The Great Yukon Adventure | Sommer 2018

Im Sommer 2018 verbrachten wir sieben Wochen in Kanada. Geplant waren drei Wochen auf Otter Island, einer kleinen privaten Insel mitten in der Yukon-Wildnis, und vier Wochen mit Kanu und Zelt auf dem Big Salmon River – Yukon River von Otter Island nach Dawson City.

Umfangreiche Vorbereitungen

Otter Island war schon früh gebucht. Über ein ganzes Jahr mussten wir uns auf das Grosse Yukon Abenteuer gedulden. Schon im März 2017 fragten wir bei Tom die Hütte an und auch die Pläne für den Big Salmon River bestanden schon, seit wir das letzte Mal von der Insel weggeflogen sind.

Der Countdown zählte also für den 2. August 2018. Davor mussten aber noch gefühlt eine Million Dinge erledigt werden. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, was wir alles benötigen würden. Zum Beispiel welche Taschen wir mitnehmen möchten, welche Medikamente, benötigen wir eine Absicherung für den Notfall und wenn ja, welche; über sinnvolle Kleider und nicht zuletzt über die Anzahl Bierbüchsen, die wir während dieser Zeit geniessen wollten. Gar nicht so einfach, sich für knapp sieben Wochen auszurüsten. Claire durfte sich ausgiebig im Listen-Schreiben vergnügen und vor allem in der Endphase vor der Reise mussten noch viele Details besprochen werden. Der Flug (Mailand – Toronto – Vancouver – Whitehorse und zurück), die Hotels, der Husky Bus, Bahntickets und ein Kanu mussten organisiert werden.

Zu den anzuschaffenden Dingen gehörten beispielsweise kostspieligere Sachen wie ein GenSpot3 für den Notfall, ein Solarport, Reisetaschen, Packsäcke aber auch Sachen wie die Flussführer, ein Fischgewürz und Ziplocksäcke, Mückensprays und Musik fürs iPhone wurden gekauft.

Am Schluss hatten wir eine komplette, sortierte Packliste, eine umfangreiche Einkaufsliste für den Superstore (inkl. abgewogene Masseinheiten für Pasta- und Reisportionen), eine für Canadian Tire, eine ganze Aufstellung für Bier und Wein für den Liquor-Store, eine Übersicht über unsere Medikamente und deren allfälligen Einsatz, eine Batterieplanung und eine Checkliste fürs Kanufahren. Beim Blick auf die Listen wurde klar: Die grosse Kunst würde sein, alles flugzeug- und transportgerecht in Taschen zu verpacken und schlussendlich im Kanu zu verstauen…

Diese Aufgabe erledigten wir am Abend vor der Abreise. Wir packten alles sauber und platzsparend in unsere Taschen. Wie viele T-Shirts, Odlo-Shirts oder Unterhosen den Weg nach Kanada finden sollten, hatten wir ja eigentlich definiert. Trotzdem wurde das meiste nochmals hinterfragt. Zufrieden und etwas ausser Atem standen wir vor zwei wasserdichten Taschen und zwei vollen Rucksäcken. Und dann: die Frage, ob nicht doch alles in die beiden Taschen passt und ein Rucksack leer darin transportiert werden soll. Ok, ein Versuch war es wert und viele Dinge, die bereits verpackt waren, wurden nochmals hinterfragt. So konnte noch das eine oder andere an Platz eingespart werden und wir schafften es tatsächlich, einen Rucksack leer in die grosse Tasche zu würgen. Sieg!

Die Kleinigkeiten am Reisetag gingen schnell von der Hand. Der letzte Müll und Kompost wurden entsorgt, die Storen geschlossen und die Zahnbürste eingepackt. Pünktlich für den Bus um 14.02 Uhr war das ganze Gepäck bei 30 Grad im Schatten bei der Bushaltestelle postiert. Es konnte endlich, endlich losgehen!

Ein langer Weg in den Hohen Norden

Nach der Busfahrt ging es weiter mit der S-Bahn nach Zürich, mit dem Zug nach Mailand, mit dem Regio an den Flughafen Malpensa und mit dem Taxi ins Hotel. Am nächsten Morgen nahmen wir wieder ein Taxi zum Flughafen und hüpften dann mit Air Canada über den Teich, erst mal nach Toronto, dann weiter via Vancouver nach Whitehorse. Eine lange Reise, aber es hat alles wie geplant geklappt und ca. 24 Stunden später haben wir im Hotel Days Inn eingecheckt.

Der Weg nach Otter Island

Wie erwartet war das Aufstehen am ersten Morgen in Kanada nicht ganz einfach. Aber die Pflicht rief. Ein kurzer Kaffee im Hotelzimmer und um 07.05 Uhr standen wir, ausgerüstet mit vielen leeren Einkaufstaschen, schon vor dem Superstore. Bewaffnet mit unseren Einkaufslisten, einem Kugelschreiber, zwei Einkaufswagen und der Kreditkarte stürmten wir die Regale. Es musste, trotz der Hoffnung, dass wir viele Fische fangen würden, einiges eingekauft werden; angefangen bei einer Bratpfanne, unseren Kaffeemugs, über Fleisch, Gemüse, Pasta, Reis, Konserven, Süsses und tausend andere Dinge. Wir haben im Vorfeld zwar detailliert notiert, wie viel wir von was einkaufen wollten, nun ergaben sich aber doch immer wieder Abweichungen. Nach knapp zwei Stunden war die Liste abgearbeitet, alles einmal aufs Kassenband gelegt und dann in einer Tasche verstaut. Der Kassenzettel war fast einen Meter lang – Hunger mussten wir auf unserer Reise sicherlich nicht fürchten.

