Wir können es einfach nicht lassen. Der Yukon hat uns wieder magisch in seinen Bann gezogen. Als es um die Ferienplanung fürs Jahr 2019 ging, spukte uns wieder ein Winterabenteuer im Kopf herum. Wir sind im Winter 2012/2013 mit Silvia und Kari auf Otter Island gewesen und es waren wunderbare Ferien. Es lag also nah, nach sieben Jahren mal wieder zwei Wochen in Kälte und Schnee zu verbringen. Als wir diese grandiose Idee Lucy, Claire’s Schwester, unterbreitet hatten und sie gefragt haben, ob sie nicht Lust hat, mitzukommen, um endlich die Nordlichter zu sehen, war sie erst nicht wirklich überzeugt.
Doch dann, als die Gedanken an weisse Weihnachten und vor allem die Nordlichter etwas Reifungszeit hatten, fand sie die Idee doch nicht mehr so schlecht – und bevor sie es sich anders überlegen konnte, hat Oliver gleich Flugverbindungen rausgesucht und vorgeschlagen. Claire und Olivers Plan zur Anreise zu diesem Zeitpunkt war nicht ganz klar, da zuerst eine grössere Reise via USA im Spiel war (diese dann aber wegen Olivers neuem Job hinfällig wurde).
So hat Lucy schon früh im Jahr den Flug von Zürich via Frankfurt und Vancouver nach Whitehorse gebucht und die Sache war gefixt. Hallo Vorfreude! 🙂 Annullationskostenversicherung, vorhandene und noch zu organisierende Ausrüstung wurde besprochen und Details zur Packliste folgten Schritt für Schritt. Im November ging Claire mit Lucy ihr verspätetes Geburtstagsgeschenk shoppen: ein Odlo X-Warm Wäscheset – sehr sinnvoll im Nordischen Winter. Praktischerweise war es schon soweit, dass man diesen Ausflug mit einem Glühwein verbinden konnte 🙂
Am 20. Dezember 2019 war es also endlich soweit: Lucy flog früh morgens von Zürich nach Frankfurt, Claire und Oliver kamen nach einer Nacht in Mailand in Frankfurt dazu und das Yakoon-Team (-> explizit nicht Yukon-Team) war komplett! Alles klappte reibungslos, der Lufthansa-Vogel, eine ältere Boeing 747-400, hob pünktlich ab und brachte uns sicher und mit freundlichem Service über den grossen Teich. Unterwegs gab es die geheimnisvolle Landschaft vom winterlichen Grönland zu bestaunen – wenn man es nicht verschlief oder mit Film schauen verpasste.
Endlich wieder Kanadischen Boden unter den Füssen
Beim nächsten Stopp, Vancouver, mussten wir die Einreise in Kanada vollziehen. Im Vergleich zu unserer letzten Reise, bei welcher wir über Vancouver eingereist sind, hat sich viel getan. Die Schlangen sahen zwar auf den ersten Blick immer noch lang und chaotisch aus, aber es hatte durchaus System. Durch einige Warteschleifen ging es zum automatisierten „Check-in“, wo wir unseren Einreisegrund erfassen, die Pässe einscannen und Fotos machen lassen mussten. Mit dem ausgedruckten Beleg inklusive den „Verbrecher-Fotos“ vom Automaten ging es eine Warteschleife weiter zum Schalter. Dort wurde nur noch kurz gegengecheckt und schon waren wir in Kanada! Das Gepäck mussten wir abholen und erneut scannen und abgeben lassen und bis alles erledigt war, war es bereits so spät, dass wir direkt zum Gate gingen.
Die Zeit fürs Boarding wäre eigentlich erreicht gewesen, aber eine Stimme aus dem Lautsprecher informierte uns, dass es noch eine unbestimmte Zeit dauern würde, bis wir einsteigen können. Sie müssten den Flieger noch reparieren. Oha, ja dann nehmt die Zeit, die ihr braucht, wir warten gerne…
Nach ca. 30 Minuten war es aber doch schon soweit, dass wir einsteigen und unsere Plätze einnehmen konnten. Das Publikum auf dem Lag nach Whitehorse ist erfahrungsgemäss ziemlich rustikal, was auch dieses Mal so war. Mit fetten Bergschuhen, dicken Winterjacken und Outdoorbekleidung ist man hier total „en vouge“. Auf dem Flug gab es noch mehr Essen und Trinken und zweieinhalb Stunden später landeten wir endlich in Whitehorse. Mit dem Gepäck ging es schnell, alles war komplett und wir machten uns auf den Weg, ein Taxi zum Hotel zu suchen.
