Kanutour Nisutlin River (Yukon) | Sommer 2016

Nachdem wir bereits im Sommer 2014 zwei herrliche Wochen auf Tom’s Insel Otter Island in einer kleinen, romantischen Hütte verbracht hatten, stand für uns fest, dass wir dorthin zurückkehren. Dieses Mal sollte es noch ein Highlight mehr geben: eine Kanutour auf dem Nisutlin River.

Claire ist davor noch nie auf einem Fluss gepaddelt – abgesehen von ein oder zwei Nachmittagen auf der Thur. Aber das zählt wohl im Vergleich zu Kanada nicht. Deshalb entschieden wir uns für einen Fluss ohne nennenswerte Schwierigkeiten.

Der Plan war einfach: nach Whitehorse fliegen, das Kanu abholen, Proviant für zwei Wochen einkaufen und dann ab in die Wildnis, um viele Fische zu fangen, ausgedehnte Paddeltouren und Saunaabende zu geniessen.

Die Vorbereitung dafür waren aber schon etwas umfangreicher. Fragen über die richtige Kleiderwahl (nicht zu warm, nicht zu kalt), die Menge an Mückenspray (Antibrumm ist das Mittel der Wahl) und die Anzahl Bierbüchsen für 14 Wildnistage gaben uns Diskussionsstoff.

So haben wir daheim die Taschen gepackt, ausgepackt, umgepackt und es doch irgendwann und irgendwie geschafft, alles unterzubringen. Mit grossen, wasserdichten Packsäcken standen wir also in den Bergschuhen am Flughafen Zürich, bereit für unsere Reise ins Abenteuer.

Welcome to Whitehorse

Nach einmal umsteigen in Frankfurt und einer totalen Reisezeit von ca. 15 Stunden kamen wir in Whitehorse an – und warteten erst mal eine Stunde auf unser Gepäck. Wer Whitehorse kennt, weiss, dass der Flughafen überschaubar ist und die Wahl nur aus zwei Gepäckbändern besteht.

Nach diesem unfreiwilligen Aufenthalt wartete immerhin noch der Hotelshuttle vor dem Flughafen und brachte uns in die Stadt zum Hotel Days Inn. (Pro-Tipp: Dieses Hotel ist ideal da in Fussdistanz zum Einkaufen!)

Mit dem Gepäck-Wägeli bugsierten wir das ganze Gepäck ins Zimmer. Zeit zum ausruhen hatten wir aber nicht, immerhin musste noch einiges an Einkauf erledigt werden. So schulterten wir die Rucksäcke und machten uns auf den Weg über die Strasse ins Shopping-Paradies von Whitehorse: Superstore und Canadian Tire. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns, wir hatte nicht erwartet, Temperaturen von 25 Grad und mehr im Yukon zu haben.

Der Einkauf ist aber nur die halbe Miete. Das Ganze musste ja auch den Weg ins Hotel und weiter in Richtung Wildnis finden. Also haben wir im Hotelzimmer nochmal kräftig umgepackt. Unser Abendessen und das wohlverdiente Bier genossen wir später im Edgewater im Zentrum von Whitehorse und waren froh, als dieser lange Tag endlich im grossen King Size Bett ein Ende fand.

Am nächsten Morgen warteten wir vor dem Hotel, bereit, uns von Tom abholen zu lassen. Tom war pünktlich und so luden wir die ganze Ware auf und in seinen Pick-up und machten uns auf den Weg nach Süden, am Marsh Lake vorbei nach Johnson’s Crossing. Unterwegs mussten wir kurz anhalten – Meister Petz graste friedlich am Strassenrand und liess sich durch uns und andere Zuschauer nicht aus der Ruhe bringen.

Johnson’s Crossing ist der Abzweigepunkt vom Alaska Highway zur South Canol Road, mit der letzten Tankstelle bis Ross River – und vor allem den (Achtung, Pro-Tipp!) Cinnamon Bun’s. So haben wir selbstverständlich einen Stopp eingelegt und die noch warmen Cinnamon Bun’s direkt ab Backblech genossen. Dazu ein Kaffee und ein paar Geschichten von Tom zur Einstimmung auf die Kanadische Auszeit – perfekt!