Das Days Inn liegt so günstig, dass wir die Einkäufe in einem Gang ohne Taxi ins Hotel bringen konnten. Gleich danach ging’s weiter zum Canadian Tire. Ganz oben auf der Liste stand hier die Fishing Licence – in der Hoffnung, dass sich diese 20 Dollar bezahlt machen würden. Zudem landeten noch einige Fischereiartikel und diverse Kleinigkeiten auf dem Kassenband und nach 30 Minuten konnten wir uns guten Gewissens einen Kaffee im Starbucks genehmigen.

Nach dem Packen bog sich der Gepäckwagen fast durch und ächzte unter der Last der ganzen Taschen und Einkaufstüten. Trotzdem schafften wir es, den Wagen ohne Unfall in die Lobby zu manövrieren, um Tom, den Besitzer von Otter Island, zu treffen. Nach seiner Ankunft hievten wir unser ganzes Hab und Gut auf seinen Pick-up und machten noch zwei Stopps, bevor wir aus Whitehorse raus fuhren: der Liquor Store und Coast Mountain Sports.

Das einzige, was noch fehlte, war – und das ist schon noch wichtig: ein Kanu! Dieses holten wir am südlichen Marsh Lake bei Jaana & Wolf von Wolf Adventure Tours ab. Zusätzlich nahmen wir noch zwei Lebensmitteltonnen, eine Axt, einen Spaten und eine Säge mit. Und ganz wichtig: eine kurze Beschreibung über den Start des Big Salmon River und seine Schwierigkeiten in diesem Jahr: Log Jam und querliegende Bäume – ohje, aber wir liessen uns da einfach mal überraschen… Jetzt war wirklich alles komplett und die Fahrt ging weiter, zumindest bis Johnson’s Crossing. Der Pflichtstopp gleich am Beginn der South Canol Road ist perfekt für einen kleinen Imbiss (Cinnamon Buns & Kaffee).

Gegen 17 Uhr waren wir endlich am Quiet Lake, der entgegen unseren Erwartungen – in Whitehorse war es sehr windig – seinem Namen alle Ehre machte. Wir waren sehr erfreut über die Situation und luden rasch das ganze Gepäck aus Toms Auto aus, um das Kanu zu beladen. Zwei Lebensmitteltonnen, zwei grosse Taschen, die restlichen Lebensmittel, Bier, Wein, Reservepaddel: alles musste seinen Platz finden, ohne, dass wir zu hoch packen müssen. Die Verabschiedung von Tom verlief zügig, wir wollten los, das Tageslicht und gute Paddelbedingungen riefen zur Eile. Um 17.10 Uhr legten wir am Quiet Lake ab, das Kanu tief im Wasser versuchten wir, uns langsam wieder ans wacklige Gefühl in diesem kleinen Boot zu gewöhnen.

Mit kraftvollen Zügen entfernen wir uns vom Ufer, von der Zivilisation, in Richtung Einsamkeit und Wildnis, in Richtung Otter Island. Wir paddelten Schlag um Schlag und erreichten das Ende des Quiet Lake nach 1 Stunde 50 Minuten (ca. 10 Kilometer). Es war noch hell genug, das Wetter passte, wir waren noch fit (irgendwie) und paddelten somit auf den Zwischenfluss zum Sandy Lake. Die Strömung zog und wir mussten nicht mehr so angestrengt paddeln. Und das wurde uns schon gleich fast zum Verhängnis: Claire, vorne im Kanu, hatte noch gar kein Gefühl, um den Fluss zu lesen und so kam es, wie es kommen musste – wir fuhren auf einen Stein, der sich knapp unter Wasser befand, auf. Das kann in vielen Situationen ziemlich ins Auge gehen, wenn sich das Kanu abdreht. In unserem Fall ging es glimpflich aus. Oliver zog sich – Sommer sei Dank – kurzerhand die Schuhe und Socken aus, stieg ins kühle Nass und schob das Kanu vom Stein, um weiterzufahren. Puh, nochmal gut gegangen!

Die Vorfreude auf die Nacht im kuscheligen Bett auf Otter stieg und auch der schmerzende Nacken war nun nicht mehr so schlimm. Der Sandy Lake zog sich, aber im Big Salmon Lake war Otter Island schon fast zu riechen. Auf dem Landspitz beim Excellent Camp machten wir noch einen kurzen Halt, um die letzten Kräfte des Tages zu mobilisieren – auf zur letzten Etappe!

Um 21.50 Uhr, kurz bevor es dunkel wurde, erreichten wir die Insel. Mit lahmen Armen, aber hoch erfreut stiegen wir aus dem Kanu und brachten alles zur Hütte. Eine letzte Schlepperei für heute. An diesem Abend machten wir keine grossen Sprünge mehr, kochten noch eine Suppe, tranken ein Bier und legten uns schon bald auf der Galerie in unsere Schlafsäcke. Herrlich, wir hatten es bis Otter Island geschafft.