Wir hatten das Town & Mountain Hotel mitten in Whitehorse ausgesucht, da wir beim letzten Mal total zufrieden waren und es zentral liegt. Beim Check-in überraschte uns der Angestellte, indem er uns vom Sommer 2018 wieder erkannte. Ob das ein gutes Zeichen ist?
So schleppten wir unser Gepäck die Treppe hoch und nahmen das Zimmer in Beschlag. Innert kürzester Zeit verwandelten wir es in ein Chaos. Das zuhause sorgfältig verpackte Material von Zahnbürste über Winterkleider bis hin zu den Schneeschuhen musste neu sortiert werden. Besser wurde es später auch nicht, als die ganzen Einkäufe, die wir im Superstore und im Liquor Store erworben hatten, dazu kamen.
Einkaufstour durch Whitehorse
Für den Einkauf sind wir durch das dunkle, winterliche Whitehorse spaziert und staunten nicht schlecht über die Einheimischen, die bei den Temperaturen gut unter 0 Grad ohne Jacke oder sogar in kurzen Ärmeln unterwegs waren.
Im Superstore angekommen, packten wir unsere umfangreichen Einkaufslisten aus und alle drei schwärmten in die langen Gänge aus, um die beste Variante des Gesuchten zu finden. Der Laden ist für unsere Europäische Logik etwas chaotisch organisiert. Das gleiche Produkt findet man manchmal an drei verschiedenen Orten. Wie zum Beispiel Tomatensauce: einmal bei den Bio-Artikeln, einmal mit Tomaten aus Italien beim internationalen Food und nochmal bei der normalen Superstore-Marke. Verwirrend, aber zum Schluss hatten wir es geschafft – bis auf den Meerrettich-Schaum für unser Weihnachtsmenu. Auch nach langem Suchen hatten wir keinen Erfolg, weshalb wir uns dann entschlossen, eine Meerrettichwurzel zu kaufen, um die Creme selber herzustellen. No risk, no fun!
Zum Schluss hatten wir zwei Einkaufswagen gefüllt und alles musste aufs Band gelegt und dahinter sinnvoll in die Taschen verpackt werden. Auf dem Rückweg zum Hotel meinte Oliver beim Liquorstore spontan, wir sollten doch gleich den Wein und das Bier mitnehmen. Der leise weibliche Protest über das bereits beträchtliche Packmass wurde routiniert überhört und so schleppten wir also den ganzen Einkauf inklusive Getränke zum Hotel. Puh, anstrengend war’s, aber erledigt ist erledigt.
Jetzt konnte der schöne Teil vom Einkauf folgen: der Besuch im Coast Mountain, ein Outdoor- und Kleidergeschäft. Lucy brauchte noch eine richtige Winterjacke und hat sich für eine tolle Daunenjacke in blau entschieden, über deren Entscheidung sie sich jeden Tag aufs Neue gefreut hat. Die Jacke ist wunderbar warm und sieht auch noch gut aus! Claire und Oliver brauchten noch Hausschuhe, wobei das Augenmerk hier klar auf warm und zweckmässig als auf das Aussehen gelegt wurde…
Die Zeit verging rasch und um 20 Uhr hatten wir ein Treffen mit Tom, dem Besitzer von Otter Island, im Hotelrestaurant vereinbart, um den Schlüssel und das InReach (Satellitenkommunikation), das wir gemietet hatten, in Empfang zu nehmen. So war keine Zeit, sich auszuruhen, sondern wir gingen gleich zum Treffpunkt und kurz nachdem die bestellten Getränke auf dem Tisch standen, kamen Tom und Angela dazu. Die Begrüssung war sehr herzlich und es war schön zu sehen, dass es ihnen gut geht.
Es war schon spät und wir waren gefühlt ewig unterwegs. Jetzt haute der Jetlag so richtig rein und wir konnten kaum noch die Augen offen halten. So blieben wir nicht lange sitzen und als Tom und Angela zur Arbeit mussten (Nordlichter-Touren begleiten), sind wir auch zurück ins Hotelzimmer. Eine kurze Dusche, Pyjama an und ab unter die Decke. Endlich.
Ab in die Wildnis!
