Rosie Lake | Beyond the middle of nowhere

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Wer von euch hat sich schon mal so richtig was getraut? Einfach Augen zu und durch, über die Komfortzone hinaus und darauf vertraut, dass es gut geht?
Wir kennen da zwei, die haben definitiv die Reise ihres Lebens gebucht, als sie sich für drei Wochen im Nordwesten von Kanada angemeldet haben: Meine Eltern, beide im Rentenalter, haben es gewagt und sind mit uns in die Wildnis gereist. Obwohl (oder war es weil?) wir in lebhaften Bildern erzählt haben, wie einfach, unkomfortabel und remote, aber gerade deshalb so unglaublich herrlich das Leben da draussen ist, sind sie Ende Mai mit uns ins Flugzeug gestiegen, das uns gemeinsam via Barcelona über den Atlantik und Grönland nach Calgary gebracht hat.

Ab nach Kanada

Calgary, Alberta? Ja, das ist noch nicht der Nordwesten Kanadas. Es trennten uns noch gut 2’000 Kilometer von unserem Reiseziel im Yukon. Der Plan, den berühmten Alaska Highway zu fahren, wurde auf dem Hinweg aber von Waldbränden torpediert. Rund um Fort Nelson brannte es noch immer. Seit Wochen war die Strasse schon gesperrt und der einzige Landweg, um in den Yukon zu gelangen, war der Stewart Cassiar Highway weiter westlich. Zumindest gibt es überhaupt eine Alternative 😉

Nach der Landung holten wir erst Mal unser Mietauto ab. Dieses Mal hatten sie einen Nissan Armada für uns auf Lager. Eigentlich ein riesiges Auto – für europäische Verhältnisse. Will man aber vier Erwachsene mit Gepäck und alle Einkäufe unterbringen, könnte das ein Tetris-Spiel werden…

Zuversichtlich über unsere Tetris-Fähigkeiten hielten wir an unserem Plan fest, den IKEA Calgary leerzukaufen. Obwohl der Plan ambitioniert war, weil der Laden am Sonntag um 18 Uhr schliesst: Landung um 16:20 Uhr, Einreise in Kanada, Mietauto holen und um 17:25 Uhr stürmten Oliver und ich durch den Eingang. Gut, dass wir eine vorbereitete, sortierte Liste mit allen Artikelnummern hatten! So konnten wir im Eiltempo durch die Gänge flitzen und links und rechts greifen, was wir geplant hatten. Bis auf eine nicht wirklich dringende Kuscheldecke, die wir nicht auf Anhieb gefunden und deshalb zurückgelassen haben, hatten wir um einige Minuten nach 18 Uhr alles im Einkaufswagen – ab zur Kasse.

Ohje, das Auto war jetzt schon ziemlich voll – da mussten wir uns für die nächsten zwei Tage noch etwas einfallen lassen mit dem Platz 🙂

Aber ja, morgen ist auch noch ein Tag. Es war höchste Zeit für den gemütlichen Teil des Tages. Also sind wir zurück in den Norden von Calgary in die Nähe des Flughafens zum gebuchten Hotel gefahren. Es gab einen kleinen Apéro im Hotelrestaurant, Essen brauchten wir nach der umfangreichen Verpflegung im Flugzeug nicht mehr. Und dann ging’s schon in Richtung Bett – um die lange Reise ausgeruht fortzusetzen.

Calgary – Prince George

Wir entschieden uns, die Lebensmittel erst auf dem Weg in Prince George einzukaufen. In Calgary stand aber noch der Canadian Tire auf dem Plan. Mit einer weiteren Liste bewaffnet zogen wir durch die Gänge und allerlei Kleinkram landete im Einkaufskorb. Ich durfte mir noch ein verspätetes Geburtstagsgeschenk aussuchen und entschied mich für eine Lampe, die man mit Solar und USB-C aufladen kann – spätestens im Herbst wird uns dies am Abend in der Hütte gute Dienste leisten! Dankeschön, Mami & Daddy!! 🙂
Zwei Bärsprays und Trillerpfeifen für meine Eltern fanden den Einkaufskorb, sowie eine Schutzbrille für Oliver, Schraubzwingen, Trailband, Kaffeebecher… Was man da draussen halt so braucht. Und alles schön im Auto verstaut.