Entspannte Insel-Tage

Der erste Morgen auf Otter Island begann entspannt, genauso wie ein solcher Morgen sein soll. Oliver packte seine Fischereisachen zusammen für eine kleine Runde über den See. Claire stand etwas später auf, machte Kaffee und genoss die laue Morgenluft mit einem Buch am Seeufer. Das Thermometer zeigte fast 20 Grad an, die Sonne lachte – was für ein Ferienbeginn. Oliver konnte bei seiner Rückkehr bereits einen ersten Erfolg vorweisen: der erste Hecht der Ferien war geschnappt und wir freuten uns schon jetzt aufs Abendessen – so konnte es gerne weitergehen!

Am Nachmittag ging es gemütlich weiter und wir heizten die Sauna ein. Das Feuer prasselte im Ofen, das Wasser in den Töpfen auf dem Ofen blubberte und unsere Badetücher lagen bereit auf der Holzbank. Perfekt, da liessen wir uns nicht zwei Mal bitten und setzten uns mit einem Molson Canadian hin. Fast fühlt es sich an, als wären wir nie weg gewesen – die Abkühlung im See war genau so herrlich wie beim letzten Mal.

Was es zum Abendessen gab? Was für eine Frage?! Hecht in Ei-Mehlpanade, auf offenem Feuer gebraten mit Kartoffeln und Salat. Perfektes Essen, Petri heil!

Die Tage gingen vorbei, das Wetter spielte meistens mit und bescherte uns wunderbare Spätsommertage. Diese verbrachten wir weiterhin mit vielen Fischerausflügen und täglicher Sauna. Hin und wieder machten wir aber auch grössere Ausflüge zu Fuss und/oder mit dem Kanu.

Six-Hütte

Ein solcher Ausflug führte uns mit dem Kanu über den ganzen See bis zum Ausfluss (ca. 10 Kilometer pro Weg), wo sich eine Holzhütte befinden sollte. Dafür packten wir ein paar Sachen zusammen und stiegen ins Boot. Auf dem Hinweg schoben uns die Wellen und der Wind in die richtige Richtung und nachdem uns klar wurde, dass die Hütte zur linken Seite ist, statt wie angenommen auf der rechten Seite, haben wir sie auch schnell gesichtet.

Richtig idyllisch und romantisch steht sie am Ufer, die Six-Hütte, erbaut vom Österreicher Franz Six. Zum Haupthaus gehört ein kleines, auf hohen Stelzen gebautes Häuschen, wo die Lebensmittel bärensicher gelagert werden. Apropos Bären: wir machten uns bei der Ankunft lautstark bemerkbar, für den Fall, dass sich bereits ein pelziger Typ dort niedergelassen hat. Das war nicht der Fall und so erkundeten wir die Hütte und die Umgebung.

Das Wetter war in der Zwischenzeit nicht besser geworden und uns stand auf dem Heimweg ein ruppiger Ritt gegen den Wind bevor. Also blieben wir nicht allzu lange, wir würden sowieso beim Start der Kanutour auf dem Big Salmon River wieder hier vorbeikommen. Wie erwartet mussten wir hart in die Paddel greifen, um überhaupt ein wenig vorwärts zu kommen. In der Hälfte vom See machten wir einen kurzen Stärkungsstopp, bevor der Endspurt losging.

Auf Otter Island angekommen zeigte unsere GPS-Uhr, dass wir ca. 4 Stunden gepaddelt sind und entsprechend waren die Schultern verspannt. Diese Schmerzen konnte die Sauna und ein feines Abendessen aber zuverlässig lindern.

Fischen am Quiet Lake

Ein weiteres Ausflugs-Highlight war eine Paddeltour zum Ausfluss vom Quiet Lake, den wir schon von der Anreise kannten. Dort hatten wir viele Fische im Wasser gesehen, und genau diese reizten uns nun. Das bedeutete aber, dass wir nach dem Big Salmon Lake einen kleinen Zwischenfluss gegen den Strom und den Sandy Lake paddeln mussten. Tee, Kocher und Tütensuppe, Bären- und Mückenspray landeten im Gepäck und wir schoben das Kanu ins Wasser.

Wie erwartet war es eine anstrengende Tour gegen die Strömung. Am Sandy Lake legten wir noch einen Pausenstopp ein, bevor wir am Zwischenfluss zum Quietlake die Angelrute auspackten. Und dann ging es schnell: zack, die erste Äsche hat gebissen! Claire hat sich schon gefreut, dass das heute eine schnelle Sache wird. Aber weit gefehlt. Nach dem rassigen Anfangserfolg ging gar nichts mehr. Wir versuchten alles: vom Land aus, im Kanu beim treiben lassen (ja, die Strecke muss man auch immer wieder flussaufwärts zurückpaddeln!) oder im Fluss mit dem Paddel am Boden fixieren. Kein Erfolg.

Leicht frustriert kochten wir unsere Suppe und machten dann noch ein paar Versuche, aber es wollte einfach nicht mehr gelingen. So machten wir uns gegen 16.30 Uhr wieder auf den weiten Weg nach Hause (inkl. Elch-Sichtung!), um den einen kleinen Grayling als Apéro zu braten. Geschmeckt hat er gut. Das Abendprogramm war Standard: Sauna und Abendessen und richtig tief und gut schlafen.

