Calvi – Mallorca | April 2021

Während in den Bergen der Schnee noch meterhoch liegt, gibt es Leute, die träumen schon wieder vom Sandstrand, von eisgekühlten Getränken im Schatten einer Palme und dem Duft von Sonnencreme. Und ja, solche Leute sind wir.

Erschwerend zum Fernweh kommt die Corona-Situation in Bezug aufs Reisen dazu und kumuliert kann man sagen: mittlerweile sind wir reif für die Insel!

Genauer gesagt, sind wir reif für zwei Inseln. Und ein bisschen Abenteuer.

Schon seit Monaten stehen die Wochenenden für unsere AusFLÜGE fest. Ob es jeweils wirklich klappt, hängt von so manchem Faktor ab: Claire’s freien Wochenenden, dem Wetter und aktuell auch noch von den Corona-Regeln der Schweiz und den zu bereisenden Ländern.

Auf der Wunschliste stehen dieses Jahr zum Beispiel Kroatien mit dem Flugplatz Vrsar oder Son Bonet auf Mallorca. Kroatien flog ziemlich bald infolge Risikogebiet aus der näheren Auswahl raus. Die Corona-Regeln ändern im Wochentakt und so konnten wir uns erst ca. zwei Wochen vor der Reise einen groben Plan zurechtlegen. Der Plan hiess erst mal: Birrfeld – Mallorca retour. Ein Zwischenstopp in der Region von Montpellier zum Tanken und für die Zollabfertigung war ebenfalls vorgesehen.

Dann hiess es einmal mehr: abwarten, Wetterberichte checken und Prognosen verfolgen. Drei oder vier Tage vor dem Start war klar, dass die Wetterlage am Donnerstag je weiter östlich, desto besser sein würde. Für Freitag bis Sonntag war für das ganze Routing gutes Wetter prognostiziert. So entschieden wir uns, die Strecke umzukehren und zu erweitern. Korsika war wieder im Rennen!

Donnerstag

Der Startschuss fiel schon einen Tag vor der Abreise. Wir liessen am Flughafen Zürich Corona PCR-Tests durchführen, die wir zwingend für die Einreise in Frankreich und Spanien vorweisen mussten. So richtig los ging es dann am Donnerstag nach der Arbeit. Mit Gepäck als würden wir fünf Wochen Ferien machen, fuhren wir mit dem Auto ins Birrfeld und schleppten alles zur Piper, die auf dem Vorfeld bereit stand.

Alle(s) eingeladen, Seat belts closed, Checks und Run-up completed. Crew und Flugi waren bereit für ein kleines Abenteuer-Wochenende!

Die erste Strecke von Birrfeld nach Locarno ist schnell erzählt: starten, steigen, Gotthardpass, runter, landen.

Die Tessiner Sonne begrüsste uns mit dem Versprechen auf noch mehr Sonne weiter südlich. So tankten wir die Maschine schnell voll (währenddessen Claire noch schnell das Hotel in Calvi im Handy gebucht hat), zahlten und machten uns gleich wieder auf den Weg zum Runway. Es war nicht viel los und so ging es zügig an Lugano und Mailand vorbei in Richtung Mittelmeer. Mit nur 1’000 Fuss über Grund war es ganz schön holprig und wir versuchten am Funk unser Glück für ein Crossing durch den Luftraum vom Flughafen Genua.

Birrfeld – Locarno

Der direkte Weg wurde bewilligt und so befanden wir uns innert Kürze über der Küstenlinie im glitzernden Blau zwischen Himmel und Meer. Wo genau der eine aufhört und das andere anfängt, war gar nicht zu sagen. Das In-Flight-Dining konnte beginnen. Der Pilot hatte selber für Verpflegung gesorgt und feine Brötli mitgebracht.

Wenn das Wortspiel erlaubt ist: die Zeit verging wie im Flug und schon musste der Landeanflug auf Calvi geplant werden. Mit zügigem Nordwind war der Runway 36 zu erwarten. Anflug und Landung klappten tipptopp und wir wurden vom Marshaller in Empfang genommen. Wie im Vorfeld abgemacht, waren nur Grasparkplätze verfügbar, was aber mit der Arrow kein Problem ist. Sie ist durchaus offroad-tauglich. Nachdem wir getankt, den Flieger am Boden fixiert und ausgeräumt hatten, liessen wir uns vom Marshaller zuerst zur Polizei (Einreise EU, jedoch kein Wort von Corona oder PCR-Test vorweisen – wir waren fast ein wenig enttäuscht!) und weiter zum Ausgang chauffieren – willkommen in Korsika!