Nach einer sehr erholsamen, aber viel zu kurzen Nacht sind wir am nächsten Morgen pünktlich und persönlich von Gerd von Alpine Aviation beim Hotel abgeholt worden. Wir haben die ganzen Taschen und Einkaufstüten auf die Ladefläche seines Pick-ups geladen und wurden zum Flughafen gefahren.
Nach ein paar administrativen Details in seinem Büro sind wir raus zum Flugzeug – seiner Beaver. Sie stand betankt und bereit unter dem Shelter und musste nur noch mit einem kleinen Traktor rausgezogen werden – und schon konnten wir mit dem Einladen beginnen.
Oliver nahm vorne neben Gerd Platz, Lucy und Claire sassen hinten und nach einer kurzen Sicherheitseinweisung rollten wir zur Startbahn. Gerd holte die Take-off-Bestätigung ein und schon ging es los. Die Beaver hob mühelos ab und mit steigender Höhe sahen wir in die weite, weisse Landschaft. Das Wetter war anfangs noch etwas bedeckt, es wurde aber, wie Gerd uns schon im Büro gesagt hat, immer besser und ab der Hälfte des Flugs war es perfekt. Oliver hat schon von Weitem den Tower Peak erkannt und kurz darauf setzten wir zum Landeanflug an.
Unterwegs hat Gerd die Kufen hydraulisch unter die Räder gepumpt, so dass wir auf Schnee landen konnten. Es war eine weiche Landung und Gerd brachte uns nah zur Insel, damit wir das Gepäck nicht weit tragen müssen. Mit guten Wünschen zum Urlaub hat er uns nach ein paar schnellen Fotos verabschiedet und versprochen, uns kurz nach Neujahr (natürlich so knapp wie möglich für den internationalen Flug, also am 3. Januar) wieder abzuholen.
Endlich wieder da
Wir schauten uns noch den Abflug von Gerd an und liessen uns von der Schneewolke einhüllen, als er Gas gab. Er beschleunigte die Beaver und hob dann ab in Richtung Whitehorse. Es dauerte nicht lange, bis nicht mal mehr das Brummen zu hören war. Ein erstes Mal stapften wir also über den gefrorenen See und durch den jungfräulichen Schnee zur Insel und staunten über die Ruhe, die uns umgab. Wir holten den Schlitten und luden so viel wie möglich auf. Zu dritt war das Gepäck schnell bei der Hütte und drinnen angekommen, fachten wir erst mal das Feuer an. Draussen wie drinnen waren es überschaubare minus 25 Grad.
Schritt für Schritt nahmen wir unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen in Beschlag. Claire und Oliver zeigten Lucy die Insel, wir packten die Taschen aus und verstauten das Essen. Wir kochten Schnee ab für Tee und hielten vor allem das Feuer in Gang. Gleich neben dem Ofen wurde es schon etwas wärmer, bis jedoch die ganze Hütte warm war, dauerte es gute 24 Stunden. Schon am ersten Abend genossen wir eine Sauna, kochten ein feines Abendessen und kuschelten uns bald darauf in die Schlafsäcke. Noch immer steckte der Jetlag tief in den Knochen und in dieser Ruhe und Dunkelheit schläft es sich perfekt.
Am nächsten Tag hatten wir nach dem Frühstück noch eine wichtige Aufgabe vor uns: wir mussten ein Loch ins Eis auf dem See bohren, um Wasser schöpfen zu können. Dies geschieht mit einem grossen, manuellen Eisbohrer, der mit Kurbeln Millimeter für Millimeter vom Eis abträgt. Wir wechselten uns ab und nach einem guten halben Meter hatten wir es geschafft. Das Wasser sprudelte aus der dunklen Tiefe rauf und flutete den Schnee rund ums Loch. Tom hat eine tolle Wasserpumpe in der Hütte, die wir brauchen konnten, um das Wasser direkt in grossen Schlucken in die Wasserkanister zu pumpen – eine sehr kommode Sache.
Wir füllten die drei Kanister und brachten sie zur Hütte. Diese Prozedur wiederholten wir jeden Tag: zwei Kanister für Tage ohne Haare waschen, alle zwei Tage drei Kanister weil Lucy und Claire dann Haare waschen wollten.