Zwischenprogramm

Neben den grösseren Ausflügen gab es aber gemütliche Tage, an welchen wir nur kleine Touren rund um die Insel gemacht haben. Die Hechtbucht besucht, zu den Steinen gepaddelt und nachgeschaut, ob bei der kleinen Hütte noch alles ok ist. Wasser im See holen und Holz hacken gehörte jeden Tag zum Programm. Ausserdem musste auch mal Brot gebacken und Wäsche gewaschen werden, was mit Wasser aufkochen und von Hand waschen immer eine grössere Prozedur ist.

Fisch hatten wir jeden Tag reichlich. Es gab Tage, an welchen Oliver „Fisch-Verbot“ erhielt, weil wir unser Motto, nur so viel zu fischen, wie wir auch essen können, einhalten wollten. Mit einer grossen Seeforelle hatten wir genug Fisch für zwei Mal essen.

Spaziergang auf der Mining Road

Damit nicht nur unsere Arme genutzt werden, machten wir auch zwei Wanderungen während der Insel-Zeit. Einer dieser Ausflüge brachte uns zur Mining Road. Das ist der Fahrweg, den Tom im Sommer mit dem ATV (Quad) und im Winter mit dem Snowmobile als Zufahrt nutzt. Sie führt ca. 15 Kilometer von der South Canol Raod zum Ufer des Big Salmon Lakes. Dort spazierten wir also einige Kilometer die Strasse entlang, entdeckten ein kamerascheues Stachelschwein und unterhielten uns laut, um andere, eher unliebsame Begegnungen zu vermeiden.

Nach ca. 4.5 Kilometern sahen wir einen Fusspfad, der rechts vom Weg in den Wald führte. Spontan folgten wir diesem und trafen nach einem weiteren Kilometer unvermittelt auf einen türkisfarbigen See. Welch eine unerwartete Perle! Wir blieben etwas im Sonnenschein vor Ort, tranken Tee und machten uns später wieder auf den Weg zurück. Zurück nach Otter Island, zum Abendprogramm as usual.

Sturm auf den Tower Peak

Irgendwann war der Tag X gekommen. Oliver hat Claire schon lange vorgewarnt und nun fand sie langsam keine Ausreden mehr. Er wollte endlich noch einen Versuch für die Bezwingung des Tower Peaks, dem Hausberg Otter Islands, wagen. Also packten wir nach einem stärkenden Frühstück unsere Rucksäcke mit Proviant und warmen Kleidern ins Kanu und brachen auf ins Ungewisse. Er hatte die Route schon lange geplant und so mussten wir uns zuerst ca. eine Stunde durch den Wald kämpfen (Kanadischer Wald ist nicht vergleichbar mit den aufgeräumten Schweizer Wäldern), über Baumstämme steigen oder unter ihnen hindurch kriechen. Nach dem Wald kam die Geröllhalde, zuerst mit grossen Steinblöcken, bald mit rutschigem Gestein und es wurde immer steiler.

Die Schlüsselstelle kam nach dem Geröll im Gebüsch. Es war so dicht und der Hang so steil, dass Claire kurzfristig die Nerven verlor. Oliver musste vorspuren und schauen, ob es möglich ist, weiterzugehen. Als er zurück kam, sagte er, dass es nicht mehr weit ist, bis man auf eine sehr steile, aber gebüschfreie Halde kommt. Ok, dann musste es weitergehen. Und tatsächlich kamen wir kurz drauf aus dem dunklen Dickicht auf den Hang und erklommen die nächsten Höhenmeter bis zu einem Plateau. Obwohl man dort das Gefühl hatte, dass es nicht mehr weit zum Gipfel ist, zog es sich in die Länge.

Unterwegs begegneten wir einer Gruppe von vier Rentieren, die uns neugierig beäugten. Wir konnten unser Glück kaum fassen, sie so lange und so nah zu sehen. Weiter ging’s bergauf, bis wir wirklich oben waren und einen wunderbaren Weitblick hatten. Otter Island im Big Salmon Lake, bis zum Quiet Lake, Mount St. Cyr und die Pelly Mountains – alles hatten wir im Blick. Das Wetter hatte sich mittlerweile etwas verschlechtert und es wurde richtig kalt. Also suchten wir einen windgeschützten Platz für die Pause, bevor wir uns rasch wieder auf den Heimweg machten.

Erst war es entspanntes Wandern über Heiden und Grasflächen, aber wenn wir gemeint haben, der härteste Teil wäre bergauf gewesen, so wurden wir nun eines Besseren belehrt. Wir wählten offenbar nicht die beste Route und kamen ziemlich schnell in sehr steiles Gelände, wo wir quasi von Baum zu Baum fielen und uns so Stück für Stück nach unten hangelten. Wir zwängten uns durch dichtes Gebüsch und erwarteten fast, dahinter ins dunkle Maul eines Bären zu blicken. Tierspuren waren überall, aber Gott sein Dank, Begegnung hatten wir keine.

Mit dem Handy hatten wir am Morgen eine virtuelle Markierung gesetzt, um das Kanu wieder zu finden. Obwohl wir keine Routen auf der Karte eingezeichnet hatten (kein Empfang), half es uns doch ungemein, den Weg zu finden.

Völlig erschöpft kamen wir mit schmerzenden Füssen, von Mücken zerstochen und einfach richtig erledigt am See an. Die Statistiken im Kanadischen Wald für rund 1000 Höhenmeter bergauf und bergab sprechen für sich:

  • Hinweg: 4h 26′
  • Rückweg: 3h 38′
  • Langsamster Kilometer: 1h 56′ – und der war bergab!