„Dank“ Corona war es gar nicht so einfach, ein Taxi in die Stadt zu finden. Die Geduld hat sich dann aber doch ausgezahlt und so sind wir gegen 17 Uhr mit Sack und Pack im Hotel Calvi angekommen. Nach einer sehr netten Begrüssung und einchecken bezogen wir unser Zimmer im zweiten Stock mit herrlichem Blick auf die Zitadelle. Das Angebot, unser Frühstück am nächsten Morgen auf dem Balkon einzunehmen, nahmen wir natürlich sehr gerne an.

Bevor wir mit dem gemütlichen Teil des Abends beginnen konnten, war noch der Flieger-Papierkram (Nachbereitung und Vorbereitung) zu erledigen, dann standen aber definitiv ein Spaziergang am Strand und ein Feierabendbier an.

Freitag

Morgens um 7 Uhr war Oliver schon voller Tatendrang und wollte vor dem Frühstück an den Strand. Gesagt, getan. So genossen wir die ruhige, um diese Zeit noch windstille Bucht im Morgenlicht mit einem Coffee to go in der Hand. Um im Zeitplan zu bleiben, rissen wir uns dann doch von der Postkartenidylle los und gingen zurück ins Hotel fürs Frühstück auf dem Balkon.

Mit dem ganzen Gepäck liessen wir uns wieder zum Flugplatz fahren, gespannt darauf, ob unsere Pläne wieder wie vorbereitet klappen werden. Anstandslos nickten uns die Beamten und die Polizei durch und nachdem wir unsere Lande- und Parkgebühren bezahlt hatten, fuhr man uns wieder zur Piper. Wir luden die Rucksäcke und Koffer ein, montierten unsere Rettungswesten und gingen alle Checks durch. Wenn alles wie geplant laufen würde, warteten rund zweieinhalb Stunden Flugzeit über das weite Mittelmeer auf uns.

Auf dem Runway drehte Oliver den Motor auf und mit Vollgas rasten wir los. Mühelos hob die Maschine ab und nach einer Linkskurve über der Küste konnten wir schon den gewünschten Kurs nach Mallorca einschlagen. Über uns querte ein Airbus im Anflug nach Ajaccio, dem Hauptort Korsikas, aber ansonsten war wir alleine in der Luft. Das Meer breitete sich vor uns aus wie ein Teppich und der Wind schob uns von hinten in die gewünschte Richtung. Ein Blick auf das Navigationssystem zeigte: „nur“ noch 2 Stunden und 23 Minuten bis zur Bucht von Alcudia auf Mallorca. Ein Katzensprung.

Auf Flightlevel 85 flog es sich wie auf Schienen dahin, Claire kommunizierte am Funk mit Bastia und Marseille Info, später dann mit Palma Approach. Der Funk in Frankreich klappte meist reibungslos, mit den Spanischen Lotsen gestaltete es sich etwas komplizierter. Wir waren zusammen mit den „grossen“ Flugzeugen vom Anflug auf Palma de Mallorca auf der Frequenz und stellten für den Lotsen wohl eher ein Hindernis als ein Spassfaktor dar. Trotzdem erreichten wir ohne Zwischenfälle Mallorca und holperten 1’000 Fuss über Grund an den Hügeln und Bergen entlang Richtung Flugplatz.

In Son Bonet gibt es keinen Tower, man meldet sich nur mit Positionsangaben auf dem Funk und landet selbständig. Obwohl der Anflug ein herrliches Panorama auf das Meer und die Kathedrale von Palma bieten würde, hatten wir keine Zeit für diese schöne Aussicht. Man muss richtig gut aufpassen, dass man nicht aus Versehen in die Kontrollzone von Palma de Mallorca fliegt, die direkt an Son Bonet angrenzt.

Calvi – Son Bonet, Mallorca

Ohne Flugraumverletzung haben wir es geschafft und das Flugzeug auf dem Platz parkiert. Nach gut zweieinhalb Stunden kraxelten wir aus dem Flieger und streckten uns erst mal. Das anschliessende Programm gestalteten wir ähnlich wie in Calvi: Taxi zum Hotel in El Arenal – Nachbereitung, Vorbereitung, Spaziergang (schon den ersten Bienenstich der Saison im Fuss kassiert), Apéro, Abendessen.

