Dobrodosli u Istru (Willkommen in Instrien) | Juni 2022

Endlich ist es wieder an der Zeit für einen AusFLUG! 🙂

Das Wetter für das geplante Wochenende verspricht Gutes und die kleine Cockpitcrew macht sich motiviert an die Planung. Nach dem entspannten Aufenthalt im letzten Sommer in Istrien war schnell klar, dass eines der geplanten Sommerwochenenden 2022 mit dem Flugi wieder dafür genutzt werden soll. Der ehemalige Militärflugplatz von Vrsar mit seiner 700 Meter langen Asphaltpiste ist ein ideales Ziel für einen Sprung ins erfrischende Wasser.

Wie immer nutzen wir jede freie Minute und sind um kurz nach 12 Uhr mittags nach dem Frühdienst unterwegs ins Birrfeld. Dort wartet die Mooney Ovation auf ihren Einsatz mit uns. Im Vorfeld haben wir Mails an den Flughafen Portoroz, Vrsar und St. Johann in Tirol gesandt sowie das Briefing für die Strecke gemacht, das Wetter nochmals für den Hin- und Rückweg gecheckt und die Zollformalitäten organisiert. So brauchen wir jetzt nur noch zu kontrollieren, wie viel AVGAS wir zutanken müssen, die Flügel entsprechend mit dem Kraftstoff zu füllen und unser (zugegebenermassen recht umfangreiches) Gepäck einzuladen.

Das Gepäck ist dieses Mal etwas mehr, weil wir vorhaben, die drei Nächte in Kroatien im Zelt auf dem Campingplatz zu verbringen. Unweigerlich kommt da einiges zusammen – auch wenn man keinen grossen Luxus mitnimmt: Zelt, Mättli, Schlafsäcke und Gaskocher (Kaffee am Morgen muss sein!) kommen zur Standardausrüstung für ein Badewochenende dazu. Mit dem Strom müssen wir etwas haushalten. Wir haben ein kleines Solarpanel und eine Powerbank, um den Strom zu speichern, dabei, müssen damit aber zwei Handys und das iPad für die Fliegerei laden.

Nach der Schlepperei vom Gepäck und dem Rumschieben vom Flugi in der Mittagshitze sind wir schon ziemlich durchgeschwitzt und freuen uns auf den Steigflug, wenn die Temperatur im Flieger angenehmer sein wird. Also verlieren wir keine Zeit und kaum ist alles am rechten Ort, beginnt Oliver mit den Checks. Nach dem „Check before departure“ rollen wir los zum Runway. Geplante Abflugszeit: 14:00 Uhr – actual Take-off time: 14:00 Uhr! 🙂 Es geht nichts über eine gute Planung…

Wir steigen Richtung Norden auf 3’000 Fuss und umfliegen so die Kontrollzone von Zürich, halten dann Kurs nach Osten und nehmen die altbekannte Route via Bodensee – Füssen – Garmisch-Partenkirchen (via Arlberg wäre zwar schneller gewesen, aber die Wolken und lokalen Gewitter lassen diese Route nicht zu).

Kaum haben wir die Reisehöhe erreicht, wird der Imbiss serviert: Oliver hat leckere Roast Beef Sandwiches dabei und wir verpflegen uns auf Wolkenhöhe. Nach Garmisch biegen wir so bald es das Wetter zulässt nach Südosten ab und steuern Richtung Villach – Jesenice die Slowenische Grenze an. Auch hier müssen wir uns nach den Wolkenaufbauten richten und das Heading und die Flughöhe entsprechend anpassen. Mit dem gewählten Flightlevel 115 sind wir aber vorerst sehr gut bedient und müssen erst in der Region Jesenice anfangen, unter die Wolken zu sinken. Macht aber nichts, runter müssen wir sowieso, denn es geht zügig auf Portoroz zu.