Himmelsschauspiel

Die grosse Überraschung kam eines Nachts, als wir raus mussten und leichte Lichter über den Himmel ziehen sahen. Oliver sagte, das müssten doch Nordlichter sein und wir fassten den Plan, in der nächsten Nacht auf den See zu paddeln, um genauer nachzusehen.

Wir packten uns also dick ein und stiessen das Kanu nach Mitternacht ins Wasser. Tatsächlich mussten wir nicht lange warten und schon bald zauberte eine unsichtbare Hand die Lichter in Schlaufen und Kurven über den Himmel. Unter uns der schwarze See, der wie Öl glänzte und über uns dieses Schauspiel inmitten der Millionen hell leuchtender Sterne. Es war fantastisch und hat uns richtig in seinen Bann gezogen.

Aufbruch ins Neuland – Big Salmon River

Langsam, aber sicher kam der Tag des Aufbruchs näher. Wir packten also unsere Siebensachen, sortierten die Kleider, die Outdoor-Ausrüstung und die Lebensmittel für die Fahrt auf dem Fluss. Unsere Gebete für gutes Wetter wurden nicht erhört. Pünktlich zum Start unserer grossen Kanutour hingen die grauen Wolken tief über den Hügeln und Regenschauer zogen über den See. Es half alles nichts, wir mussten los.

Mit dem Kanu voll beladen und tief im Wasser paddelten wir Richtung Six-Hütte, um dort erst mal abzuwettern und eine Suppe zu kochen. Als der Regen etwas nachliess, war es also endgültig soweit: wir liessen das Kanu in die erste Kurve vom Big Salmon River gleiten.

Den Flussführer haben wir gut angeschaut und auch die Beschreibung von Wolf zu den Spezialitäten nochmal gelesen. Der Flussführer meinte, es könnte auf den ersten Kilometern etwas gefährlich werden: «Use extreme caution. Drifted logs, log jams, potential hazards change» stand da in fetter Schrift. Ok, haben wir uns gedacht, dann schauen wir mal – chunnt scho guet…

Es ging zügig vorwärts, der junge Fluss hatte viele Kurven und hinter jeder Kurve lauerten neue Überraschungen. Äste und ganze Bäume lagen im Wasser, manchmal quer, so dass wir aussteigen mussten und das Kanu am Seil führen, manchmal gab es Steine oder auch seichte Stellen. Claire war etwas nervös und wollte vor jeder Kurve kurz anlanden und nachschauen.

In Wolf’s Beschreibung stand zwar, dass der grosse Holzhaufen, der die letzten Jahre ein Umtragen nötig gemacht hat, jetzt aufgeschnitten ist und die Portage somit wohl nicht mehr nötig sein wird (wenn man ein geübter Paddler ist!), aber welchen Holzhaufen meint er denn?! Hier lagen tonnenweise Holzhaufen rum.

The Big Log Jam | eine Schlüsselstelle

An einer Stelle hielten wir links an und sahen, dass vor uns ein grosser, durchgeschnittener Holzhaufen lag. Wolf musste diesen meinen. Wenn das so ist, hätten wir besser rechts angehalten, da man die Situation dort besser beurteilen konnte. Jetzt war es schwierig mit dieser Strömung in so kurzer Distanz über den Fluss zu kommen. Es blieb uns aber nichts anderes übrig, als es zu versuchen und so paddelten wir, was das Zeug hält. Nicht lange und wir merkten, dass wir es vor dem Log Jam unmöglich ans rechte Ufer schaffen würden. Die Devise hiess nun in wenigen Sekunden «Augen zu und durch». Also stellten wir das Kanu grade und paddelten wild drauf los.

Das Holz raste an uns vorbei, fast hätten wir es geschafft, aber dann kam ein ins Wasser ragender Baumstamm zu nah und wir konnten eine Kollision nicht mehr verhindern. Der Ruck ging durchs ganze Kanu und ich erwarte, im nächsten Moment gekentert im eiskalten Wasser zu treiben. Doch nichts passierte, wir sind auf einer Wurzel unter Wasser aufgesessen und vorne stoppte uns der Baumstamm. Vorsichtig versuchten wir, etwas zu ruckeln, uns von der Wurzel runterzuschaukeln. Aber keine Chance: Wir kamen nicht weg, auch wenn wir gewollt hätten.

Ratlos schauten wir einander an und brauchten einen neuen Plan (und der sollte wenn möglich nicht schon am ersten Tag der SOS Knopf sein!). So kletterte Claire, näher am Baumstamm, erst mal raus auf das rutschige Holz. Langsam und kontrolliert versuchte sie, den Notfallbag, die Angel und die Paddel an Land zu bringen, um dann mit der einen Leine über den Holzhaufen ein Stück weiter flussabwärts zu kommen. Es war alles so rutschig, aber Oliver versuchte, auch auszusteigen. Nicht ganz einfach, aber dann stand er auch auf dem Baumstamm, der wacklig ins Wasser ragte. Er nahm die vordere Leine und kletterte weiter während Claire die hintere Leine an Ort und Stelle hielt. Meter für Meter kamen wir weiter, ohne, dass unser ganzes Hab und Gut versenkt wurde und ohne uns flussabwärts trieb. Endlich standen wir auf der nächsten Sandbank, ziemlich erleichtert, dass die Situation so glimpflich ausgegangen war. Oliver lachte, sprach Claire Mut zu und sagte, dass es auf dem Fluss immer einfacher werden würde. Ah ja?! Chunnt scho guet…

Der Rest des Tages ist kurz erklärt: weiterpaddeln, bis es fast dunkel war, kochen, essen, schlafen. Endlich.

