Knappe sechs Wochen Yukon-Wildnis. Kein Internet, kein Handy, keine Mails, kein Dichtestress. Nur Natur pur, Kanufahren im warmen Abendlicht, Tiere beobachten, Zeit für Gespräche und Zweisamkeit. Das wären doch mal Ferien!
Aber das wäre ja auch ein bisschen langweilig, nicht wahr?
Lest hier, was wir in den gut fünf Wochen, welche wir im Herbst 2024 am Rosie Lake verbracht haben, alles so erlebten – und welches Bauprojekt wir realisiert und uns so einen Herzenswunsch erfüllt haben. So viel sei verraten: Langweilig war uns keine Sekunde!…
Aber nun mal alles der Reihe nach.
Eine lange Reise beginnt…
Stimmt, wir hätten es auch bei der Anreise einfacher haben können. Einen Flug von Zürich nach Vancouver und weiter nach Whitehorse zu buchen zum Beispiel. Einmal umsteigen und „schon“ wäre man im Yukon. Oder direkt zwei Wochen Strandferien, all inclusive. Auch das wäre die einfachere Wahl gewesen.
Aber ihr kennt uns: Für Ersteres sind wir wohl etwas zu bequem, denn die Reise soll wenn möglich in der Business-Class sein und so ist manchmal eine „Extraschleife“ nötig (die Business-Preise Zürich – Vancouver sind einfach „kheiba tüür“) und für Letzteres fehlt uns die Musse – ein bisschen anstrengend soll es ja dann bitteschön schon sein 🙂
Nachdem wir am Freitagnachmittag beide den Bürolaptop heruntergefahren hatten, trafen Oliver und ich uns am Flughafen Zürich, um nach Barcelona zu fliegen. Mit dieser kleinen „Anlaufschleife“ machten wir uns am nächsten Morgen bereits um 5:15 Uhr mit dem Taxi auf den Weg zum Checkin am Flughafen Barcelona. Die Nacht war kurz und unser nächstes Ziel war das Hotel am Abend in Whitehorse. Nach Plan sollten wir Ortszeit um 00:24 Uhr landen. Aber meistens kommt es erstens anders, als man zweitens denkt.



Nun aber eins nach dem anderen. Die Flüge nach Frankfurt und weiter nach Vancouver verliefen nach Plan und es gab allerhand Köstlichkeiten… 🙂










In Vancouver hatten wir über 7 Stunden Aufenthalt. Obwohl es nach unserer inneren, europäisch eingestellten Uhr schon 22 Uhr abends war, nutzten wir die Zeit, um in die Stadt zu fahren. Das Wetter war herrlich. Warme 25 Grad und Sonnenschein. So kann man unmöglich stundenlang in der Lounge sitzen.
Gesagt, getan. Nach der Einreise in Kanada liessen wir eins der Handgepäckstücke im Deposit, schafften auch noch die Hürde vom Billettautomaten und sassen keine 20 Minuten nach Betreten des Kanadischen Bodens schon im Zug in die Stadt. Wunderbar, es läuft alles wie am Schnürchen.
Angekommen an der Waterfront Station schlenderten wir am Hafen entlang. Wir schauten uns die Yachten an und auch an der Waterbase gab es viel zu sehen. Beaver um Beaver und grössere Caravans (nein, das hat nichts mit Tieren und Camping zu tun) landeten auf dem Wasser und tuckerten kurz darauf wieder los für einen erneuten Start. Ein reges Kommen und Gehen.

















Wir liessen uns die Sonne auf den Kopf scheinen und spazierten gemütlich weiter. Es war viel los an der Promenade, halb Vancouver und nochmals so viele Touristen genossen das herrliche Wetter genauso wie wir. Etwas später schauten wir uns auch noch die belebten Strassen an und erwischten per Zufall das 18-Uhr-Konzert vom „Gastown Steam Clock“.
Gegen 18:30 Uhr waren wir wieder im Zug zum Flughafen. Die Fahrt dauert rund 30 Minuten und so hatten wir nach dem Abholen des Handgepäcks und erneuter Sicherheits-Kontrolle genug Zeit, um noch etwas in der Lounge zu relaxen. In der Zwischenzeit war es in der Schweiz schon gegen 3:30 Uhr morgens. Kein Wunder also, dass wir in der Lounge etwas eingenickt sind und uns vorsorglich den Wecker gestellt haben (den wir dann aber doch nicht brauchten, weil bequem war das nicht).
Auf der Strecke Vancouver – Whitehorse setzt Air Canada oft Canadair Regional Jets ein, welche nur sehr limitierte Handgepäckfächer haben. Wir wollten unsere Rucksäcke nicht einchecken müssen und sind relativ zeitig zum Gate gepilgert.
Der Abflug war geplant für 22:00 Uhr. Beim Gate angekommen sahen wir, dass wir nun mit 22:25 Uhr rechnen mussten. Naja, nicht so schlimm. Sind wir halt gegen 1 Uhr statt 00:24 Uhr in Whitehorse. Pläne hatten wir sonst ja keine mehr heute 🙂
Als die Uhr langsam in Richtung 22:15 Uhr tickte und noch keine Anstalten fürs Boarding zu sehen waren, war klar, dass es noch ein bisschen später wird. Gemäss Anzeige 22:45 Uhr. Ok, alles noch im Rahmen. Weiterchillen.
Hmm… mittlerweilen war zwar schon ein Mitarbeiter am Gate, aber von Boarding war noch keine Rede. Erst gegen 23 Uhr ging es mit Boarding los. Endlich. Wir schnappten unsere Rucksäcke, ordneten uns vor dem Gate ein und betraten das Flugi. Der Flug war gut gebucht, trotzdem war das Boarding mit nur rund 90 Sitzen schnell abgeschlossen. In Sachen Abflug tat sich aber noch nichts… Und ja, um 23:30 Uhr kam dann doch eine Durchsage:
Der Pilot könne das erste Triebwerk nicht selbständig starten, es müsse ein sogenannter Air-Starter bestellt werden. Das würde sich aber noch etwas verzögern, da die dafür nötige Groundcrew so schnell nicht verfügbar sei.
Nach Eintreffen dieser Groundcrew war das Anlassen des ersten Triebwerks erfolgreich – bekanntlich hat dieses Flugzeug aber zwei Triebwerke und das zweite zeigte sich weiterin störrisch. Der Captain liess uns wissen, dass sie noch Probleme mit diesem hätten, die Cockpit-Crew aber mit Hochdruck daran arbeite. Ohje, dann nochmals die Augen schliessen und warten. Oliver war schon etwas pessimistisch, ich glaubte noch an den Erfolg.
Und dann ging es auf einmal doch los: Wir wurden rückwärts vom Gate gestossen und mit dem Bug in die richtige Richtung auf dem Taxiway platziert. Und dann ging – wieder nichts. Etwas später hörten und spürten wir dann doch den Motor. Die Triebwerke (oder das Triebwerk?) dröhnten und schraubten sich hoch zu voller Power, bevor es dann wieder leiser wurde und das Dröhnen ganz abstellte.
Wir sassen ganz vorne und schauten den beiden Cabin-Mitarbeitern zu. Leider konnten wir nicht verstehen, was sie tuschelten – aber um halb 1 Uhr kam dann die Durchsage: Leider funktioniert das zweite Triebwerk noch immer nicht (und ja, wir alle waren ja dafür, dass beide Triebwerke funktionieren!…) und wir werden wieder ans Gate gestossen, damit Techniker an Bord kommen und unterstützen können.
Long Story Short: Die Techniker konnten nicht helfen und um 1 Uhr nachts wurden alle Passagiere wieder ausgeladen und der Flug gecancelt.
In der Schweiz war es mittlerweile nach 9 Uhr morgens und gegen eine Mütze Schlaf in einem richtigen Bett hätten Oliver und ich nichts gehabt. Dennoch sassen wir also wieder am Gate und warteten auf nächste Infos und Instruktionen. Die Verunsicherung bei den Passagieren war gross. Auch die schnell bereitgestellte Verpflegung (Nüssli und ein Getränk) konnte nicht wirklich beruhigen.
Als die Durchsage kam, dass ein Extraflug bereitgestellt würde, war die Freude von kurzer Dauer, da dieser erst in zwei Tagen starten sollte. Dies war definitiv keine Option für uns. Wir hatten somit also Glück, dass wir als Businesspassagiere als eine der ersten bedient und auf den ersten Flug (von Air North) vom nächsten Tag umgebucht wurden. Ausserdem erhielten wir noch je 2 Gutscheine für Essen am Flughafen. Auf Hotelzimmer machten sie uns keine Hoffnung, es sei rund um den Flughafen alles ausgebucht und man müsse sich selber organisieren. OK, das Checkin für Air North sollte um 5:30 Uhr öffnen, für die paar Stunden machte ein Hotelzimmer sowieso keinen Sinn mehr.
Also packten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf durch das menschenleere Terminal, um unsere Reisetaschen vom Gepäckband abzuholen und einen Schlafplatz zu finden. Ausserhalb vom Terminal war richtig viel los. Offenbar gab es in dieser Nacht viele gestrandete Passagiere. Alle guten Plätze (also zum Beispiel Bankreihen ohne Armlehnen) waren schon besetzt. Aiaiai, das sind mal ganz neue Perspektiven.


Schlussendlich entschieden wir uns für ein Eckchen mit Teppichboden neben einem Gepäckband, stellten unsere Wecker und versuchten trotz Lärm und Licht ein wenig zu schlafen. Erstaunlicherweise hat es für ungefähr eine Stunde tatsächlich geklappt.
Wir wachten zeitgleich mit dem Eintreffen der ersten Passagiere auf, welche an „unserem“ Gepäckband auf ihr Hab und Gut warteten. Obwohl es nach dem Aufwachen noch viel zu früh fürs Checkin war, haben wir unser Gepäckwägeli geschnappt und uns auf den Weg zum Air North Schalter gemacht. So konnten wir uns als Erste anstellen und warteten danach noch über eine Stunde. Immer mehr Leute kamen dazu. Einige waren Unbekannte, viele erkannten wir von „gestern Abend“ vom Air Canada Flug wieder.
Pünktlich um 5:30 Uhr winkte uns die Dame an den Checkinschalter. Brav zeigten wir unser handgeschriebenes (!) Ticket, welches wir am Air Canada-Gate erhalten haben. Die Dame fing an, unsere Daten einzugeben und meinte dann zu ihren Kollegen, dass diese aufpassen müssen – der Flug wäre jetzt voll, falls noch mehr Leute von Air Canada hier wären, müssten die den späteren Flug nehmen. Uiuiui, da könnten wir allenfalls grad nochmals Glück haben!… Und tatsächlich, nach einigem Hin und Her an den anderen beiden Schaltern hingen die Tags an unserem Gepäck und wir hielten die Boardingpässe in der Hand. Nix wie ab zum Flieger.
Klar, das hiess nochmals einen Durchgang Sicherheits-Kontrolle, was aber erstaunlich schnell erledigt war. So sassen wir kurz nach 6 Uhr (in der Schweiz 14 Uhr!) beim Frühstück und hauten unsere Gutscheine dafür auf den Kopf (Air North hat keine BusinessClass, somit keine Lounge).
Und wieder ging es zum Gate für einen nächsten Versuch. Dieses Mal klappte es besser und das Flugi hob mit nur 20 Minuten Verspätung ab. Wir nutzten die Zeit fürs Dösen, den angebotenen Kaffee zu trinken und unsere Pläne für Whitehorse zu sortieren.


Bereits in der Nacht hatten wir das Hotel informiert, dass sie das Zimmer nicht freigeben sollen – wir kämen einfach für die zweite Nacht 🙂 Somit konnten wir mit dem Taxi zum Hotel fahren und waren zeitlich genau im Plan. 11:45 Uhr war der Treffpunkt mit Tom ausgemacht und wir fuhren zeitgleich auf den Hotelparkplatz. Die Begrüssung war wie immer sehr herzlich und wir freuten uns sehr, ihn wieder zu sehen!
Also checkten wir ein, brachten unser Gepäck ins Zimmer und nach dem Zähneputzen waren wir bereit fürs Programm: Zuerst gemeinsam das Mietauto abholen, dann auf die Shoppingtour. Dafür hatten wir genaue Listen erstellt. Für Canadian Tire und HomeHardware, für den SuperStore und für den Liquor Store. Tom war eine tolle Hilfe im Canadian Tire und im HomeHardware. Auf unseren Listen standen viele Dinge, bei welchen er uns beraten konnte. Lange Nägel und Schrauben, Dämmwolle, Ofenrohre, ein Kaminbausatz und allerlei weitere „Kleinigkeiten“ standen auf dem Programm.
Die beiden anderen Geschäfte machten wir allein und im Schnellzugstempo. Unsere Strategie geht so: Wir gehen gemeinsam mit je einem grossen Einkaufswagen durch jeden Gang. Links und rechts suchen wir das Gewünschte zusammen und halten uns an die daheim ausgerechneten Mengen. Das spart Zeit und Nerven 🙂
5 Wochen am Rosie Lake heisst in Zahlen: 1 Stunde und 15 Minuten später und 850 Dollar (rund 550 Franken) ärmer verliessen wir den SuperStore. Zum Vergleich: den Liquor Store schafften wir in 10 Minuten und 500 Dollar (ca. 320.- Franken). Was ist jetzt besser?!

Für diese Tasks hätten wir eigentlich den ganzen Tag Zeit eingeplant. Nach der Flug-Odysee musste aber ein halber reichen. Und wieder war es eine Punktlandung. Um 18:02 Uhr (statt 18 Uhr) warteten wir vor dem Hotel auf Tom und seine Partnerin Angela, um gemeinsam Abendessen zu gehen. Wir sassen bei für Yukon-Verhältnisse Hitzetemperaturen von 25 Grad herrlich gemütlich draussen und liessen uns das letzte Mal für lange Zeit bedienen. Als uns langsam, aber sicher die Augen zuzufallen drohten (mittlerweile war es in der Schweiz 4 Uhr früh am Montag Morgen – also seit 48 Stunden mehr oder weniger auf den Beinen!), verabschiedeten wir uns von Angela und Tom und machten uns endlich, endlich auf den Weg ins Bett. Eine kurze Dusche später waren wir unter den Daunen einkuschelt und innert Sekunden eingeschlafen.
Auf nach Rosie Lake
Wir erwachten mit dem Wecker um 6 Uhr zu einem weiteren strahlend blauen Himmel, nachdem wir wie der sprichwörtliche Stein geschlafen haben. 9 Stunden lagen wir in den Federn und konnten uns nach dem Marathon von letzter Nacht gut für die nächste – und letzte – Etappe der langen Reise ausruhen: Auf nach Rosie Lake!
Bevor wir aber die Strasse unsicher machen konnten, mussten wir noch etwas mit unserem Gepäck jonglieren. Wir hatten diverse Taschen, Rucksäcke, Kartons etc. Und das alles sollte so verpackt werden, dass wir nicht zu oft gehen müssen und es trotzdem noch tragen können. Und auch noch so, dass die Früchte und das Gemüse nicht beschädigt und Lebensmittel wie Butter nicht in der Sonne dahinschmelzen. Das hat uns einige Zeit gekostet und nach dem Duschen wurde es mal wieder eine knappe Nummer, um pünktlich um 8 Uhr Tom zu treffen.