Weiter ging die Reise auf dem Highway 6 – der South Canol Road, die ursprünglich während des Zweiten Weltkrieges für eine Ölleitung gebaut wurde. Heute führt die ungeteerte Strasse von Johnson’s Crossing 226 km nach Ross River. Von Ross River geht es weiter auf der North Canol Road nach Norman Wells (Northwest Territories), die jedoch, an der Grenze Yukon – Northwest Territories endet, da die Brücken nicht mehr existieren. Je nach Wetterverhältnissen ist die Strasse in einem mehr oder weniger schlechten Zustand und darf meist von Mietfahrzeugen nicht befahren werden. Im Winter werden weder die North- noch die South Canol Road unterhalten.

Nach ca. 120 km durch wunderschöne Landschaften die Strasse rauf und runter, über kleine Brücken und an Bächen und Flüssen vorbei kamen wir bei der Rose River Bridge #1 an – der Ausgangspunkt für den Rose River, der später in den Nisutlin River mündet. Tom stoppte so nah wie möglich zum Einstiegsort und kaum hatten wir die Autotüren geöffnet, begrüssten uns gefühlt zwei Millionen Mücken. Also sofort den Mückenspray aus der Tasche gefischt und in Abwehrstellung getreten. Mithilfe von Tom war das Gepäck schnell ausgeladen und er kehrte um, um sich auf den langen Weg zurück nach Whitehorse zu machen.

Rose River Bridge #1

Wir beide standen nun also ganz allein am Fluss, begeistert darüber, dass die ganze Reise genau so geklappt hat wie geplant. Das Kanu war schnell im Wasser und das erste Kanu-Tetris konnte gespielt werden. Wie bringen wir das ganze Gepäck möglichst elegant in die Nussschale, damit wir auch noch bequem sitzen können? Ein bisschen probieren und dann war’s auch schon geschafft. Claire setzte sich vorne ins Boot und mit einem schwungvollen Abstossen vom Land kam auch Oliver an Bord – los ging das Abenteuer!

Schlanke, hohe Tannen säumten den Rose River, der dort erst ein kleines Flüsschen ist. Büsche, Halden und Baumstämme wechselten sich am Ufer ab und unsere Blicke scannten permanent das Unterholz. Ob sich dort grad etwas bewegt hat? Etwas grosses, pelziges? Nein, soweit alles ruhig, wir konnten uns dem paddeln widmen und mussten erst noch einen gemeinsamen Rhythmus finden. Die Schläge waren (vorne) noch etwas unkoordiniert, aber wir hatten ja eine Woche Zeit, um das zu perfektionieren….

Den ersten Paddeltag wollten wir nicht gleich übertreiben und suchten uns schon bald ein schönes Camp am Ufer aus. Das vorher so umsichtig verstaute Gepäck luden wir wieder an Land und fingen an, das Nachtlager aufzubauen. Das Hilleberg-Zelt auf einer geraden Fläche möglichst weit weg von der Feuer- und Kochstelle, die Luftmatratzen aufblasen, Schlafsäcke auspacken, Essenstonnen schleppen, Bier zwischen Steinen im kühlen Fluss verkeilen und Feuerholz sammeln. Was später zur Routine wurde, war am Anfang noch etwas holprig.

Nach getaner Arbeit konnten wir aber den Lohn der Mühen in Form von Steaks vom Grill geniessen, in einer Hand ein Bier, in der anderen den Mückenspray. So verging der Abend richtig gemütlich und schon bald übermannte uns die Müdigkeit, der Stress fiel langsam von uns ab und bald machten wir uns auf dem Weg in die kuscheligen Schlafsäcke.

Die letzten Gedanken vor dem Schlaf galten nochmals den Geräuschen rund um das Zelt, also steckten wir unsere Ohropax in die Ohren und versuchten, den Gedanken an die möglichen nächtlichen Besucher zu verdrängen….

Kanu-Tour-Routine

Gut erholt und vor allem richtig guter Dinge erwachten wir am nächsten Morgen und begannen, uns eine Camp-Morgen-Routine zu erarbeiten. Im Prinzip das gleiche wie am Vorabend – in umgekehrter Reihenfolge. Erst ein stärkendes Frühstück wie Spiegeleier, Brot oder auch Porridge, Zelt ausräumen und alles wasserdicht in den Säcken verstauen, zum Schluss das Zelt zusammenrollen und zusammen mit dem ganzen Gepäck wieder an Bord bringen. Am späten Morgen hüpften wir also wieder auf unsere Plätze, nahmen die Paddel auf und weiter ging’s flussabwärts.