Gemütliche Otter Island-Tage
Das Tagesprogramm sah ungefähr so aus: Aufstehen, Feuer anfachen, Kaffee trinken, Wasser für den Ingwertee kochen, gegen 8.30 Uhr Frühstück machen. Nach dem Frühstück wurde es langsam hell, so dass wir raus konnten fürs Wasser holen oder auch Holz hacken. Später machten wir fast jeden Tag Ausflüge mit den Schneeschuhen in alle Himmelsrichtungen. Das Eis war an den meisten Stellen sehr gut, kein Overflow (Stellen, die nicht gut durchgefroren sind und vom Schnee isoliert werden), der uns Nerven kosten würde. Den einzigen Overflow haben wir bei der Hechtbucht südlich von Otter Island gefunden. Ansonsten war das gehen auf dem See kein Problem und wir machten viele Kilometer drauf.
Die Ausflüge führten uns zum Beispiel zur kleinen Hütte, die wir schon im Sommer öfters besucht haben und zur Mining Road (schmale „Verbindungsstrasse“ zur South Canol Road). Bei einem Ausflug zur Hütte haben wir Holz und etwas Proviant mitgenommen und dort eine z’Vieri-Pause am wärmenden Ofen eingelegt. Auf der Mining Road haben wir nach einem passenden Christbaum gesucht – und auch gefunden. Oliver hat den Baum den ganzen Weg zurück zur Hütte getragen, wo wir ihn geschmückt haben und er eine richtig weihnachtliche Stimmung ins Haus brachte.
Wellness-Programm
Am späten Nachmittag haben wir jeweils die Sauna eingeheizt und nach 2 – 3 Saunagängen konnten wir auch gleich „duschen“. Heisst: kochendes Wasser vom Saunaofen mit Schnee mischen und sich draussen mit einem Pfännli das Wasser übergiessen. Das war jedes Mal ein Spass und hat, wie auch das Abkühlen im Schnee, für viel Gelächter und Gekreische gesorgt 🙂 So konnten wir frisch gewaschen und sauber zurück zur Hütte fürs Abendessen und gemütliche Abende am Ofen.
Einige Male, wenn der Himmel klar war, haben wir spät nachts die ganze Wintermontur angezogen, um raus auf den See zu spazieren und die Nordlichter zu sehen. Tja, um es kurz zu machen: das Glück war uns leider nicht hold. Bis zum Schluss haben sie sich nicht gezeigt – was heisst, dass wir nochmal da hin müssen…
Weihnachten Otter Island-Style
Weihnachten haben wir ganz gemütlich verbracht. Der kleine, geschmückte Christbaum hat wunderschön ausgeschaut mit seinen echten Kerzen und mit Weihnachtsmusik hatten wir eine schöne Stimmung. Natürlich durfte der kulinarische Genuss nicht zu kurz kommen. Wir hatten ja noch diese Meerrettichwurzel, die verarbeitet werden musste. Oliver hat daraus eine Creme gemacht, die es ganz schön in sich hatte…
Hier unser komplettes Weihnachtsmenü:
- Lachsfilet mit Meerrettichcreme
- Salat
- Boeuf Stroganoff mit Kartoffeln
- Apple Crumble (wurde kurzfristig abbestellt in der Küche, da man uns schon nach dem Hauptgang rollen konnte)
Im Reich der wilden Tiere
Während dem Ausflug vom 31. Dezember über den See trafen wir unvermittelt auf Spuren im Schnee. Es handelte sich um grosse Tatzenspuren und die fachmännische Beurteilung war schnell klar: ein Wolf ist unterwegs! Als wir uns vorgestellt haben, wie gross das Tier sein muss, das zu den Abdrücken passt, wurde uns kurz etwas mulmig. Nichtsdestotrotz stapften wir nach der CSI Yakoon-Aktion weiter über den See und es wurde eine richtig grosse Runde daraus. Unterwegs haben wir um 15 Uhr Ortszeit allen daheim Happy New Year gewünscht und einen virtuellen Spot-Fussabdruck abgesetzt. Während sie Zuhause gefeiert haben, ging unser Weg weiter über den See, der zunehmend unheimlicher wurde. Immer wieder setzten sich Schneeschichten mit einem lauten „Pffff“, als die Luft zwischen den Schichten entwich. Ein richtig ungutes Gefühl, wenn man bei minus 20 Grad mit Schneeschuhen darauf unterwegs ist. So beeilten wir uns, nach Hause zu kommen und doch wurde es schon dunkel, als wir zurück auf der Insel waren. Unser Jahreswechsel stand uns noch bevor, aber diesen verschliefen wir dann doch und träumten uns ins 2020.