Wir haben Portoroz für eine „Technical landing“ gewählt und möchten dort nur zwischenlanden, um die Zollformalitäten für Kroatien zu erledigen und den Tank zu füllen. Der Anflug über die Hügel ist etwas holprig, aber man wird mit einer schönen Aussicht auf das Meer belohnt (natürlich nur der Co-Pilot! :-D). Portoroz fühlt sich ein bisschen an wie Koh Samui in Thailand – zumindest was die kleinen, offenen Shuttle-Fahrzeuge, die einen am Flieger abholen, betrifft. Wir werden vom Grasparkplatz direkt zum Zolleingang gefahren, wo uns die klimatisierte Empfangshalle empfängt. Herrlich angenehm!

Einmal mehr geht es zügig mit zahlen und tanken und nach ein paar Minuten Wartezeit bis der Grenzpolizist vor Ort ist (er muss extra ein paar Kilometer vom Grenzposten an der Strasse zum Flughafen kommen), dürfen wir nach Kroatien ausreisen. Die Wartezeit am Holding Point der Piste zieht sich etwas in die Länge. Ein Formation Flight mit 3 Flugzeugen braucht länger als angegeben und bis der letzte der drei Flieger sicher am Boden ist, erhalten wir natürlich keine Abflugerlaubnis. Also warten wir in der Hitze bei laufendem Motor, bevor wir die letzte Viertelstunde Flug für den heutigen Tag unter die Flügel nehmen. Diese Viertelstunde bietet einen wunderbaren Blick auf die Istrische Küste. Das Meer glitzert in blauen und türkisen Farben und lädt für ein erfrischendes Bad ein. Bis es aber soweit ist, wird doch noch etwas Zeit vergehen…

Zuerst folgt die Landung in Vrsar. Wie letztes Jahr gibt es mehr schlecht als recht eine „land at own discretion“ Anweisung, danach stellen wir die Mooney auf dem Parkplatz ab und verzurren sie am Boden. Oliver hat sich schon seit dem Abflug aufs kühle Ankunftsbier im rudimentären Resti am Flugplatz gefreut. Daraus wird nun leider nichts, denn die Effizienz der Kroaten ist unübertroffen heute! Der Flugplatzchef hat während unserer Landung bereits ein Taxi bestellt und dieses fährt schon auf den Platz, bevor wir überhaupt alles aus dem Flieger geladen haben. So lassen wir uns zum Camping Koversada kutschieren und schleppen unser Gepäck an die Réception.

Wir möchten unser Zelt auf der kleinen vorgelagerten Insel aufstellen und gehen davon aus, dass der Campingplatz uns wieder einen Transport dafür stellen kann, denn der Weg quer über die Anlage zieht sich. Tja, Pech gehabt! Die Dame teilt uns ohne mit der Wimper zu zucken mit, dass kein Transport möglich ist und wir das Gepäck halt tragen müssen. Es bleibt uns nicht viel anderes übrig, als die lange Hose gegen kurze Hosen zu wechseln, das Gepäck zu schultern und den Weg in Angriff zu nehmen.

20 Minuten später haben wir ein Plätzli gefunden und beginnen mit dem Zeltaufbau. Oliver kümmert sich ums Camp und Claire macht sich auf den Weg in den Supermarkt um Wasser (und ein Apéro-Bierli) zu kaufen. Dieses ist dringend nötig, haben wir doch kräftig geschwitzt und während des Flugs zu wenig getrunken.

Der Vorteil an einem einfachen Camp mit wenig Luxus ist, dass es schnell aufgebaut und bezugsbereit ist. Die Mättli sind schon aufgeblasen und die Schlafsäcke ausgerollt und so können wir zügig zum nächsten Programmpunkt übergehen: Relax and enjoy!

Der Abend verläuft genau so, wie wir es uns gewünscht haben. Nach dem kleinen Apéro am Wasser, machen wir uns auf den Weg, ein Restaurant zu suchen. Gewünscht ist ein gemütlicher Ort mit Pizza oder Pasta. Genau das finden wir und lassen es uns schmecken, bevor wir den Weg zurück zum Zelt quer über den grossen Campingplatz wieder unter die Füsse nehmen.