Um es vorweg zu nehmen: alles in allem wurde der Fluss wirklich einfacher, aber wir lernten auch, das Wasser besser zu lesen und vor allem entwickelten wir „Standard-Manöver“ und eine gemeinsame Sprache. Das vereinfachte viele Situationen und wir meisterten Choppy Water, Eddies und Riffles.

Eine Entscheidung

Die grösste Herausforderung stellte das Wetter dar. War es während der Insel-Zeit mehrheitlich sonnig und warm, zog jetzt eine Front nach der anderen über uns hinweg. Wenigstens hatten wir Glück und konnten das Zelt und die Schlafsäcke jeden Tag vor dem Schlafen trocknen. Dazu machten wir auch mal früher Schluss, wenn die Sonne schien. Aber je länger, je öfter drehten sich die Gespräche darum, die Kanutour nicht bis Dawson City fortzusetzen, sondern bereits in Carmacks auszusteigen. Nach einigen Tagen war es entschieden, dass wir den Yukon River schon in Carmacks verlassen werden und bis dort eher lange Etappen fahren, um schnell anzukommen. Das hat Claire sehr beruhigt, setzten ihr doch das regnerische Wetter und die Kälte (Minusgrade zum Aufstehen) zu. Oliver fand das erst etwas enttäuschend, willigte dann aber ein.

Tagesrhythmus

Die Tage verliefen nach ähnlichen Mustern: aufstehen, Kaffee und Frühstück machen, Camp zusammenpacken (meistens inkl. Zelt innen und aussen trocken reiben), Kanu beladen und alles festzurren, einige Stunden paddeln. Gegen 14 Uhr entweder eine Kaffeepause zur Stärkung oder falls wir noch Ausrüstung trocknen mussten, auch schon mal einen frühen Feierabend. Am neuen Camp hiess es wieder alles auspacken und aufbauen, Feuerholz sammeln und Abendessen kochen. Die Tage waren anstrengend, aber es hat auch sehr viel Spass gemacht, sich in der Natur zu bewegen. Die anfängliche Angst vor nächtlichem Besuch hat sich schnell gelegt, aber wir haben immer darauf geachtet, das Camp aufzuräumen und keine Lebensmittel ausserhalb der Tonne oder gar im Zelt aufzubewahren. So hatten wir keinerlei Probleme.

Unterwegs haben wir immer wieder gefischt und vor allem Einflüsse von kleinen Nebenflüssen haben sich als sehr ergiebig erwiesen. Bereits am zweiten Tag haben wir gelernt, das „Filettier-Gear“ griffbereit im Kanu zu halten…

Am 7. Tag war es soweit: der grosse Yukon River stand auf dem Programm. Die 220 Kilometer auf dem Big Salmon River hatten wir hinter uns und waren gespannt auf die Breite und Strömung vom grossen Fluss. Beim Einbiegen stellten wir schon fest, dass es nun ein anderes Paddeln sein würde. Ohne mitzuhelfen, brachten wir ca. 10 km/h zustande. So ging es flott dahin und die grösste Schwierigkeit war nun das Anlanden. Erstens gab es nicht so viele gute Stellen dafür (und man musste auch noch auf der richtigen Flussseite sein) und zweitens war es nicht so einfach, das Kanu bei dieser Fliessgeschwindigkeit stabil zu drehen und ins Kehrwasser zu fahren. So oder so: es hat immer geklappt.

Unser Ziel waren maximal zwei Nächte am Yukon River. So suchten wir am späten Nachmittag ein Camp, es waren aber schon deutlich mehr Menschen unterwegs und zwei Optionen waren schon besetzt. Also suchten wir weiter und fanden eines schon ziemlich weit in Richtung Carmacks.

Nachdem beim Abendessen und in der Nacht heftige Regenfronten über uns hinweggezogen sind, packten wir am Morgen ein letztes Mal das gesamte Camp zusammen und machten uns auf den Weg nach – Carmacks!

Das Wetter wollte es nochmals wissen, es blies uns ein heftiger Gegenwind ins Gesicht und so gingen die letzten ca. 30 Kilometer ziemlich in die Arme. Claire’s Panik war, dass wir Carmacks verpassen könnten. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man da aussteigt. Gibt es einen Steg oder nur Grasbüschel zum festhalten? Die Angst war unbegründet. Wie die alten Paddel-Profis (die wir mittlerweile ja fast waren), haben wir rechtzeitig das Kanu gedreht und sind butterweich an den Steg gefahren. Wow, da waren wir! Nach drei Wochen Otter Island, sieben Nächten mit dem Zelt und ca. 330 Kilometern im Kanu waren wir heil in Carmacks angekommen.

Carmacks

Bevor noch irgendwas passieren konnte, kletterte Claire aus dem Kanu, machte es fest und hechtete an die Campground Reception, um wegen einem Cabin zu fragen. Eines war noch frei und 100 Dollar waren selten so gerne bezahlt worden. Weitere drei Dollar pro Person kamen noch fürs Duschen dazu, aber auch das war richtig gut investiertes Geld.

