10./11. Februar 2024 | eine eiskalte Reise beginnt.
Liebes Rosie Lake-Tagebuch
Mein Countdown-Ticker war für 10. Februar 2024 programmiert und ich zählte im Büro ungeduldig die Tage, bis ich wieder in die wunderbare Welt von Rosie Lake reisen konnte…
Oliver hatte dieses Mal einen Ferien-Vorsprung von zwei Wochen auf mich. Er hat heuer noch etwas unbezahlten Urlaub in die Waagschale geworfen und somit von Ende Januar bis Anfang März keine Termine im Kalender. Mir kommt das sehr zu Gute, da die Hütte bereits auf Betriebstemperatur läuft, wenn ich ankomme und alles eingerichtet ist. Während zwei Wochen hat Oliver die vollkommene Ruhe erlebt – eine Win-Win-Situation, würde ich sagen 🙂
Meine Reise ging also am 10. Februar von Zürich via Frankfurt und Vancouver nach Whitehorse los. Bereits von daheim checkte ich regelmässig die Wettervorhersagen für den Yukon. Das Wetter zeigte sich ziemlich unbeständig. Von – 40 Grad bis + 5 Grad war so ziemlich alles dabei.
Wenn ich das Wetter für meinen Aufenthalt wünschen könnte, wäre ein Mix irgendwo bei – 10 Grad in Ordnung. Aber ja, man weiss, das Leben ist kein Wunschkonzert 🙂
Die Anreise lief auf jeden Fall schon mal nach Wunsch. Die Flüge waren pünktlich und so erreichte ich Whitehorse nach ziemlich genau 24 Stunden Reisezeit müde, aber glücklich abends gegen 20 Uhr Ortszeit. Das Gepäckband spuckte meine Tasche als eine der ersten aus und ich machte mich auf die Suche nach einem Taxi. Mit einem Knopfdruck bei einem Strassensignal konnte ich ein Taxi bestellen, das keine 30 Sekunden später vor mir anhielt, um mich nach Whitehorse Downtown zu bringen – wenn’s mal läuft, dann läufts! 🙂
Nach einer kurzen Dusche legte ich mich auch schon ins Bett und träumte von Rosie Lake…
Das Wetter für den nächsten Tag (für den Flug mit der kleinen Super Cub raus in die Wildnis) sah nicht unbedingt vielversprechend aus. Trotzdem hielt ich mich mal an meinen Plan – und der war ambitioniert.
Der Pickup für die Fahrt zum Flughafen war für 09:30 Uhr ausgemacht, was mir nur 90 Minuten Zeit für die ganzen Einkäufe erlaubte. Ich wollte gleich bei Ladenöffnung um 8 Uhr im SuperStore sein, um weitere Frischwaren einzukaufen, nachdem Oliver schon zwei Wochen draussen ist. Gleich darauf stand auch noch der Canadian Tire auf dem Programm, um einige Kleinigkeiten zu besorgen. Gesagt, getan. „Bewaffnet“ mit einem Einkaufswagen und der detaillierten Einkaufsliste stürmte ich gleich bei Geschäftsöffnung den Laden. Fühlte sich fast schon ein bisschen wie heimkommen an. Langsam ist es wohl doch an der Zeit, über die Kanadische Cumuluskarte nachzudenken… 🙂
Leider hatte ich vor dem Einkauf noch niemanden von Alpine Aviation erreicht – immerhin war es Sonntag Morgen früh. Während ich aber die langen Gänge nach allen Artikeln auf der Liste abklapperte, surrte mein Handy. Gerd, der Chef von Alpine Aviation, rief mich an und meinte, dass es heute mit dem Flug klappen wird, ich aber erst um 12 Uhr im Hotel abgeholt werde. Ausserdem würde der Flug mit der Cessna 206 stattfinden statt mit der Super Cub.
Ok, 12 Uhr war super – das gab mir Luft und ich hatte weniger Stress mit Einkaufen. Auch die Cessna war „good News“ weil sie viel geräumiger und schneller ist. Aber sie ist natürlich teurer weil grösser. Trotzdem: Es lief wie am Schnürchen.
Per Inreach tauschte ich letzte Details mit Oliver aus und gegen 12:40 Uhr erhielten wir die Taxi-Clearance zum Runway – auf geht‘s nach Rosie Lake! Endlich!
Tom, der Pilot, brachte mich bei gutem Flugwetter (danke für gar nichts, Wetterbericht!) in gut eineinhalb Stunden in den östlichen Yukon und kaum hatten wir die letzte Bergkette hinter uns, begannen wir den Sinkflug und nahmen auch schon Kurs auf Rosie Lake. Oliver hat extra für unsere Landung den Runway in Stand gehalten. 600 Meter mit Tannenzweigen und Bäumchen markierte Piste sind ein Luxus in dieser Umgebung. Wir flogen in einem grossen Bogen über Oliver und Rosie Lake hinweg und landeten dann von Norden her auf der Piste – „Rosie Lake, Runway 18, cleared to land“!
Endlich, endlich war ich also wieder an meinem Happy Place! Ich freute mich sehr, Oliver wohlauf und zufrieden in die Arme schliessen zu können und war richtig hungrig auf seine Erzählungen und die drei Wochen Winterwonderland, die vor mir liegen!
Oliver hatte beim Abholen vier grosse Abfallsäcke mit weiterem Abfall der Vorbesitzer dabei, um sie auszufliegen. Mittlerweile sind wir so schon bei 24 grossen Säcken (die alten Autobatterien, die wir letztes Jahr ausgeflogen haben, nicht mitgezählt) – und noch lange nicht am Ziel.
Nach dem Ausladen meines Gepäcks und dem Einladen der Abfallsäcke war es auch schon wieder Zeit für Tom, sich auf den Rückweg nach Whitehorse zu machen. Mit Gegenwind wird er wohl nochmals knappe zwei Stunden unterwegs gewesen sein…
Oliver und ich zogen und trugen mein Gepäck und die Lebensmittel erst Mal auf Schneeschuhen und dem Pulka-Schlitten zur Hütte. Er hatte bereits einen guten Weg gestampft und so liefen sich die ungefähr 700 Meter über den See ganz einfach. Die Temperatur war mit – 10 Grad moderat.
Schon beim Ankommen bei der Hütte sah ich, dass Oliver nicht zu viel versprochen hatte, wenn er schrieb „Apéro um 17 Uhr“. Er hatte eine richtige Schneebar gebaut, die Solarlämpchen installiert und es war ein klarer Fall, dass wir diese Bar heute ausprobieren mussten!
Also entschieden wir uns für Steaks zum Abendessen und stapelten die Holzscheite für ein Lagerfeuer. Zur Begrüssung gab es einen Gin Tonic und während langsam die Dämmerung einsetzte und die Temperaturen fielen, feierten wir unsere sehr kleine, aber sehr gute Aprés-Ski-Party – es wird gemunkelt, dass die Crew sogar ums Lagerfeuer getanzt sei… 🙂
Die Steaks waren super und wir genossen nach dem Essen einen wunderbaren, gemütlichen Hüttenabend. Er hat aber nicht ewig gedauert, da ich nach der langen Reise mit der Zeitverschiebung ziemlich erledigt war. Umso besser, dass wir nach dem Netflix-Film auf dem Sofa kurze Wege ins wirklich bequeme Bett hatten…
Gute Nacht, Rosie Lake, ich freu mich sehr, hier zu sein!
Tagebuch 12. Februar 2024 | Erwachen im Paradies.
Was für ein Aufwachen! Als ich die Augen öffnete, war es bereits hell. Die Sonne kroch gerade über die fernen östlichen Hügel und Oliver war aufgestanden, um den Ofen einzuheizen und Kaffee zu machen. Der Himmel strahlte blau über unser Paradies und die Seefläche glitzerte weiss wie Millionen Swarovski Steinchen…
Ich glaube, es geht nicht besser!
Ein Blick auf die Uhr verriet, dass wir ziemlich lange geschlafen haben. Es war schon knapp 9 Uhr, als Oliver die beiden dampfenden Kaffeetassen in den oberen Stock trug.
Draussen – 18 Grad, drinnen + 5 Grad war seine Meldung vom Erdgeschoss aus. Hui, da bin ich wohl im richtigen Winter angekommen. Aber beruhigenderweise hörte ich von unten auch das Knistern der Holzscheite im Ofen und wusste, dass wir die Zeit nur etwas aussitzen (resp. ausliegen) mussten, bevor wir uns endgültig nach unten wagen konnten… Genau das haben wir gemacht und den Kaffee mit Blick auf die winterliche Landschaft genossen.
Als wir uns an den Frühstückstisch setzten, waren bereits „wohlig warme“ 15 Grad zu verzeichnen. Wer würde hier jammern wollen??
Was stand denn heute auf dem Plan? Ganz sicher eine Runde über das Grundstück, damit ich richtig ankommen konnte.
Oliver zeigte mir beim Rundgang auch, was er alles bereits erledigt hatte. Er hatte schon viel Försterarbeit geleistet und einen grossen Berg Holzrugeli aus dem Wald herangeschafft. Diese lagen im Moment auf einem wilden Haufen beim Holzlager und warteten auf noch mehr Holzrugeli.
Tja, das lassen wir uns nicht lange sagen! Wir haben uns warm eingepackt und uns, bewaffnet mit Motorsäge, Pamir, Hacke und Schlitten, zum Holzplatz begeben. Dieser liegt ca. 200 Meter vom Haus entfernt auf der Ostseite des Grundstücks.
Wir entschieden uns zuerst für einen grossen Baum. Oliver liess den Motor der Säge aufheulen und setzte das Schwert an. Die Zacken der Säge frassen sich im Nu in das Holz und ergaben einen sauberen Schnitt. Als der Keil entfernt war, schwankte der Wipfel leicht, bevor der ganze Baum in einer Art Zeitlupe in die gewünschte Richtung fiel und mit einem dumpfen Geräusch auf den Schneeboden krachte.
Nun hiess es, den Baum mittels Motorsäge und Hacke von den Ästen zu befreien. Die Arbeit mit der Hacke habe ich übernommen. Zuerst waren die Bewegungen etwas ungewohnt und ungelenk, bald aber fand ich zum alten Rhythmus zurück und es ging zügig voran. Schon fing Oliver vom unteren Ende an, den Stamm in „ofen-lange“ Stücke zu sägen, damit ich die einzelnen Rugel zum Schlitten bringen konnte.
Bei dicken Stämmen ist der Schlitten mit 4 – 5 Rugel voll geladen, bei dünneren Bäumen kann man auch gerne 6 oder 7 Rugel aufladen. Sobald der Schlitten gepackt war, ging die Fahrt los. Zuerst eben über den gefrorenen See, danach kurvig und hügelig durch den Wald zum Holzplatz. Je nach Ladung hatte man ganz schön zu ziehen und schon bald konnte ich eine Schicht Kleidung ausziehen.