Um eine Minute nach 8 waren wir aber doch beim Mietwagenbüro, da Tom dort sein Auto für die Heimfahrt abstellte. Das gilt in vielen Ländern noch als pünktlich (auch in Kanada!).
Wir hielten am Plan fest: Zuerst Kaffee (weil „Kaffi müends ein gäh“) und ein healthy breakfast to go von Starbucks, dann direkt ab in den Süden. Wir bogen mit unserem vollbepackten Riesenschlitten auf den Alaska Highway ab und folgten den Schildern für den Yukon Highway 1 South. Das Wetter war toll und die Klimaanlage kämpfte gegen die 29 Grad Aussentemperatur. Unterwegs machten wir einen kurzen Stopp: WC, Kaffee auffüllen und Wasser kaufen. Wir liessen uns aber nur kurz aufhalten – gleich ging es weiter. Es war nicht viel los auf dem Highway und wir kamen mit 110 km/h zügig voran. Tiere sahen wir leider gar keine und schon gegen 13 Uhr fuhren wir zuerst am Abzweiger für den Stewart Cassiar Highway vorbei (auf dem wir im Mai mit meinen Eltern gefahren sind), dann über die grosse Brücke über den Liard River. Zwei Kilometer später fährt man in Watson Lake ein, heute nur ein weiteres Zwischenziel für uns.
Oliver blinkte, um links an die Tags Tankstelle zu fahren. Es war viel los. Im Yukon war Discovery Day (Chat GPT sagt dazu: „An diesem Tag wird die Entdeckung von Gold im Klondike-Gebiet im Jahr 1896 gefeiert. Der Discovery Day erinnert an den historischen Goldrausch im Yukon, der Tausende von Menschen in die Region lockte und eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Yukon spielte. Es ist ein Feiertag, an dem verschiedene Aktivitäten wie Paraden, Festivals und kulturelle Veranstaltungen stattfinden, um die reiche Geschichte und Kultur des Yukon zu würdigen.“) und die halbe Bevölkerung war in der Ortschaft unterwegs.
Normalerweise gibt es in Mietautos gefühlt 1`000 Hinweise, welche Art von Treibstoff getankt werden soll. Nachdem wir aber gründlich (und erfolglos) im Auto nach Hinweisen über die zu tankende Flüssigkeit gesucht hatten, entschieden wir uns für Benzin. Die Begründung von Tom und Oliver: Der Motor tönt einfach nicht wie ein Diesel… Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn kein (Warn-)Licht angeht. Oder so ähnlich. Kurzum: Wir haben uns wohl richtig entschieden, der Motor schnurrte auf der weiteren Fahrt zur Water Base von Northern Rockies Air wie ein Kätzchen (ein Benzin-Kätzchen eben).
Tom half uns, das ganz Hab und Gut von der Ladefläche und vom Innenraum des Pickup auszuladen. Im Hotel hatten wir schon so gepackt, dass die wärmekritischen Lebensmittel beisammen waren. So konnten wir die Tasche mit dem Fleisch im Tiefkühler, der normalerweise für das Zwischenlager von Elchfleisch aus heimischer Jagd vorgesehen ist, verstauen. Die Tasche mit der Schokolade fand ein Plätzchen im Schatten. Immerhin knallte die Sonne direkt auf den Platz und die Temperaturanzeige zeigte 28 Grad an. Typisch Yukon?…
Wir plauderten noch eine Weile mit Tom, bevor sich dieser wieder auf den langen Weg (5 Stunden Fahrt) zurück nach Whitehorse machte. Er brachte das Mietauto zurück, während wir uns ein Schattenplätzchen suchten, um auf Séb mit seiner Beaver zu warten.
Die Water Base ist sehr ruhig, etwas abgelegen vom Ort Watson Lake kommt eigentlich niemand einfach so vorbei, der nicht auch mit einem der beiden Wasserflugzeuge von Northern Rockies Air fliegen will. Die Stille wird nur ab und zu von einem Motorboot auf dem See durchbrochen oder durch ein auf dem Campbell Highway vorbeirauschendes Auto (mehrheitlich RV-Touristen auf dem Weg von/nach Dawson City). Oder durch ein vorwitziges Eichhörnchen. Dieses hatte unsere Lebensmitteltaschen gefunden und sich sogleich darüber hergemacht. Wir merkten es etwas zu spät und mussten schon zwei Pita-Fladen als Verlust ans Eichhörnchen melden. Nun hiess es „besser aufpassen“!
Wir warteten also so vor uns hin, als ein Auto auf den Platz fuhr. Etwas später fuhr es auf unsere Höhe und der Fahrer liess das Fenster runter. Lustig: Es war René, den wir im Frühling vor einem Jahr an der genau gleichen Stelle kennengelernt hatten. Er fährt halt so rum und quatscht jeden an, der nicht schnell genug weg ist. Das waren jetzt (wieder) wir. Er konnte sich aber nicht mehr an uns erinnern und erzählte ungefähr die gleichen Dinge wie vor eineinhalb Jahren. Nichtsdestotrotz hat es die Wartezeit etwas verkürzt und er plauderte immer noch, als wir schon mit Séb am einladen der Beaver waren.
Nachdem alle gefühlt tausend Dinge im Flieger und in den Floats ihren Platz gefunden hatten (inkl. 28 Plywood-Platten), gab Séb uns die Schwimmwesten in die Hand und erläuterte die Sicherheitsanweisungen. Eigentlich wäre das nicht nötig, ist ja quasi unsere Heimstrecke. Ab sicher ist sicher. So tuckerten wir sicher informiert auf den See raus und kurz danach ratterten wir über die kleinen Wellen in Richtung Norden. Einmal quer über den Flugplatz und dann immer weiter ging der Flug, Ziel Rosie Lake.




Nach rund 40 Minuten war das Ziel in Sicht. Ganz oben im Norden vom Rosie Lake trohnt die Hütte. Man sieht sie von Weitem und Séb flog den See tief über dem östlichen Wald an. Kaum waren wir gelandet und etwas näher beim Grundstück, sahen wir, dass wir wohl noch eine Extraarbeit zu erledigen haben: Der Steg war arg in Schieflage geraten. Auf der östlichen Seite hing er auf Halbmast durch und schwamm nur auf der westlichen Seite. Er war sozusagen kein richtiger Schwimmsteg mehr.
Ok, das wird noch etwas Arbeit sein – Hauptsache wir können ihn jetzt zum andocken und ausladen nutzen. Und dafür hat der Auftrieb gereicht. Das ganze Material inkl. Saunaofen (eine Schachtel von 60 kg!) und 28 Spanplatten à 60 x 120 cm fanden ihren Weg an Land. Kaum war alles ausgeladen, machte sich Séb wieder auf den Weg nach Watson Lake. Seine Tage sind im Sommer lang, und sobald die Jagdsaison richtig losgeht, wird es noch stressiger für ihn und seine Crew.
Mal schauen, was uns so erwartet. Erstmal waren wir froh, endlich wieder im kleinen Paradies angekommen zu sein und erleichtert, dass ausser dem Steg (und zwei Pitabroten) keine weiteren Verluste zu verzeichnen waren. Wir räumten unser Gepäck, die Lebensmittel und alles, was wir sonst so dabei hatten, zur Hütte. Oliver schraubte schon mal das Tür- plus zwei, drei Fensterpaneele ab. So konnten wir uns auch vom Innenleben der Hütte ein Bild machen: Ausser viel Dreck (es lebt in der Hütte, wenn wir nicht da sind) und ungefähr 20 toten Fledermäusen sah alles gut aus. So, wie es nach zwei Sommermonaten Abwesenheit zu erwarten ist.
Als erstes setzten wir Wasser auf (natürlich noch Gas einschalten vorher!), um was zu trinken und räumten dann die Lebensmittel sauber ein. Nicht, dass wir wieder Opfer von kleinen Nagern werden würden… Nach dem Einräumen der wichtigsten Dinge war es bereits 19:30 Uhr. Wir beschlossen, kein grosses Menu mehr zu kochen. Da wir aber seit 8 Uhr morgens nichts mehr gegessen hatten (und das war nur ein Stück Zitronencake), kochten wir noch ein bisschen Pasta mit einer Fertigsauce dazu. So gestärkt konnten wir gegen 22 Uhr ins Bett kriechen. Die Ruhe und die Stille (das sind hier draussen durchaus zwei unterschiedliche Dinge, die man einerseits hören, andererseits aber tatsächlich auch richtig fühlen kann) kehrten ein und liessen uns friedlich von den kommenden Wochen und Rosie Lake Abenteuern träumen…
Ankommen im Paradies
Unsere herrlichen Duvets brachten uns gut durch die Nacht. Oliver war schon etwas früher wach als ich und genoss das gute Gefühl, endlich wieder hier zu sein. Er machte sich schon Gedanken über die Arbeiten, die uns dieses Mal erwarten würden. Vieles, was zu tun war, wussten wir schon vorher – ein paar Details wurden aber erst vor Ort richtig klar.



Wir wussten zum Beispiel schon vorher, dass wir dringend was fürs Wintergartendach machen müssen. Es war an einigen Stellen etwas undicht und die Plywood-Platten darauf haben schon lange ihr „End of Life-time“ erreicht resp. überschritten. Deshalb hatten wir bereits im Sommer Kontakt mit Home Hardware aufgenommen und total knapp 30 Platten bestellt. Die Arbeit wartete nun also gestapelt im Wintergarten.
Ausserdem wollten wir dieses Mal etwas die Gegend erkunden und hatten dafür zwei kleine Packrafts gekauft. Diese je 3.8 kg schweren Rafts können wir in den Rucksack packen und kleinere Seen und Flüsse überwinden. Wir freuten uns jetzt schon auf die Ausflüge damit!
Die Dacharbeit nahmen wir uns aber noch nicht am ersten Tag vor. Es gab noch andere Dinge, die wir vorher machen wollten:
In Whitehorese habe ich bei Canadian Tire vier neue Rädli für den grünen Wald-Porsche gekauft. Ein Radwechsel war dringend nötig, hatte doch keiner der vier alten Pneus noch Luft drin. Mit den aufgeschlitzten Rädern liess es sich nicht gut Holz (und anderes Material transportieren). Also habe ich mich gleich am ersten Tag nach dem Frühstück an die Arbeit gemacht und nun hüpft das Wägeli wieder über jeden Stein und jede Wurzel.


Nach dem Radwechsel machten wir eine grosse Runde über das Grundstück und erkundeten, ob auch draussen alles in Ordnung ist. Die Bilanz fiel positiv aus. Alles war an seinem Platz, in und um die kleine Hütte war alles picobello und ausser, dass die Vegetation wieder sehr stark gewachsen war, gab es nichts, was sich gegenüber dem Frühling geändert hatte.
Zu unserer grossen Freude fanden wir in der kleinen Hütte noch eine Überraschung: Nadyne & Joe, unsere „Nachbarn“ vom Frances Lake, waren im Sommer mit ihrem Flieger hier und haben uns ein Päckli in die kleine Hütte gelegt. Ein Buch über die Pflanzenwelt im Norden (inkl. medizinische Nutzen und wie man sie in der Küche verwendet) und eine Falsche Rotwein – wie toll ist das denn?! 🙂
Nach der Erkundungstour entschieden wir uns für etwas Bewegung. Oliver nahm die Motorsäge in Betrieb und wir fällten im Ganzen drei tote Bäume hinter dem Cabin, um Feuerholz daraus zu machen. Danach schnappte er sich die grosse Heckenschere und wir machten uns daran, einige Büsche hinter dem Haus auszuschneiden. Mittlerweile verwächst sich das Grundstück und wir möchten gerne etwas mehr Licht und vor allem Sicht haben (so sieht man besser, wenn sich was Pelziges über das Grundstück schleicht…).
Oliver schnitt die Sträucher und bündelte sie für mich, damit ich sie in grossen Paketen zum „Kompost“ (also ausser Sichtweite in den Wald) bringen und entsorgen konnte. Der Kompost-Berg ist mittlerweile ganz schön gross geworden. Diese „spassige“ Arbeit machten wir eine gute Stunde, dann reichte es aber auch mal. So toll ist die Strauchschneiderei auch wieder nicht und eher eine „Füll-Arbeit“ als ein wirkliches To do.
Zwischen Holz fällen und Sträucher schneiden gab es auch noch eine Kaffipause. Den Kaffee teilt man jetzt zwar nicht mehr mit Mücken, dafür mit vielen Blackflies. Die stechen nicht, sie surren aber ziemlich mühsam um den Kopf. Aber ja, I love Kanada…
Während ich einige Notizen für diesen Bericht erstellte, nahm Oliver mit dem Kanu eine Begutachtung des Stegs vor. Sein Fazit: Es ist klar, dass der Steg repariert resp. das Fass ersetzt werden muss.
Diese Aussichten waren für mich nicht supertoll, denn die Temperaturen waren heute zum ersten Mal nicht mehr bei 25 sondern nur noch bei 15 Grad. Und ein Bad im See lockte mich mehr. Naja, we cross the bridge when we get there.
Zum Abendessen haben wir uns selber verwöhnt: Es gab ein Resteli Nudeln von gestern und sehr feines Gulasch mit Kartoffeln. Nach diesem Gaumenschmaus schauten wir zusammen noch ein bisschen Netflix, bevor wir uns den wohlverdienten Schlaf holten.
Ich habe es schon angesprochen. Ein grosses Projekt, ein Herzenswunsch, wollte in diesen Ferien in Angriff genommen werden. Ein Projekt, von dem wir zwar wussten, dass es uns fordern würde – wie sehr wir uns aber dafür anstrengen müssen, das war uns zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht so klar.
Ob wir dann damit angefangen hätten?… 🙂
Egal, wir stürzten uns am zweiten Tag also Hals über Kopf in die Arbeit und begannen mit dem Bau unserer Sauna!
Ein Traum wird (langsam) wahr!
Die Planung für unser Vorhaben hat schon lange vor der Reise in der Schweiz begonnen. Wir prüften allerlei Möglichkeiten, wie wir auf einfache Art und Weise zu einer Sauna kommen konnten. Wir scheuten uns etwas vor der grossen Herausforderung mit dem Blockhausbau und recherchierten auch zu Zelten und Yurten. Dazu müsste man „nur“ eine Holzplattform bauen (das haben wir mit der Veranda gar nicht so schlecht hingekriegt) und stellt dort temporär das Zelt / die Yurte auf, wenn man vor Ort ist. Irgendwie sprang der Funke aber nicht über und zum Schluss landeten wir immer wieder beim Holzblockhaus. Das ist zwar sehr viel Arbeit, bietet aber auch einige Vorteile: Es kann zum Beispiel auch als Redundanz-Hütte dienen, falls mal mit dem grossen Cabin was ist. Ausserdem muss man es nicht immer wieder auf- und abbauen, wenn man kommt und geht und es bietet einen etwas besseren Schutz vor Angriffen aus der Tierwelt.
Die Entscheidung war somit klar: Es soll eine Blockhaus-Sauna werden. Von der Schweiz aus bestellten wir bei Canadian Tire einen Gusseisen-Holzofen und Oliver stellte Berechnungen an, über wie viele Nägel und Schrauben wir für dieses Vorhaben sprechen.
Der Grundriss sollte 2.5 x 2.5 Meter betragen. Wie das Dach aussehen sollte, wussten wir bis zu einer Bauhöhe von über einem Meter selber nicht 🙂
Ausserdem bestellten wir uns ein Buch, das uns mit vielen Illustrationen und Fachwissen unterstützen sollte. Als ich es daheim durchblätterte, bekam ich schon fast kalte Füsse – aber versprochen ist versprochen: Wir bauen ein Blockhaus. Und als ob das noch nicht genug Herausforderung wäre, setzten wir uns auch noch als Ziel, dass wir die Sauna in diesen Ferien schon nutzen können. Uiuiui, das könnte in Arbeit ausarten…




Was bis zum Schluss und trotz vielen Youtube-Tutorials zuhause eine Blackbox war, war der Einbau des Ofens resp. der Ofenrohre. Hier gibt es unzählige Möglichkeiten und alles, was wir sicher wussten, ist, dass unser Ofen ein 6-inch-Rohr hat und wir am einfachsten mit diesem Mass fortfahren. Ob wir aber durch die Decke oder die Seitenwand gehen und wie das mit der Box funktioniert, wie die Verbindung zwischen Innen- und Aussenrohr geht?… Einmal mehr lautete unsere Strategie: We cross the bridge, when we get there.
In Whitehorse konnte Tom uns mit seinem Wissen unterstützen. Gemeinsam gingen wir durch die Gänge von Home Hardware und Canadian Tire und suchten alle nötigen Schrauben, Nägel, Ofensystemteile, Dämmwolle (auch Rosaroter Panther genannt) und eine feuerfeste Platte für den Boden zusammen. Alle diese Dinge wanderten am Anreisetag erst mal in die Werkstatt und wurden mit dem Baufortschritt Stück für Stück wieder rausgetragen.
Ein Plan nimmt Formen an
Der offizielle Startschuss für den Bau ertönte schon am zweiten Tag. Der Tag begann früh, um 6:45 Uhr heizten wir ein und es gab Kaffee. Noch vor dem Frühstück machten wir uns ans Werk. 5 gefällte Bäume sollten es bis zur Pause werden, was wir auch geschafft haben. Am Anfang haben wir die gefällten Bäume noch fertig bearbeitet (restliche Länge in Rugeli aufgeschnitten und zum Holzplatz gebracht). Das ist aber sehr zeitintensiv und wir beschlossen, diese Arbeit auf den Schluss der Ferien zu legen und erstmal mit der Sauna vorwärts zu machen.
Nach dem Frühstück, das aus einem Müesli mit Grapefruit bestand, gingen wir gestärkt zurück in den Wald. Weitere 6 Stämme (teilweise gingen sich aus einem Baum 2 Stämme aus) x 3m Länge schafften wir. Es lagen nun also 11 Stämme im Wald rum, die zum Bauplatz transportiert werden sollten.
Aber wo genau ist denn der Bauplatz?
Das haben wir lange diskutiert. Klar war, dass er komplett auf dem Grundstück sein soll (nicht, dass jemand das Abreissen verlangen könnte). Ausserdem wäre etwas Aussicht auf den See toll, es soll nicht zu weit vom Haus weg sein und der Weg in den See zum Abkühlen ist ein Punkt zum Beachten. Zuerst wollten wir die Sauna östlich vom grossen Cabin bauen, dort wo Tom und Rhonda ein bereits angefangenes Cabin hinterlassen haben. Diesen Plan haben wir verworfen, weil wir zuerst den Rückbau hätten machen müssen (Zeit!) und die Sauna auch vom Haus aus nicht sehen könnten.
Oliver brachte dann den Vorschlag ein, sie solle westlich des Hauses stehen, auf einem kleinen Plätzchen, das wir ab und zu für Apéro oder Frühstück brauchen, wenn es auf der Veranda zu windig ist. Ich habe diese Ecke letztes Jahr als Aussenduschplatz genutzt, da es so einen tollen Moosboden hat an gewissen Stellen. Gesagt, getan, die Wahl war getroffen!