Zusätzlich mussten wir uns noch um einen weiteren PCR-Test kümmern, den wir für den Heimweg benötigen würden. Den Termin fixierten wir telefonisch am nächsten Tag um 8:20 Uhr morgens mitten in Palma in einer Klinik.

Samstag

Unser freier Tag in Palma lag bereit vor uns. Trotzdem war es ein frühes Aufstehen für den PCR-Test. Für die Fahrt nach Palma und zurück nutzten wir den Bus Nr. 25, der direkt hinter dem Hotel hält und El Arenal mit der Innenstadt von Palma verbindet. Alles klappte reibungslos, auch der Test, obwohl mindestens 50 andere Leute auch warteten. Irgendwie hatte das Ganze also doch ein System und zwei Minuten nach der vereinbarten Zeit sassen wir beim Arzt auf dem Stuhl. Wo wir in Zürich nur eine Speichelprobe für die PCR-Auswertung abgeben mussten, gab es hier das volle Programm: einmal mit Stäbchen im Rachen und (mit dem gleichen Stäbchen) jedes Nasenloch bis fast zum Hirn. Nicht unbedingt angenehm – aber was macht man nicht alles, um wieder reisen zu können…

Den weiteren Tag genossen wir mit einem ausgiebigen Frühstück, einem langen Spaziergang auf einer uns unbekannten, wunderschönen Küstenstrasse von El Arenal und den obligatorischen Überlegungen für die Flüge am nächsten Tag. Die Wetteraussichten hatten sich für den Bereich Béziers / Montpellier etwas verschlechtert und so prüften wir Alternativen. Für Chambery waren wir etwas zu spät dran (Zoll 24 Stunden vorher anmelden) und direkt nach Lausanne zu fliegen, ist wegen fehlenden Zollmöglichkeiten in Son Bonet nicht erlaubt. So planten wir unsere Route neu via Cannes, da die vorausgesagte Front nicht so weit östlich vordringen sollte.

Einem Glas Sangria in erster Reihe konnten wir nicht widerstehen, bevor wir uns auf den Weg zurück ins Hotel machten. Danach ging es aber zügig zurück, um die restlichen Arbeiten für den morgigen Tag zu erledigen und ein kleines Abendessen einzukaufen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wie viel Nerven wir an diesem Abend noch brauchen würden…

Zufrieden mit der Lösung, über Cannes zu fliegen und bereit für den nächsten Tag genossen wir das Abendessen auf dem Hotelbalkon mit bestem Blick auf das türkisfarbene Wasser in der Bucht von Palma. Kurz nach 18 Uhr freuten wir uns über den Eingang der Resultate vom PCR-Test. Schnell suchten wir die Infos über das Login zusammen, gespannt, ob wir wirklich wieder negativ getestet wurden.

Aber Pech gehabt: das Login funktionierte nicht! Also noch ein Versuch. Wieder nicht. Hatten wir es vielleicht mit den falschen Zahlen versucht? Wir probierten alle Varianten durch, tauschten die Daten und hatten doch keinen Erfolg. Claire versuchte, die Klinik in Palma telefonisch zu erreichen und konnte bei einem kompetent wirkenden Herren alle unsere Daten nochmals mündlich durchgeben, mit der Bitte um ein neues Login. So wurde es uns versprochen. Kurz darauf kam tatsächlich ein SMS – leider mit den gleichen Daten wie zuvor, die uns nichts nützten. Tja, nochmal in der Klinik anrufen. Offensichtlich hatten wir 10 Minuten zuvor noch Glück gehabt, denn jetzt, am Samstag um kurz nach 19 Uhr, war niemand mehr telefonisch erreichbar und wir wurden nun doch etwas nervös.