Der Stapel mit den Holzrugeln wuchs in die Höhe und wir wussten, dass wir uns bald mit dem nächsten Arbeitsschritt befassen mussten: das Aufhacken der einzelnen Rugel. Dazu aber später…
Wir hatten uns erst mal eine Stärkung für Körper und Geist verdient. Dazu stapften wir zurück zur Hütte und setzten Teewasser auf. Oliver hatte am Seeufer zwei tolle Schnee-Sitze ausgeschaufelt und diese wollten wir jetzt ausprobieren. Das Wetter war perfekt dafür. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel und für Yukon-Verhältnisse moderate – 20 Grad luden für eine Outdoor-Pause ein.
Die Schnee-Sitze haben nicht zu viel versprochen. Das Pausenplätzli war perfekt – Tee am See könnte nicht besser sein!
Nachdem wir den Tee ausgetrunken hatten, machten wir uns auf den Weg zurück zur Hütte. Es ist unglaublich, aber man kann hier wirklich von einem Apéro praktisch nahtlos zum nächsten übergehen… Die Schneebar war geöffnet und so tranken wir draussen ein Bier und liessen uns das prächtige Yukon-Himmel-Farbspiel nicht entgehen.
Wir haben am nördlichen Ufer vom Rosie Lake den ganzen Tag über Sonne und wenn sie gegen Abend langsam beginnt, im Westen hinter den Hügeln zu versinken, zaubert die Natur unglaubliche Farbkombinationen an den Himmel. Manche Abende sind eher in Orange-Tönen gehalten, andere verzaubern uns in Lila… Das Licht hier draussen ist ganz anders als Zuhause. Viel intensiver, klarer. Wir konnten uns kaum sattsehen.
Trotzdem wurde es mit der Zeit langsam etwas frisch um die Nase und wir entschieden uns, unseren Abend in der Hütte fortzusetzen. Drinnen heizten wir erst Mal gut ein und zogen die Winterausrüstung aus: Daunenüberhose, Winterstiefel, Handschuhe, Kappe und dicke Jacken sind draussen nötig (vor allem, wenn man „nur“ an der Schneebar sitzt und sich nicht körperlich betätigt).
Wir schälten Kartoffeln, schnitten Zwiebeln und bereiteten Salat zu. Ganz so wie zu Hause, einfach, dass wir hier draussen hunderte von Kilometern von der „normalen“ Zivilisation entfernt sind. Das heisst aber nicht, dass es hier weniger gut schmeckt – im Gegenteil! Nach so viel frischer Luft und Holzarbeit geniessen wir das Abendessen mit einem Glas Rotwein und guten Gesprächen sehr.
Der Netflix-Film rundete den Abend ab und während die Welt draussen in die nächtliche Ruhe versank und das Thermometer auf knapp – 30 Grad rutscht, kuscheln wir uns in unsere Duvets und lassen die unglaubliche Stille der Nacht auf uns wirken…
Tagebuch 13. Februar 2024 | Langsam kommt die Routine.
Ein weiterer märchenhafter Morgen hier draussen!
Als die Sonne bereits über die Hügel schaute, erwachten wir zu einem weiteren blauen Himmel. Oliver schlug das Duvet zurück und schwang sich aus dem Bett mit den beiden wichtigen Missionen: Kaffeewasser aufsetzen und Ofen einheizen. Hach, ich schätze es jedes Mal aufs Neue, wenn er mir auch nach so vielen Jahren den Kaffee ins Bett serviert (besonders bei + 5 Grad Innentemperatur…) <3
Im Gegensatz zu daheim, wenn wir beide viel arbeiten und durch vieles abgelenkt sind, haben wir hier Zeit für gute Gespräche und um sich wirklich zu unterhalten. Die Morgenstunden, während wir darauf warten, dass die Stube langsam warm wird, eignen sich wunderbar dafür. Bei dieser Gelegenheit besprechen wir auch, was wir am Tag alles erledigen möchte. Wir sind uns einig, dass wir Arbeiten im Haus bei schlechtem Wetter machen und heute lieber wieder den Sonnenschein draussen nutzen.
Also haben wir uns nach dem Frühstück und dem Abwasch dick eingepackt und nach draussen begeben. Bei mir sind es jeweils die Finger, die zuerst schmerzhaft frieren. So habe ich mir schnell angewöhnt, immer zwei Paar Handschuhe mitzunehmen: Die Arbeitshandschuhe, die nicht sehr warm sind und die Kuschelhandschuhe, um im Notfall die klammen Finger aufzuwärmen. Das hat sich für mich gut bewährt und so wechsle ich fleissig zwischen den Handschuhen hin und her.
Obwohl das Wetter am Nachmittag immer noch prächtig war, habe ich mich entschieden, ein Stündchen länger in der Hütte zu verbringen und die Zeit mit etwas lesen zu nutzen. Oliver nutzte die moderaten Nachmittagstemperaturen von nur wenigen Grad unter dem Gefrierpunkt und zog draussen noch ein paar Holzrugel durch die Gegend. Mein Auftrag während der Lesestunde hiess: Einheizen. Also habe ich mir Spänli und Scheite in passender Grösse zusammengesucht und einen Firestick angezündet. Ganz zaghaft fing das Feuer an und wuchs langsam knisternd in die Höhe. Als ich die Ofentüre nochmals öffnete, um grössere Scheite nachzulegen, entwich ein Schwall Rauch in die Stube und brachte mich zum Husten. Schnell wieder die Ofentüre zumachen!
Als Oliver zurückkam und in die Stube trat, fühlte er sich in einer Rauchhöhle angekommen. Der erste Gedanke war natürlich, dass ich mit dem Feuer etwas falsch gemacht habe. Aber nein, auch Oliver (der viel, viel mehr Erfahrung hat als ich) schaffte es nicht ohne weiteren Rauch im Raum. Irgendwas stimmte mit dem Ofen nicht.
Nach unserer Erfahrung im letzten Herbst spekulierten wir auf einen verrussten Kamindeckel. Dieser ist ca. 10 cm über dem Kaminrohr angebracht und der Platz vom Rohr zum Deckel wird mit einem Gitter umrandet, um zu verhindern, dass Tiere ins Kaminrohr kriechen. In diesem Gitter verfängt sich der Russ und verstopft die Zwischenräume, so dass der Rauch nicht mehr gut abziehen kann.
Klar, gegen den Rauch in der Stube müssen wir was tun – aber erst, wenn das Ofenrohr etwas abgekühlt ist. Also vertagen wir das Problem auf morgen und fahren mit dem „Abendprogramm“ fort: Schneebar, Abendessen, Duschen und Netflix 🙂
Tagebuch 14. Februar 2024 | Von Kaminfegern und Förstern.
Hach, das Winter-Morgenprogramm am Rosie Lake ist unglaublich entspannt! Während wir im Sommer und Herbst meist um 8 Uhr schon draussen an irgendwelchen Projekten oder Baustellen gewerkelt haben, fängt der Tag hier nicht vor 10 Uhr an. So haben wir auch heute gemütlich einen Valentins-Kaffee geschlürft und den Blick aus dem Fenster genossen.
Für unsere heutige Aufgabe hatten wir Glück: Die Temperaturen sanken nicht allzu stark und bei Aussengraden im Bereich von – 10 Grad muss man drinnen nicht den ganzen Tag durchheizen. So haben wir das Feuer nach dem Frühstück ausgehen lassen und ein oder zwei Stunden später Vorbereitungen für die Dach-Aktion getroffen. Oliver wollte die Gelegenheit auf dem Dach auch gleich nutzen, um etwas Schnee vom Hauptdach zu schaufeln. Mittlerweile war wohl gut ein Meter Schnee da oben und falls der auf das Wintergartendach rutschen würde, sähe das für den Wintergarten nicht so gut aus. Dieses Dach (den unteren Teil davon) müssen wir im Frühjahr reparieren, da es nicht mehr sehr stabil ist.
So, dann war der Plan also geschmiedet. Mit der Leiter sollte Oliver über die Ost-Route auf den (intakten) oberen Teil vom Wintergartendach klettern. Dort haben wir immer ein Halteseil fixiert, damit er auf die Höhe des Kamins gelangen kann. Ich reichte ihm die zweite Leiter, die Schaufel, den Kaminrohrfeger und den Akkuschrauber mit passendem Aufsatz hoch, danach warf er ein weiteres Seil auf die Nordseite vom Dach. Mit diesem Seil fest in den Händen wartete ich, um ihn beim Gipfelsturm zum Kamin zu unterstützen und zu „sichern“. Ja, ich weiss, die SUVA muss jetzt ganz stark sein: Die Methode ist nicht zertifiziert – aber sie funktioniert!
Als alles vorbereitet war, kletterte er los und wir zogen das Programm wie angedacht durch. Der Kamindeckel war tatsächlich stark verrusst und flog in hohem Bogen in den Schnee runter. Zur Sicherheit hat Oliver auch gleich das Kaminrohr geputzt. Dazu haben wir einen langen Kaminrohrreiniger, mit welchem wir das gesamte Ofenrohr bis in die Stube säubern können. Auch hier hatte sich nach einigen Wochen Ofenbetrieb etwas Russ gebildet – aber nicht so viel, dass dieser Russ die Ursache für den Rauch in der Stube sein konnte.
Nach der Kamin-Pflege schaufelte er das Dach über die Breite des Wintergartens ab und bescherte mir damit neue Schneeschaufelarbeit, denn der Gehpfad war nun einen halben Meter höher. Nach getaner Arbeit kraxelte er über den gleichen Weg wieder runter und erst als er wieder sicher auf dem Boden angelangt war, konnte ich aufatmen.
Es fehlte noch Teil zwei der Kaminpflege. Dafür deckten wir die Möbel in der Stube mit einem alten Tuch ab und entfernten den Teppich. Alles „Sicherheitsmassnahmen“ bevor wir den Verschluss vom Ofenrohr zum Entleeren des Russes öffneten. Unsere Vorbereitung hat sich als goldrichtig erwiesen – der feine, schwarze Staub rieselte beim Öffnen gleich zu Boden und hätte ohne Abdeckung eine Riesensauerei angerichtet. So konnten wir den grossen Teil in einem Kübel auffangen und haben bei dieser Gelegenheit auch gleich die Asche aus dem Ofen entsorgt. Hach, was für ein produktiver Nachmittag!
Nach diesem Balance-Akt in hohen Höhen hat sich Oliver einen Tee am See verdient – und ich mache auch gleich mit. Mit den Tassen, den kleinen Sitzkissen und der Sonnenbrille haben wir uns also zum See aufgemacht. Die Weite über die glitzernde weisse Fläche ist gigantisch. Noch mehr als im Sommer fühlt man die Abgeschiedenheit dieses Orts. Kein Vogel pfeift, kein Bach rauscht. Der Schnee dämpft auch unsere Stimmen und die ganze Landschaft ist buchstäblich eingefroren und liegt still und reglos da.