Ein bisschen diskutierten wir noch über die Ausrichtung zum See resp. wo die Ecken genau liegen sollten. Als wir uns geeinigt hatten, dass die Flucht der Südseite ungefähr mit der Flucht der Haus-Südseite übereinstimmen sollte, schnappten wir uns je eine Schaufel und fingen an, die vier Löcher für die Eckpfeiler zu graben. Immer wieder kontrollierten wir mit dem Massband, dass wir uns an das geplante Innenmass von 2.5 x 2.5m halten und diskutierten, wie nun der Satz des Phytagoras hier helfen könnte. Mein Mathelehrer von früher wäre stolz auf mich 🙂
Jede gute Blockhaussauna muss auf einem stabilen Fundament stehen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Wir haben uns für Holzpflöcke entschieden und ein wenig Recycling betrieben. Die beiden „Barhocker“ unserer Eisbar vom letzten Winter wurden kurzerhand in zwei der vier benötigten Fundamente umfunktioniert. Zwei weitere Pflöcke à je ca. 80 cm organisierten wir im Wald. Alle vier Pflöcke erhielten aber das gleiche Verarbeitungsprogramm: Sie mussten entrindet und im Feuer geschwärzt werden. Dafür machte Oliver ein Lagerfeuer und wendete die Stämme in der Flamme, bis sie zur Hälfte (die Hälfte, die im Boden versenkt wird) schwarz waren.




Als das alles erledigt war, konnte man von einem ersten Feierabend sprechen: 11 Stämme lagen am Bauplatz, 4 Löcher waren vorbereitet und passende 4 Pflöcke waren bereit, in den Boden versenkt zu werden. Uff, da merkte der Büro-gewohnte Mensch jeden Muskel im Körper und so gab es noch einen etwas windigen G’n’T am Bauplatz, bevor wir in die Hütte zurückkehrten, einheizten und das restliche Gulasch von gestern mit ein paar Nudeln warm machten. Und nun: ab ins Bett, morgen gibt es auch noch was zu tun 🙂
Dach- und Sachgeschichten
Oliver war schon früh um 6:30 Uhr wach, heizte den Ofen in der Stube ein und machte sich nach einem ersten Kaffee auf den Weg in den Garten. Sein Plan: Den letzten Rhabarber schneiden und einkochen. Er schwört auf dieses süss-saure Süppchen und freute sich schon seit dem Frühling wieder darauf. Gegen 7:20 Uhr stand ich auch auf und nach einem Kaffee war ich bereit für die Tagesgeschäfte.
Wie schon erwähnt, gab es noch eine kleine Baustelle, für die wir ein trockenes Zeitfenster benötigten: Die Reparatur des Wintergartendachs. Kaum hatte ich meine Kaffeetasse weggestellt, war Oliver schon voll im Element. Er lehnte die Leiter von der Veranda an den Wintergarten, stellte sich das nötige Werkzeug und Nägel zusammen und kletterte aufs Dach. Die alten Spanplatten flogen in hohem Bogen vom Dach, die neuen wurden hochgereicht.
Während Oliver auf dem Dach turnte, nutzte ich ein paar Minuten die Gelegenheit, die letzten Himbeeren zu sammeln. Es gibt sehr viele Himbeerstauden, aber wir waren etwas spät dran für die Ernte. Die meisten Beeren waren bereits verblüht. Einige wenige fanden am Abend aber doch den Weg in unsere Bäuche. Ein Leckerbissen! 🙂

Es war nicht ganz einfach, die Nägel für die Spanplatten immer am richtigen Ort einzuschlagen, da die unter dem Dach liegende Kontruktion von oben nicht einsehbar ist und so gingen die Kommandos zwischen uns hin und her. Schlussendlich lagen aber doch alle neuen Platten am gewünschten Ort. In der Zwischenzeit habe ich die Rollen mit Dachpappe, die wir in der kleinen Hütte gefunden hatten, geholt, ausgerollt und auf die benötige Länge von 6.15m geschnitten. So konnte Oliver bereits damit beginnen, Bahn um Bahn der störrischen Pappe auf die neuen Spanplatten zu nageln. Wir versuchten, so materialsparend wie möglich zu arbeiten, da wir die Dachpappe auch für die Sauna benötigen würden. Trotzdem brauchten wir 3 komplette Bahnen, um das ganze Dach abzudecken. Über die Dachpappe schraubte Oliver die alten Bleche wieder in die gleichen Löcher. So kann das Regenwasser nun vom Blech über die Bahnen Dachpappe runter aufs Gras rollen. Unser Wintergarten sollte trocken bleiben und die Fledermäuse können tagsüber ungestört weiterschlafen.




Wie schon erwähnt, wollten wir diese Arbeit ohne Regen ausführen. Gerade noch kurz vor knapp, bevor eine grosse Regenwolke sich über dem Rosie Lake entlud, war das ganze Werkzeug wieder im Trockenen. Glück gehabt!
Aber nur weil das Dach repariert war, hiess das noch lange nicht Feierabend. Wir tranken einen schnellen Kaffee, zogen die Regenkleider an und machten uns auf eine neue Runde „Stauden schneiden“. Oliver kroch wieder mit dem grossen Heckenklipser von Strauch zu Strauch und ich transportierte die abgezwackten Äste zum Kompost. So hackelten wir ungefähr eine Stunde. Das Positive an dieser Arbeit ist, dass man schnell Resultate sieht. Nach getaner Arbeit legten wir uns neben ein „Preiselbeer-Feld“ und naschten „hampflewiis“ von dieser Köstlichkeit.
Das Wetter wurde nicht besser. Obwohl wir teilweise am Nachmittag noch 14 Grad hatten, kühlte es mit dem Regen schnell auf 9 Grad ab. Wir waren komplett nass und ziemlich erledigt, weshalb wir uns entschieden, die Saunaarbeiten für heute ruhen zu lassen – und dasselbe zu tun: In der Hütte hängten wir die ganze nasse Kleidung zum Trocknen auf, machten Pfefferminztee und genossen die Wärme des knisternden Feuers im grossen Holzofen. Oliver lag auf dem Sofa, ich zog den Lehnsessel mit Fussteil nah an den Ofen und so lasen und dösten wir eine halbe Stunde vor dem Abendessen (rückwirkend gesehen war das wohl der einzige richtige „Ferien-Moment“ bis zur Fertigstellung der Sauna 😉 ).
Unseren eigentlichen Plan, die in Whitehorse gekauften Steaks auf dem Lagerfeuer zu grillieren, mussten wir leider über Bord werfen. Der Regen hörte nicht auf und die Steaks waren nun schon einige Tage alt – wir wollten nicht mehr warten mit der Zubereitung. Entsprechend hauten wir sie drinnen in die Pfanne. Aus zwei Steaks wurde ein sehr feines Stroganoff, zwei weitere Steaks wurden zu Roast Beef verarbeitet. Die selbstgesammelten Himbeeren als Dessert rundeten den Abend perfekt ab!
Weiter geht’s mit der Sauna
Die Dachreparatur hat uns nur eine kleine „Verschnaufpause“ von den Sauna-Bauarbeiten erlaubt. Am nächsten Tag ging es mit frischem Elan an das grosse Werk. Der Tag begrüsste uns wieder mit regnerischen 6 Grad, der Nebel hielt sich melancholisch über dem See. Oliver stand schon um 6:15 Uhr auf und legte sich noch etwas auf Sofa, bis der Holzofen die nötige Wärme gespendet hatte. Ich stand um 7:15 Uhr auf und spürte noch jeden Muskel und Knochen von den ersten Tagen harter Arbeit im Freien. Es gab aber kein Pardon – die Baustelle kannte keine Gnade.
Also suchten wir unser Material für die nächsten Arbeiten zusammen: Oliver bereitete die Motorsäge mit der passenden 10° Kette für die Arbeit mit der Logosol vor, ich schnappte die Holzhacke, den Pamir, Olivers Helm und das Massband. So ausgerüstet stapften wir hinter dem Holzplatz in den Wald und suchten uns die nächsten Bäume aus. Heute stand ein kleiner „Leckerbissen“ auf dem Programm: Ein Balken von 4 Metern Länge für die erste Reihe musste vorbereitet werden. Dieser 4-Meter-Balken würde später so weit nach vorne ragen, dass er zugleich die Veranda ist und wir die Verandabretter dort draufnageln können.


Ein 4-Meter-Stamm unterscheidet sich ziemlich stark von einem 3-Meter-Stamm und entsprechend schleppten wir richtig doll an diesem Holz. Schlussendlich lag er aber beim Holzplatz, parat für die Logosol-Behandlung. Und die geht so:
Logosol für Dummies
Wir haben zwei grosse Holzrugel, auf welche wir den Stamm platzieren. Danach setze ich mich rittlinks auf den Stamm, damit er sich nicht mehr bewegt, während Oliver auf beiden Seiten die Holzwinkel im richtigen Abstand zur Kante anschraubt. Diese Winkel müssen genau „im Wasser“ sein, was er mit der Wasserwaage kontrolliert, um später einen graden Schnitt zu erhalten. Sobald die beiden Winkel angebracht sind, drehen wir zusammen den Stamm um 90 Grad, so dass wir die selbstgemachte „Guiderail“ (4 Meter lange Führungsschiene) mit je einer Schraubzwinge an den Holzwinkeln fixieren können. Wenn diese gut hält, drehen wir den Stamm wieder um knapp 90 Grad zurück und Oliver kontrolliert mit der Motorsäge, ob das Augenmass mit Guiderail montieren gepasst hat resp. wie viel Holz wir mit der aktuellen Einstellung abschneiden werden. Jetzt kann man noch korrigieren, bevor man zu viel oder zu wenig wegschneidet.







Nun ist der Stamm für die Säge vorbereitet. Wir klemmen jeweils noch ein kleines Holzrugeli in der Mitte des Stamms unter die Guiderail für etwas mehr Stabilität. Pamir und Helm auf, kurzer Kontrollblick zwischen uns und schon kann’s losgehen. Oliver schiebt das Gespann Motorsäge und Logosol über die Guiderail, die Motorsäge frisst sich Zentimeter für Zentimeter ins Holz und die Späne fliegen in hohem Bogen über den Platz.







Dieser Schnitt ist aber erst die Hälfte der Arbeit. Nachem Oliver beim Ende angekommen ist, drehen wir den Stamm wieder so, dass wir die Schraubzwingen gut abmontieren und die Guiderail weglegen können. Oliver stellt bei der Logosol die gewünschte Dicke des Balkens ein (normalerweise zwischen gut 8 und 12 cm) und weiter geht’s mit dem zweiten Schnitt. Die zuerst eben geschnittene Fläche bildet die Führung für den zweiten Schnitt. Je gerader wir vorhin gearbeitet haben, desto besser ist das ganze Resultat. Oliver schiebt die Logosol über den Schnitt und wenn wir Glück haben, haben wir danach einen geraden Balken mit ebenen Schnittflächen.
Dieses ganze Prozdere dauert knapp 30 Minuten und ist je nach Stammdicke mehr oder weniger anstrengend. So oder so brauchte es oft Nerven, da die Motorsäge nicht immer wie gewünscht schnurrte. Unter dem Strich kann man sagen: Je dicker der Stamm, umso schwieriger zu tragen und zu transportieren – aber umso einfacher mit der Logosol zu bearbeiten.
Mit dieser Arbeit verging die Zeit mal wieder wie im Flug. Zwischendurch gönnten wir uns das Frühstück und später noch einen Müsliriegel und machten danach mit aufgeladenen Kräften weiter. Am späteren Nachmittag wurde das Wetter besser, die Sonne strahlte zwischen einigen Schäfchenwolken auf Rosie Lake und das Thermometer zeigte angenehme 17 Grad.
Ohje, das schreit nach einer weiteren Arbeit…
Circus Rosie Lake
Entweder schade oder zum Glück gibt es keine Fotos der nächsten Aktion. Es wäre zu herrlich, die Bilder zu sehen, denn wir haben sehr gelacht dabei – aber es wäre wohl auch nicht maintream-tauglich 🙂 So oder so möchte ich kurz schildern, was wir an diesem sonnigen Nachmittag erledigt haben:
Wie erwähnt, hatte der Steg bei der Ankunft Schlagseite. Das Fass auf der Ostseite war vollgelaufen und zog die ganze Konstruktion einseitig nach unten. Um in diesen Ferien einen ganz neuen Steg zu bauen, fehlten uns die Materialien und die Zeit, wir entschieden aber, dass wir ihn mit einem herumliegenden Fass reparieren wollten. Beim Steg liegen einige alte, grosse Fässer herum und wir suchten uns das beste davon aus. Bevor wir aber dazu kamen, ein neues Fass zu platzieren, musste das alte natürlich entfernt werden.