Eisfischen
Einen Versuch mit Eisfischen wollte sich Oliver nicht entgehen lassen. Den Schlitten bepackt mit Eisbohrer, Winter-Angelausrüstung und ein paar Scheiben Speck machten wir uns also auf den Weg. Zuerst schaufelten wir den Schnee weg und legten das Eis frei. Dann setzte er den Bohrer an und abwechselnd machten wir weiter, bis wir auf das Wasser stiessen. Um die Geschichte abzukürzen: nein, gefangen haben wir gar nichts, die Fische verschmähten den Speck. Aber so hatten wir wenigstens ein bisschen Auslauf und frische Luft.
So vergingen die Tage und die Temperaturen schwankten zwischen leichten Plusgraden und minus 30 Grad. Das Wetter war jeden Tag eine Überraschung und von dichtem Schneefall bis strahlend blauem Himmel hatten wir alles. So stellte sich gegen Ende der Ferien die Frage, wie das Wetter für den geplanten Flug nach Whitehorse sein würde. Also tippten wir ein SMS mit dem InReach, das mit Satellitenkommunikation funktioniert, an Gerd und fragten, wie realistisch der Flug am 3. Januar ist. Seine Antwort kam prompt, es sollte kein Problem sein. Entsprechend haben wir die letzten Tage bei bestem Wetter noch genossen. Die Sonne kam schon seit ca. 25. Dezember über den Hügel und so machten wir noch ein paar Touren über den See.
Aufräumen war dann leider auch schon der nächste Programmpunkt. Gepäck zusammensuchen und einpacken, Ofen putzen, Sauna aufräumen und die Lebensmittel sortieren. Am Morgen des Flugs nach Whitehorse haben wir bei der Dämmerung das Wetter gecheckt – Glück gehabt, es schien alles zu klappen. So haben wir die letzten Sachen gepackt und auf den See gebracht, in der Hoffnung, dass Gerd uns dort abholt und wir nicht wie beim letzten Mal im Winter quer über den See stapfen müssen.
Ziemlich kalt Dann wieder wärmer Juhee! Sista-Power <3 Elegante Loulou Auf zum Schneeschuhlaufen
Zurück in die Zivilisation
Die letzten Handgriffe waren bald gemacht. So blieb uns bald nur noch die Warterei – wenigstens bei strahlendem Sonnenschein. Gerd hatte angekündigt, gegen Mittag zu kommen. Und tatsächlich hörten wir bald ein leises, immer lauter werdendes Motorengeräusch. Der rote Punkt am Himmel näherte sich der Insel und bald wurde aus dem Punkt eine Cessna 182. Nach der Landung versank das kleine Flugi tief im Schnee und mühte sich zu unserem Warteplatz. Der Pilot, dieses Mal nicht Gerd selber, hüpfte aus dem Flieger und zeigte sich erstaunt über die Schneemenge. Tatsächlich war die Schneedecke mittlerweile auf gut einen halben Meter angewachsen, was für das Gebiet wohl eher viel ist.
Lucy und Claire setzten sich wieder auf die hintere Bank und hofften auf eine gute Bordheizung, um ihre eiskalten Füsse wieder zu neuem Leben zu erwecken. Leider haben die Winterschuhe von Sorel nicht das gehalten, was sie versprochen haben und die kalten Füsse waren immer wieder ein Thema. Als auch Oliver, der Pilot und sämtliches Gepäck an Bord waren, gab der Pilot Gas und der Flieger setzte sich in Bewegung. Das war mit dem tiefen Schnee und der vollen Ladung nicht ganz einfach, auch wenn wir in den zwei Wochen das Meiste vom Proviant verzehrt hatten und es nicht vergleichbar war mit dem Hinflug. Langsam, aber sicher beschleunigte sich die Fahrt trotzdem und nach der Hälfte vom See erhoben wir uns aus dem Schnee in die Luft. Dort ging es schon etwas besser und immer schneller zogen die Bäume und unsere Spuren im Schnee auf dem See unter uns vorbei. Wir sahen nochmal den eisfreien Beginn des Big Salmon River (wieder auf dem Programm, wir haben noch eine Rechnung mit dem Fluss offen – lies hier, warum!) und flogen dann in einer langen Linkskurve in Richtung Whitehorse weg.