Die Kaffeebecher liessen wir gleich bei Tim Horton’s für die Fahrt auffüllen, packten uns dann selber ins Auto und los ging’s! Zuerst im Kriechtempo von Ampel zu Ampel durch Calgary, bald wurde die Strasse aber leerer und von Weitem sahen wir schon die Bergkette der Rockies. Unser Ziel heute war Prince George, das schon in British Columbia liegt. Dazwischen lagen noch ungefähr 800 Kilometer mit Pässen, schneebedeckten gewaltigen Berggipfeln, glitzernden Seen und Seen mit einer Eisschicht drauf, Wälder, die sich mit flachen Weiten abwechselten.
Im Columbia Icefield Nationalpark und in Jasper war die Sommersaison in den Startlöchern und wir fuhren im Konvoi auf dem Highway. Nach einem kurzen Kaffee-Refill-Stopp in Jasper änderten wir den Kurs auf West. Schon bald überquerten wir auf dem Highway 16 eine Zeitzone und wurden quasi auf der Stelle eine Stunde jünger 🙂 (leider gleicht sich das auf dem Heimweg bekanntlich aus…).

In Prince George hatten wir heute nicht mehr viel vor. Der Tag war lang und als wir gegen 18 Uhr ankamen, bezogen wir die Zimmer, trafen uns noch zu einem Apéro und z’Nacht im Hotelrestaurant und legten uns schon bald schlafen. Morgen würde der gleiche Spass mit weiteren 800 Kilometern auf uns warten 😉

Prince George – Stewart Cassiar Highway

Hinweis: weitere Karten im Zusammenhang mit Jasper werden ergänzt, sobald die Strasse nach den Aufräumarbeiten der Waldbrände wieder geöffnet ist.

Bevor wir aber die Strasse unsicher machten, galt es noch zwei Listen abzuarbeiten: „The Real Canadian SuperStore“ und ein Liquor Store waren noch offen. Wieder zogen wir durch die Gänge und füllten Einkaufswagen. Wir kauften alles was man so zu viert in zwei Wochen essen möchte (ausser Früchte, Gemüse und Frischwaren). Alle vier wanderten tapfer den ellenlangen Regalen entlang und suchten im (für unser Verständnis) eher unsortierten Sortiment das Gewünschte zusammen. Kurz vor dem Regen hatten wir dann doch alles zusammen und verstauten die Taschen im Trockenen. Mittlerweile mussten wir wirklich kreativ einräumen, um alles unterzubringen (die Weinkartons fanden zum Beispiel ihren Platz zwischen meinen Eltern auf dem Fussboden…).

Nach einem kurzen „healthy breakfast“ bei Tim Horton’s (Egg & Steak Sandwich) führte uns die heutige Fahrt von Prince George weiter auf dem Highway 16 in Richtung Westen. Kurz bevor man aber tatsächlich Pazifikluft riecht, bogen wir nach Norden auf den Stewart Cassiar Highway ab. An der Kreuzung gibt es eine Tankstelle, an der wir den Tank unseres durstigen Nissan Armada füllten und eigentlich auch etwas essen wollten. Offensichtlich waren wir aber nicht hungrig genug für das Angebot dort und so sind wir nach einem kurzen „Beine vertreten“ wieder ins Auto gestiegen. Blinker rechts gesetzt, über einen Bahnübergang und schon waren wir Mitten im Nirgendwo. Also schon auf dem Stewart Cassiar Highway, aber nun wurde es richtig remote. Unser heutiges Ziel waren Zimmer in der Bell 2 Lodge. Die Wahl hat sich als sehr gut herausgestellt. In ihrer Hauptsaison, dem Winter, bieten sie Heliskiing an und die Preise für die Unterkunft sind astronomisch. Nach dem Volltanken bezogen wir unsere „Zimmer“, die eher kleine, sehr schöne Hütten sind und trafen uns noch für einen Apéro und Sandwiches als zNacht bei uns, bevor wir uns schlafen legten.

Der Morgen weckte uns mit strahlendem Sonnenschein und etwas Bodenfrost. Auch in Kanada gilt: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Und weil wir heute noch viel Programm vor uns hatten, war der Vogel umso früher unterwegs. Um 6:30 Uhr, um genau zu sein.
Auf den 500 Kilometern bis nach Watson Lake sahen wir die meisten Bären. Sie sind offensichtlich auch Frühaufsteher und so entdeckten wir immer wieder eines dieser imposanten Tiere. Sie liessen sich durch uns nicht stören und frassen weiter friedlich das Gras am Strassenrand. Ein kurzer Stop in Dease Lake, um unsere Kaffeebecher aufzufüllen und ein Sandwich zum Frühstück zu kaufen, musste reichen, um uns für die letzten Kilometer der Autoreise zu stärken.