Oliver zog dafür die Hose aus und stieg ins kalte Wasser. Mein Einhornthermometer zeigte ca. 15 Grad Wassertemperatur an – gut, dass Oliver sich fürs Wasser „opferte“.
Leider zeigte sich ziemlich schnell, dass es zwei zusätzliche Hände brauchte und ich musste mich auch einiger Kleidungsstücke entledigen und ins Wasser steigen. Brr, eine eher kühle Sache – wenigstens schien die Sonne!
Gemeinsam versuchten wir, den Steg hochzuheben und oben zu halten, um an das alte Fass zu kommen. Das schafften wir nicht und so brauchten wir einen kleinen Baumstamm in passender Grösse, den wir unter den „aufgebockten“ Steg klemmen konnten. So in der Höhe gehalten, schafften wir es, das alte, vom Wasser darin beschwerte Fass unter der Stegkontruktion herauszurollen. Das waren also die ersten 50% Arbeit. Die zweiten 50% sollten sich noch als etwas schwieriger erweisen…
Mittlerweile stand ich nur noch in meinen Badelatschen und den schweren Arbeiterhandschuhen bis zum Bauchnabel im Wasser und gemeinsam versuchten wir, das „neue“ Fass unter den Steg zu bugsieren. Das war aber ohne Trick 77 unmöglich. 200 Liter Luft drückt man nicht einfach so unter Wasser und so brauchten wir eine bessere Idee. Und nun kommt die Zirkusnummer:
Oliver bat mich, mich rittlinks auf das Fass zu setzen, was ich auch versuchte. Es war eine sehr wacklicke Geschichte und kaum, dass er vor mir auf das Fass aufsteigen wollte, kippte ich nach hinten weg und tauchte einmal komplett unter. Ich konnte fast nicht an mich halten vor lauter lachen, musste mich dann aber doch zusammenreissen, damit wir weitermachen konnten. Beim zweiten Anlauf waren wir sehr vorsichtig. Wir sassen beide auf dem Fass und lenkten es ganz sachte dem Steg entlang in eine gute Ausgangsposition. Aber kaum, dass Oliver das Fass unter den Steg drücken wollte, sprang es wieder unkontrolliert weg und ich machte einen weiteren Tauchgang. Erst beim nächsten Versuch gelang es uns, das Fass im richtigen Moment unter den Steg zu drücken, so dass es beim Auftauchen tatsächlich unter der Konstruktion war!
Herrlich, wir konnten ein erfolgreiches Fassreiten verzeichnen! 🙂
Ziemlich verfroren (also nur ich) und patschnass machten wir uns auf den Weg zur Hütte und heizten den Ofen ein. Der sollte unsere Stube in der Zwischenzeit, die wir für einen kleinen Apéro auf dem frisch renovierten Steg nutzten, auf wohlige Temperaturen bringen. Wir zogen uns warm und trocken an und genossen eine schöne Abendstimmung draussen bevor wir zurück in die warme Stube gingen, um selbstgemachtes Sugo mit Nudeln zu geniessen und den Abend bei einem Netflix-Film ausklingen zu lassen.
Gut, dass wir gestern die Stegreparatur erledigt haben, zeigte das Thermometer am nächsten Morgen nur noch wenige Grad über Null an. In der Nacht vermeldete Oliver sogar kalte minus 2 Grad, nachdem er nach den Nordlichtern geschaut hatte.
Da wir die Vorhänge zugezogen hatten, erwachten wir erst gegen 8 Uhr, was für Frühaufsteher doch sehr spät ist. Nach dem Einheizen und einer ersten Kaffeerunde waren wir um 9 Uhr auf der Baustelle und legten gleich mit den Arbeiten für heute los:







Wir suchten uns auf dem Grundstück Stecken zusammen, welche uns für die Positionierung der Fundamente helfen sollten. Wir schlugen die Stecken in den Boden und verbanden die Ecken mit Schnüren, um die genauen Mittelpunkte festzulegen. Danach liessen wir die bereits vorbereiteten Pflöcke in die Löcher fallen. Das Kies, um die Pflöcke zu befestigen, holten wir mit Schaufel und Eimer aus dem See. Ganze 14 volle Kübel Kies waren für diese Arbeit nötig. Danach kamen Steine und Erde hinein und wir drückten alles fest, so dass sich die Pflöcke nicht mehr bewegen können. Zwischendurch gab es noch ein feines Frühstück (Egg and Steak Sandwich).

Das ganze Prozedere ging viel einfacher, als ich gedacht hatte. Schon bald hatten wir alle vier Eckpfeiler in der Erde.
Nachdem die vier Pflöcke fest an ihrem Platz eingegraben waren, machten wir uns wieder auf den Weg in den Wald. 2 der 4 Balken für die erste Reihe hatten wir ja schon parat, es fehlten nun aber noch 2 Stämme à 3 Meter, welche wir nach der Bearbeitung mit der Logosol mit dem grünen Wägeli zum Bauplatz transportierten. Dort angekommen hatten wir also 2 x 4 Meter und 2 x 3 Meter und legten die vier Stämme zu Visualisierungszwecken als Viereckt auf die Pflöcke. Fürs Montieren war es heute aber zu spät und so gönnten wir uns um 19:30 Uhr das Apérobierli nach getaner Arbeit auf dem neuen Viereck und stiessen auf einen erfolgreichen, aber wieder sehr anstrengenden Tag an.





Am 7. Tag sollst Du ruhen
Dieses Gebot nahmen wir uns zu Herzen. Nach einer Woche mit Non-Stop-Arbeit waren wir ziemlich erschöpft und gönnten uns einen Ruhetag. Wir verpassten wettermässig gar nichts und schliefen bis 9 Uhr aus. Es war regnerisch und das Thermometer erreichte nur knapp 10 Grad. Oliver servierte Kaffee im Bett und wir nahmen es wirklich sehr gemütlich. Gegen 14:30 Uhr standen wir auf und machten Feuer und „Frühstück“.
Gestärkt mit Spigelei und Müesli zogen wir die Regenhose und Regenjacke an und machten uns auf einen Spaziergang durch den Wald. Wir liefen auf dem schmalen Trail in Richtung Norden und bogen etwas später auf einen unbekannten „Weg“ ab. Nur ein paar alte Baummarkierungen versprachen ein Ziel für diesen Weg. Leider suchten wir das Ziel vergeblich und landeten immer wieder in Sackgassen. Trotzdem bot uns dieser Ausflug etwas Bewegung und frische Luft an einem ansonsten sehr ruhigen Tag. Unterwegs naschten wir ein paar leckere Preiselbeeren und freuten uns über das typische Yukon-Herbst-Wetter.





Nach so wenig Action und einem wirklich späten Frühstück hatten wir keinen grossen Appetit fürs z’Nacht. Also ruhten wir uns etwas auf dem Sofa aus und genossen später ein Würstli mit Brot und schauten noch etwas Netflix, um den Tag abzurunden, bevor es ab in die Daunen ging. Morgen würde es nicht mehr so leger zu und her gehen…
Nach der Ruhe folgt die Arbeit
Wie schon befürchetet, gab es heute keine Gnade. Oliver stand um kurz nach 7 Uhr auf und weckte mich etwas später mit Kaffee. Da es draussen noch regnete, sassen wir den Wolkenbruch beim Frühstück aus und wurden später tatsächlich nicht mehr nass.




Nahtlos, als hätte es nie einen Ruhetag gegeben, gingen wir wieder ans Werk. Die vier Balken der ersten Reihe waren erst auf die Pflöcke gelegt und mussten fixiert werden. Dafür waren aber noch „U-Profile“ nötig: Oliver markierte die Stellen, an welchen er mit der Motorsäge ansetzen wollte, um ein Stück vom Balken auszusägen. Hier würde der nächste Stamm im 90-Grad-Winkel reinpassen. Gesagt, getan, wir markierten, sägten, passten ein. Die vier Balken verbanden wir jeweils mit langen Holzschrauben, für die wir erst Löcher bohren mussten. Das Viereck wiederum fixierten wir mit langen Nägeln auf den Pflöcken. Und fertig war die erste Runde!






In der Mitte passten wir einen zustätzlichen Balken ein, der später die Bodenbretter stabilisieren sollte. Dazu nahmen wir einen Balken, den wir schon im Frühling bearbeitet hatten und sägten ihn so zurecht, dass er von der Nord- zur Südseite bis und mit Veranda passend auf dem Fundament lag. Nach diesem Arbeitsschritt machten wir uns mal wieder auf den Weg in den Wald, um mit der Logosol zu wirken. Es lagen noch 4 Bäume rum, welche wir gleich vor Ort zu Balken verabeiten und entrinden wollten.
Das Entrinden ist eine wirklich leidige Aufgabe. Stupid zieht man das Ziehmesser über den Baum und schabt so Zentimeter für Zentimeter Rinde ab. Oliver nimmt dafür die Hacke und bearbeitet die hartnäckigen Astlöcher. Um eine zeitliche Vorstellung zu haben: Für das Logosol-Schneiden und Entrinden der 4 Bäume haben wir 3 Stunden gebraucht…
Um die Ober- und Unterseite sowie der Rinde entledigt, brachten wir die Stämme zum Bauplatz für die zweite Reihe. Da wir uns heute aber nicht mehr mit dem Generator herumschlagen wollten und in Anbetracht der späten Stunde, nahmen wir uns nur noch einen Task vor: Wir schnitten von der untersten Reihe auf der Ost- und Westseite je eine gerade Leiste ab. Das sollte uns später das Auflegen der Bodenbretter erleichtern.
Dieser Task war relativ schnell erledigt und das Logbuch besagt, dass wir um 19:35 Uhr bei herrlicher Abendstimmung und „beleuchtetem Wald“ zum Apéro greifen konnten – perfekt! Wir waren so fix und fertig, dass wir keine Energie mehr in ein grosses Abendessen investieren wollten und verdrückten etwas später noch die letzten Fladenbrote und je ein Würstli dazu. Nach 20 Minuten Netflix fielen uns die Augen auf dem Sofa zu und wir verschoben ins Bett, um uns mit gut 8 Stunden Schlaf zu erholen.

In diesen Ferien habe ich ein ganz neues Level von „erledigt“ kennengelernt. Mittlerweile tat uns alles so weh, dass wir teilweise in der Nacht erwachten, wenn wir uns bewegten und uns im Schlaf die Hände einschliefen…
Der nächste Morgen weckte uns mit dichtem Nebel über dem See. Wir sahen vom Schlafzimmer aus kaum das Ufer. Oliver meldete beim Kaffee machen drinnen plus 10 Grad, draussen plus 2
Das war wohl wieder eine eher kalte Nacht. Wir merkten deutlich, dass wir uns dem Herbst nähern. Es gab zwar immernoch Moskitos, die uns bei der Arbeit störten, aber es war wirklich nicht schlimm. Mühsamer waren die vielen Blackflies – diese hielten wir aber an diesen Tagen mit „Moskito-Kringeln“ gut auf Abstand.
Als wir aus dem Wintergarten an die frische Luft traten, drückte schon die Sonne durch den Nebel. Also schnappten wir uns den Kaffee, marschierten zum Steg und schauten zu, wie sich der Nebel langsam, aber sicher lichtete und einem strahlend blauen Himmel Platz machte.





Bevor wir uns ein Frühstück gönnten, stand noch eine „tolle“ Aufgabe auf dem Plan: Wir entrindeten vier Bäume und fluchten heftig dabei. Es stellte sich heraus, dass sich Bäume, die nicht frisch gefällt sind, nur viel mühsamer entrinden lassen… Gut, dass wir das jetzt wissen.
Zum Frühstück gab es etwas später Porridge, welches wir bei herrlichem Wetter (und viel Wind!) auf der Veranda in der Sonne genossen.
Nach der Stärkung ging es ans Festmachen von weiteren Reihen. Und so funktionierte das:
Wir suchten uns 4 möglichst gleich dicke Stämme und legten sie erstmal „trocken“ auf die letzte Reihe. So konnten wir entscheiden, ob es von der Höhe passt und die Stämme bei Bedarf nochmals gegeneinander austauschen. Sobald wir mit der Wahl zufrieden waren, mussten wir die Verbindungen schneiden. Dafür markierte Oliver wieder die Stelle, wo das U-Profil geschnitten werden sollte und machte sich mit der Motorsäge ans Werk. Ich stabilisierte die Stämme und war zuständig, dass er die Schnitte sauber durchführen konnte. Mit dieser Technik passten die vier Balken sauber ineinander. Danach waren wir bereit, um den Rosaroten Panther aufzulegen.
Rosaroter Panther?? Es sollten doch eher Bären sein im Yukon?… Wir nannten die Dämmwolle Rosaroter Panther – der Grund ist wohl selbsterklärend. Dafür schnitten wir von der grossen Rolle Bahnen von ca. 5 cm Breite und legten je eine Bahn auf die untere Reihe. Dies geht am besten bei null Wind… Tja, und wenn es doch windig ist (wie meistens), halfen Bostich-Klammern weiter. Sobald der Rosa Panther bereit war, legten wir die Stämme vorsichtig wieder auf die geplante Position.
Nun waren wir bereit für die Schraub- und Nagelarbeit: Mit dem Generator (wenn er denn in Laune war, zu funktionieren) betrieben wir die Bohrmaschine. Damit bohrte Oliver pro Ecke je ein Loch vor. Mithilfe einer Rätsche verbanden wir danach je zwei Stämme mit langen Holzschrauben. Das war oft eine „Gfätterliarbeit“, manchmal griffen die Schrauben nicht und wir mussten ein zweites Mal dran. Nach dem Schrauben kam das Nageln. Auch hier bohrten wir Löcher vor und Oliver haute die langen Nägel mit starken Schlägen in das Holz, um die aktuelle Reihe mit der unteren zu verbinden. Danach markierten wir wo nötig die Nägel (vor allem im Bereich der künftigen Türe und Fenster). Ganz zum Schluss hobelte Oliver die Übergänge – und fertig war eine Reihe!
Zeitbedarf für eine Reihe solange wir vom Boden aus arbeiten konnten: ca. 45 Minuten, sobald wir mit Leitern etc. arbeiten mussten, verdoppelte sich die Zeit pro Reihe.
Nach der heutigen Arbeit (wir haben noch zwei Stämme mit der Logosol bearbeitet und entrindet) war das Holz parat für die vierte Reihe – inkl. einem kleinen Unfall: Beim Entrinden spickte ein Stück Holz direkt in mein rechtes Auge. Es ist nichts passiert, trotzdem trug ich danach beim Entrinden immer die Schutzbrille.
Den Apéro gab es heute „schon“ um 18:30 Uhr auf der Veranda und zum z’Nacht genossen wir ein einfaches Menu aus Nüdeli mit Sugo (gepimpt mit Karotten und Peperoni) und Salat.
Nach dem Essen spielten wir (wie so oft) eine Runde Watten. Leider verlor ich das Spiel ohne Punkt – das heisst eigentlich, dass ich einen Fun Run machen muss. Zwei kleine süsse Hasen retteten mich aber vor der blutten Runde um die Hütte, da ich diese beiden Racker nicht verscheuchen wollte 🙂 Danke, Hasis!

Nachdem schon der Tag sehr windig war, ging es in der Nacht weiter mit viel Wind. Mit 10 Grad war es ausserordentlich warm am nächsten Morgen, der See war aber ziemlich aufgewühlt und unser Steg klatschte unregelmässig hin und her. Oliver war schon früh wach und weckte mich um 7.40 Uhr mit Kaffee. Es gab auch heute kein Pardon. Als erstes machte ich im Wintergarten die Box für Logosol-Arbeiten bereit. Dort drin fanden sich die Schraubzwingen, Massband, Ersatz-Schrauben, der kleine Akkuschrauber inkl. Powerbank, die Holzwinkel, Hammer, Schraubenzieher, Wasserwaage – und eine Rolle WC-Papier. So ausgerüstet ging es in den Wald. Ziel für heute: Wir brauchten 8 Stämme, mit Logosol bearbeitet und entrindet. Ohje…

Nachdem wir zwei Bäume bereits früher gefällt hatten, blieben noch 6 zu fällen und trotzdem 8 zu bearbeiten. So machten wir uns ans Werk und arbeiteten hart bis zum Frühstück. Dafür sammelten wir noch ein paar wilde Preiselbeeren und mischten sie ins Müesli. Das gab ein sehr feines, nahrhaftes Frühstück und passenderweise konnten wir dabei auch gleich einen Regenguss aussitzen. Bevor wir uns an Teil 2 des heutigen Arbeitstages machten, kochten wir noch fürs Abendessen vor: Es sollte Gerstensuppe geben und diese ist bekanntlich am Besten, wenn sie lange geköchelt hat (oder sogar aufgewärmt wird).