Um morgen in Cannes (oder überhaupt Frankreich) zwischenlanden zu können, brauchten wir einen negativen PCR-Test. Und der war vorhanden – aber verschlüsselt und uns nicht zugänglich. Ratlosigkeit machte sich breit und (zumindest bei Claire) stieg das Stress-Barometer langsam an. Wir fingen an, die Strecke neu zu rechnen, den vorausgesagten Wind genauer zu studieren. Könnte es reichen, direkt von Son Bonet nach Lausanne zu fliegen? Wenn ja, wie lösen wir das Problem mit dem Zoll?…

Für einen weiteren PCR-Test war es zu spät, aber wir vereinbarten für den nächsten Morgen einen Termin für einen Schnelltest, der zwar nicht ganz den Richtlinien entsprach, jedoch besser als nichts ist. So unsere Hoffnung. Immerhin hatten bis zum jetzigen Zeitpunkt noch gar keinen Test vorweisen müssen. Mit ziemlich gemischten Gefühlen legten wir uns schlafen.

Sonntag

Mit dem Weckerklingeln am nächsten Morgen erwachten auch unsere Sorgen. Noch im Halbschlaf checkte Claire die E-Mails in der Hoffnung, dass ein neues Passwort gesandt wurde. Leider nein. Also noch einmal ein Login versuchen – hallo?! Es hat geklappt! Tatsächlich funktioniert das gleiche Login, das wir abends zuvor gefühlte 100 Mal versucht haben, nun einwandfrei!

In diesem Augenblick sank das Stress-Barometer wieder in den gesunden Bereich, wir konnten die Planung wie gewünscht via Cannes weiterverfolgen, mussten uns keine Sorgen wegen Zollformalitäten oder Corona machen und haben erst noch 80.- Euro für die Antigen-Schnelltests gespart! Mit einem einzigen Login.

Programm: Frühstück, Taxi, Gebühren am Flugplatz bezahlen, volltanken, Schwimmweste anziehen und ab in die Luft. Alles hat wie gewünscht geklappt und so cruisten wir schon kurz vor 11 Uhr wieder über dem Mittelmeer. Heute zeigte es sich nicht mehr ganz so märchenhaft glitzernd, Grautöne dominierten, aber die Sicht war trotzdem ok.

Son Bonet – Cannes

Nach ungefähr zwei Stunden kam die Côte d’Azur in Sicht und ab da ging es schnell. Kaum konnten wir die wunderschöne Küste geniessen, mussten wir uns schon wieder mit dem Anflugprozedere, dem Funk und den Lufträumen befassen. In Cannes war nicht viel los, der Südwind war moderat und unsere Räder setzten nach knapp zweieinhalb Stunden Flugzeit auf Französischem Boden auf.

Die Abhandlung in Cannes war unkompliziert. Wir zahlten die Landegebühren und das Tanken und zeigten unsere Pässe. Und das war’s. Was, keinen PCR-Test zeigen? Nein, wieder wollte den niemand sehen – und das, nachdem wir dafür einen ziemlichen Handstand gemacht haben. Aber egal, besser so als umgekehrt.

Die Stunde Bodenzeit verging rasch und so nahmen wir die letzte Etappe in Angriff. Nach einer kurzen Schrecksekunde mit einer Warnung, dass das Fahrwerk nicht korrekt funktioniert, absolvierten wir die ersten Meter Steigflug. Auf 800 Fuss Höhe durften wir die Rechtskurve einleiten und Oliver versuchte nochmal, das Fahrwerk aus- und wieder einzufahren. Dieses Mal hat es einwandfrei geklappt und so setzten wir den Flug wie geplant fort.

Statt endlosem Meer begleiteten uns nun Hügel und schneebedeckte Berge. Wir passierten die Gegend der Französischen Wintersportgebiete Courchevel und Albertville. Vorbei am Mont Blanc und den Dents du Midi schlängelten wir uns an den Berghängen hoch über den Tälern entlang. Mit dem Genfersee in Sicht überflogen wir die Schweizer Grenze und passierten Bex, Thun und die Kontrollezone von Bern. Es war viel los in der Luft und immer wieder kamen andere Flugzeuge in Sicht, denen wir nicht zu nahe begegnen wollten.

Der Einflug in den Sektor West vom Birrfeld, Overhead und Downwind Runway 08 waren die letzten Manöver in der Luft bevor wir mit dem Endanflug begannen und Oliver die Maschine nach insgesamt über neuneinhalb Stunden Flugzeit sanft auf dem Homebase-Runway aufsetzte.

Cannes – Birrfeld

Ein weiteres kleines Abenteuer und vor allem ein bisschen Ferienfeeling lagen hinter uns. Wir kommen wieder!

Und für die Zahlenfans, hier noch ein paar Details dazu:

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