Nach dieser Stärkung waren wir bereit für neue Taten. Und Arbeit gab es ja noch genug. Also haben wir uns als Anschluss an den Kaminfeger nun an den Förster gewagt und sind mit der nötigen Ausrüstung zum Holzschlagplatz gepilgert. Hier haben wir das bewährte Programm gefahren: Oliver fällt den Baum, zusammen entasten wir, er zersägt ihn in kleine Stücke und ich fahre diese mit dem Schlitten zum Holz-Shed. Wir sind ein eingespieltes Team und verdienten uns mit der anstrengenden Arbeit unser Abendessen. Auch im Sommer ist die Försterarbeit nicht immer einfach. Jetzt im Winter kommt beim Fällen und entasten aber noch der tiefe Schnee dazu. Wir kamen ganz schön ins Schwitzen und beliessen es heute bei einem Baum.
Die Zeit verrennt am Rosie Lake und entsprechend war es schon wieder Zeit, sich um den Apéro zu kümmern. Wir schnappten uns also je ein Bier (das wir in der Werkstatt bei perfekten 5 Grad Trinktemperatur lagern) und stellten uns an die Schneebar. Als es gegen 19 Uhr eindunkelte, schalteten sich automatisch die kleinen Solarlämpchen an. Und so wurde ein normaler Apéro gleich zu einem romantischen Valentins-Apéro 🙂
Der Rest ist schnell erzählt: Feines Abendessen, duschen, Filme kucken und sich dann ins Duvet kuscheln. Bereit für süsse Yukon-Träume.
Tagebuch 15. Februar 2024 | Unterwegs im Märchenwald.
Wir kennen den Kanadischen Wald im Sommer. Ganze vier Mal bin ich im letzten Herbst den Trail zum Frances River und zurück gewandert. Das ist wahrlich nicht nur ein Vergnügen. Bäume, die kreuz und quer liegen, fieser Sumpf, Gestrüpp so dicht, dass man keinen Ausweg sieht… Aber wie sieht das Ganze wohl im Winter aus? Nun, das wollten wir heute wissen. Dazu haben wir uns nach dem üblichen Morgenritual mit Kaffee im Bett und Frühstück die Schneeschuhe aus der Werkstatt geholt. Da unsere europäischen Schneeschuhe für diese Mengen von Schnee nicht reichen, wählten wir die alten Holz-Schneeschuhe mit Lederriemen, die die Vorbesitzer zurückgelassen haben.
Wir packten einen Rucksack mit dem Gaskocher, etwas Suppe, Müesliriegel und Utensilien zum Feuer machen und traten in den strahlenden Sonnenschein auf die Terrasse. – 15 Grad und herrlicher Sonnenschein begrüssten uns. Mehr oder weniger graziös schlüpften wir in die Schneeschuhe und zurrten die Lederriemen fest. Rucksack auf den Rücken, Sonnenbrille auf die Nase und los geht’s!
Der erste Kilometer über den gefrorenen See ging alles fast von alleine. Oliver hatte hier schon einen Pfad gemacht, auf dem wir sehr komfortabel gehen konnten. Das Gehen mit diesen Schneeschuhen war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, da diese um einiges breiter sind als meine eigenen. Mit der Zeit hatte ich aber den Dreh raus und stapfte entspannt über den Glitzerschnee.
Wo wir im Sommer üblicherweise das Kanu aus dem Wasser ziehen und an Land befestigen, verliessen wir auch heute den See-Teil der Strecke. Wir waren etwas nervös wie die Bedingungen im Wald wären. Oliver hat hierzu im letzten Jahr mit René seine eher anstrengenden Erfahrungen gemacht und warnte mich vor… In der Tat waren die ersten paar Meter etwas umständlich, weil die Bäume eng stehen und der Untergrund uneben ist. Die Schneetiefe oder Festigkeit waren aber bis jetzt kein Problem.
Wir orientierten uns an den orangen Bändeli, welche wir im Herbst angebracht hatten und stellten schnell fest, dass die „Beschilderung“ für den Winter noch nicht optimal ist. Im Sommer sieht man teilweise, wo der Weg hingehen sollte und wir haben uns das Trailband gespart. Diese natürlichen Wegweiser fehlen bei Schnee komplett und so wichen wir nach und nach auf das Suchen der alten Baummarkierungen der Rosie’s aus. Sie haben als „alte Profis“ sehr hilfreiche, in Bäume eingeschnitzte Markierungen hinterlassen, die uns nun im Winter wirklich gut unterstützten.
Erleichtert stellten wir fest, dass dieser Ausflug nicht ganz so anstrengend werden würde wie befürchtet. Es lief sich ziemlich gut mit den breiten Schneeschuhen, die Temperatur war mit – 15 Grad angenehm und die Sonne lachte vom stahlblauen Himmel. Auch die Bären waren heute kein Faktor – die schlummern (hoffentlich!) zufrieden in ihrem Bau…
So tapten und stapften wir hintereinander den Markierungen entlang und staunten, wie anders der Wald im Winter aussieht. Und das ist nicht nur auf die Farbkombination zurückzuführen. Viele Stellen erkannten wir wieder, bei anderen hatten wir das Gefühl, noch nie hier gewesen zu sein. Was aber im Vergleich zum Sommer und Herbst absolut identisch ist: Der Wald ist wunderschön! Und es fühlt sich gut an, sich durch diese Landschaft zu bewegen.
Unser Ziel für heute war, mindestens die Hälfte zum Fluss zu schaffen. Also trackte Oliver die Strecke und bei 3 von 5 km ab Waldbeginn hielten wir an und gönnten uns etwas vom heissen Tee und einen Müesliriegel. Lange verweilen kam nicht in Frage, da Oliver’s Füsse aufgrund der Kälte protestierten. Er konnte nicht seine üblichen Kanada-tauglichen Winterstiefel tragen, da diese zu gross für die Lederriemen sind. Also musste er auf seine Schweizer Winterschüehli ausweichen und fror entsprechend. So packten wir bald wieder den Rucksack auf den Rücken und machten uns auf den Weg nach Hause. Klar, dass ein Kilometer mit Spur um einiges einfacher ist als auf dem Hinweg, als wir die Navigation und die Spur machen mussten. Die Buchhaltung zum Schluss besagte: Pro Kilometer Weg ohne Spur: 1 Stunde, pro Kilometer Weg mit Spur: 30 Minuten. Das sind wohl auch keine Rekordzeiten, aber früher oder später kamen wir doch bei der Hütte an. Etwas untrainiert, wie wir im Moment beide sind, schmerzten die Beine aber der erfolgreiche Ausflug war definitiv ein Grund zum Anstossen.
Einen Wehmutstropfen am ansonsten perfekten heutigen Tag entdeckten wir doch noch: Naiv hatten wir gestern den Russ und die Asche in einem Plastikkübel auf der Veranda deponiert und stellten heute fest, dass wohl noch Glut in der Asche gewesen sein musste. Sie hatte den Kübelboden geschmolzen und die Verandabretter angesengt. Schade um die Bretter – aber definitiv eine wichtige Lehre für uns, dass wir mit dem Feuer resp. dessen Auswirkungen unbedingt besser aufpassen müssen! So hatten wir nochmals Glück, dass wir diese Erfahrung im Winter und nicht im trockenen Herbst gemacht haben…
Nach dem Apéro nahmen wir es sehr gemütlich. Bevor wir losmarschiert sind, haben wir noch Hackfleisch aus unserem „Tiefkühler Yukon-Style“ im Wintergarten geholt. Konkret hiess das, dass Oliver mit der Handsäge ein Stück vom grossen Block sägte 🙂 Dieses Fleisch haben wir aufgetaut und verarbeiteten es nun zu einer sehr leckeren Pastasauce, die wir mit Hörnli und dazu Salat genossen. Yammi!
So lässt es sich definitiv entspannt leben. Etwas Abwasch stand an. Das ist aber schnell gemacht und während ich noch die letzten Töpfe trocknete, hat Oliver das Duschwasser parat und wir können uns schon bald aufs Sofa flätzen…
Tagebuch 16. Februar 2024 | Let’s celebrate! 🙂
Feiertag am Rosie Lake!
Heute vor 6 Jahren haben Oliver und ich uns in Meilen am Zürisee das Ja-Wort gegeben und diesen Jahrestag feiern wir natürlich auch hier in unserem gemeinsamen Kanada-Traum.
Der Tag startete aber genau so, wie die letzten auch: Oliver servierte Kaffee im Bett während der Holzofen tapfer gegen die 5 Grad Innentemperatur (aussen -28 Grad) anzukämpfen versuchte… Mit mehr oder weniger Erfolg. Frühstück gab es gegen 10:30 Uhr bei knapp 8 Grad – und in Daunenhosen 🙂
Das Frühstück stärkte uns für die Arbeiten des Tages, welche wir mit Holzhacken begannen. Der grosse Holzhaufen zerlegt sich leider nicht von alleine in ofengrosse Scheite. Da wir dieses Mal für Kanadische Verhältnisse wirklich dicke Stämme zu verarbeiten hatten und diese erst noch tiefgefroren waren, brauchten wir einen Plan B.
Dazu gruben wir die hydraulische Holzspaltmaschine aus dem Schnee aus. Sie ist aus dem unerschöpflichen Fundus von Tom Rosie und funktioniert mit Muskelkraft und etwas Fantasie auch heute noch (fast) tadellos. Wir legten also die grossen, schweren Rugel auf die Maschine. Mit zwei Stecken pumpt man den Hydraulikkolben Millimeter für Millimeter höher und treibt den Rugel so immer weiter in den Keil – bis das Holz berstet. Eine etwas langatmige Geschichte, aber im Vergleich zur Hacke immer noch die bessere Variante.
So arbeiteten wir uns Stück für Stück weiter… Es war anstrengend, aber man weiss, dass man sich über jedes Holzscheit, das einen später wärmt, freuen wird.
Um den Feiertag gebührend zu zelebrieren, haben wir eine Flasche Champagner mitgebracht und die ist heute fällig. Wir liessen den Korken an der Schneebar knallen und genossen das prickelnde, eiskalte Champagnerklima. Es war so kalt, dass der Champagner im Glas gefror – das hiess: schnell trinken 😉
Der Abend verlief sehr „gemütlich“. Weiter einheizen, Abendessen kochen (Resten von gestern, gepimpt mit Kartoffeln, Rüebli und Sugo), duschen und Netflix bis die Augen auf dem Sofa zufallen. Beim Blick nach draussen stellten wir fest, dass der Mond – obwohl er erst halb voll ist – schon sehr, sehr hell scheint. Sind wir mal gespannt auf den Vollmond…
Tagebuch 17. Februar 2024 | Bäckermeister Gärber.
Nachdem wir heute erst wieder spät aus den Federn fanden, fuhren wir nochmals das Standardprogramm. Wir stärkten uns mit Müesli und Kaffee und weil wir auch trotz des späten Starts absolut keinen Stress hatten, holte Oliver die Wattenkarten hervor. Ein Spiel nach dem Frühstück liegt locker drin. Leider hatte Oliver bedeutend mehr Kartenglück als ich (obwohl er nun behaupten würde, mein Pech läge an meiner mangelhaften Spielstrategie 🙂 ).