Beim Bier am See hatten wir doch noch etwas Musse, um über die Arbeit zu sinnieren. Wir waren uns weiterhin einig, dass wir alle anderen tollen Sachen dem Saunabau unterordnen und versuchen werden, in diesem Tempo weiterzumachen. Vielleicht mussten wir noch etwas über die täglichen Zielsetzungen (wir schafften es meist nicht, im Zeitplan zu bleiben) nachdenken, aber der Wunsch, in diesen Ferien doch noch einen Saunagang machen zu können, trieb uns an, trotz der Erschöpfung weiterzuarbeiten. Als es langsam frisch wurde, packten wir die Sitzbank und die Bierdosen zusammen und machten uns auf den Weg in die Hütte. Ein warmer Holzofen und ein Teller mit heisser Gerstensuppe rundeten den Tag ab und versöhnten für alle Anstrengung.
Was wir gestern aufgeschoben hatten, holte uns logischerweise am nächsten Morgen ein: 4 Bäume mussten entrindet werden. Juhuu. Also machten wir uns bald ans Werk – Augen zu und durch. Nach dem Entrinden richteten wir die Baustelle fürs Reihen festschrauben ein. Das heisst, dass wir alle benötigten Werkzeuge und Materialien aus der Hütte zum Bauplatz schleppen und auf einem Tisch (eine Plywood-Platte auf zwei Malerböcken) auslegen. Am Anfang ist das noch übersichtlich, mit der Zeit sucht man immer wieder die gleichen Dinge…


Mittlerweile wussten wir auch wieder etwas besser, wie wir mit dem Generator umgehen müssen: Er mag das frische Benzin am liebsten (keins vom letzten Winter) und er mag es definitiv nicht, abgeschaltet und dann wieder eingeschaltet zu werden. OK, dann machen wir es so, wie er es will: Er läuft stundenlang durch und wir füllen Premium-Benzin ein – so schnurrt er mehrheitlich vor sich hin.
Nachdem wir wieder 3 Reihen aufgebaut haben, stehen wir nun bei total 6 Reihen (aktuell brauchen wir pro Reihe ca. 1h20′). Für den heutigen Tag musste das genug sein, da wir auch noch andere Arbeiten hatten, die wir nicht länger aufschieben konnten: Oliver machte sich ans Brot backen und ich nahm mir die Kleiderwäsche vor (bitter nötig, wie man auf den Fotos sieht…). Das Feuer im Brotbackofen nutzten wir für ein leckeres Popcorn und kurz darauf weht der Duft von Kino um unsere Nasen.



Zum Abendessen (ja, geht nach dem Popcorn noch immer :-)) gab es Resten der Gerstensuppe. Diese genossen wir auf dem Sofa mit einem Netflix Film, bevor wir einmal mehr ziemlich erledigt in die Federn krochen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Ziemlich spontan beschlossen wir, es heute etwas ruhiger zu nehmen. Die Wehwehchen nehmen bei uns beiden zu und bevor wir es zu doll übertrieben, legten wir lieber einen Pausentag ein, um Körper und Geist etwas zu schonen. Das hiess, dass wir es heute wirklich etwas gemütlicher angehen wollten. Oliver stand um kurz nach 8 Uhr auf und ich las bis 9 Uhr im Bett. Danach machten wir uns bereit für eine kleine Kanurunde auf dem Rosie Lake. Ganz locker paddelten wir bei trockenem Wetter über den See und genossen die Natur. Langsam, ohne, dass wir es beim arbeiten bemerkt haben, hat sich der Herbst in die Wälder geschlichen. Die ersten Bäume haben sich schon gelb verfärbt und stachen aus dem Einheitsgrün heraus.
Wir paddelten bis zum Südufer und lenkten das Kanu dann in unsere Lieblingsbucht. Der Bieber, der uns im Frühling dort begrüsst hat, schien heute aber nicht zu Hause zu sein. Also landeten wir an und Oliver stieg aus dem Boot. Eigentlich wollte ich nicht aussteigen, aber er rief mir zu, es gebe Plantagen von Preiselbeeren. Das musste ich mir dann doch nicht zwei Mal sagen lassen. Ich kletterte auch an Land und wir schlugen uns die Bäuche mit frischen, süssen Preiselbeeren voll. Das ist ein herrlicher Natur-Snack! Nach dieser Stärkung konnten wir (auch noch mit leichtem Rückenwind!) in Richtung Hütte gleiten. Einen kurzen Abstecher machten wir noch in die grosse Bucht im Westen des Sees, bevor wir endgültig den Kanuparkplatz ansteuerten.
Nach so viel frischer Luft schmeckte das Frühstück (frisches Brot mit Spiegelei, Käsli und Konfi) doppelt gut. Nach dem Frühstück klopften wir ein paar Watten-Runden, danach ging’s ans Abwaschen und später auf einen Waldspaziergang. Wir wollten die Wildtierkamera checken und ein paar Preiselbeeren sammeln.
Also schlendeten wir bei bestem Wetter durch den Wald – leider ohne Erfolg auf der Wildtierkamera resp. wir wollten die 11’000 Fotos drauf nicht einzeln durchsehen und löschten sie. Wir würden zu einem späteren Zeitpunkt einen neuen Versuch wagen… Als wir zurück bei der Hütte waren, machten wir noch einen kurzen Kontrollgang zum Steg – und erschraken uns sehr! Als Oliver auf die vor einer Woche reparierte Seite trat, blubberte das Fass unter uns und es tönte so, als ob wieder Wasser ins Fass läuft. Ohje, das darf nicht wahr sein?!
Das hiess nichts anderes, als dass wir nochmals in den See mussten, um den Fass-Verschluss über Wasser zu drehen. Da das Wetter gerade sehr gut war, nutzten wir die Gunst der Stunde. Wieder zogen wir die Kleider aus, um ins kalte Wasser zu steigen. Wieder bockten wir den Steg auf dem Baumstamm auf. Nach zwei, drei Versuchen schafften wir es, das Fass so zu drehen, dass der Verschluss auf 12 Uhr lag. So sollten wir nun auf der sicheren Seite sein. Der See war mittlerweile auf ca. 12 Grad abgekühlt und ich war wieder bis zum Bauchnabel im Wasser (bei Oliver ist der Bauchnabel etwas höher 🙂 ). Also zog ich mich danach wieder warm an und wir genossen das schöne Wetter mit einem G’n’T auf dem (geflickten!) Steg mit dem Gesicht zur Sonne.

Oliver fischte ein bisschen vom Steg aus, fing einen Hecht und liess ihn dann aber wieder zurück ins Wasser. Das eine Leben zu retten, reichte ihm nicht: Er verhalf sogar einer Libelle, bei welcher wir dachten, die wäre tot, zu einem zweiten Leben. Er ist mein Held 🙂
Wenn es fuchst, dann richtig
Eigentlich sollte man meinen, dass wir nach einem Ruhetag so richtig viel Energie und Lust auf Arbeit hätten! Naja, so war es nicht. Der nächste Tag begrüsste uns wieder mürrisch-regnerisch, kalt und neblig bei 12 Grad. Es sollte ein richtig fuchsiger Tag werden.
Um es kurz zu machen: Wir haben 2 Bäume zu dünn geschnitten, 1 Baum davon war kompletter Verschnitt, wir haben eine Motorsägen-Kette kaputt gemacht (Schraube übersehen), weil wir nicht aufgepasst haben und das Motorsägenschwert eingeklemmt, als wir einen schrägen Baum fällen wollten (mussten den Baum tatsächlich von Hand „freischneiden“).
Man sieht: Es gibt solche und solche Tage. Schlussendlich hat uns jeder Stamm, den wir gefällt und bearbeitet haben, dem Ziel etwas näher gebracht. Ausserdem hatten wir doch noch etwas „Glück im Unglück“: Den ganzen Tag über sind Regenzellen links und rechts vom Rosie Lake vorbeigezogen und haben uns nicht getroffen. Erst nach Feierabend, als wir um 19:40 Uhr mit dem wohlverdienten Apéro am Steg sassen, kam der Regen doch noch. Also haben wir unsere Siebensachen gepackt und uns schleunigst nach drinnen begeben, um das Abendessen zu kochen und schon bald hundemüde ins Bett zu fallen.
Neuer Tag, neues Glück
Von einem kleinen Taucher lassen wir uns aber nicht beirren. Sonntag = Ruhetag? Nicht für uns. Am nächsten Tag ging es in gewohntem Takt weiter. Der Plan für heute sah vor: 7 Stämme fällen, zum Bauplatz bringen und mit der Logosol bearbeiten. Fürs Entrinden warteten im Ganzen dann 18 (!) Bäume auf uns. Wenn wir das schaffen, wären 5 Reihen bereit für die Montage am anderen Tag.
Und jetzt kommt das „Ist gegenüber Plan“: Wir schafften 3 gefällte Bäume und hatten nun 16 Stämme auf Platz, welche alle mit der Logosol fertig waren. 14 davon waren auch entrindet, also komplett fertig fürs Montieren. Die restlichen 2 würden wir für morgen aufheben – irgendwann machen die Handgelenke und Unterarme nicht mehr mit.


Ein Highlight war heute aber die Öllieferung. Öllieferung? Obwohl wir so gute Listen und Berechnungen haben, ging im Vorfeld bei der Planung fürs Motorsägen-Öl etwas schief. Wir nahmen einen ganzen Kanister (1 Gallone = 3.78 Liter) mit. Es stellte sich aber heraus, dass das viel zu wenig ist. Auch mit allen Resten, die wir noch in der Werkstatt hatten und im Schopf fanden, würde es nicht bis zum Schluss reichen. Die Motorsäge ist einfach zu durstig. Was also machen da draussen?
Einige Tage zuvor fragten wir mit dem inReach (SMS via Satellitenkommunikation) bei Séb von Northern Rockies Air an, ob er mal in Richtung Rosie Lake unterwegs wäre und einen Zwischenstopp mit chainbar oil einlegen könnte. Zufällig war er an diesem Sonntag unterwegs zum einem See ungefähr eine Flugstunde nördlich von uns. Er versprach uns die Öllieferung auf dem Rückweg nach Watson.
Also lauschten wir heute nach der Beaver – und tatsächlich, kurz nach dem Mittag drehte sie eine Runde über uns und setzte dann zum Landeanflug an. Da am Sonntag der Home Hardware in Watson Lake geschlossen ist, musste die Lieferung noch um eine Ecke erweitert werden: Markus (wie es der Zufall will auch ein Schweizer), für den der Flug eigentlich war und der ein Cabin sehr weit im Norden hat, konnte ca. 4 Liter Öl entbehren (danka tuusig!). Wir zahlten das Öl und ein gutes Trinkgeld und schon war die Pilotin wieder weg – wie gesagt: Im Herbst eilen sie von einem Auftrag zum nächsten. Nun waren wir wieder im Spiel für ein paar Baumstämme 🙂
Der heutige Tag war wieder sehr windig. Das ist grundsätzlich gut, denn die Formel lautet: „Viel Wind = wenig Blackflies, wenig Wind = viele Blackflies“. Gegen Abend nimmt der Wind aber meist ab. Wie auch heute. Also konnten wir den Apéro mit einem Bier und ein paar Cracker auf dem Steg in der Abendsonne machen. Auch heute war ich wieder unglaublich erschöpft von der vielen Arbeit und freute mich auf das feine Abendessen (selbstgemachte Kässpätzli mit Salat) und einen erholsamen Schlaf.
Mittlerweile waren wir schon zwei Wochen hier und ganz leise schlich sich der Herbst in den Yukon. Den einen oder anderen verfärbten Baum gab es schon im Wald, aber mehrheitlich war der Wald noch grün. Jeden Tag zogen die Kraniche (Sandhill Cranes) in grossen Formationen und viel Geschnatter über unser Grundstück in Richtung Süden.



Oliver nutzte die frühen Morgenstunden für ein Kanuründeli auf dem See, während ich lieber noch eine Mütze Schlaf bevorzugte. Das Wetter war tipptopp und gegen 8 Uhr stand ich auch auf. Lust auf Saunabau hatte ich jedoch nicht – aber ja, es war ja inzwischen kein Wunschkonzert mehr.
Zwei kurze Pausen gönnten wir uns heute: Einmal fürs Frühstück auf der Veranda und einmal, als wir den einzigen Regenguss im Wintergarten „aussassen“ und einen Kaffee dazu tranken. Ansonsten waren wir sehr fleissig: Wir haben 6 Stämme gefällt, 3 davon aus dem Bauplatz mit der Logosol bearbeitet, für weitere 3 haben wir die Logosol-Ausrüstung in den Wald getragen, um an Ort und Stelle zu arbeiten (die Bäume waren richtig schwer!) und 8 Stämme entrindet. Das musste mal reichen – wir sparten uns weitere 6 Stämme entrinden für morgen auf.
Am Tagesende – um 18 Uhr – hatten wir 22 fixfertige Stämme und mit den 6, welche wir morgen fertig machen würden, hatten wir „Futter“ für einen richtigen „Montage-Tag“.


Nach getaner Arbeit versuchten wir unser Glück mit der Angelrute im Kanu. Und ja, das Glück war uns hold: Während wir das Feierabendbierchen in der Abendsonne auf dem See genossen, fing Oliver einen Hecht und das Abendessen war gerettet: Hechtfilet mit Erbsli-Rüebli-Reis und Salat dazu.


Auch der nächste Tag begrüsste uns mit freundlichem Wetter. Oliver liess mich bis um 8 Uhr schlafen und döste selber noch etwas auf dem Sofa. Obwohl wir also eher spät rauskamen, waren wir fleissig: Noch vor dem Frühstück hatten wir 8 gefällte Bäume im Wald liegen. Nach dem Frühstück, das mittlerweile eher ein Mittagessen war, ging’s wieder mit der Logosol-Ausrüstung in den Wald. Die 4 Stämme, die wir im Wald bearbeitet hatten, brachten wir mit vereinten Kräften zum Bauplatz und legten eine kurze Verschnaufpause ein.

Kaum waren wir wieder auf dem Waldpfad, hörten wir ein paar dumpfe Schläge. Es tönte, wie wenn jemand mit einer Kelle auf einen Baum schlagen würde. Das ist wirklich sehr ungewöhnlich und schnurstraks machten wir uns mit gezücktem Bärenspray, Bearbanger und Gopro auf in die Richtung, aus welcher wir den Lärm gehört hatten. Wir schlichen noch etwas herum, fanden aber ausser dem vorwitzigen Eichhörnchen keinen „Eindringling“. Gut möglich, dass es ein Elch war, der sein Geweih an einen Baum klopfte – wir werden es nie wissen. Aber spannend war’s trotzdem 🙂
Nach dieser kurzen Unterbrechung schafften wir noch 4 Bäume mit der Logosol inkl. Transport zum Bauplatz sowie 5 Entrindungen. Alles in allem nahm der Arbeitstag ein etwas schwieriges Ende: Egal, wie sehr wir uns bemühten, sogar Stift und Papier zu Hilfe nahmen – irgendwie schafften wir es nicht, zum Schluss eine passende Zahl Stämme in der richtigen Höhe bereit fürs Montieren zu haben.
So oder so: Es gab einen Apéro in der Abendsonne auf dem Steg, danach kochte ich uns ein Pilzrisotto während Oliver ein Lagerfeuer entzündete, um Abfall zu verbrennen und der Abend klang doch noch versöhnlich aus.
Brr, nun hatten wir sie hinter uns: Die erste richtige Frostnacht. Wir erwachten um 6:30 Uhr bei minus zwei Grad und Nebel über dem See. Von oben drückte schon die Sonne durch – so startete es sich bei einem Grad minus immerhin motiviert in den Tag (wenn auch schmerzhaft, da uns beiden alle Knochen wehmachten). Auch heute wurde aus dem Frühstück eher ein Mittagessen – dafür schafften wir komplette 3 Reihen montieren vor der Pause! Das Müeli mit frischen Cranberries in der Sonne auf der Veranda hatten wir uns so auf jeden Fall schon mal verdient.

Nach dem Frühstück schraubten wir nochmals 2 Reihen obendrauf. Inzwischen war die Arbeit für uns beide mühsam geworden. Sogar Olivers lange Arme reichten nicht mehr überall hin und wir mussten mit dem Trittleiterli und diversen Hilfsbrettern arbeiten. Trotzdem gab es die eine oder andere akrobatische Einlage, die die SUVA lieber nicht sehen sollte…
Um 17 Uhr räumten wir die Werkzeuge in den Wintergarten und machten es uns mit einem G’n’T auf dem Steg bequem (bisschen übertrieben – es war ziemlich windig). Oliver holte die Angel, um sich etwas die Zeit zu vertreiben und fing beim dritten oder vierten Wurf schon einen Hecht. Nachdem wir mit dem Getränk fertig waren, gingen wir rein und filettierten den Fisch.
Eigentlich hatten sich Joe und Nadyne für einen Besuch heute Nachmittag angekündigt, da sie auch noch Motorsägenöl für uns hatten. Da es auch am Nachmittag aber ziemlich windig war, verschoben sie den Besuch auf den nächsten Morgen.
Und dann hörten wir doch Motorenlärm. Wir gingen wieder zum Steg und kurz darauf kam Joe’s Flieger in Sicht. Sie hatten sich kurzfristig entschlossen, doch zu kommen, da der Wind eher weniger wurde. So brachten sie einen grossen Goodiebag für uns: Das Motorsägenöl, Steaks und Hackfleisch (hatten wir „bestellt“ als Nadyne fragte, ob wir noch was aus der Stadt brauchen) und ein paar tolle Sachen aus Nadynes Küche. Als passionierte Hobbyköchin hat sie uns ein fantastisches Cornbread und selbstgemachte Süssigkeiten mitgebracht. Yammi, das war lecker – danke Joe und Nadyne! 🙂
Die beiden konnten leider nicht bleiben, da Joe’s Mutter bei ihnen zu Besuch war und mit dem Abendessen auf sie wartete.