Schon bald mündete der liebliche kleine Fluss Rose River in den etwas breiteren Nisutlin River, die Kurven wurden länger, die Strömung leicht schneller, aber die Landschaft rund um uns herum war immer noch atemberaubend. Kanadischer Wald mit seinen Tannen, hohe Abbruchkanten in den Kurven, kleine Kiesbänke und Steine säumten die Ufer. Die Stille wurde nur durch vereinzelte Vögel und dem Schnattern von Enten durchbrochen. Manchmal paddelten wir, manchmal legten wir das Paddel weg, liessen uns treiben und genossen die intensive Sonne auf der Haut.

Apropos Sonne. Im Yukon, so dachten wir, muss die Ration an Mückenspray grösser sein als die an Sonnencreme. Das stimmt grundsätzlich auch, aber die Sonnencreme sollte doch nicht unterschätzt werden. Die Tage im Juni im hohen Norden sind lang und die Sonne schien uns den ganzen Tag ins Gesicht. Wir musste etwas haushälterisch umgehen mit der Creme und das bescherte Claire einen schmerzhaften Sonnenbrand auf den Augenlidern (?!?). Auch Oliver konnte der Sonne nicht nur Positives abgewinnen und suchte den Schatten.

Meist paddelten wir einige Stunden und machten am Nachmittag eine Kaffeepause an einem schönen Plätzchen. Dazu genehmigten wir uns ein paar Cookies. Eine ganz neue Erfahrung war, dass die Süssigkeiten rationiert waren – mussten sie doch für zwei Wochen reichen! Umso mehr genossen wir jeweils den Zucker auf der Zunge und die Pause vom paddeln bevor wir den zweiten Teil in Angriff nahmen.

Andere Paddler sahen wir nur sehr selten. Wir waren meistens ganz alleine unterwegs und vertrieben uns die Zeit mit Ausschau halten nach Tieren, miteinander sprechen und manchmal auch mit schweigen und die Paddelmonotonie geniessen. Die Zeit verging wie im Flug und wir fühlten uns ganz in unserem Element. Wir fanden wunderschöne Plätze zum campieren und nur an einem Abend waren die Mücken dermassen in der Überzahl, dass die Nerven nach dem langen Tag etwas blank lagen. Nach einem Abendessen und einer erholsamen Nacht im Zelt sah die Welt dann aber schon wieder ganz anders aus.

Wichtiger Tipp: den Mückenspray abends mit ins Zelt nehmen, um sich die erste Portion schon vor dem Aufstehen aufzutragen. Die hungrigen kleinen Viecher warten schon ausserhalb vom Zelt auf frisches Blut!

Die letzte Nacht am Fluss verbrachten wir beim Einfluss vom Nisutlin River in den Teslin Lake. Teslin sollte der Zielpunkt der Kanureise sein und Tom erwartete uns um 10 Uhr morgens zum abholen. So blieben wir auf einer Kiesbank mitten im Fluss und genossen den letzten Abend. Es war ein lauer Sommerabend und Farben in orange und Rosatönen zogen über den Himmel. Es war einfach richtig gut da draussen – und sicher nicht unsere letzte Kanutour.

Ziel in Sicht!

Am nächsten Morgen standen wir richtig früh auf. Wir wussten nicht, wie sich der Teslin Lake in Bezug auf Wind und Wellen verhalten würde. Die besten Chancen auf wenig Wind und entsprechend wenig Wellen rechneten wir uns für den frühen Morgen aus. Also stiegen wir nach einem kurzen Kaffee ohne Frühstück ins Kanu und paddelten los. Feine Nebelschwaden waberten am Ufer und bald schon kamen wir ins Marschland mit viel Schilf. Der Beginn vom Teslin Lake.

Mit Freude stellten wir fest, dass praktisch kein Wind und keine Wellen da waren, so dass gemütliches Paddeln und auch mal zurücklehnen möglich waren. Ein herrlicher Ausklang. Schon bald kam die markante Teslin-Bridge mit den 7 Bogen und somit auch das Ziel in Sicht. Eine gute Stunde vor der Zeit zogen wir das Kanu an Land und ein High-Five mit Kuss besiegelte eine richtig tolle Kanutour – ohne vom Bären gefressen oder gekentert zu sein.

Leider waren wir gerade rechtzeitig in Teslin, um nach dem ausgiebigen Frühstück mit Bacon und Harsh Browns auf der Leinwand zu sehen, wie die Schweiz bei der Fussball in Russland rausgeflogen ist.