Stewart Cassiar Highway – Watson Lake – Rosie Lake

Immer der Strasse entlang, vorbei an Burn-Areas und dichten Waldabschnitten, erreichten wir schon gegen 11 Uhr den Alaska Highway. Kurz vor der Verzweigung überquerten wir nochmals eine Grenze: Endlich waren wir wieder im Yukon! Wir legten die letzten rund 10 Kilometer zurück und fuhren dann in die Metropole Watson Lake ein!

Aber nein, wer denkt, wir hätten so schon unser Ziel erreicht, der irrt. In Watson Lake stand Folgendes auf dem Programm: Letzte Lebensmittel (Früchte, Gemüse, Frischwaren) einkaufen, Nadyne im Visitor Center besuchen, den ganzen Grümpel aus dem Auto in die Beaver einladen – und natürlich der Flug nach Rosie Lake. Geplant, getan. Unsere leisen Befürchtungen, dass die Beaver zu klein sein könnte für unser Gepäck, waren unbegründet. Stück für Stück leerte sich der Nissan und der Berg vor dem Flugzeug wurde grösser und grösser. Mit geschicktem Packen (ein Teil hinten in den Flieger, ein Teil in die Floats) hat dann doch alles reingepasst – inklusive vier Passagiere, ein Pilot und vier Kanister Flugbenzin für Joe, unseren „Nachbarn“. Auf geht’s nach Rosie Lake!

Der Flug verlief richtig unspektakulär. Die Beaver knatterte und dröhnte beim Abheben und schnurrte dann gleichmässig vor sich hin. Die Wälder zogen unter uns vorbei und kein Lüftchen liess unseren Flug wackeln. Nach knapp 45 Minuten erreichten wir unseren See und flogen eine Kurve über dem Grundstück. Von oben sah alles gut aus und Sébastien setzte zur Landung an.

Tja, und da waren wir! Sébastien hüpfte auf den Steg und machte die Beaver fest. Einer nach dem anderen kraxelten wir aus dem Flugi und meine Eltern waren jetzt offiziell im Paradiesli angekommen 🙂 (ob sie es auch so gesehen haben, müsst ihr sie selber fragen 😉 ).
Ein erster Augenschein bestätigte den Eindruck aus der Luft: Alles gut rund ums Haus. So konnten wir ausladen und zuschauen, wie Sébastien mit der Beaver davontuckerte, einige Meter später Gas gab und direkt Richtung Süden abhob. Und nun waren wir allein…
Wir räumten Stück für Stück vom Gepäck ins Haus und kaum hatten wir alles drin, holten uns die Wolken, die langsam von Süden her aufzogen, ein und liessen einen Regenguss auf Rosie Lake niedergehen. Das konnte uns aber nicht stören, wir hatten genug im Haus zu tun und fingen mit den wichtigsten Sachen an:

Esswaren einräumen, Betten parat machen, Taschen in den oberen Stock bringen und das WC in Betrieb nehmen. Es sind viele Handgriffe, aber es fühlt sich mittlerweile an wie Heimkommen. Nachdem das Wichtigste gemacht war und mein Vater schon mal zwei der neuen Stühle zusammengebaut hatte, konnten wir ein erstes Abendessen in der Wildnis geniessen. Und wer sagt, dass es in der Wildnis nicht auch richtig lecker schmecken kann? Es gab Pasta mit selbstgemachter Bolognese – ein Gaumenschmaus!

Einmal mehr war der Tag lang, die Crew noch nicht ganz in der neuen Zeitzone angekommen und entsprechend haben wir uns früh schlafen gelegt.

Was wir in den nächsten zwei Wochen so erlebt haben, seht ihr hier…

Relaxzeit und Apéro-a-clock

Holzarbeiten

Neuer Fahnenmast – chli Schwiiz muass sii 🙂

Ausflügli

In Der Hütte, um die Hütte

Tschüss und danke, Rosie Lake!