So war aber die Frage, was es heute und morgen zum Abendessen gibt, auch geklärt: Heute Hecht und morgen Steaks (auf dem Feuer gemacht) 🙂
Den nächsten Tag gingen wir, lädiert wie wir schon waren, gemütlich an. Gegen 10 Uhr standen wir auf und machten Frühstück (das leckere Cornbread von Nadyne). Erst um 12 Uhr waren wir in Arbeitsmontur parat, um in den Wald zu gehen. Wir brauchten 8 Stämme und mussten dafür 5 Bäume fällen. 3 Stämme konnten wir von früheren Arbeitsschritten nutzen. Diese 8 Stämme brachten wir zuerst zum Bauplatz, bevor wir uns an einen Versuch wagten:
Mit der Logosol kann man nicht nur Balken sägen, sondern auch Bretter herstellen. Dafür hatten wir uns daheim einige Youtube-Tutorials angeschaut und eines sogar abgefilmt, um es am Rosie Lake zur Verfügung zu haben.
So machten wir uns auf den Weg, um einen dickeren Baum als sonst zu suchen. Im Yukon (oder zumindest in unserer Umgebung) gibt es mehrheitlich dünnere Tannenbäume – solche mit einem Umfang von 60 oder mehr Zentimeter muss man suchen. In der Nähe von Ketchup-Crossing (der Abzweiger heisst so, weil eine alte Heintz-Konservendose am Baum angebracht ist) wurden wir fündig. Dieser Baum war ein anderes Kaliber und schon das Fällen und Entasten nahm etwas mehr Zeit in Anspruch. Wir sägten ihn auf 4 Meter und begannen mit der Logosol-Arbeit.
Das Bretter schneiden hat erstaunlich gut funktioniert und wir konnten aus dem Baum 3 super Bretter à 4 Zentimeter Dicke sägen. Ein 4. Brett à 4 Zentimeter Dicke war möglich, jedoch nicht mehr auf der Länge von 3 Metern, sondern nur noch knapp 2 Meter. Macht nix, das nehmen wir auch noch mit! Zum Schluss trugen wir das ganze Material inkl. aller Bretter wieder zum Bauplatz. Gut, dass die Bretter separat getragen werden können – den ganzen Baum hätten wir niemals geschafft! Hier zeigt sich, wie praktisch so ein Mini-Sägewerk wie die Logosol ist! Wir waren beide sehr positiv überrascht und motiviert, die Dachbretter selber herzustellen.
Nach diesem Erfolg kümmerten wir uns um ein paar andere Dinge als die Sauna: Ich wusch ein bisschen Wäsche. Das war dringend nötig. Auch nach zwei Mal Seife und zwei Mal nachspülen, war das Wasser noch braun. Aber ja, der grösste Schmutz war weg und wir konnten am nächsten Tag je ein sauberes T-Shirt tragen – welch ein Luxus!
In der Zwischenzeit machte Oliver ein Lagerfeuer, um die Steaks zu grillieren. Die haben wir mit Kartoffeln und Salat genossen und es war hervorragend! Beim Abendessen führten wir zum x-ten Mal die Diskussion, ob wir nun ein Giebel- oder ein Pultdach bauen sollten. Bisher konnten wir die Entscheidung – die mal so und mal so ausfiel – immer vertagen. Wir konnten uns einfach nicht entscheiden, was schwieriger war – oder eben einfacher. Bald waren wir aber auf der Bauhöhe, bei welcher wir uns für die eine oder andere Variante entscheiden mussten. Aber nicht heute.
Nicht, dass wir am nächsten Tag viel weiser waren. Deshalb brachte Oliver mit dem Kaffee auch gleich noch die Bibel mit. Also unser Buch, das viele spannende Tipps und Informationen über den Blockhausbau bietet. Wir blätterten darin, lasen einige Abschnitte und versuchten, uns von den Bildern inspirieren zu lassen…
Bevor wir aber „übereilig“ eine Entscheidung trafen, assen wir erstmal Frühstück und nahmen uns danach direkt einen weiteren dicken Baumstamm vor, aus welchem wir Bretter sägten. Nach dem gestrigen Erfolg knüpften wir nahtlos an und erarbeiteten uns wieder 3.5 4-Zentimeter Bretter für die Veranda. Ein bisschen Fleissarbeit musste auch noch sein: Wir bearbeiteten 5 Stämme mit der Logosol und entrindeten diese auch gleich noch. Beim Durchzählen stellten wir fest, dass wir uns (mal wieder) vertan hatten:
Wir hatten eine Reihe 10.5er, eine Reihe 9er und eine Reihe 8er (also immer die Dicke in Zentimeter) bereit zu montieren. Aus irgendwelcher Zauberei hatten wir einen 8er zu viel.
Wenigstens hatten wir beim Entrinden Zeit, nochmals die Dachvarianten durchzugehen. Und fast sicher – also ganz vielleicht – wird es ein Pultdach mit einer Höhe auf der Nordseite von 1.4 Meter.
Heute stand noch der Unterbau der Veranda auf dem Programm. Die Konstruktion wuchs langsam, aber sicher in die Höhe. Deshalb war es sinnvoll, die Veranda zumindest mit behelfsmässigen Brettern auszustatten, um von dieser Höhe aus arbeiten zu können. Dafür brauchten wir 2 Pflöcke, die wir auf das gewünschte Mass sägten. Auch hier recycelten wir: Wir nutzten Holz aus dem Rückbau des Vorbaus der grossen Hütte. Bei dieser Gelegenheit räumten wir auch gleich die bisher angefallenen Rindenreste vom Entrinden auf den Kompost.
Zwischen all den Arbeiten mussten wir noch die Zeit finden, das Abendessen vorzukochen: Oliver kochte dafür Sugo ein (Hackfleisch war in Nadynes Fleischlieferung), aus welcher wir einmal Bolognese und einmal Chili Con Carne machen konnten.
Ausserdem mussten wir nach langer Zeit noch die Gasflasche wechseln – die hat mitten in ihrer Arbeit aufgegeben und war leer.
Tags darauf konnten wir bereits von der Veranda profitieren. Die Südseite liess sich nun einfacher bearbeiten. An den anderen 3 Seiten ging die Arbeit je länger je mühsamer und es war viel „über Kopf“ zu tun. Trotzdem traten wir gegen 8 Uhr aus dem Haus und räumten alle nötigen Werkzeuge und Maschinen fürs Montieren nach draussen. Um 8:30 Uhr ging es los. Vor dem Frühstück (mal wieder eher spät als früh um 12:30 Uhr) packten wir 2 Reihen obendrauf.
Nach der Pause erledigten wir nochmals 1 Reihe und waren mittlerweile schon bei über 1.3 Meter Höhe auf der Nordseite.

Und ja, die Entscheidung war getroffen: Es wird ein Pultdach! Dafür suchten wir uns als nächstes einen etwas dickeren Baum als nördlichen Dachbalken aus. Der Plan war, total 4 dieser Dachbalken quer zu den Dachbrettern in gleichem Abstand zu haben. Unsere Statikberechnungen besagten, dass das reichen sollte 🙂
Wir behandelten den Dachbalken mit der Logosol und nagelten ihn an Ort und Stelle fest.
Mit dieser ganzen Arbeit waren wir um 18:15 Uhr fertig – das war aber erst der erste Streich. Nach einer kurzen Apéropause auf dem Steg (mit vielen Blackflies) ging es an Teil 2: Ich heizte drinnen den Holzofen ein, während Oliver den Brotbackofen draussen in Betrieb nahm. Er knetete Brotteig, ich machte Kuchenteig.
Die Zeit verflog und als wir nach einem sensationellen Chili Con Carne endlich auf dem Sofa waren, zeigte die Uhr schon nach 22:30 Uhr. Wer hier von Ferien spricht, hat viel Humor… Dennoch blieben wir bis nach Mitternacht auf, schliesslich wollte ich Oliver so bald wie möglich zu seinem Geburri gratulieren!
Olivers Geburtstagswetter zeigte sich sehr windig, aber trocken, mit ein paar schnell ziehenden Wolken am Himmel bei 8, 9 Grad. Wir haben bis kurz vor 9 Uhr geschlafen und mit einem Kaffee im Bett packte Oliver seine Geschenke aus (unter anderem Saunaduft – nun hoffte ich wirklich, dass wir in der Zeit mit der Arbeit fertig werden!). Nach einem wirklich gemütlichen Morgen machten wir gegen 11 Uhr Frühstück mit dem frischen Brot. Den Kuchen hoben wir uns für den Nachmittag auf.
Am Nachmittag machten wir uns auf zu einem kleinen Spaziergang, um die Wildtierkamera aufzuhängen. Oliver hatte im Schrank ein altes Elch-Lockmittel gefunden und wollte die Tiere damit vor die Kamera holen. Dazu träufelte er von dieser Essenz auf einen Baumstamm am Boden und band die Kamera gegenüber in einem günstigen Winkel an einen Baum. So präpariert liessen wir die Kamera einige Tage hängen…
Was wir einige Tage später gefunden haben, seht ihr hier:




Auf dem Nachhauseweg sammelten wir noch ein paar Cranberries. Das Verhältnis ist ungefähr „zwei für jetzt und zwei ins Töpfchen“. Es hat so viele Büsche mit Preiselbeeren, da sammelt man schnell und einfach und hat nebenbei noch Zeit, einem Auerhahn nachzustellen 🙂

Als wir wieder beim Haus waren, wollten wir es uns in der Stube gemütlich machen, da hörten wir Motorenlärm. Joe kam zu Besuch – wir hatten ihm Kuchen versprochen und er hatte es nicht vergessen. So sassen wir gemütlich zu dritt auf der Veranda, assen Kuchen, tranken Kaffee und sprachen über Gott und den Yukon. Er blieb bis ca. 19 Uhr, danach war es schon Zeit für eine zweite Runde Chili Con Carne, das wir ganz unkompliziert auf dem Sofa mit Netflix verspachteln.
So geht auch dieser (Geburts-)tag vorbei und obwohl wir es richtig entspannt angegangen sind, schlafen wir herrlich tief.
3 Wochen sind es schon, welche wir hier draussen verbracht haben. Dieser Tag weckte uns mit Nebel über dem See und blauem Himmel darüber. Der Herbst kann nicht besser sein! Wir packten das ganze Material für die nächsten Arbeitsschritte auf den Tisch bei der Baustelle und los ging’s um 8:30 Uhr.
Heute war ein kleiner Meilenstein fällig: Wir sägten eine erste Tranche der Türe aus! Da wir uns an die Bodenarbeiten machen wollten, erschien es uns sinnvoll, jetzt schon bis auf eine Höhe von ca. einem Meter die Türe auszuschneiden. Oliver schnappte sich dafür die Wasserwaage und einen Bleistift und zeichnete die Linie sauber ein. Er achtete darauf, nicht über die Markierungen für die Nägel zu kommen. Das wäre ganz schlecht für die Motorsägenkette (und unsere Nerven).
Das Ausschneiden ging problemlos und nun konnten wir mit dem Bodenunterbau beginnen.



Dafür haben wir 2 Balken auf Mass gesägt und mit Holzklötzen auf der Nord- und Südseite fixiert. Im Ganzen hatten wir so 3 Zwischenbalken, auf welchen die Bodenbretter aufliegen werden. Die heute gesetzten Zwischenbalken haben wir jeweils noch mit einem Pflock in der Mitte unterlegt. Die Statik sagt auch hier: Sollte reichen 🙂

Bevor es um 13:30 Uhr losging mit Pappe auslegen, gab es noch ein stärkendes Frühstück. Diese Pappe ist eine Rolle mit Material ähnlich wie Dachpappe, jedoch etwas weicher und weniger dick. Wir nutzten sie beim Boden als eine Art Feuchtigkeitsschutz und brachten Bahn für Bahn an. Das kostete ein wenig Nerven, da das Material sehr einfach reisst.
Kaum, dass wir die Pappe angebracht hatten, zogen dunkle Wolken auf und es fing an zu regnen. Auf die Schnelle mussten wir einige Blachen zusammensuchen und eine Wetterschutzkonstruktion bauen.
Auf die Pappe nagelte Oliver die Bretter drauf. Dafür durchsuchten wir das ganze Grundstück nach langen Brettern. Wir wurden fündig und zusammen mit 3 von unseren selber gemachten Brettern mussten wir sehr wenig „stückeln“. Im Ganzen gab es 15 Reihen Bodenbretter. Der Boden war ein weiterer Meilenstein für uns – langsam nimmt es Formen an. Mit diesen Aussichten machten wir Feierabend für heute – morgen ist auch noch ein Tag.