Während die Ausrüstung trocknete und die Waschmaschine dringend nötige Arbeit verrichtete, kümmerten wir uns um unser weiteres Programm. Ursprünglich waren Plätze im Husky Bus gute zwei Wochen später von Dawson City nach Whitehorse reserviert. Diese konnten wir kostenlos online auf den nächsten Tag umbuchen. Ausserdem ergab die Suche nach Campern, dass wir in Whitehorse noch drei Nächte überbrücken müssen, bis etwas frei wurde. So buchten wir ein Budget-Mietauto für diese Zeit und den Truck-Camper von Fraserway danach für weitere zehn Tage.

Wir konnten im Cabin mit dem Luxus einer Heizung und Herdplatten so richtig entspannen und unser Gepäck für die nächste Zeit sortieren. Das Kanu und die Ausrüstung dazu durften wir am Campground deponieren. So warteten wir am nächsten Tag gegen 16 Uhr nur noch mit den Taschen und einer blauen Tonne auf den Husky Bus, der uns ins rasantem Tempo (also drei Stunden Fahrt) nach Whitehorse brachte. Wir checkten im Town & Mountain Hotel ein, wo wir die Bagage bis in den zweiten Stock schleppen mussten. Die Dame an der Reception hatte so viel Mitleid mit uns, dass sie uns kostenlos das Staff-Wlan-Passwort anvertraute.

Mit Regenwetter ging es am nächsten Morgen weiter, weshalb wir nach dem Auto abholen entschieden, noch eine Nacht im Hotel zu verbringen und am Nachmittag einen Ausflug zur Fischtreppe in Whitehorse und zum Yukon Wildlife Preserve zu machen, um etwas zu spazieren zu gehen und Tiere zu sehen. Diese Ausflüge haben sich gelohnt, nicht nur den Luchsbabies und süssen Polarfüchsen wegen.

Ausflug nach Skagway

Mit dem Mietauto ging es dann doch noch los, ein Ausflug nach Skagway, Alaska, stand auf dem Programm. Die Strasse führte auf dem Alaska Highway nach Süden, über Carcross und dem Lake Bennet (bekannt aus Goldgräberzeiten) bis ans Meer. Riesige Kreuzfahrtschiffe der Inside Passage dominieren das Ortsbild und Tausende von Passagieren fluten jeden Tag die Stadt. So waren wir froh, Skagway auch noch nach Abfahrt der Kolosse zu sehen – was für ein Unterschied. Claire freute sich natürlich über die vielen Lokomotiven und Eisenbahnen der White Pass Line – und musste wirklich überall ein Foto machen 🙂

Übernachtet haben wir im Zelt auf dem Campingplatz am Hafen, was wir infolge Lärm und Preis wohl kein zweites Mal so machen würden. Früh am nächsten Morgen versuchten wir vergeblich das Zelt zu trocken und packten kurzerhand alles ein, um wieder Richtung Whitehorse zu fahren. Wir wollten einigermassen nahe an Whitehorse übernachten, um am nächsten Morgen den Camper rechtzeitig abzuholen. Also entscheiden wir uns für einen Campground am Alaska Highway, der von einem Schweizer geführt wird, kauften etwas (völlig überteuertes) Feuerholz und nutzen die Waschmaschine und die Duschen, damit wir morgen früh nicht aussehen wie aus der Wildnis.

Camper-Life

Voller Vorfreude fuhren wir nach Whitehorse, gaben das Auto zurück und liessen uns von Fraserway abholen. Unser Truck-Camper wartete schon auf uns. Ein richtig tolles, riesiges Fahrzeug mit Slide-out Dinette, das nun unser Zuhause auf Zeit sein würde. Einige Vertragsunterschriften und Erklärungen später sassen wir im Pick-up und lenkten den Camper zum Superstore, um uns für die nächsten Tage auszurüsten. Unser Etappenziel war die South Canol Road und unterwegs mussten wir noch kurz bei Wolf am Marsh Lake vorbei, wir hatten immer noch eine Lebensmitteltonne von ihm dabei.

Wieder am Steuer ging es via Johnson’s Crossing mit Tankstopp fürs Auto und uns weiter auf die Holperpiste. Die gut 100 Kilometer bis zum Campground gingen schnell vorbei, wir freuten uns riesig auf die unverhoffte Zeit im komfortablen Camper.

Am Quiet Lake Government Campground gab es Fleisch vom Grill, Rotwein und danach sogar eine heisse Dusche! So schläft es sich doppelt gut im grossen, bequemen Bett.

Den nächsten Tag verbrachten wir mit fahren, fischen und spazieren. Regen wechselt sich mit Sonne ab und wir waren froh, wenn nötig immer ins warme, trockene Fahrzeug flüchten zu können. Nach einer zweiten, ziemlich kalten Nacht (ca. minus 5 Grad) an der South Canol Road und wunderschönen Landschaften entlang der Strasse erreichten wir Ross River. Dieses Dorf ist nicht viel mehr als eine heruntergekommene Häusersiedlung, hat aber eine Tankstelle und einen kleinen Laden. Hier würde die Strasse nach der kurzen Fährüberfahrt über den Ross River (wie originell…) weiter nach Norden (North Canol Road) führen. Die Strasse ist jedoch nicht gut in Schuss und für unseren Miet-Camper nicht erlaubt.