Ich liess mich aber nicht unterkriegen und nach dem Abwasch ging es wieder nach draussen an die frische Luft. Immer noch war das Wetter wunderbar, die Temperaturen mit rund – 15 bis – 20 Grad angenehm. Jetzt folgte der erste Teil der Arbeit: Brot backen (Oliver) und Wäsche waschen (ich).
Im Herbst haben wir den grossen, alten Schnellkochtopf im Feuer kaputt gemacht (der Boden ist durchgebrannt). Einige Tage später haben wir beim Aufräumen des Tool-Shed einen alten, verrosteten, kleinen Holzofen gefunden, der sich fürs Backen eignet. Oliver hat auch noch ein mehr oder weniger passendes (zumindest funktionierendes) Ofenrohr gefunden und damit haben wir eine gute Alternative zum alten Topf. Oliver heizte also draussen bei der Feuerstelle das Öfeli ein, um es auf eine gute Betriebstemperatur zu bringen.
Während er drinnen den Sauerteig ansetzte und knetete, bereitete ich den Waschtag vor und trug das Waschmittel und genügend heisses Wasser zusammen. Nach dem Kneten und Teig gehen lassen, schnappte Oliver sich die beiden Brotformen und schob sie in den kleinen Ofen, in welchem das Feuer vielversprechend knisterte. Das Backen ist eine Wissenschaft für sich. Leider gibt es keinen Knopf, um die Hitze zu regulieren. Diese Arbeit macht Oliver. Er sitzt neben dem Ofen und schaut regelmässig nach den Broten. Sobald sie drohen, zu schwarz zu werden, muss die Luftzufuhr gedrosselt werden. Das passiert mit einem kleinen Schieber, den man stufenlos öffnen und schliessen kann. Die Brotformen müssen auch regelmässig gegeneinander ausgetauscht werden, damit beide ungefähr die gleiche Zeit nah an der Brennkammer bekommen.
Oliver hat schon ein wenig Erfahrung (er hat auch in den beiden Wochen vor meiner Ankunft mit diesem Ofen Brot gebacken) und hat das Timing im Griff. Nach einer Stunde konnte er zwei Brotlaibe zum Auskühlen in die Küche bringen. Dort gönnten wir uns schon mal ein kleines Probiererli – und ja, sehr, sehr fein und ich freue mich schon auf das Frühstück morgen! 🙂
Ich erfüllte meinen Task auch und so war der Unterhosen- und Socken-Supply für die nächste Woche gesichert. Die Wäsche hing ausgewrungen an der Schnur und der Ofen gab gute Wärme ab, um sie zu trocknen.
Diese beiden Arbeiten waren noch nicht alles für heute. Es galt, noch einige Holzrugel in Scheite zu „verwandeln“. So verkleinerte sich der eine Stapel auf der einen Seite zusehends, während der andere Stapel langsam aber sich in die Höhe wuchs…
Für heute war aber genug der Arbeit getan und wir räumten unsere Siebensachen am Arbeitsplatz zusammen. Dann luden wir die Motorsäge auf den Schlitten, schnappten noch einen Kübel mit Brennholz (niemals leere Wege gehen!) und marschierten zurück zum Haus. Hörte ihr es auch?? Apéro was calling! 🙂 Tja, dann los!
So ging der gemütliche Teil des Abends los. Wir genossen das Abendessen und machten uns nach ein bisschen Netflix auf ins Bett…
Tagebuch 19. / 20. Februar 2024 | In-House-Day.
Die Tage am Rosie Lake vergehen unglaublich schnell. Gestern habe ich das Tagebuch gar nicht ergänzt – und schon sind wieder drei Tage vorbei.
Das Wetter hat sich gestern tatsächlich von seiner etwas bewölkten und milden Seite gezeigt. In der Nacht auf Montag haben wir ca. 5 cm Neuschnee bekommen und die Temperaturen waren selten im zweistelligen Minusbereich.
Nun haben die Bäume wieder frische Schneekrönchen auf den Ästen und alte Spuren im Schnee sind wieder glänzend weiss gezuckert.
Gegen späten Nachmittag haben sich die Schneewolken schon wieder verzogen und grossen blauen Flächen am Himmel Platz gemacht.
Erst mal haben wir aber das Beste aus dem Nachmittagswetter gemacht und uns Arbeiten drinnen vorgenommen.
Ich wollte schon lange die Schränke im Bad aufräumen. Hier lagen noch allerlei alte Dösli, Flaschen, Medikamente und Dreck der Vorbesitzer herum. Die Ablaufdaten der Medis gehen bis in die frühen 2‘000er Jahre zurück… Aber ja, sie hatten wohl allerlei Gebrechen und hier draussen in der Wildnis eine gut gefüllte Apotheke vorzuweisen. So machte ich mich dort ans Werk, während Oliver sich das Projekt „neuer Küchentisch“ schnappte.
Den Holztisch, der im Wintergarten auf die weitere Verarbeitung wartete, hatten wir in der alten, kleinen Hütte gefunden und im letzten Herbst zum grossen Cabin gebracht. Er hat uns bereits damals gute Dienste fürs Frühstück auf der Veranda geleistet. Wir fanden aber, dass er auch als Esstisch in der Hütte passen würde, wenn er etwas höher wäre.
Also suchte Oliver sich die Utensilien wie Holz, Schrauben, Feile, Meterstab und Bohrmaschine zusammen und schmiss den Generator an. Dieser hat sich nach ca. 10 Versuchen tatsächlich wieder dazu überreden lassen, anzuspringen! Super, so konnte Oliver fürschi machen, die Erhöhung aus einzelnen Holzbrettern bauen und an den Tisch anschrauben. Ausserdem haben wir das alte, dunkle Möbel mit integrierter Nähmaschine, welches nur als Ablagefläche gedient hatte, in die kleine Hütte spediert. Nun haben wir einen besseren Esstisch, mehr Platz bei der Essecke (die erst noch heller ist als vorher mit dem dunklen massiven Möbel) und den Lesestuhl näher zum Ofen gebracht.
Nach der Arbeit im Haus sind wir noch eine Runde über den See spaziert, damit Oliver seine gut 100 % Aktivität auf der Sportuhr ablesen kann. Frische Spuren quer über den See gab es praktisch keine, dafür schönes Abendlicht, frischen Nordwestwind um die Nase und warme Füsse vom Gehen durch den hohen Schnee.
Beim Sonnenuntergang waren wir zurück bei der Hütte und haben das normale Abendprogramm, wenn auch in kleiner Version, gemacht: Wir hatten nicht so grossen Hunger (jaja, die Cookies am Nachmittag…) und haben nur ein Würstchen mit Brot und Käse und ein bisschen Salat verdrückt.
Die frische Luft hat uns aber zuverlässig müde gemacht, so dass wir die Nacht auf gestern ebenfalls tief und fest geschlafen haben.
Gestern, Dienstag, war das Wetter schon wieder prächtig. Die Sonne weckte uns und versprach einen erneut herrlichen Wintertag. Die Temperaturen waren sehr mild: Beim Aufstehen zeigte das Aussenthermometer – 5 Grad, das Thermometer drinnen + 10 Grad. Frühlingshaft…
Auf dem Programm stand der Abschluss des grossen Holzhaufens: Endlich wollten wir diesen fertig aufhacken und die Scheite sauber stapeln. Um mehr Platz für dieses Holz zu erhalten, mussten wir zuerst die Ostseite des „Tool-Shed“ (Werkzeugschopf) frei machen. Dort war unser „Lager“ an Plastikkübeln, die wir für den Holztransport, Abfalltransport, Erde lagern… eigentlich für 1‘000 Dinge brauchen. Also räumten wir die Kübel und gefühlt 100 Deckel dazu weg, um Platz zu schaffen. Danach hackten wir zwei Stunden Holzrugeli und führten die Scheite zum neuen Platz, um dort Holz-Tetris zu spielen.
Per gestern Abend hatten wir also eine Reihe komplett bis unters Dach voll und eine zweite Reihe etwa einen Viertel hoch bis zum Dach geschichtet. Das kann nur eines bedeuten: Ja, wir müssen noch mehr Holz schlagen und verarbeiten, um auch die zweite Reihe voll zu kriegen. Juhuu.
Unsere schmerzenden Rücken meldeten nach dieser Holz-Runde, dass das frühestens nach einer erholsamen Nacht sein kann und wir jetzt nach dem Hacken und Stapeln noch etwas Gemütliches machen sollten. Ha, da brauchte man uns nicht lange zu überreden. Das Wetter war wieder wunderbar und lud auf Tee am See ein. Also schnappten wir unsere Sonnenbrillen und je einen heissen Tee und nahmen auf den Schnee-Sitze in der Sonne Platz.
So lebt es sich perfekt und wir ruhten uns für die Abendrunde aus. Dafür hatten wir schon am Morgen Hackfleisch aufgetaut und beim Lagerfeuerplatz vor der Hütte Holz bereit gelegt. Während ich drinnen die Vorbereitungen fürs Abendessen traf, heizte Oliver draussen das Lagerfeuer ein.
Im Teamwork zauberten wir Hacktätschli vom Grill mit Kartoffeln und Rotweinsauce mit Salat auf den Esstisch. Es schmeckte hervorragend! Während wir das Essen genossen, verbrannte draussen auf dem Feuer etwas Abfall. Im Winter ist dies nicht so nervenaufreibend wie im Sommer oder Herbst, wenn es rundherum trocken ist und man jeden Funkenflug im Auge behalten muss…
So duschten wir nach dem Abwasch und liessen das Feuer und die Glut draussen langsam erlöschen. Gegen 23 Uhr, als wir uns schlafen legten, waren es bereits wieder gegen – 20 Grad frisch. Klare Nacht, kalte Nacht – gute Nacht! 🙂
Tagebuch 21. Februar 2024 | Nächtlicher Besuch.
Weiter ging es heute in der Holzfabrik der Gärbers! Aber wie heisst es so schön? Vor der Arbeit kommt das Vergnügen. Oder war es umgekehrt?!…
Nach dem vergnüglichen Morgenritual mit dem wunderbaren Kaffee im Bett und dem Million Dollar View auf den verschneiten Rosie Lake standen wir beschwingt auf.
Zum Frühstück gab es wieder feines Brot – dieses Mal sogar mit einer Art Nutella! Der Grund für diese Delikatesse: Ich hatte im SuperStore in Whitehorse wieder Kuchenmischung und Glasur gekauft, um die Gelegenheit des Brotbackens resp. Den Ofen nach dem Brotbacken zu nutzen und uns so einen Nachmittagskaffee mit Kuchen versüssen zu können. Leider haben wir nun aber nicht genug Öl und verzichten auf das Kuchenbacken. Die Glasur kann man aber ganz wunderbar auch als (sehr, sehr süssen) Brotaufstrich geniessen. Die Kalorien dazu verbrennen wir tagsüber locker im Wald und beim Hackstock…
Wie angetönt haben wir also weiteres Holz vom Wald herangezerrt und es zu ofengrossen Stücken verarbeitet. Nun ist auch die zweite Reihe auf der Ostseite des Tool-Shed komplett und wir kommen dort auf zusätzliche 2.4 Kubikmeter – der nächste Winter kann schon bald kommen!