Am Morgen früh um 7 Uhr packen wir unser Badetuch und gehen die wenigen Meter zum Steinstrand. Weit und breit hat es noch keine Leute und wir wagen gleich ein Bädli im Meer. Danach liegen wir gemütlich im Halbschatten und trinken den Kaffee, den wir uns vor dem Zelt mit dem Kocher gebraut und mitgenommen haben. Wundervoll, dieser Start in den Tag!

Nach und nach wird es voller am Strand und offensichtlich haben wir den Stammplatz einer Bayerin besetzt. Sie breitet ihr Lager fast auf unseren Badetüchern aus und wir kommen ins Gespräch. So macht sie mehr oder weniger dezent drauf aufmerksam, dass sie sonst auf unserem Platz liegt. Wir versprechen ihr, dass wir sowieso nicht mehr lange bleiben und sie dann „ihren“ Platz wieder einnehmen kann… Uff, die Kirch ist wieder im Dorf 🙂

Während des Kaffeetrinkens haben wir uns entschieden, gleich heute, Freitag, den geplanten Sightseeing Flug über die Kornaten zu machen. Wir haben eine Runde ab Vrsar in Richtung Zadar geplant, um das Gebiet, in welchem wir schon öfters gesegelt sind, mal von oben zu sehen. Also machen wir uns gegen Mittag zu Fuss auf in Richtung Flugplatz. Die paar Schritte werden uns ja guttun… Tja, bei der grössten Mittagshitze die fünf Kilometer zu Fuss der Strasse entlang zu gehen, war jetzt nicht die beste Idee, die wir je hatten. Aber jetzt sind wir schon mal unterwegs und so schwitzen wir halt vor uns hin.

Wir machen die HB-DIO mit kleinem Gepäck bereit für den Rundflug und nehmen auf unseren Sitzen Platz. Im Flieger ist es am Boden unerträglich heiss und wir beeilen uns, in die Luft zu kommen. Kaum sind wir einige hundert Fuss über dem Meer, rufen wir Pula Radar auf und lassen uns die Bewilligung für einen weiteren Steigflug geben. Unsere Route haben wir bereits mit einem Flugplan bekannt gegeben und fliegen diesen nun ab.

Obwohl es heute etwas diesig ist, ist die Aussicht doch wunderbar. Das Meer glitzert in der Sonne und wie kleine Edelsteine verstreut liegen die Inseln unter uns im Wasser. Kroatien hat schon eine wunderschöne Küste! Wir können uns kaum sattsehen an den Hügeln, den kleinen, idyllischen Städtchen, den Segelschiffen und den türkisen Buchten unter uns. Am Funk klappt alles einwandfrei und wir kommen zügig voran.

Kurz vor dem südlichen Ende der Kornaten drehen wir in einer grossen Rechtskurve um und fliegen der äusseren Küstenlinie entlang zurück nach Norden. Vorbei an Mali Losinj mit dem kleinen Flugplatz und dem grossen Flughafen von Pula geht es Richtung Rovinj nach Vrsar.

Nach 1h38′ landen wir wieder auf Piste 18 in Vrsar und verzurren die Mooney auf dem Parkplatz. Für den Rückweg zum Campingplatz wählen wir dieses Mal einen Wanderweg weit weg von der Strasse. Dieser stellt sich als richtig schön und oft auch schattig heraus und ist eine super Alternative zum Weg der Strasse entlang.