Später warteten in der Sonne auf Tom, der pünktlich mit dem Pick-up vorfuhr. Kurz das Kanu aufs Dach gebunden und schon ging’s weiter zum nächsten Teil der Ferien.

Die Fahrt von Teslin nach Johnson’s Crossing war kurzweilig, Tom ist immer ein interessanter Gesprächspartner, der tausend Geschichten aus der Wildnis kennt. Nach dem obligatorischen Stopp für Ciannamon Bun’s und Kaffee nahmen wir also die South Canol Road das zweite Mal in diesen Ferien in Angriff. Jetzt endete unsere Autofahrt jedoch am Campground vom Quiet Lake, wo wir mit dem Schlüssel von Toms Hütte im Gepäck wieder in See stachen. Hier meinte es der Wettergott jedoch nicht so gut mit uns und wir wurden ordentlich durchgeschaukelt. Die Wellen klatschten von schräg hinten rechts an die Bordwand und machten uns das Kurs halten schwer. Vorne im Bug wurde Claire schon etwas nervös und meinte, es wäre besser, nah am Ufer zu paddeln, um im schlimmsten Fall schnell an Land schwimmen zu können…

Landspitz-Camp

Bald entschieden wir, die Reise nicht weiter fortzusetzen sondern erst mal an Land zu gehen und abzuwarten, was das Wetter macht. Wir fanden schnell einen Landspitz auf der Südseite des Sees und steuerten darauf zu. Es war ein tolles Camp mit Feuerstelle, einem ebenen Plätzchen fürs Zelt und genügend Feuerholz und so entschieden wir, die Nacht gleich hier zu verbringen, egal, wie sich der Wind später entwickeln würde. Unterwegs Übernachten mussten wir sowieso, da Otter Island erst am nächsten Tag frei wurde. Weil wir so früh dort waren, reichte die Zeit sogar für Körperpflege und wir nahmen ein sehr (!) erfrischendes Bad im See.

In dieser Nacht hatten wir das erste Mal Besuch von einem grösseren Tier. Während Claire mit Ohropax friedlich vor sich hin schlief, hörte Oliver es deutlich neben dem Zelt schnauben und versuchte einfach, sich total still zu verhalten. Es entfernte sich nach einer Zeit wieder, aber nach dieser Episode war Claire froh, dass die nächsten Nächte in einer sicheren Hütte geplant waren.

Unser Gespür hat uns nicht getäuscht. Am nächsten Morgen lag der Quiet Lake wirklich ganz ruhig vor uns und das Paddeln auf der spiegelglatten Oberfläche war das reine Vergnügen. Schlag um Schlag ging es weiter Richtung Otter Island.

Auf dem Weg zum Ziel mussten wir noch den Zwischenfluss in den Sandy Lake, den Sandy Lake und wieder einen Flussabschnitt zum Big Salmon Lake befahren, aber dann war das es schon fast geschafft. Beim sogenannten Excellent Camp bogen wir in die Zielgrade ein und stärkten uns noch mit einem Apfel. Wir schauten in den Himmel, das laute Brummen war der Flieger, der unsere Vorgänger von der Insel abholte. Somit waren wir perfekt in der Zeit.

Otter Island – endlich wieder!

Und ENDLICH war es soweit, wir waren wieder auf Otter Island, dem kleinen Paradies im Big Salmon Lake! Die Insel wird immer komplett gemietet, inklusive Haupthaus, kleiner Schlafhütte, Outhouse (zu deutsch: das Klohäuschen) und Saunahütte. Teilen muss man die Insel höchstens mit dem Inselhuhn und seinen Küken sowie den Mücken. Was sich für viele Menschen nicht wie Urlaub anfühlen würde, ist für uns der grosse Luxus unserer Zeit: kein Strom, kein fliessendes Wasser, kein Internet, selber Holz hacken zum heizen und im Umkreis von 100 Meilen keine Menschenseele – das ist Otter Island!

Freudig räumten wir die Ladung zum letzten Mal für eine Woche aus dem Kanu und brachten alles über Windy Corner an der Sauna vorbei zum Haupthaus. Schön, nach zwei Jahren wieder hier zu sein!

Wir lebten uns schnell ein, der Tagesablauf von Kaffee am Morgen auf der Veranda, Paddelausflüge zum fischen und vor allem Sauna am späten Nachmittag war so natürlich, als hätten wir nie was anderes gemacht. Oliver hatte wohl die Fisch-Technik optimiert, denn jetzt wurde fleissig angebissen und wir konnten uns über mangelnde Proteinzufuhr nicht beklagen.