So ging es weiter via Lapie Canyon (übernachten auf dem Government Campground) den langen Weg von ca. 700 Kilometern nach Dawson City, der Metropole zu Goldgräberzeiten. Unterwegs machten wir kurz Halt beim Zugang zu den Five-Finger-Rapids, einer Schlüsselstelle auf dem Yukon River, an dem um 1900 einige Raddampfer ihr frühes Ende fanden. Wir hätten die Stelle ebenfalls passieren müssen, wenn wir bis nach Dawson gepaddelt wären. Dieses „Highlight“ blieb uns aber erspart… 🙂

In Dawson City bleiben wir auf dem offiziellen Campingplatz und fragten nach einem authentischen Ort für ein Bier zu Ehren von Olivers Geburtstag. Die Dame im Visitor Center empfahl „The Pit“. Tja, was sollen wir sagen? Herrlich authentisch, etwas runtergekommen, urchiges Publikum und ja, wir haben auf Oliver angestossen 🙂

Leider reichte die Zeit nicht, um in diesen Ferien den ganzen Dempster Highway nach Tuktoyaktuk zu fahren. Deshalb sind wir nur bis zum Tombstone Nationalpark gefahren, um eine kleine Wanderung Richtung Grizzly Lake zu machen und haben im Government Camprground übernachtet. Der komplette Dempster Highway steht nun auf unserer „Bucket List“!

Am nächsten Tag stand der „Top Of The World Highway“ von Dawson nach Alaska auf dem Programm. Unterwegs haben wir den obligatorischen Stopp am Sternwheel Graveyard gemacht und uns bei strahlendem Wetter die Überreste der Goldgräberzeit angeschaut. Das Farbspiel der Natur war grandios, Indian Summer in rot, gelb, orange.

Spontan haben wir noch einen Abstecher nach Eagle gemacht, der sich wirklich gelohnt hat (Protipp: Eagle ist eine „Dry-Town“, es wird kein Alkohol verkauft. Wer welchen trinken will, muss ihn selber mitbringen).

Das Fort Egbert, die kleine Gras-Landebahn und der massive Yukon River haben wir zu Fuss erkundet. Auch das Telefon, bei welchem man sich in Amerika anmelden muss, wenn man auf dem Fluss oder per Kleinflugzeug einreist, haben wir gefunden.

Nach den 105 unbefestigten Kilometern zurück an die Hauptstasse bogen wir nach Tok ab, um unseren Tank zu füllen sowie Wäsche zu waschen. Ansonsten lohnt sich diese Ortschaft nicht. Also ging es nach einer Nacht weiter zurück nach Kanada via Beaver Creek und dem Government Campground am Creek Lake, während es 24 Stunden wie aus Kübeln goss.

Der Alaska Highway führte uns weiter nach Süden entlang dem Kluane Lake ins Gebiet des Kluane Nationalpark mit seiner herrlichen Bergkulisse. Die Übernachtung am Kluane Lake war windig und allenfalls in Gesellschaft von Bären – gehört oder gesehen haben wir aber keine…

Weiter ging die Reise über Haines Junction zum Kathleen Lake, einem idyllisch gelegenen See inmitten der Berge. Wir gingen spazieren, genossen den Herbst mit seinem Farbspiel und überlegten, wo wir die nächste und zugleich letzte Nacht unserer Ferien verbringen sollten. Die Wahl fiel auf den Kusawa Lake. Der See ist erreichbar über eine Stichstrasse abzweigend vom Alaska Highway, versprach, ruhig gelegen zu sein und es war am nächsten Morgen machbar, um 10 Uhr den Camper geputzt bei Fraserway abzugeben.

Auf diesem Weg entdeckten wir eine neue kleine Perle im Yukon. Der See lag glitzernd vor uns und wir genossen den letzten Abend so lange wie möglich am Lagerfeuer, bevor wir drinnen die Heizung und den Warmwasserboiler in Betrieb nahmen und uns nach einer kurzen Dusche schlafen legten.

Nun war der letzte Morgen angebrochen und wir packten bei frischen minus vier Grad unsere Sachen zusammen. Grob gepackt hatten wir schon am Vortag, nun brauchte es nicht mehr viel Aufwand, bevor wir entlang des Takhini Rivers zum Alaska Highway und zur Waschanlage in Whitehorse fuhren. Der Camper hatte die Behandlung bitter nötig.

Pünktlich um 10 Uhr fuhren wir bei Fraserway vor und obwohl sehr viel los war (letzter Condor-Flug der Saison nach Frankfurt), verlief die Abgabe zügig und professionell. Das Gepäck hatten wir vorgängig ins Town & Mountain gebracht und erfüllten nun noch den Wunsch von Claire: einen Besuch im Transportation Museum. Es gab nämlich tatsächlich noch Eisenbahnen, mit denen sie noch kein Foto gemacht hatte 🙂 Voilà!

Am Abend haben wir uns noch mit Tom getroffen, um die Schlüssel von Otter Island zurück zu geben und einen Burger zu essen. Der Flieger ging am nächsten Morgen schon um 6 Uhr weshalb wir nicht allzu spät ins Bett wollten.

Der Heimweg führte uns wieder über Vancouver und Toronto (Signature Lounge – beste Business-Lounge ever!) nach Mailand. Dort mussten wir uns noch etwas für die Tickets nach Zürich plagen, dann sassen wir aber doch im nächsten Zug in die Heimat und schwelgten schon jetzt in Erinnerung an die Ferien – und Vorfreude aufs nächste Mal Kanada-Ferien!

Übersichtskarte

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