Am nächsten Morgen wussten wir nicht recht, ob es nun sehr tief hängende Wolken oder einfach nur Nebel ist. Auf jeden Fall sahen wir vom Schlafzimmerfenster nicht bis zum Ufer vom Rosie Lake – und das sind gerade mal 30 Meter. Wenigstens war es trocken, was das Arbeiten draussen auf jeden Fall erleichtert. Also zogen wir uns bald an (eine kleine Entspannrunde mit der grossen Kuscheldecke auf dem Sofa musste vorher aber noch sein) und nahmen die letzten Bäume für den Aufbau der Süd-, Ost- und Westseite in Angriff. Das waren immerhin noch 11 Stämme, die gefällt und 15, die entrindet werden mussten. Ausserdem brauchten wir noch 3 Dachbalken. Dass das etwas dickere und längere Stämme (auf 3.8 Meter geschnitten) sind, versteht sich von alleine. Wir suchten uns also das Passende im Wald aus und schleppten alle zum Bauplatz.
Kaum, dass der letzte Stamm auf den Platz gefallen war, machten wir uns ans Frühstück, um danach fit für die Logosol zu sein. Damit machten wir weiter, bis es gegen 17 Uhr Kaffee und Kuchen auf dem Steg gab. Oliver nahm seine Angel mit und fing sehr rasch einen Hecht fürs z’Nacht (Hecht mit Kartoffeln, Rüebli und Salat). Also wurde dieser filettiert und die Fischabfälle mit dem Kanu raus auf den See gebracht und versenkt.
Der Kuchen gab uns neue Energie und so starteten wir um 18 Uhr noch mit einer Runde Entrinden (macht ja sonst keiner für einen…). 6 Bäume schafften wir in 2 Stunden und um 20 Uhr gab es bei Windstille und acht Grad ein Feierabendbier auf dem Steg. Wunderbar!
Das Aufstehen wird nicht einfacher. Der ganze Körper schmerzt bei jeder Bewegung und es ist gar nicht so leicht, sich für die kommenden Arbeiten zu motivieren. Vor allem nicht, wenn man weiss, dass man die ersten Stunden des Tages entrinden muss. 3 Stunden (= 9 Stämme), um genau zu sein bis zum Frühstück.
Was wir beim Frühstück noch nicht wussten: Nervlich war das Entrinden noch gar nicht das Highlight des Tages. Dieses hielt der Generator für uns bereit. Nachdem er kurz angesprungen war, starb er schnell wieder ab und liess sich ums Gottswillen nicht mehr zum Laufen bringen. Oliver nahm den ganzen Auspuff auseinander und wertvolle Zeit verstrich – nichts half. Die Stimmung war schon bedenklich tief gesunken, aber das beeindruckte den Generator nicht. Irgendwann gab Oliver auf, trug ihn nach draussen und zog noch ein letztes Mal an der Schnur – und zägg, er lief! Zuerst etwas ruckelnd, pendelte sich das monotone Geräusch langsam ein und von da an schnurrte er ohne Probleme vor sich hin.
Wir liessen den Generator noch einige Minuten auf der Veranda warmlaufen und trugen ihn danach rüber. Ab 16 Uhr können wir so richtig Gas geben und schafften es, ohne Pause 5 Reihen aufzubauen, bis es dunkel wurde. Gegen 21 Uhr mussten wir aufgeben und den Generator sogar abstellen, weil wir den Nagel vor Augen nicht mehr sahen – sehr schade!
Bei 3 der 5 Reihen recycelten wir auf der Ost- und Westseite alte Balken. Diese stammen aus dem angefangenen Cabin der Vorbesitzer.
Nachdem wir in Windeseile alle Werkzeuge in den Wintergarten geräumt haben, war es schon fast 21:30 Uhr. Wir hatten keine Energie mehr, um ein grosses Menu zu kochen. Stattdessen gab es Würstli und Brot auf dem Sofa, was durchaus auch seine Vorteile hat.
In der Nacht weckte Oliver mich, als er kurz draussen wir mit dem Ruf „Nordlichter!“. Da war ich schnell bereit und warf mir im Vorbeigehen eine Jacke über die Schulter. Gemeinsam bestaunten wir die sanften Lichter, die sich über den Himmel ausbreiteten und die funkelnden Sterne. Schnell wurde es aber zu kalt und wir gingen zurück und krochen unter das noch warme Duvet.
Und wenn die Nacht schon wunderschön war, wollte es der Tag sogar übertreiben: Nebel, der sich langsam lichtete, über dem spiegelglatten See, Sonne, blauer Himmel und Herbstfarben überall. Richtig kitschig. Man könnte fast geblendet sein und denken, es wären Ferien. Aber nein, auch heute hiess es: An die Arbeit! Die beiden Reihen, die wir gestern nicht mehr geschafft haben, waren zuerst dran. Der Generator sprang anstandslos an und lief einwandfrei (wer würde denn hier einen neuen kaufen wollen?!?). Die erste Reihe fuchste aber etwas. Die alten Balken von Rosies sind sehr trocken und wir brauchten etwas mehr Zeit und Geduld mit den langen Schrauben als bei den anderen Balken.
Als nächsten Arbeitsschritt nagelten wir ein Hilfsbrett an die Ost- und Westseite, damit Oliver eine Art Führung hat, wenn er mit der Motorsäge die Schräge schneidet. Zuerst haben wir es mit einer gespannten Schnur versucht – diese Variante aber schnell verworfen (die Motorsäge kommt der Schnur zu nah 🙂 ). Mit dem Hilfsbrett klappte die erste Seite nicht schlecht. Es ist zwar ein bisschen eine „Würgerei“, aber es funktionierte.
Schreckmoment – wenn der Pannenteufel zuschlägt
Und dann passiert es: Mitte der zweiten Seite – ich war gerade beim Werkzeugtisch – hörte ich die Motorsäge nicht mehr, dafür Olivers Fluchen. Er stand mit der Motorsäge in der Hand auf der Veranda. Die Motorsäge rauchte aus dem Gehäuse und er eilte nach unten, um den Deckel zu öffnen. Da war es aber leider schon zu spät. Die Motorsäge hatte wohl überhitzt und liess sich jetzt – und auch später – nicht mehr starten. RIP, liebe Stihl.
Ohne Motorsäge standen wir vor einigen Fragen: Was ist mit den Dachbalken? Was ist mit der Veranda? Was machen wir mit der Türe? Brauchen wir für den Einbau des Ofens zwingend eine Motorsäge? So oder so: Es gab nicht viele Alternativen, ausser viel Muskelkraft. Damit fing es auch gleich an: Oliver hackte und sägte den Rest der Ostseite zu einer Schräge, auf welcher wir später die Dachbalken nageln konnten. Apropos Dachbalken. Hier mussten wir wohl auch kreativ werden. Der Plan, die Bretter selber mit der Logosol zu sägen, funktionierte nicht mehr.
Nachdem die Schräge fertig gehackt war, hobelte er sie von Hand und zusammen passten wir die beiden mittleren Dachbalken ein. Dafür nahm er die grosse Handsäge sowie später Hammer und Meissel zu Hilfe. Auch die Schrägen der Dachbalken musste von Hand gemacht werden. So verloren wir zwar etwas Zeit, aber zumindest kam die Baustelle nicht zu einem totalen Stopp. Wir schafften es sogar, alle Dachbalken fix zu montieren, das Firstbäumli zu setzen und Blachen über die Sauna zu spannen, bevor der Regen kam. Wir trugen ein Bänkli in die Sauna und genossen das Apérobier im Trockenen, während dicke Tropfen auf die Blachen platschten.






Man hätte meinen können, jemand habe sich im Datum geirrt. Tatsächlich war aber erst der nächste Tag Freitag, der 13. September. Wir hatten keine Eile mit Aufstehen – keine Motorsäge, keine Dachbretter machen. Dafür mussten wir den Bretterfundus ein zweites Mal durchkämmen. Das einfachste wäre, wenn wir Bretter von mindestens 4.10 Meter für die ganze Breite finden würden. Wir trugen alles, was wir an langen Brettern finden konnten, zur Sauna und machten eine Auslegeordnung.
Bei dieser Gelegenheit mussten wir auch entscheiden, wo wir den Ofen platzieren wollten. Wir entschieden uns, dass er mittig auf der Ostseite sein soll und haben das bei der Planung der Dachbretter berücksichtigt. Wir fanden schlussendlich eine Lösung, bei welcher wir nur zwei Mal stückeln mussten, den Rest schafften wir mit je einem Brett pro Bahn.
Während wir ausprobierten, welche Bretter passen, merkten wir noch, dass einer der Dachbalken noch nicht tief genug war, dass die Bretter aufliegen würden. Also musste Oliver nochmals zur Hacke greifen. Das warf uns im neuen Zeitplan etwas zurück, konnte uns aber nicht aufhalten!
Es war schon 17:45 Uhr, als wir uns entschieden, die Bretter doch noch heute anzunageln. In erster Linie wäre es mühsam gewesen, alle Bretter wieder runternehmen und nummerieren zu müssen. Wenn sie grad so schön zusammenpassen, packten wir die Gelegenheit am Schopf und Oliver schwang ab 18:50 Uhr noch eine gute Stunde den Hammer, als die Sonne langsam hinter den Bergen versank. Zum Schluss „verpackten“ wir die ganze Hütte (denn das war sie ja jetzt mit Dach tatsächlich!) mit zwei Blachen, um sie vor allfälligem Regen zu schützen.


Das Bier gab es nach dem Aufräumen bei ruhigem See bei ca. 5 Grad auf dem Steg.
Ofen-Installation für Dummies
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Ein weiterer frischer Morgen begrüsste uns für den nächsten Meilenstein. Dass sich dieses Vorhaben mühselig gestalten könnte, damit hätten wir rechnen können. Wie mühselig – das wussten wir allerdings erst gegen Mittag. Motiviert starteten wir mit dem Unboxing des Ofens und allerlei weiteren Ofen-Installations-Teilen. Ich schraubte den Ofen zusammen und Oliver schnitt in dieser Zeit weitere Holzreihen aus der Türe, um den Eingang etwas rückenfreundlicher zu gestalten. Er musste dies mit der Handsäge machen (Gründe bekannt) und das war zeitintensiv. Die Zeit reichte grade so, um noch vor dem Regenguss eine Schicht Plastikfolie (im unendlichen Fundus des Tool-Shed von Rosies gefunden) auf dem Dach festzunageln, bevor der Regen kam.


Gemeinsam versuchten wir danach, mit den Anleitungen, die die Hersteller grosszügigerweise mitgliefert hatten, eine sinnvolle Reihenfolge für den Aufbau ab Ofen durchs Dach zu bestimmen. Es war alles so unlogisch – wir waren wirklich frustriert.
Einmal mehr hatten wir etwas Glück: Joe und Nadyne kamen auf einen kurzen Besuch vorbei (Joe nutzte vor dem Winter noch jede Gelegenheit für ein Flügli) und wir konnten die Heimwerkerprofis fragen. Nachdem Joe die Teile begutachtet und 2 Mal umgedreht hatte, kam er mit einem Vorschlag, der Sinn zu machen schien. Er hatte noch 1, 2 Tipps auf Lager und so sahen wir unsere Chancen auf einen funktionierenden Saunaofen wieder steigen.
Nach der Heimwerker-Fragestunde gab es Cookies und Kaffee in der Stube, bevor sie gegen 19 Uhr wieder losmussten – Joes Mutter wartete mit dem Abendessen auf sie.
Für uns gab es noch keinen Feierabend. Wir entschieden, das Tageslicht und das trockene Fenster noch zu nutzen und Oliver nagelte das Plywood sowie zwei Bahnen dünne Dachpappe auf die am Morgen befestigte Plastikfolie. Für die dritte Reihe wurde es leider zu dunkel, also räumten wir alles rein und verschoben in die Hütte.
Magic Night
Noch bevor wir die Reste der Gerstensuppe auf den Herd stellten, meinte Oliver, dass er das Apérobierli gerne im Dunkeln auf dem Steg trinken würde. Es war kurz vor Vollmond und mittlerweile war der Mond über die Berge geklettert und strahlte hell und nah auf Rosie Lake. So packten wir uns warm ein (ich zog Olivers dicke Daunenjacke an) und marschierten zum Steg. Der Mond war fantastisch – aber dann wurde aus einer fantastischen Stimmung eine wahrliche „Magic Night“!
Langsam und lautlos schlichten sich auch noch Nordlichter auf das Firmament! Wie wenn jemand mit der ganz grossen Taschenlampe über den Himmel leuchtet, bewegten sich die Schleier über uns und veränderten sich ständig. Rechts über den Bergen der Mond und links die Nordlichter – es liess uns sprachlos und ehrfürchtig da sitzen und in den Himmel starren. Wir konnten gar nicht genug bekommen und immer, wenn wir dachten, jetzt geht es nicht besser – wurde es nochmals ein bisschen kitschiger!
Nordlichter sind im Yukon nicht ungewöhnlich, dass sie jedoch schon gegen 22 Uhr so stark zu sehen sind (und erst noch mit Vollmond), ist schon eher selten.







Ich glaubte fest daran: Das war das Zeichen, dass doch noch alles gut wird mit dem Ofen und wir das mit der Sauna hinkriegen! 🙂
So, und am nächsten Tag war der Ofen (wieder) dran. Mit den Tipps, die wir von Joe erhalten haben, machten wir uns bei Minusgraden um 7:30 Uhr ans Werk. Es gibt ein nicht isoliertes und ein isoliertes Ofenrohr. Das nicht isolierte ist für den Innenraum, das isolierte geht durchs Dach nach draussen. Die Verbindung dazwischen geht durch eine Blech-Box. Diese Box mussten wir mit der Blechschere zuschneiden, in das Loch im Dach einpassen und mit Latten am Dach festschrauben. Das hat zwar auch wieder einiges an Nerven gekosten (die Dachschräge ist der Toifel), zum Schluss (nach Sägen und Hobeln) hat es dann aber doch gepasst. Um die Ofenrohr-Kombination in die Box einzufädeln, kletterte Oliver aufs Dach und ich versuchte, unten in das nicht isolierte Rohr einzufädeln.
In der Zwischenzeit waren wir beide nass. Es hatte zu regnen begonnen, für fleissige Ofenbauer aber längst kein Grund, Pause zu machen. Also machten wir mit klammen Fingern weiter und trotzten Wind und Wetter. Kaum war das Ofensystem an seinem Platz, räumten wir das Nötigste zusammen und zogen uns in die Hütte zurück. Wir heizten ein, tranken warmen Tee und schauten – gut eingepackt unter der grossen Kuscheldecke – einen Netflixfilm. Zwischendrin gab es ein „Frühstück“, aber leider kein Pardon.
Am späten Nachmittag hörte es auf zu regnen. Es war zwar windig und kalt – aber gut eingepackt war das gegen das Regenwetter am Morgen ein Spaziergang. Wir hatten heute noch ein Ziel: Jede richtige Sauna braucht eine gute Türe! Dazu kam wieder Recycling zum Zug: Rosies hatten damals eine grosse Spanplatte unter der Matratze und wir schnitten mit der Stichsäge ein passendes Stück ab, um daraus die Türe zu bauen (der Plan, mit selbstgemachten Brettern mussten wir ja leider für dieses Mal begraben). Nun fehlte nur noch ein gutes Schliesssystem. Hier mussten wir uns noch etwas einfallen lassen. Die ersten Versuche mit Haken, Ösen und Schnüren war nicht sehr zielführend…
Finale!
Türe hin oder her, der nächste Schritt ging auch ohne Türe: Der Ofen musste „eingeschliffen“ werden. Die Anleitung sagt dazu einmal leicht einheizen und beim zweiten Mal etwas mehr. Danach kann man normal heizen. Diese Angaben waren jetzt nicht unbedingt sehr hilfreich, aber so machten wir es: Zuerst wenig, dann wenig mehr als wenig. Gespannt achteten wir darauf, ob der Rauch aus dem Kamin abzieht, ob es keinen Rauch in der Sauna hat und ob keine Funken an ungewollten Orten springen. Wir rochen deutlich, wie die Produktionslacke verbrannten. Das ist aber normal und es braucht seine Zeit, bis der Ofen bereit für den richtigen Betrieb ist.
So entschlossen wir uns, heute erstmal eine Biosauna zu machen und die Türe leicht offen lassen. Die Dämpfe vom Ofen konnten nicht gesund sein, es brannte in den Augen und im Hals.
Es war aber definitiv die beste Biosauna, die wir je gemacht haben! Wir hatten es tatsächlich in knapp 4 Wochen geschafft, eine Blockhaus-Sauna zu bauen! Auch wenn wir total erledigt waren, alles am Körper schon seit Wochen schmerzte – wir waren richtig stolz auf uns.
Es fehlten noch ein paar Kleinigkeiten wie die Türschliessung, eine feste Liegebank und ein Regal für die Kerze – aber: Wir haben eine Sauna gebaut!
Tapetenwechsel
Nach vier Wochen, in welchen wir teilweise wirklich über uns hinausgewachsen sind, alles andere untergeordnet hatten und wirklich nicht viel Ferienfeeling hatten, gönnten wir uns am nächsten Tag einen Tapetenwechsel. Trotz viel Programm waren wir nicht wirklich früh unterwegs. Gegen 8:30 Uhr heizte Oliver den Brotbackofen ein und ich ging mit einem leeren Pastasaucen-Glas in den Wald, um es als Gastgeschenk mit frischen Cranberries zu füllen. Der nächste Termin war gegen 11:30 Uhr. Dann sollte Joe uns mit seinem Flugi abholen und in zwei Flügen (es ist ein Zwei-Plätzer) zum Frances Lake bringen.
Pünktlich landete er auf unserem See. Zuerst war ich dran. Wir luden das Gepäck (die Rucksäcke mit den Packrafts und die Angelausrüstung) ein, dann kraxelte zuerst Joe, danach ich in das kleine Flugzeug. Er gab Gas und kurz darauf hoben die Floats aus dem Wasser ab. Joe drehte nach rechts ab und der herbstliche Wald flog unter uns vorbei. Es war ein wunderbarer Flug über goldene Baumgipfel und den Frances Lake, der an manchen Stellen türkises Wasser hat wie in der Karibik – wenn auch kurz (ca. 10 Minuten), aber hey, wie cool ist dass denn, wenn dich die Nachbarn mit dem Flugzeug abholen?! 🙂
Joe setzte mich an ihrem Grundstück ab, wo Nadyne bereits wartete, und startete gleich darauf für die zweite Runde, um Oliver abzuholen. In der Zwischenzeit quatschte ich mit Nadyne und Gail (Joes Mom) am gemütlichen Lagerfeuer vor ihrem Haus. Oliver und Joes Runde wurde etwas länger und Oliver freute sich sehr über den tollen Flug! Als sie das Flugzeug am Steg festgemacht hatten, machten wir uns zusammen auf den Weg ins Haus, Nadyne hatte Mittagessen vorbereitet. Es gab wunderbar stärkende, heisse Suppe, selbstgemachtes Brot und Nachtisch. Es war richtig gemütlich bei ihnen in der warmen Stube mit herrlichem Blick auf den Frances Lake.