Meistens panierten wir den Fisch und bereiteten ihn auf der Feuerstelle zu. Lecker war es immer!

Die Tage auf der Insel vergingen wie im Flug. Die Saunagänge wechselten sich mit eiskalten Abkühlungen im See ab und schlafen konnten wir wie kleine Kinder. Einmal hatten wir Besuch von einer Elchdame mit ihren zwei zuckersüssen Jungen. Claire war am Abwaschen und Oliver draussen am aufräumen, als er Claire rief und sie zusammen zur Sauna hochrannten, um die Gäste möglichst unerkannt beobachten zu können. Sie haben uns aber schon bald bemerkt und sind zurück in den See getrabt, um das Weite zu suchen. Es war eine tolle Begegnung und wer daheim schon Bambis süss findet, wird bei Elchbabies schockverliebt sein!

Schon viel zu bald mussten wir mit den Aufräumarbeiten beginnen. Wir hatten jedoch viel Glück und unsere Nachfolger auf der Insel liessen sich mit einem Flugzeug einfliegen, das wir gleich für unseren Heimweg günstig chartern konnten. So blieb uns die mühsame Fahrt mit dem Kanu den Fluss aufwärts zum Quiet Lake erspart.

Abschied auf Zeit

Am Abreisetag waren wir zeitig fertig und warteten mit dem Gepäck bei der Anlandungsstelle auf das bekannte tiefe Brummen in der Ferne. In einem schönen Bogen flog der Flieger, erst noch ein roter Punkt am Himmel, der immer grösser wurde, um die Insel, um dann sanft gegen den Wind im Wasser zu landen. Das Wasser spritzte hinter den Floats in die Luft und der Flieger wurde langsamer und pflügte sich seinen Weg durch den See zur Insel. Eine Familie mit zwei Kindern startete in ihren Otter Island Urlaub (Zufall, dass es auch Schweizer waren).

Der Pilot band das Kanu fachgerecht an einen der Floats und wir luden unser Hab und Gut in den Flieger. Nach zwei Wochen unterwegs blieb uns nicht mehr viel Proviant, sodass es einiges weniger zum schleppen und hieven war als am Anfang. Auch das Bier hat sich langsam, aber stetig in Wohlgefallen aufgelöst.

Der Pilot verlor keine Zeit und viel zu schnell hatten wir im Flugzeug Platz genommen, waren angeschnallt und los ging’s! Der Gashebel war am Anschlag und mit einiger Anstrengung pflügte sich der Flieger den Weg durchs Wasser, um endlich Geschwindigkeit aufzunehmen. Dann, langsam, aber sicher erhob es sich aus dem Wasser, der Widerstand wurde kleiner und immer schneller zog die Landschaft neben und unter uns vorbei. Mit dem Kanu als zusätzlichen Luftwiderstand war es nicht so leicht, an Höhe zu gewinnen. Der Pilot flog deshalb noch eine Zusatzschlaufe und wir hatten einen tollen Blick auf Otter Island, den Tower Peak, den Big Salmon Lake und seinen Ausfluss in den Big Salmon River. Es sah fantastisch aus und der Plan war in diesem Moment gefasst: es wartete ein neues Abenteuer auf uns: wir paddeln den Big Salmon River!

Nach einer knappen Stunde Flugzeit über einsame Bergrücken, Seen und unendlich scheinenden Wäldern kam Whitehorse in Sicht. Wir landeten auf dem Schwatka Lake bei der Basis von Gerds Firma Alpine Aviation. Das Landen mit Floats auf dem Wasser fühlte sich butterweich an und so ratterten wir langsam in Richtung Steg.

Alles verlief nach Plan und Tom wartete schon an Land, um uns in Empfang zu nehmen und an den Flughafen zu fahren. Wieder hievten wir das Kanu auf seinen Pick-up und nahmen im Auto Platz. Der Weg vom Schwatka Lake zum Flughafen dauert nur wenige Minuten und schon wurde es Zeit, Abschied zu nehmen. Wir wusste aber: es war ein Abschied auf Zeit und wir würden wiederkommen. Denn wer erst mal in die Yukon-Wildnis verliebt ist, der kommt davon so schnell nicht los.

Byebye, Whitehorse, see you next time!

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