Nach genau zwei Wochen in der wunderbaren Wildnis war es auch schon wieder vorbei. Der Tag, an dem Sébastien uns abholen sollte, war schon lange gefixt. Nur das Wetter musste noch mitspielen. Obwohl von Rosie Lake nach Watson Lake keine hohen Berge liegen, muss das Wetter doch einigermassen passen und vor allem der Wind sollte so moderat sein, dass es auf den Seen keine zu hohen Wellen gibt.
Ich habe mir das so erklären lassen: Das Gefährliche bei viel Wind sind die Flugzeugflügel in Kombination mit den Wellen. Wenn ein Flugzeug sich auf dem See in den Wind dreht, um abzuheben und genau dann eine Welle das Flugzeug und somit auch den einen Flügel in die Höhe hebt, bietet das sehr viel Angriffsfläche für weiteren Wind. Das kann so weit gehen, dass es den ganzen Flieger umdreht und er kopfüber im Wasser schwimmt – eine sehr gefährliche Situation für die Crew. Deshalb verzichtet Sébastien zu Recht auf riskante Flüge bei zu viel Wind, wenn er auf Seen landen muss.

Dennoch: Wir hatten Glück (oder Pech, wenn man wie Oliver und ich gar nicht mehr zurück will) und das Flugwetter war am Abreisetag tipptopp. Schon am Vortag hatten wir angefangen, die umfangreiche Checkliste für die Abreise abzuarbeiten. Wir haben zwei Checklisten: eine für den Vortag der Abreise und eine für den eigentlichen Tag. So kommen wir (hoffentlich) nicht mehr in die Situation, dass wir wichtige Sachen vergessen können und sind sicher, dass wir die Türe zum Wintergarten geschlossen oder den Ofenrohr-Deckel auf dem Dach draufgeschraubt haben.
Für uns sind diese Checklisten Gold wert und wenn wir ganz zum Schluss das Türpaneel anschrauben und die Wildtierkameras einschalten, wissen wir, dass alles passt. So können wir guten Gewissens zurück nach Europa reisen.

Wir waren also zeitig mit allen Arbeiten parat und konnten in der Frühlingssonne noch etwas entspannen, während wir auf Sébastien gewartet haben. Jenachdem, von wo der Wind kommt, hört man das Flugzeug sehr früh. Bei Nordwind kann es aber sein, dass er schon fast über dem See ist und erst dann das Brummen zu hören ist.

Dieses Mal haben wir ihn von Weitem gehört und brachten uns in Stellung, um ihn willkommen zu heissen. Gewohnt gekommt manövrierte er an den Steg und sprang mit einem eleganten Sprung aus dem Flieger. Das Einladen des Gepäcks ging flott – es war ja auch bei Weitem nicht mehr so viel wie auf dem Hinweg. Unser persönliches Gepäck ergänzten wir mit ein paar Abfallsäcken. Wir stehen nun ungefähr bei 40 Abfallsäcken, die wir von Rosie Lake ausgeflogen haben.

Wir legten uns die Schwimmwesten an (sehen aus wie Bauchtäschli aus den 90er Jahren) und einer nach dem anderen kraxelten wir wieder in die Blechbüchse. Sébastien gab Gas und zügig ging es in die Luft und weiter Richtung Süden. Das Wetter passte und das monotone Geräusch des Motors tat nach dem frühen Aufstehen sein Übriges: die Crew wurde müde. Aber solange der Pilot nicht auch schläft, passt das ja 🙂

Noch ein weiter Weg…

Angekommen an der Water Base in Watson Lake wartete unser Nissan auf uns. Dieses Mal war die Reise definitiv bequemer (vor allem für die Gäste auf den hinteren Plätzen, die nicht mehr den Angriff der Sofakissen fürchten mussten!) und einfacher. Wir luden das Reisegepäck und den Abfall aus der Beaver und Séb bot an, diesen für uns zu entsorgen. Was für ein Service – sehr gern, danke! Also konnten wir uns rasch auf den noch langen Weg nach Fort Nelson machen.

Nach unseren zwei Wochen in der Hütte war der Alaska Highway nach den Waldbränden wieder geöffnet. Also entschlossen wir uns, den Rückweg über die für meine Eltern noch unbekannte Route in Angriff zu nehmen. Auf dem Parkplatz in Watson Lake versuchten wir, das Hotel für die Nacht zu buchen. Viel Auswahl hatten wir nicht. Offenbar war noch viel los in Fort Nelson, das ungefähr 500 Kilometer von Watson Lake liegt. Etwas zähneknirschend buchten wir ein Motel und hofften auf das Beste…