Nun haben wir uns aber eine Erfrischung verdient! 🙂 Wir hüpfen ins Meer und gönnen uns dann einen Apéro… Perfekt! Auf dem Weg zurück zum Zelt reservieren wir uns noch einen Platz fürs Abendessen im schönen Restaurant auf der Insel. Gegen 19 Uhr geniessen wir dort im Sonnenuntergang unser Abendessen, das uns nicht enttäuscht. Das kühle Pivo (kroatisch für Bier) passt und so gibt es (mindestens) zwei sehr zufriedene Camper 😉

Der Samstag Morgen verläuft analog Vortag. Kaffee, herrliches Bädli und Platz der Bayerin besetzen. Wir relaxen auf den Steinen, bis die Sonne über die Bäume kriecht und es langsam zu heiss wird. Dann verziehen wir uns in den Schatten. Ausserdem müssen wir später nochmals einen kleinen Ausflug zum Flugplatz machen, da wir etwas in der Mooney vergessen haben. Tja, dann wandern wir eben nochmals in der Hitze und sehen es sportlich. Irgendwie müssen wir ja wieder Hunger fürs z’Nacht bekommen…

Dieses essen wir wieder im gleichen Restaurant wie am ersten Abend und gehen auf dem Hinweg einer unserer Lieblingsbeschäftigungen auf Campingplätzen nach: Wohnmobil schauen. Es gibt immer viel zu sehen: Schönes, Schlimmes, Teures, zu Teures, Kurioses, Normales. Wir schwelgen in Plänen, ob wir nicht doch wieder ein Wohnmobil kauf…. äh… ja, das hatten wir schon… 🙂

Der Abend zaubert noch einen wunderschönen Sonnenuntergang für uns übers Meer und wir sehen die letzte Viertelstunde zu, wie die Sonne langsam im Meer versinkt. Im Dunkeln machen wir uns bettfertig und kriechen ins Zelt. Einmummeln im Schlafsack ist bei dieser Hitze definitiv nicht nötig.

Sonntag ist Flugtag. Heimflugtag. Wir haben das Taxi für 9 Uhr bestellt und die Planung für den Abflug um 10 Uhr gemacht. Das Taxi klappt ganz hervorragend und bringt uns klimatisiert und in schnellen fünf Minuten zum Flugplatz. Dort zahlen wir unsere Landungen und halten noch ein kurzes Schwätzchen mit dem Flugplatz-Chef, bevor wir die DIO wieder beladen. Nach einem weiteren Müsterchen in Sachen Funk-Disziplin in Vrsar rollen wir auf die Piste und drehen in der Kurve um den Campingplatz ab. Dovidenja u Istru (Auf Wiedersehen in Istrien) 🙂

Unsere Reise führt uns in Richtung Slowenien und Kärnten in Österreich. Links von uns liegt das massive Triglavgebirge, unter uns die grosse Karawanken-Autobahn, die Österreich und Slowenien verbindet und vor allem in den Sommermonaten stauanfällig ist. Auf der Höhe von Villach biegen wir nach Westen ab und folgen der Route am Glockner entlang in Richtung Kitzbühel. Wir planen, gegen Mittag in St. Johann (Tirol) zu sein für einen Schnitzel-Stopp. Bald kommt das Kitzbüheler Horn in Sicht und sinken in Richtung Flugplatz. Alles klappt wie geplant, wir stellen die Mooney auf den Gras-Parkplatz und finden einen Tisch im Schatten. Dort gibt es das Schnitzel und einen kühlen Apfelsaft.

Nach dem Essen und der Flugplatzmittagsruhe starten wir für den letzten Abschnitt: St. Johann – Birrfeld. Nach dem Ausflug in Richtung Kaisergebirge überfliegen wir den Walchsee und Niederndorf, wo Olivers Verwandte wohnen, und steigen via Kufstein und Thiersee bis über Bayern. Mit viel Wind auf die Schnauze geht es für einmal nicht so zügig wie gewohnt heimwärts. Diese Strecke kennen wir aber gut und bald überfliegen wir den Bodensee bei Altenrhein und dann den Rheinfall. Von Norden her landen wir nach knapp eineinhalb Stunden und einem herrlich entspannten Wochenende im Birrfeld. Again, a Happy Landing 🙂

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