Die Heizung schaffte es tatsächlich, Lucy und Claires Füsse etwas aufzutauen und so genossen wir alle den Flug bei bestem Wetter. Die Weite des Yukon ist im Winter noch viel extremer, weil alles soweit das Auge reicht, weiss ist und schier unendlich wirkt. Irgendwo da unten ruhen die Bären in ihren Höhlen und die Wölfe streifen einsam durch die Wälder. Wir wissen, wie still und kalt es im Winter im Yukon ist und es ist erstaunlich, dass im Frühling alles wieder aus dieser Starre erwacht und neu auflebt.
Genug philosophiert, es wurde schon Zeit für den Anflug auf Whitehorse. Unterwegs hatte der Pilot die Kufen soweit nach oben gepumpt, dass wir mit den Rädern auf dem normalen Runway landen konnten. Beim Alpine Aviation Hangar wartete Gerd schon auf uns und nach dem Ausladen brachte der Pilot den Flieger weg und Gerd uns zum Hotel Town & Mountain, wo wir für die letzte Nacht eincheckten.
Oliver hatte noch was mit dem Handy zu tun und so gingen Lucy und Claire schon mal zu Starbucks, um sich den lang ersehnten Caramel Cappuccino mitsamt einem Brownie zu gönnen. Ai, das war vielleicht lecker! Mit dem kostenlosen W-Lan bei Starbucks waren wir also wieder in der Zivilisation angekommen und checkten kurz unsere Mails – so richtig was war nicht passiert, aber Christian hat Lucy vermisst 🙂
Später machten wir uns zu dritt auf den Weg ins Restaurant, um auch noch das Thema Burger abzuhaken. Wie es schien, war halb Whitehorse auf den Beinen und gönnte sich ein Abendessen im Restaurant. Es war viel los, aber wir fanden noch einen Tisch im Gold Rush Inn und genossen es, auch mal einfach zu bestellen, statt selber zu kochen und abzuwaschen. Das Publikum war spannend und wir hatten Spass an den Outfits, die sich vom „Stadt-schick“, den wir sonst gewohnt sind, unterscheiden.
Um Tom seine Schlüssel für Otter Island zurück zu geben, trafen wir ihn und Angela nochmals im Town & Mountain Pub, bevor sie wieder zur Arbeit mussten – Nordlichter suchen. Auch sie hatten in den letzten Wochen kein Glück. Im Dezember konnten sie nur an drei Abenden die faszinierenden Lichter über Himmel ziehen sehen. So war es nicht verwunderlich, dass auch wir nordlichtertechnisch unverrichteter Dinge nach Hause fahren mussten.
Back to Europe
Mit übervollem Magen kehrten wir ins Hotelzimmer zurück und packten unsere Sachen so weit zusammen, dass wir am nächsten Morgen nicht mehr viel machen mussten, denn das Taxi zum Flughafen war für 5 Uhr bestellt. Das klappte auch wunderbar und so warteten wir in der überheizten Halle auf unseren Flug nach Vancouver, wo wiederum Warten auf den Flieger nach Frankfurt auf dem Programm stand. Diese Warterei verkürzten wir uns etwas, indem wir in die Lounge gingen.
Langsam, aber sicher neigten sich diese Ferien wirklich dem Ende zu. Es war eine richtig tolle Zeit mit Lucy auf der Insel, einfach ein unschlagbares Yakoon-Team! (Obwohl sie während diesen zwei Wochen mehr als genug vom Schneeschuhlaufen hatte 🙂 )
Gegen Mittag gingen wir an Bord der 747, die uns wieder nach Frankfurt brachte. Lucy stieg dort direkt nach Zürich um und freute sich schon sehr auf Christian, der sie am Flughafen abholte und natürlich auf Gaski (ok, die Reihenfolge lassen wir hier offen 🙂 ) und Claire und Oliver machten nochmals den „kleinen“ Umweg über Mailand. So waren aber alle sicher und gesund abends wieder daheim und schliefen sich erst mal den Jetlag weg, bevor es schon am nächsten Morgen wieder im normalen Trott weiterging…
So schön…. gerade wiedermal alles gelesen und mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückgedacht.. Wunderbar wars mit euch!! <3 <3
Ja, gell, good times auf Otter Island waren das!! Schon eine andere Welt da draussen – vor allem im Winter. Aber ich finde, man muss das erlebt haben 🙂 Schön, warst Du dabei!!! <3