Auf der Strasse war nicht sehr viel los. Trotzdem schafften wir es, innert 30 Sekunden zwei Steinschläge in der Windschutzscheibe zu kassieren. Kurz nacheinander trafen uns zwei Steinchen, als wir auf einem Baustellenabschnitt einen Lastwagen überholten. Genau in diesem Moment hat sich die teure Versicherung bezahlt gemacht, denn eine neue Scheibe für so ein grosses Auto hätte uns einiges gekostet. Ungeachtet des kleinen Schadens ging die Fahrt über den Highway, der während des zweiten Weltkriegs in kürzester Zeit durch das wortwörtliche Nichts gerodet wurde, weiter. Wir sahen noch mehr Bären, zwei Berggeissen (die fast mit den Asiaten vor uns kollidierten), Rehe und einen Elch. Erst gegen 19 Uhr trafen wir in der nächsten Siedlung an. Fort Nelson, unser Zuhause für eine Nacht.

Das Einchecken für das gebuchte Motel war in der Tankstelle mitten im Ort. Meine Eltern konnten ihr Zimmer schnell beziehen. Oliver und ich machten noch zwei (!) Schleifen via „Reception“, da unser Zimmer jeweils schon besetzt war und die Gäste komischerweise nicht teilen wollten…
Beim dritten Versuch hat es dann doch geklappt und wir konnten ein freies Zimmer beziehen. Nach einer kurzen Erfrischung waren wir auch schon unterwegs mit meinen Eltern zum zNacht. Wir besuchten ein Restaurant, das keine 10 Minuten zu Fuss vom Motel entfernt war und jeder fand etwas Leckeres auf der Karte. Ich glaube, das Hightlight für meine Mutter war, dass jemand anderes das Geschirr abgewaschen hat 😉

Fort Nelson – Jasper

Auch heute gab es einen frühen Start. Wir wollten am Ziel, Jasper, noch etwas Zeit haben und rund 1’000 Kilometer fahren sich nicht einfach so. Nachdem wir den Nissan wieder bis oben mit Diesel und unsere Mugs mit Kaffee befüllt hatten, nahm jeder auf dem angestammten Sitz Platz. In bestem Wetter ging es weiter in Richtung Jasper.
Unser Plan ging auf: Wir waren gegen 16 Uhr vor Ort, checkten im Hotel (Château Jasper – vornehm!) ein und machten uns dann auf den Weg ins Städtli. Es war viel los im Ort, ganze Cars mit Touristen wurden herumgekarrt, viele Asiaten, viele Inder – und vier Schweizer.
Und ja, klar. Ein Besuch am Bahnhof darf nicht fehlen (a trip is never complete without a visit to the train station 😉 ).
Wir bestaunten die langen Güterzüge (bei 100 Wagen habe ich aufgehört zu zählen und es war noch nicht die Hälfte durch!!) und die alte ehrwürdige Dampflok, die nach ihrem Arbeitsleben nun am Bahnhof von Jasper trohnt.
Fürs Abendessen fanden wir ein ganz nettes Restaurant und liessen es uns schmecken. Danach schauten wir noch etwas durch die Strassen und kauften ein paar Souvenirs ein.
Kaum zu glauben, dass zum Zeitpunkt dieses Textes, Jasper ein ganz anderer Ort wurde. Die Waldbrände haben im Juli 2024 30% der Stadt verwüstet, es ist wohl nicht mehr wiederzuerkennen. Schön, dass wir es vorher so geniessen durften!

Jasper – Calgary

Nach einer erholsamen Nacht im Hotel ging es am nächsten Tag mal nicht zu früh los. Wir waren schon ziemlich nah (für Kanadische Verhältnisse) an Calgary und hatten noch zwei Nächte, bevor der Flieger uns wieder nach Europa bringen sollte.
Mami brachte uns vom Morgenspaziergang ein süsses Frühstück mit und zusammen mit dem Kaffee, den wir uns an der Tankstelle holten, gab das eine gute Stärkung für den Tag.

Wir reihten uns in den Fahrzeug-Konvoi ein, der ebenfalls die imposanten Landschaften des Jasper Nationalpark und das Columbia Icefield sehen wollten. Es war wirklich viel los. Die Parkplätze für die Sehenswürdigkeiten und schönen Ausblicke waren gut besucht. Wir schauten uns auch einen Wasserfall an, machten uns aber bald wieder auf den Weg.