Nach dem Essen machten wir einen Spaziergang über ihr Grundstück. Sie besitzen ca. 10 Acres (ca. 40’000 m2) und haben noch ein paar weitere Gebäude. In der nächsten Zeit wollen sie mit einem Neubau für das Wohnhaus beginnen. Dazu haben sie sogar ein Sägewerk und einen Traktor gekauft und schon viel Vorbereitungsarbeiten für das benötigte Holz gemacht. Das Sägewerk ist ein supertolles Gerät – wir wünschten, wir hätten auch so was für den Saunabau gehabt! Aber die abenteuerliche Geschichte, wie der Traktor auf einem dafür gebauten Floss die 30 km See und den Landgang danach überstanden hat, brachte uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, in welcher abgelegenen Wildnis wir uns hier befinden. Man vergisst leicht, dass man viele, viele Kilometer ausserhalb der Zivilisation und fern vom Strassennetz ist.


Die Zeit verging wie im Flug. Langsam tickte die Uhr – es war schon gegen 16 Uhr – denn wir hatten ja noch was vor heute: Den Heimweg auf dem Fluss und durch den Wald. Für den ersten Teil des Heimwegs mussten wir die Packrafts aufblasen, die Paddel zusammenstecken und die Rucksäcke vorne aufs Packraft binden. Obwohl von Westen her eine dicke Regenwolke aufzog und der Wind auffrischte, liessen wir uns nicht aufhalten. Immerhin blies der Wind von Nord nach Süd und so machten wir uns nach der herzlichen Verabschiedung in unseren beiden Booten mit Rückenwind auf den langen Heimweg.



Fischers Fritz ist unterwegs
Die Regenwolke erwischte uns nicht. Im Gegenteil, es gab sogar wieder blauen Himmel und so paddelten wir entspannt los. Die Wellen auf dem See waren eher hoch, aber sie schoben uns in die richtige Richtung. Gleich packte Oliver die Angelrute aus und versuchte sein Glück. Auf dem See hatte er noch kein Glück. Aber nach einigen hundert Metern beginnt der Frances River und dort landeten wir einige Male an zum fischen. An zwei oder drei Stellen ging es so schnell, dass er die Fische auch gleich wieder zurück ins Wasser liess – sonst wäre der Spass zu schnell vorbei gewesen. Schliesslich können wir den Fisch nicht zu lange aufbewahren, sondern möchten ihn möglichst frisch essen.
Nach dem dritten oder vierten Stopp – langsam, aber sicher mit kalten Füssen – schaute Oliver zuerst in den Himmel, dann auf die Uhr. Es zogen wieder Regenwolken auf, ausserdem war es schon kurz vor 18 Uhr – sehr viel Tageslicht würden wir heute nicht mehr haben. Er drängte zur Eile und wir paddelten den letzten Kilometer zügig mit der Strömung und meine Angst, den Exit nicht zu erwischen und bis nach Watson Lake paddeln zu müssen, hat sich nicht bestätigt. Wir schafften beide den Ausstieg vom Fluss und kaum, dass wir an Land waren und die Packrafts einpacken wollten, kam der Regen. Also suchten wir zuerst den Regenschutz, versorgten die Packrafts mehr schlecht als recht im Rucksack und stürmten los Richtung Rosie Lake.
So zum Vergleich: Wenn man ohne Stress und mit wenig Gepäck geht, braucht man für die fünf Kilometer gut zwei Stunden, eher 2:15. Wir schafften es dieses Mal in 1:36! Es war wirklich nicht mehr viel Tageslicht vorhanden, als wir endlich beim Rosie Lake waren. Trotzdem mussten wir für den letzten Kilometer über den See die Kanus nochmals aufblasen. Mit klammen Fingern banden wir die Rucksäcke wieder fest und paddelten dann nach Hause. Am Ausstieg angekommen, war es komplett dunkel, ich war durchnässt vom Schwitzen und vom Regen und mir war eiskalt. Trotzdem gab es noch einige Handgriffe zu tun: Alles zur Hütte tragen, in der grossen Hütte einheizen, die nassen Sachen zum Trocknen aufhängen, die Fische filettieren – und die Sauna einheizen. Die wir dann richtig, richtig genossen haben! 🙂
Was für ein herrlicher Tag!
Und ja, für diejenigen, die unseren Blog vom letzten Herbst gelesen haben: Genau so einen Stress vor dem Dunkel werden haben wir im letzten Herbst auch gehabt. Aber es gibt Leute, die lernen Lektionen nicht schon beim ersten Mal… 🙂
Die Details machen den Unterschied!
Bisher haben wir für die Saunagänge eines der beiden mobilen Holzbänkli in die Sauna getragen. Dass das keine fixe Lösung ist, war schon immer klar. Es muss eine richtig stabile Liegebank werden. Der Bau dieser Bank war also die nächste Aufgabe.
Dazu suchten wir Bretter von ungefähr 2.5m zusammen und entschieden uns für eine Breite von 4 Brettern. Der Behandlug dieser Bretter liessen wir grosse Sorge zukommen: Wir hobelten und schliffen die Oberflächen und die Kanten – nicht, dass wir später Splisse im Allerwertesten haben würden.
Links und rechts schraubten wir je eine Holzleiste an der Saunawand an, auf welchen die Bretter nachher liegen sollten. Hier war es wichtig, immer schön mit der Wasserwaage zu kontrollieren und zu justieren. Nachdem die Bretter fest auf den Leisten montiert waren, schnitten wir für mehr Stabilität zusätzlich zwei Pflöcke und je ein Brettli auf Mass und klemmten diese unter die Liegebretter. Gut, dass wir so viel von Statik verstehen 🙂
Ganz zum Schluss montierten wir noch ein Brett als Blende vorne an die Bank. So ist die Bank nicht nur stabil, sondern sieht auch noch richtig schön aus.


Wir brauchten auch noch eine kleine Ablagefläche für die Kerze und den Saunaduft. Dazu suchten wir in der Werkstatt zwei kleine Metallwinkel raus und schliffen ein kleines Holzbrett, welches wir danach auf die Winkel an die Wand schraubten. Fertig ist die Ablage!

Ein, zwei Dinge gab es noch im Haushalt zu erledigen, ausserdem gönnten wir uns uns noch eine kleine Kanurunde in der Abendsonne (Fischabfälle von gestern und Kompost entsorgen) und ein Bier auf dem Steg. Und dann war es soweit:
The Big Sauna Opening!
Das grosse, offizielle Opening der Sauna. Dafür hatten wir uns die mitgebrachte Flasche Champagner aufgespart und mit diesem edlen Tropfen wollten wir heute anstossen! Gesagt, getan! Nachdem wir den kleinen Ofen so richtig mit Holz gefüttert haben, genossen wir die Hitze, den herrlichen Duft nach frischem Holz und den prickelnden Champagner – es war ein supergutes Gefühl, dieses Ziel erreicht zu haben!
Nachdem wir 4 Wochen lang mit Motorsäge, schweren Bäumen, Messern und auf dem Dach gearbeitet haben und nix passiert ist (ausser ungefähr 5 Millionen blauen Flecken), war es dann doch noch soweit: Die Verandabretter waren noch nicht festgenagelt und Oliver stürzte beim rausgehen aus der Sauna, als er auf der einen Seite ein Brett aushebelte. Es erwischte ihn am Kopf und am Arm (was wirklich unschön hätte ausgehen können), aber ausser Prellungen ist nichts passiert. Nochmal Glück gehabt! Böse Zungen würden behaupten, Kindern und Betrunkenen passiert nix… 🙂
Es gibt noch einige Details, denen wir uns widmen müssen, bevor wir das Projekt endgültig abschliessen können:
– Das Dach muss komplett mit Dachpappe gedeckt und isoliert werden.
– Die seitlichen Dachbretter müssen noch ergänzt werden.
– Die Veranda müssen wir fertig bauen.
– Der Boden muss isoliert werden.
– Das Fenster gegen Süden muss ausgeschnitten und eingebaut werden.
– Einige Bäume zum See hin müssen gefällt werden (zwecks der guten Aussicht)
So oder so – wir können bereits Saunieren und mit der Tatsache, dass wir keine Motorsäge mehr hatten, sind wir mit dem Resultat sehr zufrieden! 🙂

Allerlei Aufräum-Arbeiten
Die nächsten Tage standen vor allem im Zeichen des Aufräumens: Während des Saunabaus hatten wir den Fokus voll auf den Baufortschritt gelegt. Nun war es Zeit, das Chaos zu beseitigen. Hier eine Auswahl:
Wir räumten die ganzen Holzabfälle am Bauplatz auf: Bretterabschnitte wurden bei der kleinen Hütte aufgeschichtet zum Trocknen, kleine Leisten und „gute Bretter“ wieder unter die grosse Hütte geschoben, die Entrind-Abfälle auf dem Kompost entsorgt.
Das ganze Sägemehl, das den Boden locker 20 cm bedeckte, rechten wir zusammen und entsorgten es auf dem Kompost.
Wir suchten die Holzrugel im Wald zusammen und fuhren sie mit dem Waldporsche zum Bauplatz. Dort stapelten wir sie zu einer grossen Holzbeige, die jetzt trocknet.



Die Bretterabschnitte im Wald kamen zu den Bretterabschnitten vom Bauplatz.
Auch drinnen wurde „klar Schiff“ gemacht:
Der Wintergarten hatte während der Bauphase als Zwischenlager gedient. Nun brachte ich alle Werkzeuge und Maschinen in die Werkstatt und Oliver sortierte dort alles ans richtige Ort.
Die Küche und Stube brauchten etwas Pflege und auch der ganze Karton von den Ofenteilen musste aufgearbeitet werden.
So vergingen zwei ziemlich entspannte Tage im herbstlichen Yukon.
Oliver brachte die Saunatüre mit einigen Holzleisten etc. auf Vordermann. Nun schliesst sie gut ab und hat aussen auch noch ein Blech (vom alten Outhouse abgeschraubt) erhalten, was den Angriff der Stachelschweine vermeiden soll. Mit einer alten Decke von Rosies, die als Isolationsschicht vor der Tür dient, und einigen Steinen auf dem Ofen funktioniert die Sauna mittlerweile richtig gut. Wir können die Abkühlung zwischen den Saunagängen im See machen – was wunderbar ist! Die Berge sind schneebedeckt, der See hat knappe 10 Grad und wir können im Wasser plantschen!









Aufbruchstimmung 🙁
Für etwas Spannung sorgte die Wetterprognose am Freitag für den kommenden Montag. Das war leider auch schon der Tag, an welchem wir nach Whitehorse fliegen sollten und unser inReach zeigte Regen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit an. Also texteten wir Gerd, ob Montag noch ok ist. Er fragte zurück, ob auch Sonntag (der einzige Tag mit guten Wetter) ok wäre. Wir antworteten, für uns passe alles, solange wir eine gewisse Vorlaufzeit hätten (es gibt viel zu tun in und um die Hütten, bevor man abreisen kann).
Als er am Samstag schrieb, dass Sonntag nicht gehen wird, machten wir uns einen Plan B bereit. Ich hoffte von diesem Moment an, dass wir den nicht brauchen würden… Denn der geht so:
Wir machen uns am Sonntag sehr früh mit dem Packraft und zu Fuss auf den Weg. Mit dem Kanu über den Rosie Lake, die fünf Kilometer zu Fuss zum Frances River und von dort ca. 30 km mit dem Packraft zu einer Stelle, die sehr nah an den Campbell Highway kommt. Dort wassern wir aus und machen Autostopp nach Watson Lake (es sollte zu dieser Jahreszeit schon noch der einen oder andere Touri oder Jäger unterwegs sein). Entweder schlafen wir in Watson Lake oder versuchen, gleich noch weiter nach Whitehorse zu kommen (auch Autostopp, was auf dem Alaska Highway nicht so schwierig sein sollte)…
Zur Sicherheit texteten wir auch mal meine Schwester an, ob sie im „worst case“ unsere Rückflüge umbuchen könnte, falls wir es nicht rechtzeitig (heisst: Dienstag Morgen um 5 Uhr!) in Whitehorse für unseren Flug sind. Danach machten wir mit den ganzen Abreisearbeiten weiter: Oliver war draussen fleissig, ich werkelte drinnen.
Als Gerd uns am Sonntag Nachmittag aber schrieb, dass er uns am Montag Nachmittag abholen wird, entschieden wir uns, das Risiko einzugehen und darauf zu setzen. Die Wetterprognose im inReach sagte auch, dass es am Montag Nachmittag machbar sein sollte…
Nachdem diese Entscheidung getroffen war, konnten wir mehr oder weniger entspannt die letzte Sauna inkl. Bad im Rosie Lake geniessen.
Das Abendessen war eine Restenverwertung: Es gab superleckere Salad-Bowl mit Salat aus dem eigenen Garten, Feta, Zwiebeln, Rosinen, Preiselbeeren, Walnüssen und ein Stück selbstgemachtes Nuss-Brot.

Natürlich galt der erste Blick am Montag Morgen dem aus dem Schlafzimmerfenster. Was wir sahen, war nicht unbedingt erfreulich – aber zu erwarten: Die Regenwolken hingen tief über dem Rosie Lake, man sah kaum bis zum Ufer. Trotzdem machten wir mit dem Programm weiter nach Plan: Kaffee trinken, fertig aufräumen, die letzten Fensterpaneele montieren.
Gegen Mittag sah man am Horizont bereits Aufhellungen und als wir alles erledigt hatten, was noch zu tun war, hatten wir sogar noch Zeit, ein Glas Preiselbeeren für daheim sammeln zu gehen. Es gab sie nicht mehr so zahlreich, aber sie waren immernoch extrem fein – und dieses bisschen Süsse wollten wir uns mit nach Hause nehmen.
Zurück bei der Hütte räumten wir das Gepäck zum Steg (in der Hoffnung, dass es nicht regnet) und Oliver fing an, das Türpaneel festzumachen. In diesem Moment hörten wir den Propellerlärm und tatsächlich holte uns Marcus, einer von Gerds Piloten, wie versprochen pünktlich ab.
Auf dem Heimweg haben wir nie viel Gepäck. Auch dieses Mal war es schnell eingeladen. Ein Blick auf die Berge verriet, dass dies ein spannender Flug werden könnte…
Tatsächlich war es kein „Geradeaus-Schönwetter-Flug“. Marcus musste einigen Wolkenbändern ausweichen. Bei der einen Entscheidung „unter oder über die Wolken“ entschied er sich für „unten“ (so sehen die Passagiere mehr 😉 ) und man glaubte, gleich die Baumwipfel zu touchieren. Wir sahen sogar Wildlife (Elche), so tief waren wir, als wir über Seen, durch Täler und an Bergrücken vorbeirasten. Übrigens, auf einem der Bilder versteckt sich ein Elch 😉









Wir schafften es aber heil nach Whitehorse und landeten bei viel Wind sicher auf dem Schwatka Lake. Da waren wir also wieder in der Zivilisation nach herrlichen fünf Wochen Wildnis. Was für eine schöne, lehrreiche und anstrengende, aber auch erfüllende Zeit es doch wieder war. Für nichts in der Welt würde ich diese Zeit gegen andere Ferien eintauschen wollen! 🙂
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Mit einem kurzen Besuch beim Storage und einem (am Tisch servierten!) Abendessen war der Whitehorse-Ausflug auch schon wieder vorbei. Es war ein früher Start für den 5-Uhr-Flug am nächsten Morgen, die Flüge waren pünktlich, keine Nächte mehr auf dem Flughafenboden waren nötig, der Champagner in der Signature Lounge in Toronto war sehr fein (und viel 🙂 ) und nach der „Barcelona-Schlaufe“ landeten wir am Mittwoch um kurz nach 17 Uhr in Zürich.



Das heisst, wir hatten 12 Stunden zwischen Touchdown und Büro, aber für uns lautet die Devise „nach den Ferien ist vor den Ferien“ – Rosie Lake, wir kommen wieder!
Cheers to a great trip!








Super gemacht