Auf dem Weg zum Holzschlagplatz fielen uns neue, grosse Spuren im Schnee auf. Der Grösse und Tiefe nach konnte es sich hier nur um ein Moose – einen Elch – handeln. Beim genaueren Fährtenlesen kamen wir zum Schluss, dass es sogar zwei Tiere gewesen sein müssen. Und zum grossen Glück hatten wir eine Wildtierkamera genau in die Richtung der Spuren an einem Baum hängen – also nichts wie los, um die Kamera zu checken!
Tatsächlich, bei der Durchsicht der Bilder haben wir im Abstand von 4 Minuten zwei Elch-Kühe aufgezeichnet! Sie waren keine 150 Meter östlich des Cabin in der Dunkelheit unterwegs und gut erkennbar fotografisch festgehalten worden. Welche eine Freude 🙂
Der heutige Tag war mit knapp über und unter 0 Grad wieder ziemlich mild. Bei solchen Temperaturen und direktem Sonnenschein in den Wintergarten müssen wir jeweils daran denken, die Tasche mit dem tiefgekühlten Fleisch auf die Nordseite der Hütte zu hängen. Im Wintergarten kann es bei solchen Bedingungen gut und gerne plus 5 Grad werden. Und bei Fleisch wollen wir doch lieber auf der sicheren Seite sein.
Auch heute lockte die Sonne am späten Nachmittag für eine kleine Runde über den See. Naja, nach über 16 Jahren mit Oliver sollte ich wissen, dass aus einer kleinen Runde ganz schnelle auch eine ausgedehnte Runde werden kann. Und so ging es auch heute.
Wir stapften los in Richtung Runway, weiter zur grossen Insel – und dann noch weiter bis zum Südufer vom Rosie Lake. Beim Blick zurück war unsere Hütte nur noch ein ganz kleiner Punkt am Horizont, am anderen Ende des Sees. Die Sonne hält sich mittlerweile hoch über den Bergen, die Tage werden merklich länger. So liefen wir einige Kilometer durch den Schnee und genossen die frische Luft. Wir entdeckten Spuren im Schnee, die von Elchen stammen mussten. Sie waren nicht sehr alt und wir stellten fest: Wir sind definitiv nicht alleine hier draussen – aber die anderen Bewohner zeigen sich nicht gerne…
Als die Sonne bereits tief stand waren wir pünktlich zum Apéro, den wir draussen an der Schneebar tranken, wieder daheim und starteten danach das obligatorische Abendprogramm. Das z’Nacht schmeckt nach so viel Anstrengung und frischer Luft doppelt gut.
So neigt sich wieder ein Tag im Paradiesli dem Ende zu.
Tagebuch 22. Februar 2024 | Design your Sofa.
Der heutige Tag versprach wieder viel Sonnenschein. Die ersten Sonnenstrahlen über den östlichen Hügeln weckten die Natur und auch uns beide. Nach dem Kaffee bereiteten wir das Frühstück zu und genossen die letzten Scheiben vom Brot.
Diese dienten als gute Stärkung für weitere Holzarbeiten. Wir haben uns entschieden, jetzt im Winter noch einige Bäume mehr zu fällen und diese mit dem Schlitten zum Holzplatz zu bringen. Das ist um einiges einfacher als im Sommer, wenn man mit dem Leiterwägeli auf den unebenen Wegen hantieren muss und mit doppelter Anstrengung nur halb so viel Holz transportieren kann. Die Zeit fürs Aufhacken sparen wir uns jetzt und lagern die Rugel so, dass sie bis zum Frühjahr antrocknen und wir die Weiterverarbeitung dann in Angriff nehmen können.
Für den Nachmittag haben wir uns ein weiteres kleines Bau-Projekt vorgenommen: Unser Sofa im Wohnzimmer ist im Moment nicht sonderlich bequem, um mit dem iPad Filme zu schauen. Man sitzt eher aufrecht und nur eine Person kann mittels Fussteil die Beine ausstrecken. Das wollten wir ändern und Oliver hat sich eine „Sofa-Verlängerungs-Konstruktion“ ausgedacht und den Plan aufgezeichnet.
Nach diesem Plan haben wir die Holzbretter und Pflöcke aus dem Bestand rund ums Haus zusammengesucht und die benötigten Maschinen bereitgestellt. Der Generator machte brav mit und so konnten wir bald mit den ersten Schnitten beginnen.
Das Wetter verschlechterte sich zusehends. Ein knackiger Südwind frischte auf und blies uns auf der Baustelle, die wir auf der Veranda eingerichtet hatten, um die Nase.
Wir bearbeiteten zwei lange Bretter und machten aus weiteren zwei im Ganzen 7 kurze Bretter, um eine Art Lattenrost zu erhalten. Als Füsse nutzten wir einen Stamm, den wir aus dem alten Windfang rückgebaut und trocken aufbewahrt haben. Die Gesamthöhe der Konstruktion mass Oliver auf 28 cm – was perfekt für die Lagerung unter unserem Bett passt, wenn wir die Verlängerung nicht benötigen. Glück muss man haben.
Soweit hat beim Bau alles bestens nach Plan funktioniert und das Gestell ist fertig. Die drei Kissen für die Verlängerung fehlen allerdings noch, stehen aber auf der Liste, um im Mai im IKEA Calgary gekauft zu werden. Ab diesem Zeitpunkt steht auch ein weiterer Schlafplatz zur Verfügung (Anpassung auf Airbnb: Sleeps 6 :-)) Schon wieder ist ein kleines Projekt (fast) fertig, um die Hütte Schritt für Schritt unseren Vorstellungen anzupassen (Fotos gibt’s wenn alles komplett ist)!
Tja, und wer erst gegen 10 Uhr aus den Federn kriecht, der hat auch erst spät Feierabend.
Wir räumten die Baustelle erst gegen 20:30 Uhr auf, Oliver kochte ein schnelles z‘Nacht und bis wir nach dem Duschen vor dem Film sassen, war es schon knapp 22 Uhr. Für die erste Hälfte Film hat es gereicht, bevor die Äuglein zugefallen sind – die zweite Hälfte ist morgen fällig. Gute Nacht, Rosie Lake!
Tagebuch 23. Februar 2024 | Maintenance Work on Runway 18.
Guten Morgen, Rosie Lake! Vom Winde verweht… In der Nacht hat es heftig gewindet, der Wind pfiff durch die Bäume draussen und obwohl der Vollmond schien, sah man in Richtung See nichts weiter als eine weisse Wand. Drinnen im bequemen Bett mit warmen Duvets war das aber alles halb so wild und heute sieht die Welt schon wieder anders – heisst: sonniger – aus.
Was steht denn heute so auf dem Plan (nach dem Kaffee und Müesli)?
Hmm… was wohl?? Wir sorgten vor und arbeiteten fleissig weiter am Holzvorrat. Dazu fällten wir heute einen grossen Baum mit einem (für kanadische Bäume) dicken Stamm. Die untersten Rugel sind für Sitzbänke vorgesehen und benötigen diese Stärke. Den Rest haben wir wiederum in ca. 30 cm lange Stücke zersägt und mit dem Pulka-Schlitten in Richtung Holzplatz gekarrt. Das gibt ganz schön warm. Wie immer: Jedes Scheit wärmt mindestens zwei Mal 🙂
Die Rugel haben wir wieder als Ganzes zwischen zwei Bäume gestapelt, um auf den Sommer zu warten, wenn wir sie weiterverarbeiten.
Nach dieser Schufterei haben wir uns einen Tee in der Sonne verdient. Oliver schaufelte dafür extra den Steg frei und wir konnten tatsächlich die richtigen Liegestühle nach vorne tragen und das schöne Wetter geniessen. Nichts deutet darauf hin, dass es in der Nacht so gestürmt hat – ausser, dass unsere Spuren im Schnee etwas verweht wurden.
Zu lange rumsitzen ist aber sicher auch nicht gesund. Ausserdem zog der Himmel langsam wieder zu und so packten wir bald unsere Siebensachen zusammen und brachten alles zurück zur Hütte.
Langsam, aber sicher kam auch wieder Wind auf, dieses Mal aber von Norden, nicht wie in der Nacht von Süden. Ein Blick in Richtung Norden verhiess nichts Gutes. Dunkle Wolken waren aufgezogen und hüllten die Berge und Hügel ein.
Wir hatten aber noch ein Ziel für heute: Runway-Maintenance. Der Runway war ebenfalls etwas vom Winde verweht worden und wollte wieder gestampft werden. Also montierten wir die Winterschuhe (ja, mit etwas würgen gehen auch Olivers dicke Schuhe drauf!) in den alten Schneeschuhen. Diese sehen zwar wie unförmige Tennisschläger aus, sind aber sehr effizient, wenn man sie richtig anzieht. Am einfachsten geht das tatsächlich, wenn man die Schuhe noch in der Stube (mit warmen Lederriemen) auf die Schneeschuhe spannt und dann draussen in die Schuhe schlüpft. Gesagt, getan.
Dick eingepackt stapften wir also los, der alten, kaum erkennbaren Spur hinterher. Von Norden trieb der Wind kalte Luftschwaden über den See. Wir waren froh, dass der Niederschlag Schnee und nicht Regen ist. Das Thermometer zeigte heute teilweise bis zu 3 Grad plus und Regen wäre doch sehr schade gewesen. Mittlerweile war es aber deutlich kühler geworden und wir waren eher bei minus 3 Grad. Zusammen mit dem Windchillfaktor waren zwei Mal den Runway rauf und runter genug, um sich wieder auf die warme Hütte zu freuen.
Im Ofen knisterte das Feuer vor sich hin und wir zogen die ganze Winterkleidung aus. Müde von einem langen Tag, erledigt von viel frischer Luft und satt von einem feinen Abendessen setzten wir uns noch etwas vor den „TV“. Bald fielen uns aber die Augen zu…
Tagebuch 24. Februar 2024 | Küchen-Geschichten.
Ein weiterer Tag mit allerlei Arbeiten erwartete uns bereits, als wir gegen 8 Uhr wach wurden. Trotzdem nahmen wir uns wie immer die Zeit, zuerst gemütlich Kaffee zu trinken, während drinnen die erste Ladung Holz versuchte, gegen die nächtliche Kälte anzukämpfen.
Heute Morgen waren es minus 11 Grad draussen, drinnen plus 11 Grad – da mag man sich beim Anziehen schon nahe zum Ofen stellen.