Einen kurzen Abstecher hatten wir noch auf dem Radar: Wir wollten uns das Grundstück von Olivers Verwandten anschauen. Sie haben ein Grundstück mit einem Trailer in der Nähe von Calgary. Als wir letztes Jahr gesucht haben, war es nicht zu finden. In der Zwischenzeit haben wir es uns auf der Karte genau zeigen lassen und folgen nun dem Navistrich in die Hügel südwestlich von Calgary. Dieses Mal haben wir es auf Anhieb gefunden und parkieren das Auto am Strassenrand. Wir spazieren etwas herum und machten ein paar Beweisfotos. Sie haben ein wirklich schönes, friedliches Plätzli mit einem wunderbaren Ausblick bis in die Rockies.

Nach dieser Detour ging es nun aber wieder zurück zum Highway. Die Häuser lagen immer dichter zusammen, ein untrügliches Zeichen, dass wir uns der Stadt nähern… Es ging schnell und schon waren wir mitten im Getümmel. Links und rechts die hohen Gebäude, da hinten der Calgary Tower. Und da vorne schon das Hilton, in welchem wir zwei Zimmer reserviert hatten. Nach einem Apéro bei uns im Zimmer (wir hatten noch Bier und Wein von Rosie Lake), gab es ein Abendessen im Hotelrestaurant und einen Schlummi an der Bar. Meine Eltern gingen danach schlafen, Oliver und ich wollten uns noch eine Flasche Wasser in einem SevenEleven holen. Der nächste Laden war doch etwas weiter weg, es tat aber gut, sich ein wenig die Beine zu vertreten. So sahen wir auch gleich, was im Nightlife in Calgary so unterwegs ist… 🙂

Den nächsten Tag nutzten wir, um auszuschlafen und noch etwas shoppen zu gehen in der Stadt. Als wir um 13 Uhr aus dem Zimmer auschecken mussten, fuhren wir mit dem Auto zum letzten Hotel, das wieder in der Nähe des Flughafens lag. Es war das gleiche Hotel wie wir auf der Hinfahrt genutzt hatten und so wussten wir schon, welches leckere Bier wir zum Abendessen bestellen würden – richtige Profis 🙂

Ein Task stand für den nächsten Tag noch an: Der Nissan hatte eine Wäsche dringend nötig! Nach über 4’000 Kilometern und seinem Yukon-Abenteuer war es an der Zeit, die Spuren abzuwaschen, bevor wir ihn am Flughafen wieder in die Heimat bringen sollten. Oliver und ich haben uns also die nächste Waschanlage gesucht und den Dreck vom weissen Lack geschrubbt. Danach konnte er sich wieder sehen lassen!

Calgary – Zürich

Ein letztes Mal luden wir das Reisegepäck ein und machten uns gegen Mittag auf zum Flughafen. Wir waren noch etwas früh dran und mussten am Check-in Schalter warten. Dafür waren wir dann die ersten in der Schlange und konnten unseren Spezialwunsch äussern: Bitte die Gepäckstücke nur bis Zürich anschreiben, nicht bis Barcelona. Uff, wieder einmal ist es gut gegangen. Anstandslos wurde Zürich auf die Tags gedruckt und so konnten wir nach dem Edelweiss-Flug unser Gepäck in Empfang nehmen. Die Plätze von Zürich nach Barcelona blieben leer…

Auf dem Flug hat alles gut geklappt und ausser, dass die Amenity Kits von Edelweiss ziemlich „gschämig“ daherkommen (im Vergleich zum Preis, den sie gerne für einen Langstreckenplatz ab Zürich kassieren wollen…), waren wir sehr zufrieden, als wir nach neun Stunden sicher am Flughafen Zürich aufsetzten. Nach drei Wochen trennten sich hier unsere Wege: Meine Eltern machten sich auf den Weg zum Flughafenbahnhof, um den letzten Teil der Reise nach Rhäzüns in Angriff zu nehmen. Oliver und ich bestellten uns ein Uber nach Dübendorf und begannen sogleich mit der Aufarbeitung der Wäsche und des Jetlag.

Die drei Wochen gingen so schnell vorbei – es war eine tolle Zeit, wir haben viel gesehen (viele Tannenbäume 🙂 ), viel gemacht und wir haben uns sehr über unsere ersten Gäste am Rosie Lake gefreut! Die Latte liegt nun hoch für die nächsten Gäste (wir mussten nie abwaschen – just sayin’… 😉 )! Danke, Mami und Daddy, dass ihr euch auf dieses Abenteuer eingelassen habt und schön, dass ihr unsere Gäste wart!

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