von Jasper via Lake Louise und Banff nach Calgary am nächsten Tag war wunderschön. Man fährt zwar im Konvoi mit tausenden von anderen Touris, aber die Bergwelt ist schon gewaltig schön.

Das letzte Hotel der Reise war – und hier schliesst sich der Kreis wieder – am Flughafen Calgary. Als wir das Mietauto am nächsten Tag abgaben, meinte der Angestellte mit Blick auf das Auto „oh, you took the car on an adventure?“ Ja, er war mit Staub, Mücken und Fliegen tapeziert und hatte einen neuen, kleinen Windschutzschaden. Gut, haben wir beim Mietbeginn noch den Selbstbehalt versichert… Der Schlussstand der Kilometer: 4’021 abenteuerliche Kilometer durch Alberta, British Columbia und dem Yukon.

Der Heimflug war problemlos – wir trafen Willi und Maria wieder und tauschten die Ferienerlebnisse aus. Sie reisten ab Frankfurt weiter nach München und wir nahmen die S-Bahn nach Frankfurt Main Hbf. Dort hatten wir einen kleinen Sicherheitspuffer abzuwarten, bis der gebuchte Zug fuhr und nutzten diese Gelegenheit, um noch ein wenig in die Stadt zu gehen. Und wenn’s mal gut läuft, dann läuft’s einfach: sogar die Fahrt mit der DB hat nach Plan funktioniert und wir sind pünktlich in Basel angekommen, die SBB hat ebenfalls mitgespielt und abends um 20 Uhr war die Reise in Dübi zu Ende. Am nächsten Morgen sassen wir mit vielen wunderbaren Erinnerungen schon wieder im Büro.

Und ja: Beim Apéro und zNacht im Hotel am Flughafen Calgary schmiedeten wir schon die nächsten Pläne für Rosie Lake und buchten gleich das nächste Abenteuer 🙂 Dafür haben wir uns noch ein kleines Zusatz-Level ausgedacht – seid gespannt auf das nächste „Tales of Rosie Lake“ 🙂

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