Zum Frühstück gab‘s nochmals Müesli, denn Brotbacktag ist erst heute. Vor die Bäckerei jedoch geöffnet hat, mussten noch andere Dinge erledigt werden. Dazu teilten wir uns auf. Oliver ging nochmals in den Wald und fällte zwei Bäume, ich widmete mich der Küche. Es gab noch allerlei „Baustellen“ in der Küche, die gereinigt, beseitigt, sortiert und aufgeräumt werden mussten. Bisher haben wir noch nicht alle Schänke ausgemistet und gereinigt, sondern nur die Teile entrümpelt, die wir auch wirklich brauchen. Es standen auch immer noch unzählige Dinge auf den Kästen rum und vor allem eine grosse Arbeit war heute endlich fällig: Die Reinigung vom Gasherd.
Wir haben einen sehr stabilen Zwei-Flammen-Gasherd. Die Teile davon sind massiv. Die Reinigung ist aber seit ungefähr 20 Jahren überfällig (wurde er von den Vorbesitzern überhaupt schon mal gereinigt??). Also habe ich heute keine Zeit mehr verloren und mir diesen „Spass“ gleich als Erstes vorgenommen. Oliver ging für mich nach draussen, um die Gaszufuhr zu unterbinden und schraubte mir dann die Teile auseinander, damit ich meine Arbeit auch gründlich machen konnte. Los geht’s.
Ich zog mir Einweg-Putzhandschuhe an, besorgte mir genug warmes Wasser und suchte die nötigen Putzmittel zusammen. Unter der Spüle fand ich weit hinten einen „Heavy Duty“ Reiniger – und für mein Vorhaben brauchte es nicht weniger als Heavy Duty! Zuerst sprayte ich die Teile mit diesen Reiniger ein, streute Backpulver dazu und liess die Mittel etwas einwirken. Dann kam mein Edelstahlschwamm zum Einsatz und ich schrubbte und schrubbte die ersten Schichten weg. Der Dreck klebte förmlich am Herd und ich ergänzte meine „Waffen“ mit einem Schraubenzieher. Mit diesem fuhr ich den Rändern entlang und löste ganze Bahnen von altem Fett und sonstigem Dreck. Eigentlich eine ganz befriedigende Arbeit – wenn sie nicht gleichzeitig so eklig wäre. Meine Handschuhe waren meine Freunde und nachdem ich die Teile 3 oder 4 Mal eingeweicht und abgerieben hatte, nahm der Herd langsam wieder etwas normalere Farben an. Ich bin mir nicht sicher, ob er ursprünglich schwarz war und ich jetzt auch die Farbe weggeschrubbt habe oder ob silber/grau wirklich der Plan der Hersteller war. Jetzt haben wir auf jeden Fall einen Herd in grau-silber-schwarz – aber einen mehrheitlich sauberen. Und der, der jetzt beim Kochen patzt und nicht putzt, kriegt Ärger mit mir! 🙂
Weiter ging es mit allerlei Tand, der so rumstand. Ich entsorgte alles in Müllsäcke und Kübel, die wir später in die kleine Hütte gefahren haben. Die Müllsäcke werden wir ausfliegen – der Rest wartet mal auf weitere bessere Zeiten… Ich fragte mich, wie viele unterschiedliche, am Henkel defekte Kaffeetassen zwei Personen in der Wildnis wirklich brauchen?! Ist ja nicht so, dass man oft Kaffee-Parties für 50 Leute und mehr veranstaltet. Offenbar braucht man aber doch sehr viele Tassen. Eine aber habe ich für mich zur Seite gelegt und abgewaschen. Wer entdeckt sie auf Bildern in diesem Beitrag? 😉
Während ich noch schrubbte und aufräumte, knetete Oliver den Brotteig und heizte draussen den kleinen Brotbackofen ein und hielt dann „Brotwache“ damit er die Temperatur im Griff hatte. Gegen 17 Uhr war das Brot fertig, der Brotbackofen noch richtig heiss und wir konnten zum gemütlichen Teil des Tages übergehen. Diesen haben wir bei der Schneebar neben dem Ofen genossen und da kam Oliver eine Idee: Ich habe heute beim aufräumen ein kleines Pfännchen gefunden, das genau in die Kochluke des Ofens passt. Ausserdem haben wir Maiskörner gefunden und da lag es nahe, Popcorn zu machen.
Es hat tipptopp geklappt und es wehte ein Hauch von Kino am Rosie Lake 🙂
Als wir gegen 18 Uhr in die warme Stube kamen, brauchten wir nach der Portion Popcorn gar nicht mehr so viel z‘Nacht. Trotzdem hat Oliver noch ein paar Spaghetti gekocht, dazu habe es selbstgemachte Bolognesesauce und Salat. Sehr fein!
Heute waren wir ausserordentlich früh dran mit Abendessen und hatten vor dem Abwaschen und Duschen sogar noch Zeit für eine Runde Watten.
Draussen fielen die Temperaturen langsam wieder in einen eisigen Bereich und als wir uns in Richtung Bett aufmachten, zeigte es draussen bereits wieder – 16 Grad an. Der Mond schien hell auf uns herab und schickte süsse Träume in den Yukon…
Tagebuch 25. Februar 2024 | Lazy sunday.
Sonntag = Ruhetag? Hier und heute bestimmt. Gegen 6 Uhr früh folgte Oliver dem Ruf der Natur und als er wieder im Bett war, konnte er eine Zeit lang nicht wieder einschlafen. Danach ging es aber bis gegen 9:30 Uhr und so wurde es ein sehr später Start in den Tag.
Die Temperatur war in der Nacht draussen auf minus 30 Grad gesunken und drinnen verzeichneten wir auch nur magere 5 Grad über dem Gefrierpunkt. Es schneite leicht und um die Hütte dominierte Grau in allen Schattierungen. Es zog uns definitiv nicht raus. So heizte Oliver kräftig ein und wir tranken erst Mal Kaffee.
Etwas später (also um ehrlich zu sein: um 12:30 Uhr) stand ein wahrliches Sonntagsfrühstück auf dem Programm: Rührei mit frischem, selbst gebackenen Brot! Es schmeckte herrlich und weil das Wetter noch immer nicht besser war und die Temperaturanzeige erst auf minus 18 Grad geklettert war, beschlossen wir, uns einen richtig faulen Sonntag zu machen. Das heisst, dass wir uns nach dem Brunch wieder ins Bett (dieses Mal ins Gästezimmer weil das Kaminrohr durch dieses verläuft und entsprechend ein paar Grad wärmer ist) verkrochen und unter anderem zwei Netflix Filme schauten, während die Welt draussen noch immer kalt und starr und verschneit vor sich hinfrierte…
Nach dem zweiten Film brauchten wir dann aber doch etwas frische Luft (und Oliver noch die 100% Aktivität auf der Uhr) und so zogen wir die dicken Winterkleider für eine Runde über den See an. Die Spuren der letzten drei Wochen waren nun definitiv nicht mehr zu sehen und wir stapften tapfer durch den ca. 30 cm hohen Schnee in Richtung Runway.
Vor einiger Zeit hatten wir auf der Höhe von Mitte Runway einen Steakknochen an einen Baum gebunden. Wann immer wir an dieser Stelle vorbeigekommen waren, leuchtete das gelbe Seil, an dem wir ihn festgemacht hatten, von Weitem. Heute nicht. Ui, da hiess es, schleunigst nachzusehen, was hier los ist!
Der Knochen lag – noch am Seil befestigt – am Boden, das Seil war aber am Ende angenagt und kam nur so überhaupt vom Baum frei! Wir sahen die Wolfspuren, die zum Baum und wieder weg führten und zogen unsere Schlüsse. Sehr schade, dass wir die Wildtierkamera schon vor Tagen abmontiert hatten, weil nie etwas passierte an dieser Stelle… Selbstverständlich werden hier wieder Kameras montiert – sicher ist sicher 🙂
Nachdem wir die Runde über den See komplettiert hatten, dunkelte es bereits ein. Trotzdem machten wir noch an der Schneebar Halt und tranken ein (im wahrsten Sinne des Wortes) eiskaltes Bier. Das kleine 0.33 Liter war nicht schnell genug getrunken, bevor das Bier unten am Boden Eis ansetzte. Minus 15 Grad, welche sich überhaupt nicht so angefühlt haben, vertragen sich nur bedingt Kanadischem Bier 🙂
Das Abendessen war super! Oliver hatte bereits am Mittag die beiden noch übrigen Steaks kleingeschnitten und zu Gulasch verarbeitet, welches stundenlang auf dem Ofen köchelte. Wir schälten noch ein paar Kartoffeln dazu und es ergab ein hervorragendes Abendessen – eines Sonntages mehr als würdig!
Wir mussten bereits gut aussuchen, welche von den auf Netflix geladenen Filme bereits abgelaufen sind und schauen nun nach Ablaufdatum. Als wir gegen 21:30 Uhr den Startknopf für den „Wolf of Wallstreet“ drückten, war klar, dass wir den heute nicht zu Ende schaffen, bevor uns die Augen auf dem Sofa zufallen…
Tagebuch 26. Februar 2024 | Oliver’s Abschleppdienst.
Einmal mehr ein später Start in den Tag. Es herrschte Kaiserwetter und das blaue Panorama erstreckte sich über den ganzen Horizont von Ost bis West. Beim Kaffee machen meldete Oliver draussen eisige minus 34 Grad, drinnen plus 5. Hui, da kuschelte ich mich gleich noch etwas tiefer unter die Decke. Auch das Fenster im Schlafzimmer verdeutlichte die Kälte eindrücklich. Jede der einzelnen kleinen Glasscheiben war von innen vereist und sie tauten erst nach und nach auf, als die Wärme vom Holzofen im Erdgeschoss langsam in den ersten Stock kroch.
So quatschten wir bei „Coffee with a view“ bis nach 11 Uhr über Gott und die Welt. Danach gab es ein einfaches, aber stärkendes Frühstück, damit wir für die geplanten Arbeiten von heute fit sein würden.
Hiess konkret: ein weiterer Baum für Brennholz musste dran glauben und in Stücken auf dem Pulka-Schlitten zum Holzplatz gebracht werden und ausserdem gab es noch ein kleines Hightlight, das wir schon einige Tage (wenn nicht knapp zwei Wochen) vor uns hergeschoben haben…
Im Wald, ca. 200 Meter vom Holzplatz entfernt, lagen noch sechs gefällte Bäume von je 4 Metern Länge parat zum Transport. Diese Stämme wollen wir als Ganzes trocken lagern, um daraus später Bretter machen zu können oder sie für einen weiteren Bau zu brauchen. Sie sind unheimlich schwer und unförmig über den Schnee zu ziehen, wenn man nur die Muskelkraft und keine Maschinen zur Verfügung hat. Trotzdem haben wir es heute gewagt.
Dazu haben wir bereits vor ca. Einer Woche mit den Schneeschuhen einen Weg über den See gestampft und die Spur mittels Holztransportfahrten mit dem Schlitten komprimiert. Die Kälte der letzten Tage hat den Rest erledigt. Der übliche Pfad für unsere Transportfahrten ist viel zu kurvig und für so lange Stämme ungeeignet. So versuchten wir, die Baumstämme über den neuen, geraderen See-Weg zu transportieren.
Wie erwartet war das aufgrund des Gewichts der Stämme ein ziemlich mühsames Unterfangen. Wir haben verschiedene Techniken ausprobiert – zum Schluss half aber nichts anderes als Gewalt: Oliver schnappte sich den uralten Schlitten (den Tom Rosie wahrscheinlich noch selbst gebaut hat), band jeweils einen Stamm darauf, spannte sich vor das Zugseil und legte sich ins Zeug. Ganz alleine zog er die Stämme über den Pfad und schwitzte bei knapp minus 20 Grad ordentlich. Ich blickte staunend zu und zollte ihm meine Bewunderung – jede(r), wie er(sie) kann… 🙂
Schlussendlich hatten wir vier der sechs Stämme erledigt. Das musste auch mal reichen. Mal schauen, ob wir uns an den beiden letzten noch die Zähne ausbeissen oder den einen (schwersten) vor Ort zu Brennholz verarbeiten und den zweiten versuchen, im Sommer mit dem Kanu rüberzubringen.
So oder so: Für heute hat Oliver genug Holz geschleppt. Das nächste – sehr erfreuliche – Schleppen habe ich übernommen. Die Liegestühle mussten zum Steg gebracht werden. Das habe ich natürlich mit Freude gemacht 🙂 Dazu Tee am See und herrlichen Sonnenschein. No words needed.
Die Temperaturen bewegten sich heute nicht höher als um die – 15 Grad und nach dem Schwitzen hielten wir es nicht mehr wahnsinnig lange draussen auf, ohne uns zu bewegen. Schon wurde es uns etwas zu kalt. Heisst, wir brachten die Liegestühle zurück zur Hütte, tranken nochmals einen Tee in der Stube und machten uns danach auf zu einer weiteren See-Spazier-Runde. Bei dieser Gelegenheit brachten wir zwei Wildtierkameras dort an, wo wir gestern die Wolfsspuren gesehen haben.
Der Spaziergang war herrlich. Einfach bei Sonnenschein, der schon wärmende Kraft hat Ende Februar, über die Weiten der weissen Fläche zu stapfen, fühlt sich wunderbar an… In solchen Augenblicken spürt man es deutlich: Die Natur ist gewaltig. Und wir sind winzig. Der Natur ist es egal, ob wir hier sind oder nicht. Sie ist gnadenlos in ihrer Grösse und ihrer winterlichen Kälte. Sie ist einfach perfekt und ich spüre es selten so deutlich wie hier.
Als wir nach der Runde bei der Hütte ankamen, war die Sonne bereits vom Apéroplätzli verschwunden, die minus 20 Grad-Marke war geknackt und so verlegten wir den Apéritiv in die Wärme der Stube – zusammen mit einer Partie Watten. Danach gab es die Resten vom gestrigen Gulasch mit Teigwaren und Salat. Mmmhh, es war wieder sehr fein und hat auch von innen gut gewärmt.
Das bisschen Abwasch macht sich hier (fast) von alleine, dafür darf man nachher satt, müde und glücklich aufs Sofa sinken für abendliche Aktivitäten… 🙂
Tagebuch 27. Februar 2024 | Tiefpunkt. Temperaturmässig.
Brr, was für eine bitterkalte Nacht! Oliver stand um 7:30 Uhr auf (ja, gute Vorsätze, mal ein wenig produktiver zu sein am Morgen) und fand folgende Anzeigen vor: – 40 Grad draussen und drinnen 3 Grad – immerhin noch im Plus. Da hiess es, schnell ein Feuerchen im Ofen zu entfachen, um später einigermassen gemütlich frühstücken zu können.
Auch heute waren die Scheiben vom Schlafzimmerfenster von innen gefroren, gaben aber an der oberen Kante einen zaghaften Blick auf lila gefärbte Hügel im Osten frei. Es sah einfach magisch aus!
Obwohl wir im Ofen gut eingeheizt hatten, war es mit einer Aussentemperatur von knapp – 40 Grad noch nicht wirklich kuschelig drinnen. Wir sassen in unserer Daunenüberhose am Esstisch und klagten doch beide über kalte Füsse. Es dauert wirklich lange, bis die Wärme bis in die hintersten Ecken gelangt…
Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich so richtig mit Arbeit loslegen – und wurden schnell durch die Kälte gebremst. Es macht nicht unbedingt viel Spass, bei diesen Temperaturen draussen zu werkeln. Mir hat es schon gereicht, vor dem Frühstück das WC-Kübeli draussen zu entleeren und mit dem Schlitten neues Feuerholz zu holen. Schon diese beiden Arbeiten bedingen die ganze Wintermontur: Dicke Stiefel, Daunenüberhose, Daunenjacke über dem Daunengilet, Mütze und die warmen Handschuhe. So eingepackt trotzte ich also der Kälte 🙂
Nach dem Frühstück haben wir uns mit dem Inreach per Satellitenkommunikation mit Alpine Aviation in Verbindung gesetzt. Unser Linienflug in Richtung Vancouver (-Toronto – Zürich) startet am Samstag Morgen von Whitehorse und so müssen wir bis spätestens Freitag von Rosie Lake abgeholt werden. Diese Abholzeit (und vor allem das Datum) müssen wir jedes Mal kurzfristig abmachen. Dieses Mal sieht es so aus, dass wir Glück haben und das Wetter mitspielt. Gerd holt uns wirklich erst am Freitag hier ab. Das heisst, wir haben keine unnötige Nacht in Whitehorse – was uns freut, weil wir die Zeit viel lieber hier draussen verbringen. Danke, Lucy (meine Schwester), für die Annullation der „Sicherheitsnacht“ im Hotel von Whitehorse!
Nach dem Abwasch haben wir uns Stift, Papier, Taschenrechner und Lineal geschnappt und uns mit der Sauna-Bau-Thematik auseinandergesetzt. Wenn nun die gute Fee daherkommen würde und uns unbedingt eine Sauna hinzaubern möchte, wäre sie im Blockhausbau, sie hätte einen grossen, leistungsstarken Ofen, zwei bequeme Liegebänke mit Blick aus einem grossen Fenster auf den See und Platz zum aufrecht sitzen. Selbstverständlich wäre ein kleiner Vorraum zum Umziehen vorhanden (optional) und eine Sitzbank draussen vor der Hütte, um sich nach der Abkühlung erholen zu können…
Aber naja, genug geträumt. Wir sind beide keine Profis und wir würden uns schon mit einer kleinen, gut isolierten Hütte – egal, ob Blockhaus oder auch A-Frame – einem Ofen und zwei Bänken zufrieden geben. Hauptsache schwitzen.
So haben wir Varianten gezeichnet, gemessen, gerechnet und kamen doch immer wieder zum Schluss, dass die Fee schon praktisch wäre. Oder ganz allgemein Hilfe. Also: Wir suchen noch immer nach einem (bau-)lustigen Zimmermann, der etwas Zeit am Rosie Lake verbringen möchte… Bitte melde Dich 😉
Tja, irgendwann waren die Temperaturen dann aber doch in Richtung minus 20 Grad geklettert und wir wagten uns an die frische Luft. Oliver befreite seinen inneren „Hulk“ und hat wieder zwei schwere Baumstämme ganz alleine über den „See-Pfad“ zum Holzplatz gezogen. Weitere Holzarbeiten haben wir ebenfalls noch erledigt, bevor wir uns die Schneeschuhe angeschnallt haben für etwas Runway-Maintenance. Zwei Mal sind wir die Strecke parallel in kleinen Schritten abgelaufen, um die Spur für die Cessna für unsere Heimreise zu erhalten. Bis wir damit fertig waren, war es gegen 18:30 Uhr, nach dem Halt an der Schneebar schon 19 Uhr.
Zum Abendessen gab es das letzte Hackfleisch mit Sauce und Nüdeli, dazu Salat und später etwas Netflix (wir schafften es im dritten Anlauf mit dem „Wolf of Wallstreet“ 😉 ).
Heute Abend fielen die Grad nicht so schnell wie gestern und wir gehen davon aus, dass die Nacht nicht ganz so kalt wird wie die letzte. Erst Mal kuscheln wir uns aber ins Bett und freuen uns so oder so, unsere müden Knochen ausruhen zu können… 🙂
Tagebuch 28. Februar 2024 | Finde den Hammer 🙂
Richtig. Die Nacht auf heute war nicht mehr ganz so kalt. Zwar kann man bei – 29 Grad noch nicht von einer Tropennacht sprechen, aber es ist doch eine andere Liga als – 40 Grad.
Heute hatten wir wieder einen (für unsere Verhältnisse) frühen Kaffeestart um kurz vor 8 Uhr. Ausserdem blieben wir auch nicht ewig liegen, sondern machten uns schon bald auf zum Frühstück und den heutigen Taten.
Für heute hatten wir uns was vorgenommen, mit dem ich Oliver schon in den Ohren liege, seit wir Rosie Lake gekauft haben: Die Werkstatt muss endlich aufgeräumt werden!
Hinter der Stube befindet sich die Werkstatt, welche wirklich sehr, sehr gut ausgestattet – aber ein heilloses Durcheinander ist. Wenn wir ein Bau-Projekt haben und Oliver mich schickt, einen bestimmten Gegenstand aus der Werkstatt zu holen, war meine erste Frage meist: „Weisst Du ungefähr, wo ich das finde?“. Und seine Antwort war ungefähr „Beim reinkommen rechts, ungefähr in der Mitte“. Klar, so findet man alles – und das erst superschnell. Nicht.
So war es klar, dass wir früher oder später dieses Aufräumen in Angriff nehmen mussten – was heute endlich der Fall war. Oliver hat schon angefangen, ich räumte erst noch das Frühstück auf, bevor ich mich auch in den Spass stürzte. Gemeinsam räumten wir aus, um, auf. Sortierten und putzten und misteten alles defekte (macht es wirklich Sinn, ein defektes Gerät in seine Schachtel zu packen und einfach „no works“ drauf zu schreiben und wieder im Gestell zu platzieren??) aus.
Vier Stunden später standen wir aber stolz vor vollbrachter Arbeit. Die Werkstatt hat immer noch ihren alten Charme, es stehen, liegen und hängen noch immer gefühlt eine Million Dinge rum – aber zumindest stehen passende Dinge am gleichen Ort und man hat nun tatsächlich Platz an den zwei Werkbänken zu arbeiten und sich überhaupt in der Werkstatt zu bewegen. Das Raumgefühl ist grossartig! Zugegeben, auf den Bildern sieht man nicht sehr viel Unterschied – aber versprochen, das neue Werkstattgefühl ist der Hammer!
4 grosse Abfallsäcke sind nun gefüllt und warten auf den Abtransport, 2.5 grosse Plastikkübel mit alten Bierglasflaschen, diverse Brotbackmaschinen und sonstiger Elektroschrott sind ebenfalls für die Entsorgung vorgesehen. Aufzählung nicht abschliessend…
Nach so viel In-House Arbeit mussten wir uns auch noch ein bisschen an der frischen Luft bewegen. Dafür packten wir uns warm ein und machten noch zwei Runden den Runway rauf und runter. So lässt sich das Nützliche (Runway-Unterhalt) mit dem Nötigen (Bewegung) kombinieren. Plus: Es gibt noch mehr Hunger auf feinen z’Nacht! 🙂
Tagebuch 29. Februar 2024 | Aufräumarbeiten.
Der letzte Tag am Rosie Lake (für dieses Mal) ist angebrochen… Die Zeit ist einmal mehr verflogen und schon stehen die Aufräum- und Packarbeiten auf dem Plan. Wenn wir schon beim Aufräumen sind, haben wir uns auch noch die restlichen Gangschränke vorgenommen. Oliver hat bereits vor meiner Anreise die vier Abfallsäcke voller Kleider dort gefüllt – es gab aber immer noch allerlei zu entsorgen. Wieder standen wir mit zwei weiteren gefüllten Säcken, die wir ausfliegen wollen, da.
Um nichts zu vergessen, haben wir uns bereits in den letzten Tagen einige Stichworte notiert. Laufend kommen neue Dinge dazu. Einiges davon können wir bereits heute erledigen, anderes erst morgen, am eigentlichen Abreisetag. So haben wir nun zwei Listen: Eine mit Dingen, die man vor der Abreise erledigen muss und eine mit einem Last Check, bevor man die Hütte verlässt.
Heute brachte Oliver bereits die meisten Schutzpaneele über den Fenstern an. Eine zeitintensive, etwas fummelige Arbeit, die man besser nicht unter Stress erledigt. Zwei für die Stube liess er noch offen, damit wir doch noch Licht im Haus haben, die machen wir morgen. Ausserdem haben wir unsere Kleidung in die Taschen geräumt, Oliver hat die Motorsäge geputzt und verstaut, ich habe Oliver’s Handschuhe mit Nadel und Faden geflickt, die Asche wurde entsorgt (dieses Mal im Metallkübel am Morgen als der Ofen noch kalt war und in sicherer Distanz vom Haus), wir hängten die Wildtierkameras an die Bäume und konnten die „Holz-Buchhaltung“ machen. Total hatten wir in diesen Ferien ca. 10 Kubikmeter Holz (noch nicht alles in Scheite gehackt) verarbeitet. Wenn man rechnet, dass wir pro Woche im strengsten Teil des Winters dreiviertel Kubikmeter benötigen, können wir es doch einige Wochen hier aushalten… 😉
Gegen 14 Uhr machten wir eine Tee-Pause auf den Liegestühlen am See und ich blickte in die Ferne über den zugefrorenen See. Und wurde ganz melancholisch. Müssen wir denn wirklich hier abreisen? Oliver brachte meine Gedanken auf den Punkt: Wir haben in den letzten Wochen keine Ferien gemacht. Wir haben das Rosie Lake-Leben gelebt. Den Life-Style. Genau so könnte auch ein ganzer Winter hier funktionieren. Holzarbeiten, Hausarbeiten, Kochen, gemeinsame Zeit haben, Gespräche, nach den Sonnenstunden des Tages leben.
Tja, es fällt mir schwer, daran zu denken, dass ich morgen hier weg muss.
Oliver wünschte sich für den Abend nochmals eine Aprés-Ski-Party und so machte er alles bereit für ein Lagerfeuer. Bei dieser Gelegenheit konnten wir noch den Hausrat verbrennen. Bei knackigen – 25 Grad tranken wir die letzten kalten Bier und Gin Tonic und tanzten und sangen zu geselliger Musik am Feuer 🙂 Ein würdiger Abschluss für einen wunderschönen Aufenthalt im Wintermärchen!
Tagebuch 1. März 2024 | Time to say goodbye.
Heute standen wir seit langem mal wieder mit einem Wecker auf. Dieser klingelte uns unsanft und gegen jede Gewohnheit um 6:30 Uhr aus dem Schlaf. Es war noch finstere, kalte Nacht draussen und wir liessen uns erst mal nicht beirren. Kaffee musste sein.
Gerd schrieb am Morgen früh schon per inReach, dass das Flugzeug gegen 14 Uhr hier sein sollte und fragte nach dem Wetter und dem Stand des Overflows. Das Wetter war noch durchzogen. Die Hügel im Osten waren wolkenfrei, die Berge im Westen hingegen (in Richtung Whitehorse) waren noch verhangen.
Die Richtzeit von 14 Uhr gab uns genug Zeit, um alle Arbeiten gemäss Checkliste sorgfältig erledigen zu können. Einen solchen Stress wie im letzten Herbst wollten wir uns nicht mehr antun. WC putzen, Bett abziehen, weitere Paneele anschrauben und die Lebensmittel sortieren. Wir strichen penibel auf der Liste ab, was erledigt war und fügten sogar noch ein paar Punkte hinzu, die uns in den Sinn kamen. Das Ziel ist, eine komplette, strukturierte Liste für die nächsten Male zu erstellen. Wir werden immer besser 🙂
Oliver arbeitete mehrheitlich draussen und erledigte die anstrengenden Arbeiten in der Kälte (- 25 Grad draussen) und ich kümmerte mich um die Details im Haus. Zum Schluss hatten wir einen aufgeräumten, geputzten Wintergarten, keine Lebensmittel mehr im Haus (Trockenwaren luftdicht verpackt in die kleine Hütte gebracht), alle anderen Lebensmittel zum ausfliegen bereit, aufgeräumte Schlafzimmer, Stube und in der Küche alles geputzt. Auch rund ums Haus war alles abgeschlossen, verriegelt und verstaut. Oliver schraubte die letzten Paneele an und gleich herrschte im Haus Finsternis.
Wir verstauten das Gepäck auf den Schlitten und machten uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zum Runway. Dieses Mal vergassen wir auch nicht, die Wildtierkameras einzuschalten 😉 Hintereinander stapften wir auf dem bekannten Pfad über die glitzernde Fläche und schauten ab und zu wehmütig zur Hütte zurück. Schon jetzt lag sie still und ruhig inmitten der gewaltigen Natur da, als ob es ihr egal wäre, wenn wir weg sind. Uns ist es definitiv nicht egal. Wir würden am liebsten umdrehen und heimkommen!
Trotzdem: Es bleibt uns nichts anderes übrig, als in der Sonne auf die Geräusche der Umgebung zu horchen. Irgendwann, von irgendwo musste das weit entfernte Brummen der Cessna zu hören sein… Wir mussten nicht lange warten, da hörten wir es. Das Dröhnen kam schnell näher. Aus dem kleinen roten Punkt am Himmel wurde schnell ein Flugzeug. Es flog eine Schleife über uns, um elegant von Norden her auf unserem Runway 18 zu landen und direkt vor unseren Füssen zu stoppen. So, nun war es soweit. Wir mussten Abschied vom Wintermärchen nehmen… Die Zivilisation wartete.
Der Pilot übergab uns die bestellten vollen Benzinkanister, die Oliver noch „schnell“ mit dem Schlitten zur Hütte zog und verstaute. In der Zwischenzeit luden der Pilot und ich das Gepäck (inkl. 4 weiteren grossen Abfallsäcken – wir sind bei total 28) ein und hielten ein Schwätzchen. Dann ging alles schnell. Wir nahmen unsere Sitzplätze ein, der Pilot gab Gas und nach kurzem Take-off Roll waren wir schon in der Luft.
Wir fragten, ob wir beim Abflug statt direkt wegzufliegen, noch eine Schlaufe über den östlich gelegenen See und das Grundstück der „Nachbarn“ am Frances Lake fliegen könnten. Als der Pilot das bestätigte, sandten wir Joe und Nadyne eine kurze inReach-Message und so standen sie draussen vor der Hütte und winkten uns in den Himmel zu. Sogar einen Orbit über ihr Grundstück flog unser Pilot für uns und lenkte danach die Nase des Flugis in die Höhe, um in Richtung Whitehorse in den Himmel zu stiegen… Danke, Rosie Lake, für diese wunderbare Zeit!
In Whitehorse fuhr uns Gerd nach der Landung und Begleichung der Rechnung (ja, da war doch noch was…) in die Stadt und wir checkten im Hotel ein. Da es etwas ausserhalb liegt, mussten wir fürs Abendessen noch ein bisschen Schritte hinter uns bringen. Der Wind liess die – 23 Grad um einiges kälter erscheinen und für den Rückweg vom Best Western z’Nacht haben wir uns sogar ein Taxi bestellt – kaum zurück in der Zivilisation, schon wieder Weicheier 🙂
Zurück im Hotel packten wir unsere Koffer „Airline-gerecht“ für den nächsten Morgen, genossen noch eine heisse Dusche und schlummerten danach friedlich und satt ein.
Tagebuch 2. März 2024 – Heimreise mit „Umweg“…
Der Rückweg war noch kurz gespickt mit einem Holperer. Bei der Durchsicht der E-Mail’s im Hotel sahen wir, dass unser Flieger von Vancouver nach Toronto über zwei Stunden zu spät sein würde. Das würde nie reichen für den Anschluss nach Zürich (1h50′ Anschlusszeit). Wir fragten also beim Check-in in Whitehorse, was wir zu erwarten haben… Die freundliche Dame am Schalter nahm sich sehr viel Zeit für uns. Sie schaute im Computer nach und bestätigte, dass dieser Anschluss nicht klappen würde. Also suchte sie nach Alternativen, um trotzdem am Sonntag in Zürich anzukommen und telefonierte dann mit einem Air Canada Helpdesk. Die Zeit verrann, die Schlange am Check-in wurde immer länger und die Frau hing immer noch in der Warteschlaufe am Telefon. Sie liess sich aber nicht beeindrucken, als langsam hinter uns mit den Füssen gescharrt wurde…
Mir wurde es bereits unangenehm, aber sie gab nicht auf. Schliesslich wurde ihr am Telefon geholfen und sie druckte unsere Bordkarten aus. Eine knappe Stunde hatten wir nun einen von total zwei besetzten Schaltern blockiert, um die Flüge umzubuchen. Anstatt via Vancouver – Toronto nach Zürich flogen wir nun via Vancouver – Frankfurt nach Zürich. Wir rechneten aus, dass wir dieses Mal von Tür zu Tür nicht mehr als 36 Stunden inkl. Übernachtung in Whitehorse gebraucht haben – das ist mal nicht schlecht für die Wildnis am Rosie Lake 😉
Nun träumen wir schon wieder vom nächsten Mal. Der Countdown-Ticker sagt: 75 Tage bis zum Frühlings-Trip – dieses Mal mit Gästen: Alison und Reto, meine Eltern, wagen den Schritt ins Abenteuer und begleiten uns zum Rosie Lake! Wir freuen uns auf ihren Besuch und sind sicher, dass sie den Zauber von Rosie Lake spüren werden!